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Samstag, 2. März 2019

Samstagsplausch KW 09/19: Auf und Ab

Diese Woche war ein ständiges Auf und Ab.

Mudderns wird seit ein paar Monaten zunehmend hinfälliger, buchstäblich, und tüddeliger. Egozentrik und Exzentrik sind bei ihr inzwischen so ausgeprägt, dass sie auch als Demenz durchgehen könnten, wären die entsprechenden Untersuchungen im letzten Jahr nicht negativ ausgefallen, verhielte sie sich nicht schon seit Jahrzehnten so.

Seit einem Sturz vor fünf Wochen weigert sie sich, vor die Tür zu gehen, liegt bis mittags im Bett, steht nur auf, um die "Rosenheim-Cops" zu sehen, bleibt liegen, wenn die ausfallen, isst kaum noch was, nahm etliche Kilo ab. Da sie sich schon immer in einer Opferhaltung gefiel, nichts tun möchte, um ihre Situation zu verbessern, komme ich nur schlecht an sie heran.

Da sie sich oft widerspricht und sich alles so zurecht legt, wie sie es gerade braucht, ist es schwierig, festzustellen, wie es ihr gerade geht. In einem Moment verweigert sie Hilfe, im nächsten will sie welche haben, und überhaupt gefiele es ihr am Besten, ich führe jeden Tag zu ihr, um sie zu bespaßen.

Nur: Ich schaffe es schlichtweg nicht, jeden Tag die 80 km zu ihr zu fahren, drei bis vier sehr schwierige und anstrengende Stunden mit ihr zu verbringen, anschließend sieben Stunden zu arbeiten und noch irgendwie meinen Alltag auf die Reihe zu kriegen. Davon ab, will ich es auch einfach nicht.

In der letzten Woche bat Mudderns dann täglich darum, dass ich ihr wieder eine Betreuung organisiere. Zwei Minuten später wollte sie das selbst machen, weitere zwei Minuten später wollte sie von einer Betreuung wieder nichts wissen. So ging das jeden Tag.

Heute war ich bei ihr, schaffte es, sie aus dem Haus zu kriegen, was ohne die Hilfe einer Nachbarin, die ein paar Tage vorher mit ihr spazieren ging, nicht möglich gewesen wäre, und fuhr mit ihr zum Einkaufen.

Mudderns will allerdings keine Minute mehr alleine sein, so dass ich nicht wie sonst unsere Markteinkäufe erledigen konnte, während sie im Café mit Bekannten klönt. Nach drei Stunden war ich fix und alle. Aber immerhin gestattete sie mir, dass ich in der Küche die Glühbirnen austausche, damit es da wieder Licht gibt.

Die Glühbirnen sind seit Monaten defekt, aber Mudderns muss ja Strom sparen (meint sie) und braucht keine Glühbirnen, da sie ja Taschenlampen hat, und es fällt doch auch genug Licht durch die Terrassentür, zumindest, wenn der Rolladen oben ist, aber der bleibt unten, weil Mudderns nicht die Kraft hat, die Taste für den Motor zu halten ... Solche Baustellen gibt es gerade mal wieder im ganzen Haus. Ich traue mich kaum noch, einen Lichtschalter anzuknipsen oder einen Wasserhahn aufzudrehen, aus Angst, alles unter Wasser zu setzen.

Morgen werde ich wieder alles anschieben, dass Mudderns bald wieder eine Betreuung bekommt, durch den Medizinischen Dienst begutachtet wird. Und dieses Mal wird's durchgezogen, auch, wenn Mudderns nach ein paar Wochen der Meinung sein sollte, sie brauche keine Unterstützung mehr. Ich habe ihr gesagt, dass ich inzwischen alle Vollmachten habe, das für sie zu entscheiden, und diese Vollmachten auch nutzen werde.

Ich muss aus dem seit Monaten andauernden Panikmodus herauskommen, denn inzwischen zeigt mir mein Körper deutlich, dass ich meine Grenzen mehr als erreicht habe. Es bricht mir das Herz, mich so über Mudderns hinwegzusetzen, aber ich sehe momentan keine andere Möglichkeit.

Die Rumkugel hat einen Durchmesser von 15 cm und wiegt ein Kilo.
Ansonsten:

Termin mit dem Anwalt gemacht wegen der bolzenden Kinder auf bzw. vor unserer Terrasse, denn mit dem Vermieter kommen wir ja seit mittlerweile drei Jahren nicht weiter, und die Eltern sind auch nicht einsichtig, spielen ja selbst auf der Fläche Fußball (es gäbe auf dem Grundstück eine Fußballfläche, einen Bolzplatz in der Siedlung gegenüber und eine große Rasenfläche im Park an der nächsten Straßenecke, aber das wollen die Herrschaften nicht nutzen). Heißt: Vier Wochen Lärmprotokoll führen, Fotos zum Beweis machen und dann mal gucken, welches Vorgehen der Anwalt vorschlägt. Wie gut, dass wir sonst nichts zu tun haben.

Gespräch mit dem Chef im Rahmen der Ziel- und Leistungsvereinbarung für die kommenden zwei Jahre. War entspannt, da wir ohnehin schon öfter über alles gesprochen hatten. Ich soll nur bitte entschiedener sein bzgl. der Durchsetzung meiner Kompetenzen gegenüber der Kollegin, mit der ich mir einen Aufgabenbereich teile. Das wird sich finden, wenn wir im Sommer für diesen Bereich endlich ein Konzept erstellen und Verantwortlichkeiten festlegen, aber das wird auch anstrengend werden, da sie Kollegin sich gerne über Absprachen hinweg setzt (und mir viereinhalb Jahre lang im vorherigen Projekt gepredigt wurde, ich solle mich bitte mehr zurückhalten).

Das kleine braune Hundevieh entkam dem Sensenmann wieder mal. Donnerstag sah's so aus, als müssen sie eingeschläfert werden, fuhr es der Gatte abends in sehr gedrückter Stimmung zum Tierarzt. Die 16jährige Hündin fraß seit zehn Tagen kaum noch, fiel ständig hin, war sehr schlapp (wieso muss ich jetzt an Mudderns denken?!). Der Tierarzt stellte fest, dass die Kleine Probleme mit den Nieren hat - nichts, was man nicht mit Medikamenten in den Griff bekommt. Die Erleichterung war groß! Nun fährt der Gatte öfter nach der Arbeit mit dem Hund und Schwiegermutter, bei der das Tier lebt, zum Tierarzt. Alleine schaffen beide den Weg nicht mehr.

Bis Mitte der Woche klangen die Bjerregård-Tage nach: Es gab täglich ein Scheibchen der Ein-Kilo-Rumkugel, und Mittwoch Smørrebrød med rejer og avocado - Krabbenbrot mit Avocado.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Karminrot - danke für's Sammeln! Ich wünsche Euch eine gute Woche!

1 Kommentar:

  1. Oh ja, ähnliche Situationen kenne ich nur zu gut... wünsche dir viel Kraft! Pass auf dich auf, denn sonst hat deine Mutter auch nichts von dir...
    trotzdem tut es gut zu lesen, dass es anderen auch so geht!

    Liebe Grüße
    Augusta

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