Ostersonntag waren wir bei Mudderns. Nach ihrem Zusammenbruch im Februar wollte sie ja partout nicht mit uns zum Brunch, obwohl das seit einigen Jahren bei uns Tradition ist. Vor vier Wochen habe ich dennoch einen Tisch reserviert und Mudderns gesagt, wir stünden Ostersonntag um halb 12 bei ihr auf der Matte. Entweder, sie sei dann angezogen und käme mit, oder sie bliebe alleine zu Hause, weil wir auf jeden Fall brunchen würden, mit oder ohne sie.
Die Betreuung durch den Pflegedienst und die Einnahme des Antidepressivums sorgten dann dafür, dass es Mudderns kontinuierlich besser ging. Als wir vor Ostern telefonierten, überlegte sie sogar, alleine ins etwa einen Kilometer entfernte Lokal zu gehen, aber angesichts des Schneefalls holten wir sie dann doch ab.
Sie begrüßte uns schon quietschvergnügt, war schon in der Siedlung unterwegs gewesen und freute sich über die Geschenkschachteln mit Quarkhasen, die ich für ihre hilfreichen Nachbarn gebastelt bzw. gebacken hatte. Mudderns saß ebenso quietschvergnügt im Lokal, freute sich darüber, dass ich auf das Brunch bestanden hatte, darüber, wie gut alles schmeckte und befand, das müssten wir Pfingsten unbedingt wiederholen. Nach dem Brunch ging sie dann noch mit mir durch die Siedlung, um die Geschenkschachteln an die Nachbarn zu verteilen.
Schon vor Ostern sprach sie davon, die Besuche des Pflegedienstes zu reduzieren, weil sie sich wieder fit fühle. D., die ihr bislang Gesellschaft leistete, hatte in der Woche nach Ostern Urlaub und wurde durch C. vertreten, mit der Mudderns sich nicht so wohl fühlt. Für Unmut sorgte u.a., dass C. ihr anbot, am Pflegedienst vorbei bei ihr zu arbeiten.
Ich war bislang skeptisch, dass Mudderns es ohne reguläre Betreuung packt, aber inzwischen ist sie so energiegeladen, dass ich sie kaum wiedererkenne. Gestern Abend bat sie mich, heute zu Hause zu bleiben, nicht zu ihr zu fahren, weil ich doch so erschöpft sei und mich erholen müsse. Als ich sagte, es könne sein, dass wir uns diesen Monat dann aber nur zum MDK-Termin sehen, meinte sie, das mache doch nichts, ich solle einfach meine Wochenenden genießen. Außerdem entschuldigte sie sich für ihre Verhalten während ihres Zusammenbruchs.
Ich prüfte sicherheitshalber, ob ich mich verwählt habe.
Heute war Mudderns drei Stunden in der Stadt unterwegs, saß Eis essend in der Sonne, freute sich, Bekannte wiederzutreffen, die sie schon vermisst hatten. Morgen will sie auf den Friedhof (der Weg war ihr vor drei Wochen noch zu weit) und dann ins Kaffee, wo sie sicherheitshalber schon mal ein großes Stück Torte reservierte. Wir sprechen von der Frau, die vor sechs Wochen noch nicht mal einen halben Keks aß, weil sie einfach keinen Hunger hatte. Mittlerweile sieht sie im Magenknurren kein Zeichen mehr für Darmkrebs, sondern schlichtweg für Hunger.
Ich werde also dem Pflegedienst mitteilen, dass Mudderns nur noch einmal die Woche besucht werden muss. Die Besuche ganz aufzugeben, finde ich zu früh, möchte erst mal abwarten, ob Mudderns tatsächlich kontinuierlich das Antidepressivum nimmt. Dass sie Tabletten ohne Studium des Beipackzettels nimmt, ist anormal, denn normalerweise studiert sie erst den Beipackzettel und wartet dann auf das Auftreten sämtlicher Nebenwirkungen, wenn sie nicht gleich zu dem Ergebnis kommt, dass der Arzt das falsche Medikament verschrieb.
Und bis zum nächsten Ausnahmezustand versuche ich einfach mal, zur Ruhe zu kommen, neue Kraft zu sammeln und mich etwas zu erholen ...
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Danke für's Sammeln! Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und eine gute Woche!
Das hört sich doch gut an. Drücke Dir die Daumen, dass es so bleibt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea