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Freitag, 21. Oktober 2022

Ausgelesen: Bücher im September 2022

Ich habe fast immer Mitleser.
Krimis, die in der NS-Zeit spielen, haben ja Konjunktur, aber ich wünschte mir wirklich, sie würden sauber lektoriert und korrigiert, am besten von jemandem, der zeitgeschichtliche Grundkenntnisse hat ... So zuckte ich denn bei "Letzter Tanz auf Sankt Pauli*" von Claus Crönert* genervt, als behauptet wurde, homosexuelle KZ-Häftlinge würden mit einem rosa Stern gekennzeichnet. Nein, es war ein rosa Winkel. Mit Sternen wurden jüdische Häftlinge gekennzeichnet, und selbst schwule Juden hätten keinen rosa Stern getragen, sondern je einen gelben und rosa Winkel, sternenförmig aufeinander genäht. 

Während unsere zweiwöchigen Mallorca-Urlaubs las ich hauptsächlich Mallorca-Krimis - und ich hatte viel Zeit zum Lesen. 

In "Der Teufel von Mallorca*" von Christina Gruber* geht ein Duo aus Oma und Enkelin auf Verbrecherjagd. Ein skrupelloser Mörder verschleppt und tötet ahnungslose Touristinnen. Inspector Héctor Ballester verfolgt die Spur des Täters – unterstützt von Johanna Miebach und ihrer Enkelin Gemma. Doch während das ungleiche Trio verzweifelt weitere Morde zu verhindern sucht, erlebt die Baleareninsel ihre dunkelste Stunde: Eine harmlose Demonstration gegen den Massentourismus endet in einem Blutbad. Das Buch ist der dritte Band einer Reihe und machte mir großen Spaß. Dass wir keinen Souvenir-Gecko für die Terrasse des alt-neuen Hauses mitnahmen, war pure Vernunft. Die beiden ersten Bände der Reihe stehen auf meiner Leseliste. Momentan versuche ich aber, möglichst keine Bücher zu kaufen - es müssen schon genug umziehen. 

"Der Tote von Santanyí*" ist ein Schuhfabrikant. Sein Tod kommt gleich mehreren Menschen gelegen: Dem unerwünschten Schwiegersohn, der psychisch labilen Tochter und einem Nachbarn, der eine alte Rechnung begleichen will – vor allem aber Verònica, der Stiefschwester des Toten, die darüber hinaus Chefinspektor Gabriel Ferrer den Kopf verdreht. Dann gibt es eine zweite Leiche, und das Blatt wendet sich dramatisch. Das Buch ist das bislang einzige von Claudia Wenk.

"Mallorca bis in alle Ewigkeit*" von Klaus Späne* beschreibt, wie die Insel in der Franco-Zeit für den Tourismus erschlossen wurde - mit Hilfe der Nationalsozialisten. Das Buch zeigt, wie die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs die Insel bis heute prägt, eben weil die Aufarbeitung gerade erst beginnt. 

"Mallorquinische Träume*" ist der sechste Band um den Journalisten Helmut Bahn, geschrieben von Kurt Lehmkuhl*. Die Handlung spielt mehr in Düren als auf Mallorca. Der einjährige Sohn des Fabrikantenehepaars Franken wird entführt, seine Babysitterin ermordet. Tatverdächtig ist ein kürzlich aus der Haft entlassener Gewaltverbrecher, der vor zehn Jahren aufgrund der Zeugenaussage von Frankens Bruder verurteilt worden war. Redakteur Helmut Bahn vom Dürener Tageblatt wird mit der Übergabe des Lösegeldes beauftragt, die auf Mallorca stattfinden soll. Dort versucht Bahn zugleich, mithilfe seiner Freunde das Verbrechen aufzuklären. 

"Nach Mallorca in den Tod*" von Vielschreiberin Mara Laue* spielt eher auf einem Kreuzfahrtschiff als auf der Balearen-Insel. Protagonistin ist die Privatdetektivin Leonie Speer. Ihr neuer Klient spendiert ihr eine Kreuzfahrt nach Mallorca, auf der sie seine alleinreisende Frau beschatten soll, die er der Untreue verdächtigt. Kaum an Bord, klärt Speer neben ihrem Auftrag noch Juwelendiebstehle und Sabotage bei der Aufzeichnung einer Kochshow auf. Außerdem verliebt sie sich in ihren Kabinennachbar Juri, genau so ein Tausendsassa wie sie. Das ist einfach zu viel. Manchmal ist weniger mehr.

Mit den ausgeliehenen Mallorca-Krimis war ich jetzt durch. "Haarmann*" von Dirk Kurbjuweit* spielt naheliegenderweise im Hannover der 1920er Jahre, als Jungen und junge Männer spurlos verschwinden. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. Das Buch ist spannend und fesselnd - klare Leseempfehlung!

"Um Mitternacht ab Buckingham Palace*" von JB Lawless* ist der zweite Fall für den irischen Detective Strafford.  Als London 1941 bombardiert wird, drohen Kronprinzessin Elizabeth und ihrer Schwester Margaret Gefahr: Eine Entführung soll geplant sein, und so werden sie inkognito nach Irland gebracht, in die Obhut des jungen Detective Strafford. Er soll gemeinsam mit der englische Geheimagentin Celia Nashe in Clonmillis Hall über "Ellen" und "Mary" wachen, und keiner darf wissen, dass es sich dabei eigentlich um die Königskinder handelt. Aber die irische Dienerschaft und alle, die in der Nähe wohnen, gehen in dem großen Haus ein und aus, nicht wenige von ihnen haben seit dem Unabhängigkeitskrieg kein gutes Bild von England. Bald sickert durch, um wen es sich bei den beiden Mädchen wirklich handelt. Die Handlung plätschert so dahin. Nur selten kommt Spannung auf, und am Schluss geht alles ganz schnell. Ich weiß noch nicht, ob ich den ersten Band "Tod in der Bibliothek*" lesen möchte.

Frank Goldammer* lese ich gerne, und so war auch "Im Schatten der Wende*" ein Selbstgänger. Im Mittelpunkt steht der Polizist Tobias Falck, der während seiner Ausbildung bei den Demonstrationen gegen das DDR-Regime in Leipzig eingesetzt wird, und nach der Wende zum Kriminaldauerdienst in Dresden wechselt. Dort ist ein sehr heterogenes Team zusammengewürfelt, das sich zusammenraufen muss. Gleichzeitig gibt es große Herausforderungen: Drogenhandel, Prostitution, Mord auf offener Straße – die Kriminalität im Osten verändert sich drastisch, und es ist völlig unklar, welche Rechtsgrundlage für ostdeutsche Polizeiarbeit kurz nach der Wende gilt. Das KDD-Team gerät zusehends unter Druck, vor allem als plötzlich eine westdeutsche Kollegin auftaucht und um Amtshilfe bei der Suche nach einem Auftragskiller ersucht. 

Ich freue mich auf den zweiten Band*, der im Dezember erscheint. 

Die S-Bahn ist leer, dann kann ich
lesen.
"Der Mann, der nicht vergessen konnte*" ist der vierte Band der Kajsa-Coren-Reihe von Trude Teige*. Die Journalistin Kajsa Coren möchte eigentlich beruflich etwas kürzertreten, doch auf einem stillgelegten Bauernhof bei Oslo wird ein Mann tot aufgefunden, der vor einigen Jahren ins Ausland ausgewandert war. Nun scheint er schwerkrank zurückgekehrt zu sein, um auf dem elterlichen Hof seinem Leben ein Ende zu setzen. In unmittelbarer Umgebung des Hofs finden sich jedoch rätselhafte Spuren – steckt hinter diesem Fall mehr, als es scheint? Coren beginnt zu recherchieren. 

Das Buch ist solide, allerdings war ziemlich früh klar, wer hinter den Verbrechen steckt (wenn auch nicht das Motiv), und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, eine ähnliche Handlung schon mal als Film gesehen oder als Buch gelesen zu haben. 

Dass "Operation Werwolf" von Uwe Klausner* eine sechsbändige Reihe ist, erwischte mich ja im August kalt, denn der erste Band "Blutweihe*" endet ja mit einem fiesen Cliffhanger. Die Handlung zieht und zieht sich schon im ersten Band - alle sechs Bände wollte ich nicht lesen, zumal die Chance, sie per Onleihe chronologisch zu bekommen, sehr gering ist. In den Oktober ging ich mit "Fememord*", dem dritten Band, in dem der Fall schon gelöst ist - die drei Folgebände sparte ich mir. 

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