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Samstag, 7. November 2020

Samstagsplausch KW 45/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXXII

Neben den gesellschaftlichen und politischen Ereignissen (der Anschlag in Wien, die US-Wahl) beschäftigt mich aktuell hauptsächlich, dass ich mich laut Hormon-Tante nach dem Prinzip Low Carb High Fat bzw. ketogen ernähren sollte. Darüber schimpfe ich drüben in der Kombüse in aller Ausführlichkeit.

Das Gute ist: Ich bin so mit diesem Keto-Krams und der Verzweiflung über meine Unzulänglichkeit beschäftigt, dass ich gar nicht merke, ob es Nebenwirkungen von den ganzen Medikamenten, die ich seit einer Woche nehme, gibt. Aber selbst wenn, hätte ich eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Der Gatte unterstützt mich bei dem Keto-Krams liebevollst, wiegt genauestens Lebensmittel ab, damit ich die Kohlenhydrate besser berechnen kann, überlegt, wie das Abendessen entsprechend gestaltet werden kann ...

Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause, inzwischen seit 34 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist im achten Monat Kurzarbeit, was ihm zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive. Seit Oktober wäre in seiner Branche Hochbetrieb, wüsste er bis Rosenmontag vor Arbeit kaum, wohin, aber es ist nichts zu tun. Das ist beängstigend.

Ich bin abwechselnd im echten Büro und im Heimbüro. Seit dieser Woche ist die Präsenzpflicht wieder aufgehoben, aber da der Laden noch geöffnet ist, bin ich einen Tag im Laden, einen Tag im Büro und drei Tage im Heimbüro. Da bin ich zwar gerne, aber diese Woche fehlten mir tatsächlich manchmal die Kolleginnen - und der große Schreibtisch, den ich im echten Büro habe.

Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Ein sicherer Arbeitsplatz ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Wir haben es sehr ruhig, vermissen es, auf der Terrasse oder auf dem Balkon sitzen zu können und merken gelegentlich, wie klein doch eine an sich riesige Wohnung werden kann. Wie mag es da erst für Familien sein? Wir erinnern uns gerne an zurückliegende Urlaube, sprechen davon, wo wir zukünftig gerne Urlaub machen würden. Der Gatte vermisst das Schwimmen. Ich vermisse das Schwimmen auch, aber unser Verein hat ein gutes Video-Angebot, und meistens reicht mir der Stepper. Dennoch: Ein eigener Pool wie im dänischen Ferienhaus wäre toll.

Die Ruhe führt dazu, dass wir tatsächlich auch jetzt noch gucken, was im Garten zu tun ist. Der Apfelbaum aus Schwiegermutters Garten zog schon vor zwei Wochen vom Topf in den Boden um. Ich hoffe, er wächst an. Zumindest verlor er keine weiteren Blätter - beim Umtopfen warf er fast alle ab. Und die Meisen lieben ihn, sitzen gerne auf den Ästen. Für die Meisen muss ich wieder Meisenknödel machen. Blumenzwiebeln für das kommende Frühjahr sind gesetzt. Hier liegen einige Lichterketten, um den Garten zu dekorieren. Mal schauen, ob ich das an diesem Wochenende schaffe.

Eigentlich sind wir ja seit Montag im Teil-Shutdown, aber die S-Bahn ist noch immer so voll wie vorher. Angesichts der steigenden Infektionszahlen habe ich mich daher entschlossen, mein HVV-Abo zum Dezember zu kündigen und einen Parkplatz im Büro-Parkhaus zu mieten. Dort gibt's ein Schnupperangebot für sechs Monate, das kaum teurer ist als das HVV-Abo, das ich anders als im Frühjahr leider nicht pausieren lassen kann. Ursprünglich dachte ich, es reicht mir, wenn ich auf die Busfahrt verzichte und mit dem Auto zu S-Bahn fahre, aber da sind mir aktuell einfach zu viele Menschen angesichts der steigenden Infektionszahlen. Ob die noch an diesem Wochenende vierstellig werden? Kommende Woche sind sie es spätestens.

Die Behandlung der Augenerkrankung des Gatten lässt sich gut an. Laut seines Augenarztes hat sich die Sehkraft sogar schon verbessert. Kommende Woche ist der nächste Krankenhaustermin. Ich hoffe, alle Anwendungen können wie geplant durchgezogen werden, aber was lässt sich heute schon planen?!

Den Müttern und Tante geht's im Großen und Ganzen gut. Mudderns vermisst die Einkehr im Café und den Gottesdienst, aber sie will auch nicht, dass ich sonntags mit dem Rechner zu ihr komme und wir gemeinsam den Internet-Gottesdienst ihrer Gemeinde gucken. Auch unsere zweiwöchentlichen Treffen sind durch die Café-Schließung erschwert. Wir müssen mal schauen, ob wir auf dem Weg zu Mudderns Kaffee und Brötchen besorgen, danach sie und den Rollator ins Auto packen, um über den Wochenmarkt zu bummeln, oder umgekehrt, aber da sie schon um 10 Uhr zu Mittag isst, wäre das schwierig. Jedenfalls ist jede Störung von Mudderns Routine für sie inzwischen ein Problem, auch wenn sie immer wieder betont, sie sei doch flexibel.

Der Gatte darf seine Mutter weiterhin in der Seniorenwohnanlage besuchen, aber es gibt immer mehr Einschränkungen, daher richten wir uns darauf ein, dass sie sonntags zum Tee zu uns kommt, spätestens ab ersten Advent. Meine Schweigermutter jeden Sonntag bei mir zu haben, ist alles andere als meine Wunschvorstellung, aber nützt ja nix. Tante bekommt inzwischen wöchentlich Postkarten, und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir Weihnachten zu ihr fahren könne. Ich habe aber sicherheitshalber Versandkartons gebunkert, um ihr zum ersten Advent Kekse und zu Weihnachten Geschenke schicken zu können - im Frühjahr war's schwierig, Packsets zu bekommen, als wir gerade mal keine Kartons da hatten.

Ansonsten: Dankbarkeit für jeden Tag, an dem niemand von uns auch nur Erkältungssymptome zeigt. Corona kommt eindeutig näher, nicht nur durch die Risiko-Meldungen in der Warn-App, sondern auch im persönlichen Umfeld. Bei einer Kollegin gibt's einen Corona-Fall im Büro ihres Mannes, der dazu führte, dass auch ihre Familie aktuell unter Quarantäne steht. Bei einer anderen Kollegin ist ihre in Polen lebende Familie komplett infiziert, inkl. Einweisung auf die Intensivstation. Sie leben in einem Dorf mit 50 Einwohnern und haben keine Ahnung, wo sie sich infizierten.

Und in Leipzig dürfen heute 16.000 Corona-Leugner und rechtes Gesocks ohne Mindestabstand oder MNS demonstrieren - es ist unfassbar! Es geht so weit, dass Veranstaltungen zur Erinnerung an den Novemberpogrom kommende Woche aufgrund der Infektionsgefahr abgesagt oder untersagt werden, diese rechten und antisemitischen Personen aber demonstrieren dürfen. Diese Leute lassen mich inzwischen immer häufiger meinen Pazifismus vergessen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

7 Kommentare:

  1. Auch bei uns sind es immer mehr, die den Keim haben. Aber nicht richtig krank sind. Auch bei uns in der Klinik, nehmen die Fälle immer mehr zu. Wie weit wird das noch gehen???
    Mache dir ein schönes Wochenende
    Andrea

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    1. Ich hoffe, dass die aktuellen Maßnahmen bald Wirkung zeigen, aber wenn ich dann wieder sehe, wie voll die Straßen und manche Geschäfte sind, bezweifle ich das sehr. Immerhin ist mit dem Impfstoff ein wenig vom Ende des Tunnels in Sicht - hoffen wir, dass möglichst viele Menschen geimpft werden können.

      Pass' auf dich auf und ein schönes Wochenende! Sabine

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  2. Deinen letzten Satz könnte ich glatt unterschreiben. Sie haben die Demo zwar aufgelöst, aber eigentlich gehört sie verboten.
    Öffentliche Verkehrsmittel kann ich mir gerade auch nicht vorstellen. Hier läuft wegen Bauarbeiten zeitweise nur Schienenersatzverkehr...
    Ich vermisse unser Fitnesstraining, jenseits der Grenze im Schweizer Hochrisikogebiet... seufz.
    Jetzt schaue ich mal in deiner Kombüse vorbei.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Mit einem Demo-Verbot tue ich mich ja schwer, weil Grundrecht und so, aber ich kann den Gedanken verstehen. Ich finde es einfach unverständlich, dass die Einhaltung der Auflagen nicht durchgesetzt wurde, dass die Polizei sich einfach auf der Nase herumtanzen ließ, offene Sympathie für Demokratiefeinde äußerte - aber was soll man erwarten, wenn auch Juristen auf Seiten der Demokratiefeinde stehen und Recht in deren Sinne sprechen?!

      Schienenersatzverkehr ist zurzeit ein Graus. Ich bin froh, dass meine Linie zurzeit nur abends / nachts betroffen ist. Da ich zurzeit nicht abends arbeite, kann mir das egal sein, aber viele betrifft es ja dennoch. Unverändert sind Fahrtausfälle - diese Woche gab's eine Unterbrechung von 849 Minuten ... Da staut sich dann alles in Bussen, wenn man den Bus nehmen kann.

      Ich wünsche dir, dass du bald wieder in die Schweiz zum Fitnesstraining kannst.

      Liebe Grüße
      Sabine

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  3. Deinen letzten Satz kann ich nur unterstreichen!

    Liebe Grüße aus dem Sauerland

    Andrea

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  4. Na heute scheinst du ja verschont worden zu sein... Dafür fanden sich bei mir entsprechende Leute ein, verbanden die Maskenleugnerei mit T*rump, der die Wahrheit herausfinden wird und damit auch bei uns mit der Pandemie Schluss machen wird. Und dann noch garniert mit ein paar gemeine persönliche Beleidigungen.
    Ich habe übrigens dauernd Risikomeldungen gehabt, obwohl ich maximal einmal pro Woche aus dem Haus gehe. Des Rätsels Lösung: Mein Handy liegt oft in der Küche. Und an der führt ganz dicht ein nur ein Meter breiter Bürgersteig vorbei, der viel frequentiert wird. Fünf Minuten entfernt ist ein Hospital mit Covid19-Patienten... Bluetooth funktioniert auch durch Fenster & Wände... Seit ich das Handy tiefer im Haus verwahre, habe ich keine Meldungen mehr.
    Bleibt gesund, und auch sonst alles Gute!
    Astrid

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  5. Das was in Leipzig passiert ist, ist eine Schande für unser schönes Land. Ungeheuerlich so etwas zu genehmigen, es war doch klar auf was das hinausläuft. Mich machen diese Leerdenker,Nazis und Kackblaue zunehmend aggressiv. Das dürfen wir nicht zulassen, nirgends zulassen, weder im Internet noch im RL.
    Ihnen liebe Grüße und eine schöne Woche

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.