Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Das macht sie schon im fünften Jahr - wow! Glückwunsch und Dankeschön!
Ich stehe zurzeit früher auf, damit ich den Gatten noch etwas länger sehe und früher auf der Arbeit bin - letzteres klappt so semi. Als ich mich aus dem Bett schäle, ist der Kaffee schon fertig. Ich trinke ihn wie meist am PC und daddel ein bisschen zum Wachwerden.
Als der Gatte gegangen ist, erledige ich noch ein paar Überweisungen und mache mich dann auch fertig. Zum Glück entscheide ich mich für die lange Hose und Strümpfe, denn es ist wesentlich kälter als vorhergesagt. Später, als ich auf den Bus warte, bin ich froh, dass ich einen Schal in der Tasche habe.
Vor der Tür spricht mich ein Nachbar an, stellt sich kurz vor (wir haben kaum Kontakt zu den Nachbarn, weil die einerseits häufig wechseln, andererseits gerne mal Polizeieinsätze erfordern oder sonst irgendwie komisch sind, wir außerdem gerne für uns sind) und fragt nach einem Kontakt für einen Garagenplatz - ihm wurden nämlich auch die Nummernschilder gestohlen. Die Diebstähle halten jetzt seit Ende Mai an. Wir kommen ins Klönen, ich verpasse den Bus.
Endlich an der Haltestelle, kommt schnell ein Bus, der zudem auch noch leer ist. Ich bin rasch in Bahrenfeld an der S-Bahn - es ist zu merken, dass heute der erste Ferientag ist. Auf dem Bahnsteig liegt eine Frau hilflos am Boden, aber um sie herum stehen schon drei, vier Frauen, die den Notarzt riefen, also kein Handlungsbedarf meinerseits. Der Notarzt kommt, als die Bahn gerade einfährt. Ein Frau bleibt bei Notarzt und Patientin zurück, wir anderen steigen ein.
Am Jungfernstieg kaufe ich die "Mopo", in der heute ein Artikel über einen Teil meines Jobs ist, und eine Butterbrezel - seltener Luxus, denn normalerweise habe ich Brote dabei. Treppe hoch, zwei Stationen mit dem Bus, dann bin ich im Büro.
Im Büro spreche ich in der ersten halben Stunde diverse Sachen mit der Kollegin, die stets verneint, durch, und bringe sie aus dem Konzept, in dem ich einen Arbeitsvorschlag einleite mit den Worten: "Überlegst du bitte, was dagegen spricht, dass wir im August folgendes machen?" Sie ist kurz sprachlos, kommt dann aber zu dem Ergebnis: "Nichts."
Okay, die Taktik muss ich mir merken, die erspart mir lange Diskussionen.
Ich gucke kurz nach einer anderen Kollegin, bei der ein Familienmitglied am Vortage eine OP hatte (alles okay, Gott sei Dank), komme endlich in meinem Büro an und fahre den Rechner hoch.
Entgangene Telefonate und Mails sichten, die Pressestelle informieren, dass ich am nächsten Tag ein Interview gebe, und dann wird's sportlich: Ich packe gefühlte Tonnen von Broschüren aus Versandkartons, versehe sie mit unseren Aufklebern, packe sie in Kisten auf eine Karre, fahre damit in den Laden, der im Erdgeschoss des Nachbarhauses ist, parke die Karre vor der Treppe, hieve die Kisten die Treppen hoch , hole eine zweite Karre aus dem Lager, packe um, sortiere alles im Lager und im Laden ein, bringe die leeren Kisten samt vor der Treppe geparkter Karre wieder nach oben ins Büro und beginne von vorn. Die, die weiland für Auswahl und Ausstattung des Ladens verantwortlich waren, machten sich keine Gedanken darum, wie die Ware in den Laden kommt - sie müssen sie ja auch nicht schleppen.
Jetzt ist Schreibtischarbeit angesagt: Rechnungen abzeichnen, Adressen recherchieren, Bedarfe abfragen oder abschätzen. Die Kollegin, die stets verneint, weist mich darauf hin, dass die Chefin unbedingt eine Lieferung abnehmen muss, wenn sie nachmittags kommt. Dabei erfahre ich, dass es sich bei dem Karton, der seit drei Wochen neben meiner Tür steht und auf die Chefin wartet, um Prospekte handelt, die sie für mich in Auftrag gab und auf die ich wiederum warte.
Es stellt sich zudem heraus, dass nur 2.000 Prospekte bestellt wurden - zur Auslage im Laden, weil "Das haben wir schon immer so gemacht!" Vielleicht eskaliere ich kurz bei dem Versuch, der Kollegin, die stets verneint, zu erklären, dass 2.000 Prospekte zu wenig sind, und dass die Kunden, die schon im Laden sind, unsere Prospekte nicht brauchen, weil sie schon wissen, dass es uns gibt, sondern die Prospekte raus wollen in die große Stadt, damit alle von unserem wunderbaren Laden erfahren.
Allein: Was soll mensch gegen ein "Das haben wir ja noch nie so gemacht!" und "Dann kommen ja womöglich Leute in den Laden!" ausrichten?!
Ich schiebe ein paar Papierberge auf dem Schreibtisch von links nach schräg, verabrede mich mit einem Kollegen aus dem alten Team für die nächste Woche, müsste mich eigentlich auf das Interview am nächsten Tage vorbereiten, kann mich aber nicht konzentrieren.
Kurz vor meinem Feierabend kommt die Chefin, womit mein Feierabend in die Ferne rückt. Wir setzen uns zusammen, um zu besprechen, was während ihres Urlaubs anlag. Außerdem sind da noch die Prospekte, und wo wir gerade so schön zusammensitzen, sollte ich ihr auch noch sagen, dass ich mich auf eine andere Position im Team bewerben werde.
Die Chefin sieht das Prospekt-Dilemma, bestellt ein paar Tausend nach, befindet meine Bewerbung für gut und sagt mir ihre Unterstützung zu. Damit habe ich Chef, Chefin und bisherige Stelleninhaberin schon mal auf meiner Seite. Jetzt muss ich nur noch das Vorstellungsgespräch erfolgreich bestehen ... Wenn's nicht klappt, bin ich auf meiner bisherigen Stelle aber auch zufrieden, also gehe ich kein Risiko ein.
Auf dem Heimweg schaue ich im Laden bei der Kollegin, die stets verneint, vorbei, um ihr auszurichten, dass noch ein paar Tausend Prospekte kommen. Sie fällt in eine milde Ohnmacht, denn: "Wo sollen wir die denn lagern?!" Öhm, gar nicht, weil die gleich weiter in die große Stadt gehen. Schließlich müssen wir noch darüber diskutieren, ob ein Prospekt im Bereich A oder B ausgelegt werden soll. Sie sagt A, ich sage B. Sie entscheidet C, und ich notiere gedanklich einmal mehr, dass ich demnächst mal mit dem Chef über Weisungsbefugnisse sprechen sollte.
Ich nehme den Bus zum Jungfernstieg, erwische eine S-Bahn nach Altona, widerstehe dort dem wunderbar-leckerem Mais-Geruch und stelle mich zur Menschentraube an die Bushaltestelle. Fahrpläne sind im Hamburger Westen Makulatur. Im Bus ergattere ich einen Fensterplatz und treffe kurz nach dem Gatten, der auch länger arbeiten musste, zu Hause ein.
Der Gatte stellt seit einigen Tagen das Arbeitszimmer auf den Kopf, weil er seinen Schreibtisch umbaut, und befindet, er möchte lieber bauen als sporteln. Soll sein. Wir setzen uns kurz auf den Balkon, lassen den Tag Revue passieren und werfen den Essensplan um. Uns ist nach Nudeln, nicht nach Salat.
Der Gatte bastelt, ich telefoniere mit Mudderns, dann will die Küche aufgeräumt und das Abendessen gekocht werden. Essen, dann falle ich mit Strickzeug auf's Sofa. Krimi, Monitor, Tagesthemen, dann ab ins Bett und zum Einschlafen noch "Das war der Tag" im DLF hören, weil ich ja seit einigen Tagen endlich wieder einen Radiowecker mit Einschlaftaste habe, und das war's dann auch schon mit dem 5. Juli 2018.
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