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Sonntag, 14. April 2024

Samstagsplausch KW 15/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXIII

Während ich diese Zeilen schreibe, sind gerade mehrere Wellen mit hunderten iranischer Drohnen auf dem Weg nach Israel, gefolgt von Marschflugkörpern und Raketen, unterstützt von jemenitischen Drohnen und libanesischen Raketen. Wenn dieser Beitrag erscheint, ist klar, dass die meisten abgefangen wurden, dass es vergleichsweise wenig Schäden gab - für den Moment. Die Eskalation wird weitergehen. Mir fehlen die Worte - wieder mal in dieser Woche. Das erste Mal fehlten sie mir, als zu Wochenbeginn klar war, dass die Hamas einen weiteren Waffenstillstand mit Geiselaustausch ablehnte, weil nicht mehr genügend der über 130 Männer, Frauen und Kinder leben, um eingetauscht zu werden. Bring the home now gilt dennoch weiterhin. Inzwischen sind 190 Tage seit dem Angriff der Hamas auf Israel vergangen. Niemand hätte gedacht, dass sich die Geiselbefreiung so lange hinzuziehen würde. Was für eine Qual für die Angehörigen! Die Hamas hätte es in der Hand, Leid und Elend auf beiden Seiten zu beenden, will es aber nicht. Also dreht sich die Spirale weiter.

Der kleine Apfelbaum blüht üppig, und ich hoffe, die Pheromonfallen gegen den Apfelwickler machen ihren Job. Letztes Jahr fielen ihm alle Blüten zum Opfer.

Im alt-neuen Garten blüht der kleine Apfelbaum üppig, der große Apfelbaum treibt auch wieder aus. Wir verbrachten gestern einen schönen Nachmittag auf dem Pflanzenmarkt. Mit nach Hause wollten zahlreiche Kräuter, eine Tomate, rote und schwarze Johannisbeeren, Rittersporn, Ginster und eine Kamelie namens Lauterbach. Die sächsische Züchterin erzählte, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich weigern, sie zu kaufen, wenn sie den Namen erfahren. Ich würde ja Drosten daneben pflanzen, wenn es so eine Kamelie gäbe. Heute muss ich alles in die Erde bringen, denn ab morgen soll es regnen. Wir hätten gerne noch eine Magnolie mitgenommen, wissen aber noch nicht, wohin. Ich möchte einen Mandelbaum pflanzen. Beides muss bis zum Herbst warten, ebenso wie die Gestaltung des Vorgartens. 

In dieser Woche war ich damit beschäftigt, den 300 Kilo schweren Kohleofen aus unserem Keller loszuwerden - leider vergeblich. Es kamen zwar Schrotthändler, die ihn sich anguckten, aber befanden, der sei schwer, die Treppe sei eng. Meine Favoriten waren der Typ, der auf meine Anfrage antwortete: "Stellen Sie den Ofen vor die Haustür, ich hole ihn dann ab." und der Typ, der noch tatteriger war als der Gatte. Irgendwas an der Aussage "Der Ofen wiegt 300 Kilo, muss im Keller zerlegt und eine enge Treppe heraufgetragen werden." war wohl missverständlich. Ende der Woche meldete sich der Ofenbauer: Er will einen Versuch wagen. Ende Mai muss ich Keller und Flur leerräumen, damit Platten, Matten und Folien in Keller, Flur und Treppenhaus ausgelegt werden können, und dann soll der Ofen aus dem Keller getragen werden. Über die Kosten dafür reden wir lieber nicht. Es bleibt spannend.

Hier gilt seit mittlerweile 213 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Seit dieser Woche sind wir keine Hanseaten mehr, sondern Heidjer. Wir haben uns umgemeldet. Natürlich fand ich in dem ganzen Chaos hier nicht den Grundbucheintrag, aber der nette Mensch im Bürgerbüro akzeptierte auch die Schenkungssteuererklärung - zum Glück, denn mir war es wichtig, uns noch vor dem 28. April umzumelden, damit wir an der Europawahl teilnehmen können.

Wir kämpfen weiterhin tapfer gegen das Chaos im Haus an, aber es bleibt schwierig. Die leeren Umzugskartons, die im Gartenhaus lagerten, sind verkauft und abgeholt, so dass im Gartenhaus ein paar der im Keller gelagerten Regale aufgestellt werden können. Die Metallregale, die auf der Terrasse zwischengelagert waren, stehen vorm Gartenhaus. Wenn ich es geschafft habe, die beiden Rollatoren und das Geraffel, das unter dem Balkon zwischengelagert ist, irgendwo anders zu lagern, kann ich dort einen Getränkekastenständer und ein Kaminholzregal aufbauen. So zieht eins das andere nach sich. Nichts lässt sich "mal eben" erledigen. 

Der Gatte versucht weiterhin tapfer, die Badezimmerschränke an die Wände zu bekommen und zu elektrifizieren. Ich habe es weiterhin weder geschafft, mit dem Gärtner wegen der neuen Hochbeete zu sprechen noch mit Ikea wegen der neuen Küche und habe deswegen das Gefühl, nichts geschafft zu haben. Ich versuche schon, mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen, aber das geht nur bedingt. Und wenn ich den Gatten drei Stunden zu einem Arzttermin begleiten muss oder mir mal zwei, drei Stunden Auszeit nehme, um ins Kino zu gehen oder eine Freundin zu treffen, ist das Zeit, die ich irgendwie wieder reinholen muss. Oft aber weiß ich nicht, wie. Ich möchte aber auch nicht darauf zu verzichten, etwas für mich zu tun.  

Mit der Anmeldung in der Reha-Sport-Gruppe hat's tatsächlich geklappt! Kommenden Donnerstag geht's los. Ich bin allerdings nur offiziell und für die Abrechnung in der neurologischen Gruppe, da sich die als Hockergymnastik für Schlaganfall-Patienten entpuppte. Tatsächlich bin ich bei den fetten Frauen, da zu fit für Hockergymnastik - ich weiß nicht, in welchem Jahrzehnt ich zuletzt als fit eingestuft wurde ... Der Verein ist sehr modern, macht einen sehr guten Eindruck. Letztlich ist der Sport aber genau wie die Gruppentherapie ein weiterer Zeitfresser, sind es insgesamt etwa vier Stunden, die woanders fehlen. "Nebenbei" muss ich ja auch noch arbeiten und mich um den Haushalt kümmern, auch, wenn es zum Glück nur noch einer ist. Unsere Putzfrau ist eine große Hilfe.

Der Gatte kam mit zur Anmeldung, sucht er doch auch einen Verein. Dort würde auch Herz-Reha-Sport angeboten, aber der Gatte möchte nicht so weit fahren, meint, das ständige Treppensteigen und der Umstand, dass wir in der Stadt das meiste zu Fuß erledigen, sei Herzsport genug. Mal gucken, wie sich das einpendelt. Ich finde es auch nicht so toll, knapp 26 km für Sport zu fahren, aber es gibt keine wirkliche Alternative. 

Die Ruhe und der Umstand, dass wir nicht mehr pendeln müssen, tun uns gut. Wir entspannen langsam. Der Gatte versucht, mich viel zu unterstützen, und das ist schön. Er meint immer wieder, ich solle daran denken, dass ich nicht alles alleine machen muss, und damit das klappt, schreiben wir Listen mit Dingen, die er erledigen kann, ohne sich zu überfordern. Ich versuche, nicht immer ein Ohr bei ihm zu haben, um herauszufinden, ob er Hilfe braucht, denn er muss und will sich ja so viel Selbstständigkeit wie möglich bewahren. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante geht jetzt für diverse Untersuchungen ins Krankenhaus und übersteht sie hoffentlich gut. Schwiegermutter freut sich, dass sie uns über ihren Geburtstag besuchen kommt. Damit es für alle entspannter ist, haben wir ihr ein Hotelzimmer gebucht.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

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