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Montag, 5. März 2018

#WMDEDGT 3/18

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Den Tag beginne ich lesend, denn ich kann mal wieder nicht schlafen. Also blättere ich noch nach Mitternacht in "Nordic -Das Kochbuch*" von Magnus Nilsson. Okay, ein knapp 800 Seiten starker gebundener Wälzer ist nicht die ideale Bettlektüre, das merke ich schnell.

Morgens nehme ich die Wecker erst wahr, als das Radio ausgeht, aber zum Glück habe ich reichlich Puffer, bevor ich im Büro sein muss. Ich stehe halt nur gerne früher auf, damit ich den Gatten noch sehen kann. Das ist heute nur kurz der Fall.

Ich nehme mir einen Kaffee, browse einmal durch die Zeitungen, google nach dem Hotel, in dem der gestrige "Tatort" gedreht wurde, und gucke in der Onleihe nach eBooks. "Dunkeltraum: Während du schläfst*" von Christine Drews erscheint mir die ideale Vorbereitung auf das Schlaflabor, das im nächsten Monat ansteht, spielt es doch in einem.

Irgendwann irritiert mich ein Klackern hinter mir: Es regnet, und die Tropfen gefrieren sofort beim Auftreffen auf die Metallfensterbänke und die Gehwegplatten. Ich hoffe auf den Winterdienst des Vermieters, der, wie meistens ausbleibt. Also ziehe ich dicke Skisocken über die Stiefel, um bis zur Bushaltestelle zu kommen. An der ist gestreut.

Skisocken gegen eisglatte Fußwege.
Im Büro bin ich zügig: Es sind Ferien, Bus und S-Bahn sind leer, und da der Citytunnel aufgrund von Bauarbeiten gesperrt ist, entfällt der Umstieg in Altona. In der Stadt ist das Blitzeis vom frühen Morgen getaut. Ein später Arbeitsbeginn hat Vorteile.

Im Büro freue ich mich, dass eine Kollegin wieder gesundet ist, denn sonst hätte ich ihren Dienst übernehmen müssen. Ich kontrolliere eine Lieferung und lese unsere Ziel- und Leistungsvereinbarung. Die betrifft zwar nicht direkt meinen Arbeitsbereich, gibt mir aber einen guten Überblick über das, was meine Kolleginnen und Kollegen so machen. Ich bin jetzt ein Vierteljahr im Team, aber der Durchblick fehlt mir schon noch ein wenig. Mein alter Arbeitsbereich war sehr hierarchisch. Der jetzige ist es nicht, gelinde gesagt.

Ich bin unkonzentriert und fahrig: Bei Mudderns ist heute zum ersten Mal der Pflegedienst, der weniger pflegen als Gesellschaft leisten soll, und ich frage mich, ob alles gut geht. Das Mobiltelefon bleibt ruhig, also gibt es zumindest keine Katastrophen.

Konzeptionelles Arbeiten ist heute nicht drin, also schiebe ich mehr oder weniger Papiere von links nach schräg, räume die Etagen-Spülmaschine freiwillig aus und ein und mache sehr pünktlich Feierabend, auch, weil ich keine Lust habe, in die montägliche Faschisten-Demonstration zu kommen. Das braune Pack rottet sich nämlich seit heute am Bahnhof Dammtor zusammen, genau auf meinem Heimweg. Einmal mehr frage ich mich, wie lange Deutschland mir noch Heimat sein wird.

Ich fahre sicherheitshalber eine Station mit dem Bus, denn auf der Fußgängerbrücke zum Dag-Hammarskjöld-Platz stehen schon reichlich Peterwagen. Ich bin zügig zu Hause, den Ferien sei Dank, mache mir einen Milchkaffee, nehme mir ein Stück dänischen Apfelkuchen vom Vortag und rufe bei Mudderns an.

Die guckt gerade Nachrichten - das tat sie seit Tagen nicht mehr! Ihre Stimme ist etwas kräftiger, es tat ihr offensichtlich gut, dass sie ihre Gesellschafterin den ganzen Tag durch die Gegend scheuchen konnte: Die beiden waren beim Hausarzt und im Café, wo Mudderns endlich mal wieder etwas aß, und plötzlich nimmt Mudderns Vorschläge an, die ich ihr schon seit einem Jahr mache, wie den, den Rollator im Vorgarten stehen zu lassen.

Dennoch will Mudderns partout keine Minute alleine sein, will, dass jemand sieben Tage in der Woche zu ihr kommt, aber bei ihr einziehen soll auch niemand. Wenn niemand da ist, legt sie sich ins Bett und bleibt dort, bis wieder jemand kommt. Ein Telefonat mit dem Pflegedienst am nächsten Tag wird meinen Eindruck ihrer Kapriolen der letzten Woche bestätigen: Mudderns braucht Betreuung, kann sich alleine nicht mehr richtig versorgen.

Der Gatte kommt von der Arbeit, ist sehr unterzuckert, muss erst mal mit Traubenzucker und Apfelkuchen gepäppelt werden, damit er mir nicht umfällt. Durch die Unterzuckerung ist er erschöpft und schläft erst mal. Eigentlich hätte er Küchendienst. Wir sind wieder mal pragmatisch: Es gibt Nudeln, für mehr hat gerade keiner von uns Kraft.

Ich bin hundemüde und könnte im Stehen einschlafen, falle auf's Sofa, gucke den Krimi im ZDF und stricke. Ich mag noch nicht ins Bett gehen, wohl wissend, dass ich nicht mehr schlafen kann, wenn ich erst mal liege. Also halte ich bis gegen 22 Uhr durch. Noch fünf Wochen bis Schlaflabor ...

Im Bett lese ich noch etwas in "Dunkeltraum*", lösche aber ziemlich schnell das Licht und versuche, zu schlafen.

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