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Samstag, 29. Juni 2019

Samstagsplausch KW 26/19: Wir sind Hamburg

Letzte Woche wurden der Landesrabbiner und sein Begleitung antisemitisch attackiert, als sie nach einem Empfang das Rathaus verließen.

Mich hat das sehr entsetzt. Ich kenne zwar antisemitische Übergriffe, seitdem ich 1988 anfing, eine Magen-David-Kette zu tragen, und erlebte sie vor allem im oft für seine Toleranz gelobtem Grindel, das auch das "jüdische Viertel" genannt wird, aber trotzdem war's für mich noch mal etwas anderes, zu lesen, dass ein Rabbiner vor dem Rathaus bespuckt wird.

Die Magen-David-Kette kann ich seit langer Zeit nicht mehr tragen, aus vielen Gründen (Antisemitismus ist keiner), die antisemitischen Attacken blieben auch ohne sichtbaren Magen David, vor allem bei Stadtführungen zur jüdischen Geschichte. In meinem Falle waren die Angreifer übrigens ausnahmslos Deutsche, falls die Nationalität solcher Morslöcker irgendwie wichtig sein sollte.

Mein aktuelles Pandora-Armband.
In der letzten Woche überlegte ich, wie ich wieder einen Magen David tragen könne, denn wie gesagt, Ketten gehen ja nicht. Ich fand einen für mein Pandora-Armband - nicht in Deutschland, nicht original (die hätte es anscheinend nur in Tschechien oder Jordanien gegeben), aber egal. Der Magen David baumelt jetzt am Armband und kam natürlich auch mit auf den Rathausmarkt, als vorgestern, eine Woche nach dem Übergriff, eine Kundgebung zum Start der Initiative "Wir sind Hamburg" gegen Antisemitismus und Diskriminierung abgehalten wurde.

Normalerweise wäre ich nicht hingegangen, weil Menschen nach einem langen Arbeitstag unter Menschen und überhaupt, Hamburg macht das schon, sieht man ja bei jeder Anti-Nazi-Demo, aber hier war mir schnell klar, dass Hamburg das nicht machen wird, denn Initiatoren sind die jüdischen Gemeinden und der Erste Bürgermeister, da bleiben viele Linke weg.

Kundgebung "Wir sind Hamburg" auf dem Rathausmarkt.
Leider blieben nicht nur viele Linke weg. Es waren kaum Menschen auf dem Rathausmarkt, und die wenigen, die da waren, kamen oft aus dem Gemeindeumfeld. Das traf mich sehr. Rührend war hingegen eine junge Polizistin, die wie einige Kollegen wohl zur Bewachung eingesetzt war, sich aber schnell der Kundgebung zuwandte, konzentriert zuhörte und oft zustimmend klatschte. Ich sag's ja immer wieder: Auf die Hamburger Polizei lasse ich so schnell nichts kommen!

Ansonsten war die Arbeitswoche anstrengend, aber erfolgreich. Ich schaffte es gut durch die Hitze und freute mich über das kühlende Bodyspray meines Lieblingssommerparfüms*, das mir Schwiegermutter zum Geburtstag schenkte. Erst heute schaffte mich die Hitze, weil ich einfach nicht genug trank. Dazu muss ich mich ohnehin immer zwingen.

Im Laden hatte mein letztjähriges Beharren, dass es bei Sommerhitze unzumutbar ist, dort zu arbeiten, Erfolg: Die Belüftung wurde repariert! Bei Sommerhitze ist es jetzt angenehm dort. Ich bin gespannt, wann die Kollegin, die stets verneint, das mitbekommt und fordert, dass die Belüftung abgeschaltet wird weil wegen Keime, Hygiene, Erkrankung - irgendwas fällt ihr schon ein. Momentan hat sie, genau wie die Montagskollegin, anhaltende Schönwettergrippe.

Für einen Lacher sorgte Mudderns. Sie erzählte hocherfreut, sie haben sich ein Bus-Tier bestellt. Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte, dachte an einen Plüsch-Bus und wollte schon fragen, sie fahre doch gar nicht Bus, was sie dann mit einem Bus-Tier wolle? Als sie sagte, das Bus-Tier käme im Dreierpack und den Namen eines Klamottenversands nannte, dämmerte mir, was sie meint.

Mudderns tut ihre wöchentliche Begleitung sichtlich gut: Sie hat sich endlich passende Kleidung gekauft, isst wieder frisches Obst und Gemüse, was sie angeblich jahrelang nicht vertrug, und hat auch wieder saubere Kleidung, weil ihre Begleitung dafür sorgt. All das, worum ich jahrelang vergeblich mit ihr kämpfte, macht sie jetzt freiwillig mit. Sie blühte in den letzten Wochen wieder auf. Ihre große Angst ist jetzt, dass ihre Begleitung irgendwann wechselt, aber ihre anderen Ängste sind erst mal gebannt. Ich atme vorsichtig auf.

Beim Stricken habe ich gerade ein obskures Problem: Ich nehme anscheinend unbewusst Maschen auf! Der Verspätungsschal, den ich mit 80 M begann, hat inzwischen fast 200 und muss wenigstens bis zum Mai aufgemacht werden. Und ich wunderte mich schon, wieso die Stricknadel immer kürzer wird ...

Eine Jacke, die ich parallel stricke, fing ich mit 186 M an, nahm in den ersten 90 Reihen 12 M ab und habe jetzt unerklärlicherweise 184 M! Normalerweise kann ich einfach nur mindless geradeaus stricken, keine Ahnung, was hier gerade schief läuft.

Verspätungsschal, aus dem Ruder gelaufen.
Die Jacke ribble ich nicht auf, aber ich habe mir alle 20 M Maschenmarkierer gesetzt und zähle jetzt mit. Zum Glück strickte ich zwischendurch einen Schal für Mudderns, den ich mit 32 M anfing und mit 32 M abschloss, sonst zweifelte ich jetzt total. So was ist mir noch nie passiert!

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ich wünsche Dir eine gute Woche!

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