Mittwoch, 10. Februar 2016

Rezension: "Die Reisen der jungen Magici" von Christoph Stark

Christoph Stark liebt Fantasy - so sehr, dass er selbst begann, zu schreiben. "Die Reisen der jungen Magici - Die schwarze Hand" ist sein erstes Werk, dem noch in diesem Jahr eine Fortsetzung folgen soll.

Im Mittelpunkt steht der sechzehnjährige Edmond "Eddie" Smith, der in einem idyllischen englischen Dorf aufwuchs, bis der Dorf-Magiker in ihm seinen Nachfolger erkannte und ihn ausbildete. Sonst wäre Edmond, der Nachname legt es nahe, Schmied geworden.

"Die Reisen der jungen Magici" spielt in einer fernen Zukunft, in der die Erde durch einen Krieg oder eine Naturkatastrophe (das wird nicht so genau deutlich) zerstört ist. Die Technologie aus der Zeit vor der Zerstörung ist vergessen, die Menschen leben ohne Elektrizität, fließend Wasser oder anderen vermeintlichen Segnungen der Moderne, vertrauen auf ihre Magiker, die gleichzeitig auch die Dorfältesten sind.

Aber rund um ein dunkles Schloss im Süden Englands zieht Unheil auf, macht Feldmarschall Lucem mobil, will das Land unter seine Herrschaft bringen, will vor allem aber Eddie haben, vermutlich, weil er verspricht, ein großer Magiker zu werden.  Eddie wird auf eine Reise in die sagenumwobene Stadt Sapientia in Frankreich geschickt.

Dafür muss er erst England durchqueren und zu einer Brücke über den Ärmelkanal gelangen, die praktischerweise die Weltenzerstörung überstand - das ist eine beachtliche Leistung für eine Brücke aus Beton und Stahl, die bummelig 35 km lang sein müsste, so sie denn jemals gebaut würde. Unterwegs begegnet Eddie der jungen Lynn, eine Magikerin in Ausbildung und ebenso wie er bedroht durch Lucem. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort und trotzen alle Gefahren, die von Lebenden, Toten und Untoten ausgehen.

Ich tat mich mit "Die Reisen der jungen Magici" sehr, sehr schwer. Ich bin Fantasy nicht abgeneigt, im Gegenteil, aber durch dieses Buch quälte ich mich regelrecht, so sehr, dass ich vor dem Schluss, nach 278 von 302 Seiten (eBook), aufgab. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich schon früher aufgehört zu lesen.

Stark beginnt mit einem Prolog: Der Erzähler fliegt mit dem Leser aus dem All durch einen Trümmerring gen Erde, zuerst nach London, dann weiter gen Birmingham. Südlich davon steht das Schloss von Lucem und noch weiter südlich begegnet der Leser zum ersten Mal Eddie, der anscheinend schon auf seiner Wanderung gen Ärmelkanal ist.

Schon der Prolog beginnt zwar sehr detailreich, gleichzeitig aber sehr farblos. Würde nicht erwähnt werden, dass der Leser gerade sich gerade der "alte[n], früher ach so stolze[n] Hauptstadt Englands" nähert, sie wäre nicht zu erkennen, ebenso wenig wie Birmingham. Warum wird diese Stadt überhaupt angesteuert, wenn der Leser doch in den Süden Englands, dahin, wo die Artus-Sage spielt, die Orte voller Magie und Mystik sind, soll? Der spätere Weg der beiden Helden ist für mich genauso wenig nachvollziehbar.

Der Prolog offenbart schon die Schwäche des Buches: Stark schreibt zum Einen sehr detailgetreu, so sehr, dass die Schilderungen schon langatmig sind. Zum Anderen scheint das Handlungsgerüst nur wenig durchdacht. Es bleibt beispielsweise unklar, was England, was die Welt zerstörte. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, es war ein Krieg (es gibt Szenen, in denen Eddie und Lynn auf tote Soldaten stoßen, zerstörte Waffen und Panzer finden), aber wer gegen wen und warum bleibt unklar.

Auch später, wenn Eddie und Lynn London durchqueren, bleibt die Stadt blass. Kein markantes Gebäude aus der Zeit vor der Katastrophe scheint noch zu existieren, weder Tower samt Tower Bridge noch der Buckingham Palace, Westminster Abbey, Houses of Parliament, The Shard oder was auch immer. Einzig die Tunnel der Tube existieren noch und sind begehbar, was sehr praktisch ist, dienen sie doch Eddie und Lynn als Fluchtweg an die Küste.

Ebenso unklar ist, in welcher Zeit "Die Reisen der jungen Magici" spielt. Okay, Zukunft, klar, aber welche? Einmal heißt es, Eddie sei im Jahr 154 geboren, dann wiederum legt der Prolog nahe, die Erde wurde schon vor Jahrhunderten zerstört, fanden sich vor Jahrhunderten die zwölf besten Magiker zusammen, um in Frankreich die Stadt Sapientia zu gründen. Beginnt Starks Zeitrechnung mit dem Jahr Null als dem Jahr der Zerstörung oder wie kommt er auf das Jahr 154 für ein zukünftiges Zeitalter?

Und wenn die Zerstörung der Erde schon Jahrhunderte her ist, wieso finden sich dann noch Reste von Panzern in den Straßen Londons, sind in den zerstörten Wohnungen, in denen Eddie und Lynn Schutz suchen, noch die Überreste von Fernsehern, Computern, Kleidung, Teddybären, Bücherschränken samt Büchern erhalten? Diese Dinge überdauern doch keine Jahrhunderte. Überhaupt: Warum wurden die Ruinen nicht von den Überlebenden der Katastrophe geplündert? Irgendwie rebelliert meine Logik bei diesem Szenario - und nicht nur bei diesem.

Fazit: Wer sich an einer Handlung jenseits der Logik nicht stört, Detailgetreue und Langatmigkeit gleichzeitig mag, wird "Die Reisen der jungen Magici" gerne lesen. Ich tat es nicht.

Verlagsangaben zum Buch: Christoph Stark / "Die Reisen der jungen Magici" / Taschenbuch und eBook / 380 Seiten / 13,90 € (TB) bzw. 3,49 € (eBook) / ISBN: 9783737552448 / erschienen bei epubli

Leseprobe bei Google Books.

Vielen Dank an den Verlag und an Blogg Dein Buch für das Rezensionsexemplar.

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