Im Juni-Dänemark-Urlaub klappte es endlich mit dem von mir schon lange geplanten Besuch im
Museumscenter Hanstholm. In Hanstholm, den einstigen Dorf Hanstedt, befinden sich die Überreste einer großen Festungsanlage, mit der die deutschen Besatzer die Landung der Alliierten im besetzten Dänemark verhindern wollten.
|
In der Ausstellung. |
|
Der Weg in den Bunker der Batterie Hanstedt II führt über die Bahnschienen. Die Wände sind nur knapp 2 m hoch. |
Zusammen mit der Schwesteranlage "Vara" im norwegischen Christianssand gehörte die Anlage zum sogenannten Atlantikwall, der sich auf knapp 2.700 km von der Atlantikküste über den Ärmelkanal bis zum Skagerrak erstreckte. Ihre Aufgabe bestand darin, den Schiffsverkehr im Skagerrak zu unterbinden und damit den Zugang in die Ostsee zu versperren. Zwar reichte die Geschützweite nicht aus, um die 120 km große Spanne des Skagerrak zu überbrücken, aber da waren die deutschen Militärs pragmatisch: In die Mitte kamen Minen, fertig.
|
Einer der Munitionszüge. |
Die Festung Hanstholm bestand aus etwa 400 Bunkern, und es ist bis heute kaum möglich, durch den Ort zu gehen, ohne auf welche zu treffen. Wenn sie intakt und zugänglich sind, werden sie weiter genutzt, allerdings zivil. Insgesamt existieren in Dänemark noch 6.000 der einst 7.000 deutschen Bunker.
|
Einer der Mannschaftsräume. |
Alle ehemaligen Bunker auf dem Museumsgelände sind, wie fast alle der noch erhaltenen Bunker, frei zugänglich. Es empfiehlt sich also, eine Taschenlampe mitzunehmen (notfalls kann man auch im Museumsshop welche kaufen). Ich hatte keine Lust, durch dunkle Bunker zu stapfen, das habe ich in einem früheren Leben oft genug gemacht, aber der einst militärische Gatte war schwerst beeindruckt. Ich genoss derweil die Aussicht und hoffte, dass er irgendwann wieder zu Tage kommt (was er immer wieder brav tat).
|
Puppen sollen auch die Enge der Wohnverhältnisse im Bunker verdeutlichen. Insgesamt waren 112 Männer gleichzeitig im Bunker untergebracht. |
Der Rundgang beginnt sinnvollerweise im Dokumentationszentrum über dem Museumsbunker. Die Ausstellung wurde im letzten Jahr neu konzipiert und ist dreisprachig (Dänisch, Englisch, Deutsch). Schwerpunkt liegt auf dem Komplex "Feind und Nachbar", dem Leben der Dänen unter und mit den deutschen Besatzern.
|
Im Vergleich zur Mannschaftsunterkunft ist die Kommandeursunterkunft gerade zu geräumig. |
|
Gegenüber der Kommandeursunterkunft zeigt ein Wandbild von der Sehnsucht nach diesem "Draußen". |
Die Darstellung ist sehr ausgewogen, und man merkt, wie schwierig das Thema für beide Seiten immer noch ist. Schade fand ich, dass der Bereich der Besatzungskinder, also der Kinder dänischer Frauen und deutscher Männer, ausgespart wurde, aber wie gesagt: Das Thema ist noch immer schwierig. Fast hatte ich den Eindruck, mehr über die Schicksale der deutschen Soldaten als der dänischen Zivilbevölkerung erfahren zu haben.
|
Die sanitären Anlagen in den Mannschaftsunterkünften. |
Im Komplex "Die Kriegsmaschinerie" beeindruckte mich vor allem die Biographie eines jungen Hamburgers, der in der Festungsanlage hingerichtet wurde, nachdem sein Vorhaben, im Heimaturlaub mit seiner Verlobten in die Schweiz zu fliehen, also zu desertieren, scheiterte. Aber natürlich gibt es auch einiges an Waffen zu sehen.
|
Die sanitären Anlagen in den Mannschaftsunterkünften. |
Beeindruckend und zugleich bedrückend ist der Rundgang durch den 3000m² großen Museumsbunker, der ehemaligen Batterie Hanstedt II. Der Großteil der einstigen Munitionsräume, der Kesselbettung sowie der Mannschafts- und Technikabteilung ist zugänglich und restauriert. Entweder sind die Räume mit Originalmobiliar ausgestattet oder werden als Ausstellungsräume genutzt. Es gibt auch eine Ausstellung zum Film "
Die Olsen-Bande fährt nach Jütland", der auch in einigen ehemaligen Bunkern gedreht wurde,
|
Im Maschinenraum. Mannschaftsräume und technischer Bereich verfügten über eigene Strom. und Wasserversorgung. |
Nach der langen Zeit unter der Erde war ich froh, wieder ans Tageslicht zu kommen.
Ein paar Impressionen vom Außengelände des Museumscenters (die ehemalige Batterie Hanstedt I) zeige ich Dir morgen.
|
Sockel des 38cm-Geschützes der Batterie Hanstedt II. |
Dieser Beitrag geht zur
Urlaubslinkparty und zu den
Montagsfreuden.
Tipps:
- Unbedingt einen ganzen Tag für den Besuch des Museums samt Außengelände einplanen (mehr geht natürlich immer).
- Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind praktisch.
- Bis in den Herbst hinein gibt es geführte Bunkerwanderungen (auf Dänisch, gelegentlich auch auf Deutsch).
- Falls Du zwei Tage Zeit in Hanstholm verbringen kannst oder viel Kondition hast: In der Museumscafeteria gibt es ein Faltblatt in deutscher Sprache mit einem Rundgang zu den Überresten der Besatzungszeit in Hanstholm.
- In der Museumscafeteria können nur mitgebrachte Speisen und Getränke verzehrt werden, also nimm Dir Verpflegung mit (im Museum gibt es Eis und Kaltgetränke). Auf dem Gelände gibt es Picknickmöglichkeiten.
- Die Fahrt mit der Munitionszugsfeldbahn ist nett, um die Dimension des Geländes zu verdeutlichen, gerade, wenn man nicht laufen kann oder mag.
- Falls Du gerne Krimis liest: "Donnergrollen*" von Wimmer Wilkenloh spielt sowohl 1941 in und um Hanstholm als auch heute in Eiderstedt und Klitmøller. Unbedingte Leseempfehlung!
*Affiliate links
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.