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Sonntag, 17. April 2016

Ausgelesen: Bücher im Januar / Februar / März 2016

Durch das viele Stricken lese ich momentan recht wenig. Ich habe zwar das eine oder andere Hörbuch hier liegen, aber bislang fand ich meistens was im Fernsehen, im Radio oder bei den DVDs als Strickbegleitung.

Das mit dem wenigen Lesen wird sich in den nächsten Tagen ändern, denn das kleine schwarze Auto ist malad und ich muss mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren. Da bin ich jeden Tag statt 90 Minuten bummelig vier Stunden unterwegs - wenn ich Glück habe. Ich habe auch schon mal sechs Stunden gebraucht - für eine Strecke. Apropos Strecke: Mein täglicher Arbeitsweg beträgt zwei Mal 15 km innerhalb Hamburgs.

In der November-Dezember-Ausgabe von "Ausgelesen" verschwieg ich die Bücher, die mit in den Dänemark-Urlaub gingen: Drei Jütland-Krimis von Kirsten Holst. Sie spielen zwar in Lemvig, also nördlicher als wir gerne urlauben, aber die Auswahl an Jütland-Krimis ist eher mau. Oder habe ich nicht richtig geguckt?

Holsts Krimis machten auf mich den Eindruck, ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein. Sie wirkten recht altbacken und behäbig. Andererseits passt das aber auch zu einem Urlaub. Die Autorin veröffentlichte zwei Krimi-Reihen: Eine mit Fällen um die Kommissare Høyer und Therkelsen (wobei Høyer schon pensioniert ist), und eine um die Bea, eine junge Frau, die nach langer Zeit in den USA wieder zurück nach Dänemark zieht und eher zufällig Detektivin wird.

Nur wenige Holst-Krimis sind bislang ins Deutsche übersetzt, dementsprechend nahm ich, was ich in der Onleihe bekam. Ich begann mit "Der Prinz ist tot"*, dem neunten Fall für Høyer und Therkelsen.

Worum geht's? Der Chef der Rockerbande Blue Devils liegt nach einem Unfall im Koma. Kurz darauf wird sein Nachfolger ermordet aufgefunden, qualvoll verblutet nach einem Schuss in den Unterleib. Kommissar Therkelsen und seine Leute vermuten den Töter zunächst in den Reihen der Rocker. Denn mindestens zwei weitere Anhänger der Gang wollten Nachfolger des "Königs" werden. Doch ein weiterer Mord an einem Anhänger der Blue Devils lässt die Vorfälle in einem neuem Licht erscheinen: Wirft ein Jahre zurückliegendes Verbrechen seine Schatten bis in die Gegenwart?

Was mich irritierte: Høyer wird von Therkelsen gebeten, die Augen offen zu halten, ob er Hinweise findet, die bei den aktuellen Ermittlungen helfen können, aber er reagiert nicht, als er einen konkreten Hinweis bekommt. So kann man die Ermittlungen natürlich auch in die Länge ziehen. Schade fand ich, dass nicht klar wird, wo genau "Der Prinz ist tot" eigentlich spielt - ich hätte gerne einen Ortsnamen gehabt

Als nächstes las ich "Zu lebendig zum Sterben"*, der ersten Band aus der Reihe um Bea, die mehr oder weniger zufällig zum Beruf der Privatdetektivin ergreift. Zuerst ist der Job so langweilig, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, bis sie sich mit Marion anfreundet, deren Art sie fasziniert. Wenig später wird Marion tot in ihrer Garage gefunden, der Motor ihres Wagens läuft noch. Die Polizei und ihr wohlhabender, älterer Ehemann geht von Selbstmord aus, doch Bea hat eine andere Theorie. Dann sterben zwei weitere Personen aus Marions Umkreis unter mysteriösen Umständen und auf Bea wird ein Anschlag verübt.

Das Buch gefiel mir gut, einzig, dass - Achtung, Spoiler - ein Ehemann bei einer Identifizierung nicht erkennt, dass es sich bei der Toten um eine Doppelgängerin seiner Frau handelt, ist mir unverständlich. Ich hoffe doch sehr, der Gatte kennt mich besser.

Ich kehrte mit "Wege des Todes"* wieder zurück zum Duo Høyer - Therkelsen. Høyer ist noch nicht verrentet und ermittelt im Falle des Millionärs Carl Frederik Bruun. Der eröffnet auf dem Sterbebett, dass sein Sohn sich das 12-Millionen-Erbe und ein Sommerhaus in Jütland mit einer ihm bislang unbekannten Halbschwester teilen muss. Der Sohn ist nicht gewillt, sich sein Erbe von einer illegitimen Schwester streitig machen zu lassen, und heuert einen Privatdetektiv an, um die unerwünschte Miterbin aufzuspuren und auszuforschen. Im Sommerhaus der Brunns auf Jütland nimmt ein blutiges Drama seinen Lauf, das auch Kommissar Høyer nicht verhindern kann.

Gleichzeitig taucht Høyer in seine eigene Familiengeschichte ein, was sehr spannend zu lesen war. "Wege des Todes" gefiel mir richtig gut. Mal schauen, ob ich in der Onleihe noch das eine oder andere Holst-Buch bekomme. Vielleicht kaufe ich sie auch antiquarisch, so als Urlaubserinnerung im Bücherregal.

In den Januar ging ich mit "Tod nach Schulschluss"* von Christine Drews. Ihr Buch "Phönixkinder" hatte mir sehr gut gefallen, so dass klar war, ich wurde die anderen Krimis von ihr auch lesen. "Tod nach Schulschluss" ist der anschließende dritte Band der Reihe mit den Kommissaren Schneidemann und Käfer. Ihre berufliche Partnerschaft ist inzwischen eingespielter, und auch privat ist alles in ruhigem Fahrwasser: Beide sind glücklich mit ihren Partnern.

So können sie sich ganz auf ihren neuen Fall konzentrieren: Eine Leiche in einem mittelalterlichen Folterinstrument! Das Opfer ist Max Wenke, Musterschüler auf dem Elite-Internat Schloss Lemburg. Handelt es sich um einen besonders bizarren Selbstmord? Oder wurde der blendend aussehende und hochbegabte Max ermordet? Lehrer und Schüler erscheinen seltsam gleichgültig. Erst ein schockierendes Detail sprengt die Mauern des Schweigens - mit alptraumhaften Konsequenzen für Charlotte.

"Tod nach Schulschluss" war spannend, mit gelegentlich komischen Passagen. Ich freue mich auf den vierten Band der Reihe, "Denn mir entkommst du nicht*", der Mitte Mai erscheint.

Zum Rezensieren erhielt ich "Die Reisen der jungen Magici" von Christoph Stark. Die Geschichte war leider gar nicht mein Fall. Nach der Enttäuschung brauchte ich etwas, von dem ich ziemlich sicher sein konnte, das es mir gefällt: "Elchscheiße"* und "Kaimankacke" von Lars Simon. Der dritte und letzte Band der Trilogie, "Rentierköttel", gefiel mir ja schon ausnehmend gut.

Im ersten Band schmeißt Torsten Brettschneider seinen Job hin, kauft "Lasse", einen alten VW-Bus und macht sich auf ins schwedische Gödesltorp, wo er einen alten Bauernhof erbte, der von Bjørn, einem ehemaligen norwegischen Widerstandskämpfer, bewohnt ist. Bis Torsten sein Erbe in Besitz nehmen kann, muss er erst Bjørn von sich überzeugen, in seine Familiengeschichte eintauchen und dann so ziemlich die gesamten Dorfbewohner bezwingen.

Die Geschichte ist einfach herrlich abstrus, was ich sehr mag. Was ich über "Rentierköttel" schrieb, gilt auch hier: Torsten kann gar nicht anders, als so zu handeln, wie er handelt. Er ist quasi unschuldiges Opfer sich unglücklich verkettender Umstände. Und die Auflösung der Geschichte ist letztlich die einzig logische Möglichkeit. Gleiches gilt für "Kaimankacke", das in Costa Rica spielt. Leseempfehlung! Ich werde mir zudem die beiden Hörbücher kaufen, denn vorgelesen gefallen mir die Bücher noch besser (und dass ich Hörbüchern den Vorzug gebe, ist selten bei mir).

Zwischendrin las ich immer mal wieder in "Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich*" von Tommy Jaud. Diese Persiflage auf Selbsthilfebücher ist gut gelungen und macht Spaß.

Mein Rezensionsstapel sollte ein wenig kleiner werden, und so griff ich als nächstes zu "Reinkarnation ist nichts für Feiglinge*" von Fredrik Brounéus. Die Geschichte spielt an der neuseeländischen Südküste: George Larson, in erster Linie mit seiner Freundin Kaisa und der Kunst einen guten Song zu schreiben beschäftigt, erhält unerwarteten Besuch. Sein Großvater, der eigentlich schon lange das Zeitliche gesegnet hat, steht vor der Tür. Seit der alte Herr tot ist, scheint er sichtlich aufgeblüht: Er raucht Kette und trinkt mehr Kaffee, als gesund sein kann. Und er hat eine Botschaft für George: Die Menschheit ist in großer Gefahr und George der Einzige, der dagegen etwas tun kann.

Zunächst zögerlich, doch mit wachsendem Ehrgeiz stellt sich George seiner neuen Aufgabe und kratzt dabei an den großen Fragen der Menschheit – Was passiert wirklich, wenn wir tot sind? Was sind unsere wahren Ziele und wo geht die Reise hin? – und erhält durchaus erhellende Antworten: Auch Reinkarnation will geübt sein. Tibetische Mönche sind gar nicht so friedfertig, wie man erwarten würde. Und wer hätte es geglaubt: »Just do it«, inzwischen zur inhaltsleeren Werbephrase verkommen, ist in Wirklichkeit eine jahrtausendealte Weisheit …

Angeblich soll der Roman in der Tradition von Douglas Adams und Terry Pratchett stehen. Ähm ... nö. Die Geschichte ist voller abstruser, paradoxer Wendungen und hat trotz gelegentlicher Langatmigkeit ihren Reiz, aber Adams ist für mich um Klassen besser (zum Vergleich mit Pratchett kann ich nichts sagen. Zwar stehen seine gesammelten Werke hier im Regal, dem Gatten sei Dank, aber bei mir sprang der Funke noch nicht über). Eine ausführliche Rezension folgt demnächst.

Auf Reisen, aber auf realen, nicht fiktiven, ist Dan Kieran im Buch "Slow Travel*". Seine Philosophie des entschleunigten Reisens trifft bei mir voll ins Schwarze, dementsprechend gefällt mir das Buch gut. Eine ausführliche Rezension folgt auch hier demnächst.

Zu Weihnachten schenkte mir der Gatte "Mach mir den Garten, Liebling!*" von Ellen Berg, weil er fand, der Klappentext lese sich so lustig, das könne mir gefallen. Joa, die Geschichte um Luisa, die statt der zugesagten Beförderung einen neuen fiesen Chef bekommt, aber Entspannung und Liebe im erst ungeliebten Garten ihrer Tante findet, ist für Zwischendurch ganz nett. Kaugummi für's Hirn, sozusagen.

Im Februar-Urlaub stromerte ich mit dem Gatten durch Ottensen und kaufte einige Hörbucher, darunter "Ich bin hier bloß der Hamster*" von Friedbert Stohner. Die Geschichte um Hamster Oleg, der ganz nahe dran ist am Alltag einer ganz normalen Menschenfamilie und über hervorragende Menschenkenntnis verfügt, ist lustig zu hören. Aber auch wenn Stohner ein wunderbarer Beobachter ist, ist die Geschichte doch recht flach - es hätte mehr herausgeholt werden können. Das Hörbuch wandert auf den Tauschtisch in Mudderns Sportverein. 

Wenn Du magst, erzähl mir doch im Kommentar, was Du gerade liest oder welches Buch Dich in den letzten drei Monaten beeindruckte.

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