Diese Woche war die erste in meinem neuen Büro. Der Umzug war zwar schon vor zwei Wochen, aber ich hatte Vertretungsdienst und war nur kurz in meinem Büro, um auszupacken und zu gucken, ob PC und Telefon funktionieren.
Der Umzug verlief reibungslos. Binnen einer Stunde waren wir alle wieder arbeitsfähig - kein Vergleich zu früheren Umzügen, bei denen tagelang nichts ging. Einzig mein Rollcontainer büßte eine Rolle ein und steht jetzt auf bunten Pappen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wir haben uns alle kräftig beim Umzugsteam bedankt.
Mein Büro ist fein, groß und hell. Ich bin froh, dass ich vor dem Umzug zufällig den Grundriss zu sehen bekam und tauschen konnte, denn eigentlich sollte ich zum Innenhof sitzen. Die Fensterbank ist so tief, dass ich mir zwei Kissen mitnahm, um dort einen kuscheligen Mittagspausenplatz zu haben. Ich strecke dann die Beine aus und gucke auf Gründerzeitfassaden, einen langsam grün werdenden Baum samt darin wohnenden Spatzen, Himmel und eine Wand mit Urlaubsfotos.
Um das Gebäude herum gibt es wenig grüne Oasen, und wenn, dann sind sie laut durch den ständig brausenden Verkehr. Laut sind auch die Büros. Es fehlt Teppichboden, es ist hellhörig, es hallt ... Gott sei Dank habe ich ein Büro für mich alleine und kann die Tür zu machen, denn meins ist auch noch direkt gegenüber Eingang und Toiletten.
In den nächsten Wochen werde ich mir die Gegend peu à peu erobern, wenn ich denn dazu komme, Mittagspause zu machen. Bislang klappte das erst einmal. Aber meine Mittagspausenversorgung klappte gut: Ich hatte jeden Tag was zu essen mit.
Seit Montag hat auch unsere Kantine wieder geöffnet, wo es morgens Brötchen und mittags ein Salatbüfett gibt. Zuerst hieß es, es würden dort nur zwei warme Mittagessen ausgegeben werden, und da ich mittags nicht warm esse, war das uninteressant für mich.
Das Gebäude, in dem wir untergebracht sind, ist ziemlich heruntergekommen. Nach unserem Auszug im September wird es innen komplett saniert, und das ist auch mehr als notwendig. Ich fand die Vorhänge, die in allen Büros hängen, so ekelig, dass ich sie in meinem abnahm. Danach waren meine Hände grau vor Staub. Ich glaube, die hingen da seit 30 Jahren, denn so alt ist das Gebäude.
Die Wände sind ebenfalls total dreckig, teilweise löcherig, haben aber einen Vorteil: Da eh alles saniert wird, dürfen wir gestalten, wie wir wollen. Das ist normalerweise nicht gestattet.
Die Parkpaletten sind so rostig, dass ich jeden Tag befürchte, samt meines Autos einzubrechen. Sicherheitshalber habe ich mal geguckt, was mein Auto wiegt, nicht, dass wir das zulässige Höchstgewicht von 2.000 kg sprengen. Nein, ich muss mich nicht auf Diät setzen.
Die Dienstwagen dürfen nur ohne Chefs und nicht vollgetankt auf die Palette, da sie sonst zu schwer sind. Und eigentlich dürfen die Paletten generell auch nicht betreten werden, so dass unsere Fahrer schon überlegten, ob die die Wagen rein schieben und raus ziehen sollen.
Roter Tupfer im grauen Büro: Von einem Chef gab's Blümchen. |
Manche Türen lassen sich nur von innen öffnen, andere wiederum nur von außen. Viele Türen haben interessante Gucklöcher und Klappen. Die Türen zwischen den Büros sind ohne Schließzylinder, so dass man im Notfall jederzeit Zutritt ins Nachbarbüro hat.
Insgesamt erinnert mich das sehr an Schutzmaßnahmen aus einem anderen Job, und mir fiel sofort wieder das Codewort ein, das wir damals für den Fall eines Überfalls nutzten. Sollte also irgendjemand von mir ein Diktat verlangen, wähle ich vermutlich reflexartig 110.
Innerlich bin ich noch nicht richtig angekommen im neuen Büro, und es ist fraglich, ob das überhaupt geschieht. Nachdem Kollegin II aus dem Urlaub zurückkam und wieder unzufrieden mit der Vertretung durch mich war, benahm sie sich ähnlich wie Anfang des Jahres.
Ein Gespräch mit der Chefin, das Kollegin II einforderte, eskalierte so sehr, dass ich zwei Tage nur noch heulte, weil eine Stunde lang nur auf mich verbal eingedroschen wurde, ohne dass ich auch nur eine Chance hatte, etwas dazu zu sagen. Ja, die Chefin hätte eingreifen müssen. Nein, sie tat es nicht.
Ich habe meine Versetzung beantragt, denn die Vertretung im Bereich von Kollegin II ist fester Bestandteil meines Arbeitsplatzes, und anscheinend bin ich nicht in der Lage, diesen Teil zu erfüllen. Da ist es dann auch unerheblich, dass die Chefs vorgeblich mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind - der Stellenzuschnitt ist so, wie er ist.
Normalerweise dauert es vom Antrag auf Versetzung bis zur tatsächlichen Versetzung zwischen drei und neun Monaten. Dadurch ist zwar meine geplante Andalusienreise und unsere Urlaubsplanung insgesamt in Gefahr, aber wenn dann mein Seelenfrieden wieder hergestellt ist, warte ich gerne noch etwas auf Andalusien.
Seit der Entscheidung, die Versetzung zu beantragen, bin ich sehr erleichtert und schlafe wieder gut.
Ich hoffe, Du hattest eine gute Woche und wünsche Dir ein schönes Wochenende. Dieser Betrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea.