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Dienstag, 27. August 2024

Ausgelesen: Bücher im Juli 2024

Das Rudel wird auch immer größer:
Ein rosa Hase hat sich dazwischen gemogelt
und will vor dem Einschlafen noch etwas 
lesen*.

Im Juli hatte ich reichlich Zeit zum Lesen, Maladie und Gatten-Begleitung zu Arztterminen sei Dank. Außerdem genoss ich es, im Garten unterm Flieder zu sitzen und zu lesen, gerne auch mal stundenlang. Das geschah quasi auf ärztliche Weisung, denn zwecks Genesung sollte ich mich erholen. In den ersten Tagen der Krankschreibung war ich allerdings oft auch zu schwach zum Lesen und schlief hauptsächlich. 

Seitdem ich zum Onleihe-Verbund der örtlichen Bücherei wechselte, macht es richtig Spaß, mit dem Tolino zu lesen. Plötzlich läuft er stabil, kleben keine Seiten mehr zusammen. Okay, das Herunterladen von Büchern ist immer noch schwierig, aber auch das ist kein Vergleich zu früher. Jetzt fehlt mir tatsächlich nur noch die dauerhafte Anzeige der Uhrzeit. Kindle unlimited* habe ich erstmal gekündigt.

Im Vergleich zur Hamburger Bücherhalle ist die Auswahl mit "nur" knapp 11.000 Titeln zwar gering, aber dennoch habe ich das Limit bei Ausleihen und Vormerkungen meistens ausgeschöpft. In Hamburg las ich nur Krimis, weil ich mich bei der Riesen-Auswahl verlor, aber jetzt lese ich auch andere Genre. Ich lese auch häufiger analog, denn auf dem Weg in die Stadt komme ich an der Bücherei vorbei und kann mir schnell einen Titel herausholen. Zum Pendeln ist analoges Lesen allerdings doof, denn der Rucksack ist so schon schwer genug. 

Ich begann den Monat mit Ben Aaronovitch* und las mit "Ein weißer Schwan in Tabernacle Street*", "Die Silberkammer in der Chancery Lane*" sowie "Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly*" in der Flüsse-von-London-Reihe weiter. Ich wunderte mich über Lücken in der Handlung und erfuhr, dass es Comics gibt, die quasi zwischen den Büchern spielen. Wenn ich mir mal wieder Kindle unlimited gönne, muss ich die Lücken mal füllen, denn da sind momentan die Comics inklusive.

Die Reihe um die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann von Claudia Rossbacher* mag ich sehr gerne. Inzwischen ist mit "Steirerwald*" der 13. Band erschienen, und Anfang Oktober scheint sogar schon Band 14*. An einem schwülen Sommerabend werden die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann aus Graz zu einem Einsatz ins nahe Schöcklland gerufen. Auf Schloss Abelsberg hat der Jagdhund einer Jägerin die verwesende Hand eines Mannes im Wald aufgestöbert. Kurze Zeit später wird die Leiche in einem Graben hinter dem Schloss entdeckt und als Schlossbewohner identifiziert. Wer aber hat den exzentrischen Regisseur erschossen und weshalb? Die Jagd auf den Mörder nimmt ihren Lauf und sorgt für so manche Überraschung. 

Die Reihe um "Henri und den Häkelclub" spielt in einer kleinen Stadt in der Lübecker Bucht. Durch den tragischen Tod seiner Frau Maike muss sich Henri um ihr Handarbeitsgeschäft kümmern. Ursprünglich will er den Laden schnellstmöglich abwickeln, entscheidet sich dann aber, ihn zu behalten, was auch an seiner Mitarbeiterin Edda liegt. Schnell wird der Strick- und Häkelclub detektivisch tätig, auch, um den Tod von Henris Frau aufzuklären. "Mörderische Masche*" und "Grausames Garn*" von Karla Letterman* sind nette Unterhaltung und sollten am Besten in der Reihenfolge ihres Erscheinens gelesen werden, da sie aufeinander aufbauen. 

Krischan Kochs* Krimi-Reihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Kollegin Nicole Stappenbek lese ich sehr gerne. Mittlerweile ist mit "Krieg der Seesterne*" der zwölfte Band erschienen - ebenfalls solide. Über Fredenbüll schweben Ufos!  Als dann ein Toter im neu entstandenen Kornkreis liegt, sind Detlefsen und Stappenbek alarmiert. Mit den üblichen Ermittlungsmethoden kommen sie nicht weiter. Mysteriöses passiert! Fahrerlose Autos rasen übers Land, das Getreide wächst wie verrückt, und geheimnisvolles Trommeln hallt durch die Nacht. Ist das nordfriesische Küstendorf womöglich ins Visier einer außerirdischen Macht geraten? 

Auch die Kluftinger-Reihe* von Volker Klüpfel und Michael Kobr lese ich gerne. "Affenhitze*" ist der zwölfte Band. Kluftinger muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett des Urzeitaffen "Udo" ausgegraben hat. Nun wurde Brunner verscharrt unter einem Schaufelbagger gefunden. Der Wissenschaftler, der mit seinem Fund beweisen wollte, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt, hatte viele Feinde. Kluftinger hat deshalb gleich mehrere Verdächtige im Visier, darunter die Mitglieder einer obskuren Sekte. Aber auch privat muss sich der Kommissar um ein Observationsobjekt kümmern: Die Tagesmutter seiner kleinen Enkelin verfolgt höchst seltsame Erziehungsansätze. Grund genug, ihr genauer auf die Finger zu schauen und Flugstunden mit Doktor Langhammer und seiner neuen High-Tech-Drohne auf sich zu nehmen. Doch der Probeflug gerät gefährlich aus dem Ruder. 

Irritierend fand ich, dass die faschistische Anastasia-Bewegung zwar unmotiviert erwähnt wird, aber warum? Sie spielt im weiteren Verlauf keine Rolle für die Handlung. Das hätte man sich auch sparen können. 

"Die Unerhörten*" ist der dritte Band der Geschichte um die Shoah-Überlebende Hannah Bloch, geschrieben von Volker Dützer*. Die Handlung springt ins Jahr 1964: Die Jagd nach Nazi-Verbrechern ist für Hannah Bloch endgültig vorbei. Sie folgt ihrem Ehemann Scott in dessen Heimatstadt Boston. Doch auch in den USA findet Hannah kein Glück. Ein Schicksalsschlag zwingt sie, nach Deutschland zurückzukehren. In Frankfurt am Main kreuzen ihre Wege die der sechzehnjährigen Marie, die gegen die Doppelmoral der Kriegsgeneration aufbegehrt und in ihrer Familiengeschichte ein dunkles Geheimnis entdeckt. 

Solide Kost wie die beiden Bände zuvor. Unbedingt chronologisch lesen, denn die Handlung baut aufeinander auf. 

Gitte Madsen ist eine Deutsch-Dänin, die es nach Marielyst verschlägt auf der Suche nach ihrem vor über 20 Jahren verschollenen dänischen Vater. Sie mietet sich in einem Ferienhaus ein und arbeitet bei einem Bestatter, aber nicht nur dort stolpert sie buchstäblich über Leichen. Die bislang fünfbändige Reihe beginnt mit "Ein dänisches Verbrechen*" und endet mit einem fiesen Cliffhanger im Band "Dänische Aussicht*". Ich verschlang die Bücher von Frida Gronover* in Rekordzeit und hoffe auf baldige Fortsetzung. 

"Das Kind der Lügen*" ist der zweite Band der Reihe um Hamburgs erste Kommissarinnen, geschrieben von Helga Glaesener*. Die Handlung spielt in Hamburg im Jahr 1929: Ein Kind ist verschwunden. Verzweifelt bittet die wohlhabende Signe von Arnsberg die Polizei um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter, die nach einem Spaziergang mit ihrer Kinderfrau nicht ins Hotel Atlantic zurückgekehrt ist. Doch die Männer der Kripo nehmen sie nicht für voll – denn es ist nicht das erste Mal, dass Signe hysterisch bei der Hamburger Kriminalpolizei auftaucht. Nur Paula Haydorn glaubt der Frau. Seit einem Jahr ist sie als eine der ersten weiblichen Beamtinnen im Polizeidienst. Und sie hat sich dort mit ihrem klaren Blick und klugen Gespür einen Namen gemacht, entgegen aller Vorurteile. Auch diesmal beweist sie Spürsinn. Denn als von dem verschwundenen Mädchen blutige Spuren gefunden werden, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Und noch ahnt niemand, welche Abgründe sich an der Alster auftun werden. 

Anders als beim ersten Band "Die stumme Tänzerin*" musste ich mich ziemlich durch das Buch kämpfen. Es ist teilweise zäh, schlampig redigiert und voller Grammatikfehler. 

"In Zeiten des Verbrechens*" von Frank Goldammer* ist die Vorgeschichte des Dresdner Kommissars Max Heller und seiner Frau Karin, quasi Hellers erster Fall. 1917 kehrt der 21-jährige Max Heller verletzt und traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Im von Hunger, Gewalt und politischen Unruhen geprägten Dresden sucht er nach einem Weg zurück ins Leben, nach Ablenkung, nach Liebe und nach einer Aufgabe. Die Konfrontation mit brutaler Bandenkriminalität, sein großer Gerechtigkeitssinn und der Rat seines Großvaters Gustav Heller, einem Kriminalrat a.D., führen ihn in den Polizeidienst. Als frischgebackener Schupo verliebt sich Heller bei einem Elbdampferausflug in die junge Karin. Doch der Standesunterschied scheint eine Beziehung unmöglich zu machen. 

Leider hat das Buch ziemliche Längen, ist teilweise schlampig redigiert.

"Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?*" von Till Raether* ist ein wunderbaren Buch für Erkrankte und Angehörige. Depression kann alle treffen, und oft ist sie schwer zu erkennen. Till Raether war in seinem Leben oft traurig und erschöpft – immer wieder, über Wochen. Und ebenso oft stellte er sich die Frage, ob das nun eine Depression sei, oder ob ihn einfach nur das normale, graue Leben beutelte. In seinem Buch erzählt er offen über eine Krankheit, mit der er seit vielen Jahren lebt und die er häufig mit großem Energieaufwand zu überspielen versuchte. Er schreibt über seine Jagd nach Anerkennung, seine Hilflosigkeit und Überforderung und den dauernden Gedanken, dass er sich doch einfach nur zusammenreißen müsste – und über den Zusammenbruch. 

"Kommissarin Moll und die Tote vom Grindel*" von Isabel Bernsmann* verwirrte mich total, kamen mir die Kommissarin, ihr Kollege Lauterbach und ihre Assistentin doch total bekannt vor, nur die Handlung nicht. Die Auflösung fand ich Tage später beim Kistenräumen: Ich hatte mir vor einigen Wochen den dritten Band der Reihe, "Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity*", gekauft und angelesen, weil ich das eBook vergessen hatte. Wie am Titel unschwer zu erkennen ist, gibt es eine Tote in den Hamburger Grindel-Hochhäusern. Eine junge Frau liegt tot in ihrer Badewanne. Offenbar hat sich die verzweifelte Krebspatientin die Pulsadern aufgeschnitten. Doch am Tatort gibt es nichts, womit sie sich die Verletzungen hätte zufügen können, und auch die Krebsdiagnose stellt sich als falsch heraus. Wurde die junge Frau ermordet, um einen Behandlungsfehler zu vertuschen? Kommissarin Frederica Moll und ihr Partner Christian Lauterbach kommen einem abgründigen Medizinskandal auf die Spur - und machen sich dabei mächtige Feinde. 

Zwei Fälle laufen parallel, was teilweise etwas mühselig ist, und es gibt unendlich langatmige Passagen. Teilweise wird mein Hamburg-Wissen etwas auf den Kopf gestellt. Die vierspurige (oder war sie sogar sechsspurig?) Dammtorstraße, die Bernsmann beschreibt, muss mir in den letzten Jahren irgendwie entgangen sein (und ich arbeite in der - Überraschung - Dammtorstraße). Jedenfalls animierte mich der erste Band nicht dazu, sofort den zweiten oder den hier liegenden dritten Band zu lesen. 

"Mit dir für immer – Max Schmeling und Anny Ondra*" von Jan Steinbach* ist ein schöner Schmachtfetzen aus der Reihe "Berühmte Paare – große Geschichten" des Aufbau Verlags. Damit gehe ich in den August.

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