Montags gegen Nazis |
Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Es trifft sich montags hinterm Bahnhof, eingepfercht in Gattern, umringt von Polizei und der Gott sei Dank immer noch demokratischen Mehrheit dieser Stadt.
Es ist eine krude, gefährliche Mischung aus Türstehern, Hooligans, Faschisten, Reichsbürgern und AfDlern, garniert mit ein paar spießbürgerlichen Sahnehäubchen aus dem Hamburger Umland.
Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.
Wurde es aber.
In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.
In der ehemaligen Volksschule in der Seilerstraße 41 waren zwischen 1943 und 1945 Zwangsarbeiter für die Reederei Blohm & Voss untergebracht. |
Die schmale Straße ist gesäumt von Etagenhäusern. Auffällig sind zwei Backsteingebäude: Sich gegenüber stehen die einstige evangelisch-reformierte Realschule (Hausnummer 42, heute Sitz des Schulmuseums) und die ehemalige Volksschule für Jungen (Hausnummer 43) und Mädchen (Hausnummer 41, beide erbaut 1887/88). Das Gebäude beherbergt heute eine Berufsfachschule.
Ab Oktober 1940 wurden wie überall auch Hamburger Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrkräften in Gebiete verschickt, die Sicherheit vor Bombardierungen versprachen. Von der sogenannten Kinderlandverschickung (KLV) waren zwischen 1940 und 1945 etwa 150.000 Hamburger Kinder betroffen.
Nach den Luftangriffen des sogenannten Feuersturms im Juli 1943 blieben die Schulen im Stadtgebiet geschlossen. Manche der nun leerstehenden Gebäude wurden zu Kriegsgefangenen-, Zwangsarbeiter- oder Konzentrationslagern. In der Seilerstraße 41 befand sich ein Lager der Reederei Blohm & Voss mit 446 männlichen und weiblichen ausländischen Arbeitskräften (Oktober 1943) bzw. 118 Arbeitskräften (März 1945).
Die Reeder Rudolf und Walther Blohm begrüssten die Machtübernahme der Nationalsozialisten, waren auch schon vor 1933 entsprechend engagiert. Das Kalkül, dass mit der Aufrüstung auch Mittel in den Schiffbau flößen, ging auf. Das Unternehmen setze auf den U-Boot-Bau und baute zusätzlich ein Tochterunternehmen für den Flugzeugbau auf.
Die Reederei setzte über 16.000 Zwangsarbeiter ein - bislang sind 26 Lager im Hamburger Stadtgebiet und auf dem Firmengelände bekannt. Dazu kommt ein Außenlager des KZ-Neuengamme auf dem Firmengelände. Die Männer und Frauen wurden in der Maschinenfabrik eingesetzt, aber auch bei Räumungen von Trümmern nach Bombardierungen oder zur Entschärfung von Blindgängern. Die Arbeit war körperlich schwer und forderte viele Tote.
Eines der Lager von Blohm & Voss befand sich mitten auf St. Pauli: In der Seilerstraße 41.
Einen Überblick aller bislang bekannten Lager und den dazugehörigen Informationen liefert die Website "Zwangsarbeit in Hamburg".
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