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Montag, 7. Mai 2018

Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule (Dr. Alberto-Jonas-Haus)

Montags gegen Nazis
Update 05.05.2018: Die Nazis pausieren anscheinend. Momentan sind die Montagsdemos abgesagt. Wohlwissend, dass der Schoss fruchtbar bleibt, mache ich mit meiner Montagsreihe weiter. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Es trifft sich montags am Dammtor, hinterm Bahnhof, eingepfercht in Gattern, umringt von Polizei und der Gott sei Dank immer noch demokratischen Mehrheit dieser Stadt. Es ist eine krude, gefährliche Mischung aus Türstehern, Hooligans, Faschisten, Reichsbürgern und AfDlern, garniert mit ein paar spießbürgerlichen Sahnehäubchen aus dem Hamburger Umland.

Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.



Ein aus der Zeit gefallenener Kugelschreiber im Naturkunderaum von 1930.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.



Der historische Eingang in die einstige Israelitische Töchterschule wird heute von einer Kita genutzt. Der Eingang in die Gedenk- und Bildungsstätte ist hinter einem Durchgang im Hinterhof.
Die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule Dr. Alberto-Jonas-Haus in der Karolinenstraße 35 ist ein Juwel unter den Hamburger Museen, denn es verknüpft jüdische Geschichte, Gedenken und Bildungsarbeit. Das Gebäude ist heute in der Trägerschaft der Volkshochschule. 


Blick in den historischen Naturkunderaum.
Ein Modell des Schulgebäudes steht im ehemaligen Naturkunderaum.
Hier finden regelmäßige Kurse zu jüdisch-historischen Themen statt, es gibt Jiddisch- und Hebräisch-Kurse, und donnerstags ist nachmittags das Museum mit seiner Dauerausstellung zum ehemaligen jüdischen Schulleben am Grindel samt historischen Naturkunderaum geöffnet. Außerdem lernen hier Migranten Deutsch, gibt es eine Kita im Haus, finden hier Bildungsurlaube und Fortbildungen für Lehrkräfte statt.


Blick in die Dauerausstellung.
In der Dauerausstellung ist viel Platz, damit Jugendgruppen und Schulklassen diskutieren können.
1884 eröffnet, musste das Gebäude rasch erweitert werden, da die Schülerinnenzahl wuchs. Im Hof wurde 1900 eine Turnhalle gebaut, die auch als Zeichensaal genutzt werden konnte. Zehn Jahre später kamen eine Lehrküche und ein Raum für den Chemie- und Physikunterricht hinzu, der heutige historische Naturkunderaum. 

Der Unterricht bot den Mädchen alle Chancen auf ein Leben als freie, selbstbewusste Jüdinnen. Das Konzept war für die damalige Zeit sehr modern, nicht nur für die jüdische, sondern auch für die nicht-jüdische Mädchenbildung, und wich damit von den üblichen Standards Hamburger Volksschulen ab.


Schirmmütze und Kippa erinnern an die Schüler und Lehrer der Talmud-Tora-Schule, die im Ersten Weltkrieg für ihr Heimatland kämpften. Fünfzehn Jahre später sprachen die Nazis ihnen das Deutschsein ab.
Am 1. April 1939 wurde die Israelitische Töchterschule mit der Talmud-Tora-Realschule, einer Jungenschule, zusammengelegt. Ein halbes Jahr teilten sich die etwa 600 Mädchen das Gebäude mit den Jungen, bevor alle im September 1939 wieder in die Karolinenstraße zurückkehrten. 

Zwei Jahre später begannen die Deportationen deutscher Juden. Am 30. Juni 1942 wurde Juden der Schulbesuch gänzlich untersagt. Die letzten 76 Schülerinnen und Schüler sowie der Schulleiter, die Lehrkräfte und der Hausmeister wurden samt ihrer Familien deportiert. Fortan nutzte die Gestapo das Gebäude.


Unter den Ausstellungsstücken ist auch der Schreibtisch des letzten Schulleiters, Dr. Alberto Jonas. Nach ihm ist die ehemalige Schule heute benannt.
Nach der Befreiung zog eine Sprachheilschule in das Gebäude der ehemaligen Israelitischen Töchterschule ein. In den 1980er Jahren wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt, zur Gedenk- und Bildungsstätte umgebaut und restauriert. Inzwischen steht auch die Turnhalle unter Denkmalschutz. Sie wird beispielsweise von der Liberalen Jüdischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt. 


Blick auf den ehemaligen Schulhof und die ehemalige Turnhalle, in der heute beispielsweise Gottesdienste stattfinden.
Link zu den Kursen der Gedenk- und Bildungsstätte
Mehr Informationen zur Geschichte der Israelitischen Töchterschule

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