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Samstag, 26. August 2023

Samstagsplausch KW 34/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXX

Sonntag Mittag wollten wir eigentlich ins Kino, "Asteroid City" sehen, aber als ich vormittags abwaschen wollte, hatten wir kein Warmwasser. Der Blick auf's Heizungsdisplay zeigte eine Fehlermeldung, die wir nicht selbst beheben konnten, weil unklar war, welcher Knopf gedrückt werden musste. Also den Notdienst anrufen und auf's Kino verzichten. Es kam der gleiche Heizungstechniker, der Dienstag schon da war, reinigte ein paar Teile am Brenner, wechselte was aus und meinte, das wäre es gewesen. Durch die Wartung hätte sich was festgesetzt, das käme schon mal vor.

Als ich Montag abwaschen wollte, war wieder kein Warmwasser da. Ich trabte in den Keller, sah die gleiche Fehlermeldung, wusste, wo der Reset-Knopf ist und drückte ihn. Drei Stunden später war die Heizung wieder aus ... Also wieder bei der Haustechnik anrufen. Während ich einer Mitarbeiterin schilderte, dass wir wieder einen Techniker brauchen, rief mich ihre Kollegin auf der anderen Leitung an, um zu sagen, dass der Techniker, der gestern da war, eine Reinigung des Öltanks empfiehlt. Gut, dass der gerade frisch gefüllt ist ... Es kam ein anderer Techniker, der feststellte, dass eine Düse und ein Rohr erneuert werden müssen. Schön, dass der Techniker am Vortag das nicht sah. Ich verabschiedet mich mit "Bis morgen!" und trabte im Laufe des Tages öfter in den Keller, um zu gucken, ob die Heizung noch läuft. Seit der Wartung ist sie nämlich so leise und im Sommermodus, dass sie kaum zu hören ist, wenn der Brenner anspringt. 

Dienstag lief die Heizung noch, Donnerstag war sie wieder aus. Freitag war dann wieder der Techniker da, diesmal mit einem klaren Ergebnis: Wir brauchen einen neuen Brenner! Der kommt die Tage, und dann sollte alles wieder fein sein. Wir werden sehen. Dass der Brenner nach der Wartung kaputt geht, stimmt nicht gerade froh, ebenso wenig wie die Aussage, das käme öfter vor, umso mehr, da der Schornsteinfeger vor einem Vierteljahr noch so hervorragende Werte maß. Perspektivisch werden wir uns ohnehin von der Ölheizung verabschieden, würden das aber gerne mit Zeit und Muße tun, nicht zwischen Tür und Angel, zumal Alternativen ja aktuell ohnehin nicht zu bekommen sind, für Wärmepumpe und Photovoltaik erst das Geld da sein muss.  

Wir schieben heftigen Baustellenfrust und versuchen uns damit abzufinden, dass wir auch dieses Jahr nicht umziehen werden. Mehr als einmal waren wir diese Woche so weit, das alt-neue Haus einfach abzuschließen, um es nie wieder zu betreten. Wir haben schlichtweg keine Kraft mehr, weil kein Ende in Sicht ist, fast nichts glatt läuft. Ich darf gar nicht daran denken, mit welchem Elan wir vor einem Jahr in dieses Abenteuer starteten, wie sicher wir waren, diesen Sommer in unserem Haus zu wohnen. Jetzt zweifeln wir, dass es kommenden Sommer etwas wird.

Für Frust sorgt auch der Gärtner, der schon lange fertig sein sollte. Aber erst hatte er Wetter, dann war er krank, hatte wieder Wetter, verbummelte das bestellte Gartenhaus, musste es neu bestellen ... Die so entstandene Wartezeit wollte er nutzen, um den Müll (nicht gerade wenig) abzutransportieren und die Zäune zu setzen, tat es aber nicht. So ist der Garten seit acht Wochen eine Müllhalde, sind auch unsere Gartengeräte dem Wetter ausgeliefert. Immerhin: Seit gestern steht das halbe Haus. Fehlen noch der Anbau und zig Zäune sowie die Müllbeseitigung ... Kommende Woche regnet es wieder, kann der Gärtner nicht arbeiten, dann kommen Herbst und Winter. Okay, unter einer Schneedecke sieht man die Müllhaufen nicht. 

Eigentlich hätten wir für den Gärtner jede Menge Folgeaufträge gehabt, aber so wird das nichts. Die Folgeaufträge bekommt er von den Nachbarn, mit denen er sich gut versteht. Ist ja auch was, hilft uns nur nicht viel. Also einen neuen Gärtner suchen für die Umgestaltung des Vorgartens und der Terrasse sowie für die Anlage von Beeten und Hochbeeten. Gärtner eins wollte ja leider nicht mehr auf Rechnung arbeiten, Gärtner zwei kam zwei Stunden zu spät und wunderte sich, dass keiner mehr da war, und Gärtner drei ist unzuverlässig. Vielleicht müssen wir doch einen der großen Gartenbaubetriebe nehmen. Das erschien uns bislang überdimensioniert, zumal wir ja auch selbst etwas machen wollen, nur bei schweren Arbeiten Unterstützung brauchen, nicht alles abgeben wollen. Aber so geht's nicht weiter. 

Hier gilt seit mittlerweile 180 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

In der Dorf-Bücherei waren alle Titel vorrätig, die ich in Hamburg vorbestellen müsste. Besonders freue ich mich auf den untersten Titel "Ein Garten über der Elbe*". Außerdem sind die ersten Äpfel reif.

In dem ganzen Chaos gibt es auch gute Nachrichten: 

  • Das Pflegeheim hat nach einem Vierteljahr endlich die Heimkosten erstattet. 
  • Das Spenerhaus, das Hotel, in dem gefühlt das ganze Yarncamp schläft, hat wieder Zimmer frei über das Yarncamp-Wochenende! Somit bin ich also in einem mir bekannten Hotel, was mir den Aufenthalt erleichtert, sofern ich überhaupt Kraft finde, nach Frankfurt zu fahren ohne Panikattacken zu bekommen. Bislang war das Haus komplett ausgebucht, aber jetzt gab's wohl Stornierungen. 
  • Ich habe es geschafft, in der Wohnung mit dem Ausmisten anzufangen - und prompt meine alten Impf- und Blutspende-Ausweise wiedergefunden, die ich mit Beginn der Corona-Impfungen so verzweifelt suchte. 
  • Die Fliesen, die frühestens Dienstag geliefert werden sollten, wurden schon Sonnabend geliefert - weil wir da nicht zu Hause waren und die Sendung nicht in die blaue Tonne passte, ging alles zum Paketshop in der Fußgängerzone. Vor dort chopperte ich es dann per Sackkarre nach Hause ... Egal, wir haben Fliesen für den Fliesenspiegel in der Küche! Fehlt nur noch der Fliesenleger.
  • Ich habe es geschafft, damit anzufangen, den Vorgarten in Ordnung zu bringen. Schneeball und Magnolie sollte der Gärtner ja schon lange herausnehmen, aber das wird nichts mehr. Jetzt werde ich sie so weit möglich zurückschneiden und über die monatliche Grünabfall-Abfuhr entsorgen. Erfreulicherweise berappelte sich die Hortensie. Vielleicht berappeln sich auch Schneeball und Magnolie nach kräftigem Rückschnitt? 
  • Der neue Schlüsselkasten hängt! Er sieht wirklich gut aus. Ich hatte mir ein Designer-Teil  bestellt, weil mir die üblichen Schlüsselkästen aus Holz oder Metall nicht gefielen.
  • Die Badezimmertür ist endlich gekürzt. Das wäre eigentlich nicht notwendig gewesen, hätte die Baubrigade die Tür gerade eingesetzt ... 
  • Die Lamperien im Flur sind zugeschnitten und montiert. Es klappte sogar mit Montagekleber, meine Für-Faule-Lösung, weil ich keine Lust zum Schrauben hatte. Flur und Treppenhaus sehen jetzt richtig schick aus in Weiß mit anthrazitfarbenen Leisten, Geländern, Türrahmen und Treppenwangen. Kein Vergleich zu dem dunklen Holz. Die Lamperien für die Küche müssen noch zugeschnitten und montiert werden, aber damit warte ich ab, bis der Gärtner sein Geraffel wegräumte, weil er fertig ist.
  • Die Garderobe steht! Sie sieht tatsächlich so luftig-leicht aus wie gewünscht, kein Vergleich zu dem dunklen Holz-Trumm, das vorher dort stand. Allerdings sieht die Garderobe auch so luftig-leicht aus, dass ich überlege, eine weiße MDF-Platte an die Stirnseite zu schrauben, damit sie nicht wie ein Provisorium aussieht. Mal gucken. Zumindest haben Jacken, Taschen und Schuhe jetzt endlich einen Platz. Etwas Chaos weniger.
  • Ich habe einen Ausweis für die Stadtbücherei und bekam dort bis auf eines alle Bücher, die ich in Hamburg vorbestellen müsste. 
  • Meine Konzentration reichte fast für einen ganzen TV-Film. Wir guckten "Plan A - Was würdest du tun?" - der Gatte erst widerwillig, dann zunehmend begeistert. Kino fällt mir aktuell leichter, da keine Ablenkung durch's Taschentelefon.
  • Ich konnte ein paar Maschen stricken. Nicht mehr, denn Konzentration und Kraft fehlen. Deswegen habe ich angefangen, Abschminkspads aus Frottee-Garn* zu stricken - das kleinste Projekt, das mir einfiel, denn selbst Handschuhe überfordern mich aktuell.
Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter besucht uns morgen zum ersten Mal mit dem ÖPNV auf der Baustelle, und wir sind gespannt, wo sie ankommt. Eigentlich habe ich ihr den Fahrplan trottellummensicher vorbereitet, aber das heißt nichts. 

Der Gatte war beim Arzt wegen seiner anhaltenden Beschwerden, hätte sich den Besuch aber sparen können, weil's keinen klaren Befund gibt außer "Ja, das kann schon mal vorkommen." Die Berg- und Tal-Fahrt seines Blutzuckers kostet ihn immens viel Kraft und ist nebenbei auch gefährlich, zumal er schon einen Schlaganfall hatte. Sein Blutzucker sinkt oft so rapide, buchstäblich binnen einer Minute, dass es nicht möglich ist, zu reagieren, dass wir öfter überlegten, einen Notarzt zu rufen. Egal, was in den letzten zwei Jahrzehnten gemacht wurde, der Blutzucker lässt sich nicht einstellen, ist unberechenbar. So muss selbst der kleinste Spaziergang akribisch vorbereitet werden, endete in den letzten Wochen nicht selten ins Cafés, wo er dann versucht, den Blutzucker wieder auf ein normales Maß zu bringen. Danach braucht er lange Ruhe, denn die Unterzuckerung ist körperlich sehr anstrengend. Der Gatte stellte den Sensor schon anders ein, so dass die Warnstufe höher ist, aber auch das ist nicht zuverlässig, denn vom Warnton bis zum gefährlichen Unterzucker ist es eben manchmal nur eine Minute - so schnell kann niemand reagieren. Er hofft auf den Diabetologen in der neuen Stadt, will dort aber vor dem Umzug keinen Termin machen. So geht die Berg- und Tal-Fahrt seines Blutzuckers also weiter.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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