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Sonntag, 27. Oktober 2024

Samstagsplausch KW 43/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLI

Aus dieser Woche hätte man locker wieder mehrere machen können. Die Tage waren wieder mal minutiös durchgeplant, und dementsprechend bin ich heute platt, müsste allerdings reichlich in Haus und Garten erledigen ...

Normalerweise lege ich die Arzttermine des Gatten auf meine Heimbüro-Tage. Bei der telefonischen Nachbesprechung der Laborbefunde diese Woche ging das nicht. Prompt fiel an dem Tag der Metronom mal wieder aus. Um dennoch pünktlich zu sein, nahm ich für die letzten 25 km, die ich nicht mit der S-Bahn zurücklegen kann, ein Taxi, das ein Vermögen kostet. Mit dem nächsten Zug wäre ich zu spät gekommen, und ein Bus fährt nur stündlich, braucht knapp anderthalb Stunden. Ich war pünktlich, nur entschied sich die Ärztin, eine Viertelstunde vor dem Termin anzurufen, weil es bei ihr besser passte. Der Gatte konnte dem Telefonat nicht ganz folgen, also hinterhertelefonieren und nachfragen. Schließlich bekam ich von der Ärztin zwei neue Medikamentenpläne, gleicher Tag, gleiche Uhrzeit, totale Unterschiede. Alles, was der Hausarzt vor einem Vierteljahr absetzte, verordnete sie wieder. Der Gatte ist jetzt wieder bei 15 Medikamenten pro Tag, und dabei sollten die Medikamente weiter reduziert werden. Die Dosierungen sind teilweise völlig wild, verdoppelt, vervierfacht, verringert ... Statt 1.000 mg Wirkstoff soll der Gatte z.B. 780 mg Wirkstoff nehmen - wie soll ich das von 1000er Tablette dosieren? Abkratzen und hoffen, das es passt? Bei einem Medikament sind es statt 20.000 Einheiten nur noch 2.000 - ein Tippfehler? Heißt, morgen einen Hausarzttermin machen und ihn fragen, was er meint. 

Bei der Augenärztin saßen wir zwei Stunden, nur um dann zu erfahren, dass die Ärztin krank ist und ihre Vertretung nichts zum Zustand des Gatten sagen kann. Sie empfiehlt eine OP, will das aber nicht entscheiden, weil der Gatte ja Patient der Kollegin ist. In fünf Wochen haben wir den nächsten Termin. Der Gatte gewöhnt sich einstweilen an die Gedanken einer OP.

Den Augenarzttermin konnten wir immerhin mit einem Besuch bei der Schwiegermutter verbinden. Wir schlugen ihr vor, ihren 90. Geburtstag in einem dänischen Ferienhaus zu feiern, was sie sehr freute. Jetzt hoffen wir, dass sie Tante überzeugen kann - möglichst schnell, denn die Ferienhäuser sind zum gewünschten Termin im gewünschten Gebiet schon knapp. Schwiegermutter besteht allerdings darauf, frühestens Weihnachten mit Tante zu reden, und der Gatte bereut den Vorschlag schon jetzt. Wir werden zwei Häuser mieten, das entspannt die Lage etwas. Notfalls müssen wir auf ein anderes Gebiet ausweichen. Schwiegermutter wird ohnehin zwei Wochen durchmeckern und nörgeln, sonst ist sie nicht glücklich.

Schwiegermutter hat sich zudem entschlossen, ein InKultur-Abo abzuschließen. Da wird sie von der Wohnanlage mit dem Bus in Oper, Theater oder Konzert gefahren und anschließend wieder mit dem Bus zurückgefahren - sehr kommod! Ich freue mich, dass sie das Abo abschloss und wieder unter Menschen geht, neue Impulse bekommt. Bislang war ich für Kultur zuständig, aber das schaffe ich durch den Umzug nicht mehr. Der Gatte und ich überlegen schon lange, InKultur auch für uns zu nutzen, denn auch von hier aus fährt ein Bus, aber bislang hatten wir noch keinen Kopf dafür, reichten uns die Angebote in der Kleinstadt. 

Der Gatte suchte für seine Mutter den schönsten Apfel vom kleinen Apfelbaum aus, denn der Baum stand früher in ihrem Garten. Schwiegermutter freute sich, das war schön. Inzwischen ist der Apfelbaum abgeerntet, liegen die Äpfel im Esszimmer und duften wunderbar. Morgen wird aus einem Teil ein Apfelkuchen. 

Wir waren überrascht, wie voll die
Rathauskantine war!
Diese Woche fand auch der Neubürger-Nachmittag statt. Die Stadt lädt alle ein, die im Laufe des Jahres herzogen. Eine schöne Idee! Dieses Jahr waren knapp 1.200 Leute eingeladen, von denen etwa 120 kamen. Bürgermeister, Stellvertreter, Stadträte und Bünabe stellten sich vor, erklärten die Ortspolitik samt Ausschüssen, in die man sich einbringen kann und soll. Es gab eine Powerpoint-Präsentation "Buchholz vor 50 Jahren", was mich sehr freute, war es doch eine Reise in meine Kindheit, und eine Fragestunde. Heißes Eisen war u.a. die ärztliche Versorgung. Es gibt nämlich zu wenig. Der Bürgermeister bat um Erfahrungen, gerne per Mail, um besser mit der KVN verhandeln zu können, denn die bestimmt die Anzahl der Kassensitze und ist der Ansicht, die Versorgung sei gut, statistisch gesehen. Nun, statistisch gesehen sind alle Briefträger rothaarig ... Der Bürgermeister bekam also eine Mail von mir. Im Anschluss gab's neben Kaffee und Kuchen ein Goodie Bag und eine Stadtrundfahrt, die ich leider ohne den Gatten machen musste, da er in einer schlechten Phase und komplett überfordert war.     

Im Haus geht es langsam vorwärts. Ich bin froh, wenn ich es an den Wochenenden schaffe, ein, zwei Stunden etwas zu tun. Problematisch ist weiterhin, dass der Gatte keine Arbeit alleine ausführen kann, ich meine Arbeit immer wieder unterbrechen muss, weil er Hilfe braucht. So nutze ich meistens die Zeit, wenn er Mittagsschlaf hält, und ignoriere mein eigenes Schlafbedürfnis. Der US-Briefkasten steht endlich. Der Briefträger macht sogar das Fähnchen hoch, wenn er Post bringt! Der Zeitungsausträger begriff im zweiten Anlauf, wohin die Zeitung soll - beim ersten Mal klemmte er sie in den Griff der Haustür. Die Halloween-Girlande hängt, drei leuchtende Gespenster* geistern durch den Vorgarten, das alte Vogelhäuschen aus Schwiegermutters ehemaligem Garten hat ein neues Strohdach. Auf der Terrasse und im Garten geht's auch langsam voran. Für "die Jungs", unseren Hausmeisterservice, haben wir eine Liste geschrieben mit den Arbeiten, die sie demnächst erledigen können. Ich hoffe, das klappt, denn sonst fangen wir wieder von vorne an mit der Suche nach einem Allround-Handwerker.  

Hier gilt seit mittlerweile 241 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Aktuell gibt es einige Corona-Fälle im Umfeld, und der erste Kollege meldete sich heute schwächelnd aus dem Urlaub zurück, ist noch nicht sicher, ob's Erkältung, Corona oder was ganz anderes ist.     

Im Büro setzte Mittwoch plötzlich die Ferienruhe ein, was sehr schön ist. Dafür diskutieren wir immer noch, ob meine Kollegin und ich die anstehende Dienstreise in unserer Freizeit machen müssen. Wir sind beide der Meinung, dass wir in unserer Freizeit keine Dienstreise machen. Die Chefs sehen es anders, wollen aber, dass wir zur Tagung fahren, auch, weil wir im kommenden Jahr die Jubiläumstagung des Verbandes organisieren sollen. Da gibt es immerhin keine Diskussion, ob das Arbeitszeit ist, denn dafür müssen wir nicht aus Hamburg raus, also keinen Dienstreiseantrag stellen. Wenn wir noch lange diskutieren, hat sich die Dienstreise ohnehin erledigt, ist die Tagung vorbei.

Es gab diese Woche eine Reihe von netten Begegnungen, u.a. mit einer 81jährigen Nachbarin, die ich mit der Mutter einer Bekannten "verkuppelte". Letztere zog neu hierher, ist wie die Nachbarin keine gebürtige Deutsche und freut sich, in ihrer Muttersprache plaudern zu können. Ich wurde von der Nachbarin ebenfalls gleich zu Kaffeebesuchen verhaftet. In der kommenden Woche freue ich mich darauf, dass "Der Buchspazierer*" im Kleinstadtkino läuft. Ich bin gespannt auf die filmische Umsetzung. 

Ich stricke gerade Socken für mich und arbeite zum ersten Mal mit 2,75er Nadeln. Bislang hielt ich diese Zwischengrößen für Mumpitz, wollte sie aber doch mal ausprobieren und kaufte auf Fanø ein Nadelspiel. Ich bin absolut begeistert! Die Nadeln liegen besser in der Hand als 2,5er, die sich zudem bei mir gerne mal verbiegen. Ich denke, das wird meine neue Nadelstärke für Socken.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links

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