In diesem Monat hätte ich mich am Liebsten nur auf's Sofa oder ins Bett gekuschelt, um in Ruhe lesen zu können, denn ich hatte endlich alle Aurora-Teagarden-Bände auf dem eBook-Reader. Dass ich eine Serie mal chronologisch lese, kommt selten vor.
In den Lesemonat startete ich aber mit einer Neuerscheinung: "Mord in Schönbrunn*" von Beate Maxian*, dem sechsten Band der Sarah-Pauli-Reihe. Ich habe ihm schon entgegengefiebert. Eine ausführliche Rezension folgt demnächst.
Dann begann ich mit dem zweiten Band der achtteiligen Aurora-Teagarden-Serie von Charlaine Harris, "Knochenerbe*". Die Serie entstand in den 1990er Jahren, was man ihr gelegentlich
anmerkt. Phasenweise dachte ich, sie könne auch in den 1950ern spielen.
Dass ich eine Krimiserie tatsächlich mal chronologisch lese, ist selten, denn dadurch, dass ich viel über die Onleihe lese, lese ich wahllos die Bücher, die gerade verfügbar sind und vielversprechend scheinen. Falls Du erst noch vorhast, die Serie zu lesen, sei gewarnt: Ich spoilere hier fleißig!
Teagarden ist eine Bibliothekarin, die gerne Krimis liest und schon mal über echte Kriminalfälle stolpert. Sie wohnt in einer Kleinstadt in den amerikanischen Südstaaten, unweit Atlantas. Ihre Mutter ist eine Südstaatenschönheit, die aussieht wie Lauren Bacall und eine erfolgreiche Maklerin ist. Die Tochter fühlt sich immer ein wenig in ihrem Schatten stehend. Die Teagarden-Reihe soll auch eine Südstaaten-Gesellschaftssatire sein, aber das ging mir ab, sicher, weil mir der Einblick in die Südstaaten fehlt.
"Knochenerbe" schließt an "Echte Morde*", das ich im August las, an. Teagardens alleinstehende ältere Freundin Jane Engle stirbt und hinterlässt ihr ihr gesamtes Vermögen inklusive eines Hauses und einer Katze. Die detektivisch begabte Bibliothekarin stellt fest, dass sie plötzlich sehr reich ist, ein Gedanke, an den sie sich nur schwer gewöhnt.
Doch bei ihrem ersten Besuch im Haus der Verstorbenen, findet sie es durchwühlt vor. Kurz darauf entdeckt sie etwas Unheimliches, das der Einbrecher übersehen hat: einen eingeschlagenen Menschenschädel, der geschickt in einer Fensterbank verborgen war. Teagarden hat zunächst Angst, ihre Wohltäterin könne in Wirklichkeit eine brutale Mörderin gewesen sein, findet aber zu ihrer Beruhigung einen Brief der Verstorbenen, der ihren Verdacht in eine ganz andere Richtung lenkt.
Daraufhin befasst sie sich mit dem Leben ihrer neuen Nachbarn, tarnt ihre Schnüffelei aber wie gewohnt mit ihrem Charme und entdeckt, dass in den letzten Jahren bereits zwei Männer aus der Gegend verschwunden sind.
Nachdem Teagarden sich an den Gedanken gewöhnte, reich zu sein und nicht arbeiten zu müssen, gab sie ihren Job als Bibliothekarin auf. Das Nichtstun ist auf Dauer aber ein wenig langweilig, deswegen macht sie bei ihrer Mutter eine Ausbildung zur Maklerin. Hier setzt "Drei Zimmer, Leiche, Bad*" ein.
Doch bei ihrer ersten Hausbesichtigung findet sie im Schlafzimmer die Leiche einer konkurrierenden Maklerin. Dass bald darauf jemand aus der Agentur ihrer Mutter unter Tatverdacht gerät, macht die Sache auch nicht leichter. Teagarden ist entschlossen, den wahren Täter zu finden. Als jedoch in einem weiteren Haus eine zweite Leiche auftaucht, wird klar, dass in Lawrenceton ein kaltblütiger Mörder umgeht, der es scheinbar auf Teagarden abgesehen hat.
Nebenbei gerät Teagardens Gefühlswelt heftig ins Schleudern: Geht sie im ersten Band mit einem Schriftsteller und einem Polizisten aus, ist sie im zweiten Band mit einem Pfarrer liiert. Doch jetzt lernt sie den ebenso reichen wie geheimnisvollen und charismatischen Geschäftsmann Martin Bartell kennen. Beide trifft die Liebe wie ein Blitz, und obwohl Bartell sehr viel älter ist, heiraten sie.
Folgerichtig sucht das Paar im vierten Band, "Das Julius-Haus*", nach einer gemeinsame Bleibe. Dazu soll eben dieses Julius-Haus werden, das eine nebulöse Vergangenheit hat: Die Vorbesitzer, T. C. Julius, seine todkranke Frau Hope und ihre pubertierende Tochter verschwanden sechs Jahre zuvor spurlos, und zurück blieb nur Hopes Mutter in der Einliegerwohnung.
Natürlich lassen die verschwundenen Leichen Teagarden genau so wenig Ruhe wie die mysteriöse Vergangenheit ihres Mannes, die ihr zwei Leibwächter beschert. Teagarden macht sich auf die Suche nach den Leichen und findet sie natürlich.
Dass sie nicht früher gefunden wurden, lag daran, dass kein Verwesungsgeruch wahrgenommen werden konnte, weil die Leichname mit Limettensaft übergossen wurden. Öhm, ja, nee, is klaa ... Also, mir war ja klar, dass die Teagarden-Bücher seichte Unterhaltung sind, aber wie viel Liter Limettensaft braucht man bitte, um Verwesungsgeruch zu überdecken?!
Im fünften Band, "Aus heiterem Himmel*", ist Teagarden glücklich mit Bartell verheiratet. Sie leben im Julius-Haus, die Leibwächter in der dazugehörigen Einlieger-Wohnung. Teagarden arbeitet zudem wieder halbtags als Bibliothekarin. Alles wäre gut, fiele nicht eines schönes sonnigen Tages Detective Sergeant Jack Burns aus einem Flugzeug genau in ihren Garten - ohne Fallschirm.
Zum Glück weiß sogar die Polizei von Lawrenceton, Georgia, wo Teagarden lebt, dass sie nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann und streicht sie von der Liste der Verdächtigen. Doch dann passieren ringsum noch seltsamere Dinge. Inmitten all des Wahnsinns ist eindeutig eine persönliche Botschaft an sie versteckt und die muss Teagarden entziffern, ehe es zu spät ist.
Endlich scheint alles in Teagardens Leben nach Plan zu laufen. Aber als der freundliche Darius Quattermain, der in ihrem Hinterhof Feuerholz stapeln sollte, durchdreht, ist das nur das erste in einer Kette unerfreulicher Ereignisse. Als nächstes taucht Regina, die flatterhafte Nichte ihres Mannes, auf, unerwartet und mit einem Kind, von dem niemand wusste. Ehe jemand begreift, was vor sich geht, verschwindet Regina wieder, lässt aber ihr Kind zurück - und die brutal zugerichtete Leiche ihres Mannes.
"Der Narr und der Tod*" ist der sechste Band der Aurora-Teagarden-Reihe und ebenso spannend wie die anderen fünf Bände. Teagarden erleidet aber einen schweren Schicksalsschlag: Ihr Mann stirbt an einem Herzinfarkt.
Mit dem siebten Band "Letzter Auftritt*" kehrt Harris an den Anfang der Teagarden-Reihe zurück: In "Echte Morde" terrorisierte ja ein Serienkiller die kleine Stadt Lawrencetown. Nun soll der Fall fürs Fernsehen verfilmt werden. Ihr Ex Robin Crusoe hat das Drehbuch geschrieben, und ihr Stiefsohn Barrett spielt eine der Hauptrollen.
Beiden möchte Teagarden eigentlich nicht begegnen, aber Teagarden sieht sich wider Willen in die Dreaharbeiten involviert. Celia, die zickige Schauspielerin, die Teagardens Rolle verkörpern soll und die jüngste Affäre ihres Ex ist, wird ermordet. Teagardens Stiefsohn wird beschuldigt.
Zwischen Drohbriefen, aufgeregten Fans und einem erneuten Aufflackern der Gefühle für Crusoe kennt Teagarden nur ein Ziel: Stelle den Mörder und schaffe es lebend bis zum Abspann.
Anders als bei den vorherigen Bänden ahnte ich etwa nach der Hälfte, wer für die Morde verantwortlich ist, aber das trübte das Lesevergnügen kaum. Breiten Raum nimmt die Romanze mit Crusoe ein, und so ist es kaum verwunderlich, dass Teagarden und Crusoe im achten und letzten Band der Reihe, "Abgedroschen*", ein Paar sind.
Nicht jedem ist es vergönnt, in den mondänen Buchclub der Kleinstadt eingeladen zu werden. Als es Teagardens Stiefschwägerin Poppy doch gelingt, ist sie ganz aus dem Häuschen. Noch vor dem ersten Club-Abend jedoch findet Teagarden Poppy tot auf dem Küchenboden.
Um den Mörder dingfest zu machen, muss die Hobbydetektivin tiefer in die Familiengeschichte vordringen, als sie es sich je gewünscht hätte.
Schmutzige Geschichten über Untreue in Poppys Ehe deuten gleich auf eine ganze Reihe von Verdächtigen hin, doch Teagardens Leidenschaft für die Wahrheit treibt sie dem Mörder geradewegs in die Arme.
Beim achten Band hatte ich das Gefühl, die Teagarden-Reihe ist nun wirklich ausgereizt. Die Bücher wurden für meinen Geschmack zunehmend süßlicher, kitschiger - seicht waren sie ohnehin die ganze Zeit, aber das war genau das, was ich im letzten Monat brauchte.
Nun also ist Teagarden, die sich damit plagte, angeblich keine Kinder bekommen zu können, schwanger, passend stirbt die im zweiten Band geerbte und eh nie ganz geliebte Katze, als sie sich gerade Gedanken machte, wie sich Kind und Katze vertragen, und natürlich bekommt sie einen Heiratsantrag, damit sie keine unverheiratete Mutter sein wird. Das war für meinen Geschmack einfach zu viel Zuckerguss.
Fazit: Die Aurora-Teagarden-Reihe ist unbeschwerte, größtenteils sehr spannende Unterhaltung mit wenig Tiefgang.
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