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Sonntag, 11. Juli 2021

Samstagsplausch KW 27/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXVII

Als ich gestern morgen das Fenster zur Welt aka Internet öffnete, erreichte mich die Meldung über den Tod der 96jährigen Esther Bejarano. Möge ihr die Erde leicht sein, möge ihre Erinnerung ein Segen sein! Ihren Angehörigen wünsche ich viel Kraft!

Ich sah Esther Bejarano das erste Mal 1982 auf der Bühne von Künstler für den Frieden in Bochum und hätte damals nicht gedacht, dass ich ein Jahrzehnt später selbst mit ihr auf einer Bühne stehen würde, auf einer viel kleineren natürlich. Das war in einem anderen Leben, aber Esther und ihre Weggefährten prägten mich sehr, und auch viele andere, die ihren Kampf gegen Faschismus fortsetzen werden. Esther, du fehlst! Mehr über Esther Bejarano. 

Wandteller von Frau Jule im Karoviertel.

Von dieser traurigen Nachricht abgesehen, war's eine gute Woche. Dem Gatten geht's etwas besser, sein Arzt ist zufrieden. Er ist langsam wieder selbstständiger und kräftiger. Er fährt auch wieder sicherer Auto, macht alleine Besorgungen, was mich entlastet. Von gesund ist er allerdings noch sehr weit entfernt.

Jetzt, wo ich etwas zur Ruhe komme, merke ich, wie sehr mir das letzte Jahr in den Knochen steckt, wie erschöpft ich bin, wie sehr mir der Verdacht auf Tumor / Nierenerkrankung zusetzt. Ich habe einfach keine Kraft mehr zum Kämpfen, egal, was beim Nephrologentermin Ende des Monats herauskommt. Sollte sich der Tumorverdacht bestätigen, hoffe ich, dass ich meine persönlichen Angelegenheiten noch in Ordnung bringen, mich von Geraffel und Ballast trennen kann, und dann soll's das gewesen sein. 

Hier gilt seit mittlerweile 69 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, seit Dezember allerdings öfter im Krankenstand als im Büro. 

Im Gegensatz zum Arbeitsplatz des Gatten ist meiner sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin normalerweise einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Zwar ist die Home-Office-Pflicht offiziell aufgehoben, aber vorerst bleibt alles beim alten, zumindest bis zum Herbst. In den kommenden drei Wochen werde ich dennoch fast täglich im echten Büro sein und dann auch noch auf jede Menge Menschen treffen.  

Einen Arbeitstag durfte ich bei bestem Sommerwetter im Hamburger Karoviertel beginnen und Street Art gucken. Das war ein netter Ausgleich zu den Datensätzen, mit denen ich mich sonst Tag für Tag herumschlage!

Street Art von art.omato.

Uns machen die steigenden Corona-Zahlen zu schaffen, auch wenn wir beide geimpft sind. Die Impfung schützt vor einem schweren Verlauf, das ist viel, aber sie schützt nicht vor einer Infektion oder davor, andere anzustecken. In dieser Woche stieg der 7-Tage-R-Wert wieder über 1, und gleichzeitig denkt man über Lockerungen nach, als gäbe es keine Pandemie. Die Bilder aus NRW oder den UEFA-Städten sind unglaublich. Wäre nicht Wahlkampf, sähe es anders aus, aber so steuern wir sehenden Auges in die nächste Welle. Ich versuche, gelassen zu bleiben, aber wohl ist mir dennoch nicht.

Den Müttern geht's gut, Tante hoffentlich auch (hier liegt ein angefangener Brief an sie, ich habe momentan keine Kraft zum Schreiben). Mudderns stöhnt immer noch über die Folgen des letzten Sturzes, hat die Schmerztabletten inzwischen abgesetzt, geht aber immerhin wieder in die Stadt und zum Gottesdienst. Ihr Tagesablauf ist weiterhin schräg und wird's wohl auch bleiben. Mudderns schließt sich dadurch von vielem aus, will es aber nicht anders. Jammern ist schöner als ändern.

Schwiegermutter habe ich länger nicht gesehen, aber der Gatte trifft sie wöchentlich. Besuche bei ihr sind einfacher geworden: Da wir beide durchgeimpft sind, müssen wir uns nicht mehr anmelden, sondern können einfach vorbeikommen, müssen allerdings einen Erfassungsbogen ausfüllen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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