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Mittwoch, 5. Juni 2019

#WMDEDGT 6/19: Dankbarkeit

Hilfe, wir haben schon Juni! Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Im Halbschlaf höre ich einen Radio-Bericht über die D-Day-Feiern in Großbritannien und schicke ein stummes Dankeschön in den Orbit. Der Gatte weckt mich. Ich hatte eine unruhige Nacht. Panikanfälle, Wechseljahre und Asthma, da kann dann auch das CPAP-Gerät nur wenig ausrichten. Immerhin sagt es mir, dass ich nur drei Stunden schlief und gibt mir so die Berechtigung, mich wie ein Schluck Wasser in der Kurve zu fühlen. 

Beim Kaffeetrinken erstmal die Tabletten-Dose auffüllen. Das mache ich normalerweise am Wochenende, verpeilte es da aber. Frühstücken, Brot und Obst für's Büro fertigmachen, dann los, denn heute ist Teamsitzung, muss ich pünktlich da sein, und angesichts der Situation bei der S-Bahn plane ich da lieber eine Stunde Puffer ein.

Ich bin pünktlich im Büro und werde darauf aufmerksam gemacht, dass ich für Morgen einen Termin verpeilte, abends ins Theater muss anstatt zu einer Blogger-Veranstaltung. Dann Teamsitzung, in der ich mich beim Team für die Unterstützung während der letzten Monate bei meinem Mammutprojekt bedanke. Eigentlich wollte ich Kuchen mitbringen, aber nach dem Sport gestern war ich zu schlapp zum Backen, und die neue Kollegin brachte zum Einstand einen großen Karton Natas mit. 

Die Kollegin, die stets verneint, ist natürlich mit dem Ablauf des Mammutprojekts unzufrieden, weil ein Detail, das sie betrifft, nicht ganz so war wie gewünscht, aber da ich Chef am Vortag schon wahrschaute, hat er schon vieles abgefangen. Außerdem ist die Kollegin nicht glücklich, wenn sie nicht meckern kann.

Klarschiff machen im Büro heißt Ablage der Papierberge und Pflege von Adressverteilern. Ich gucke kurz auf den Planer, mit dem ich meine drei Projekte organisiere, und beschließe, dass ich mir noch diese Woche nehme, um das Mammutprojekt abzuschließen. Ab nächste Woche steht dann ein anderes Projekt im Vordergrund, das im August veröffentlicht werden muss, während im Hintergrund die Arbeit an der Neukonzeption der beiden anderen Projekte weiter läuft. 2020 stehen viele Veränderungen an. 

Mit dem Redaktionskollegen über die Website des Mammutprojekts reden und ihm danken. Angesichts der Kürze der Zeit und der zur Verfügung stehenden technischen Mittel hat er das Beste aus der Seite  herausgeholt.  

Dank einheimsen für die Pressearbeit zum Mammutprojekt, auch vom Ex-Chef, was mich wirklich freut (aber mehr freue ich mich über den Dank vom Mammutprojektteam). 

Kurz granteln wegen einer Kollegin, mit der ich mir die Arbeit an einem Projekt teile, das sie am Liebsten alleine machen würde, dann beschließen, dass ich mich nicht von ihr antreiben lassen und die Diskussion auf die nächste Woche verschieben, wenn ich mit dem Mammutprojekt abschloss.  

Als ich gedanklich schon auf dem Heimweg bin. kommt Chef ins Büro: "Wolltest du nicht noch mit mir über ein Projekt sprechen?" Stimmt. Die Besprechung ist kurz. "Find' ich gut. Mach man." Schnappatmung. Und Freude. Dass mir was zugetraut wird, dass es jemanden gibt, der sieht, was ich kann, ist auch nach einem Jahr immer noch befremdlich. Zu lange war's anders.

Pünktlich Feierabend machen und auf dem Weg zur S-Bahn am Kriegsklotz Fliederbeerblüten ernten. Auf dem Bahnsteig ist wieder der Bettler, der mich seit ein paar Tagen begleitet und mich dauert, denn er läuft barfuß, halb nackt und schmutzverkrustet herum, scheint noch sehr jung und zudem sehr krank zu sein. 

Er bittet um Essbares und verschlingt das, was er bekommt, an Ort und Stelle. Ich lehne erst ab, aber dann fällt mir das Stück Kuchen ein, das ich nicht aß, weil es Natas gab, eigentlich am nächsten Tag essen wollte, aber zu Hause ist ja noch eins und überhaupt. Ich gehe ihm hinterher, frage ihn, ob er den Kuchen möchte. Er nimmt das Stück, sinkt an einem der Stützpfeiler nieder und verschlingt den Kuchen.  

Dankbar für den Wohlstand, in dem ich lebe.  

Ausnahmsweise mal sehr entspannte S-Bahn- und Busfahrt, früh zu Hause. Gleich das Häkelzeugs geschnappt, denn die Weste für Mudderns, an der ich gerade arbeite, muss heute noch fertig werden, damit ich sie beim nächsten Besuch mitnehmen kann. Telefonat mit Mudderns, die sich wie ein kleines Kind über das Titelbild des Mammutprojekts, das eine Broschüre ist, freut, weil es darauf so viel zu entdecken gibt. 

Als der Gatte kommt, setzen wir uns zum Feierabendbier auf den Balkon und lassen den Tag Revue passieren. Er berichtet von einem schweren Schicksalsschlag, den eine Kollegin traf. Dankbar, dass in der Relation bei uns dann alles doch irgendwie nicht so schlimm ist. Wir reden über den mit der Rente einhergehenden Umzug in die lindgrüne Hölle und den dann anstehenden Hausumbau. Der Gatte freut sich inzwischen darauf, was wiederum mich freut. 

Lange auf dem Balkon sitzen, dabei schon mal den Wochenplan machen, denn ich habe Freitag frei und kann stressfrei einkaufen. Der Gatte wünscht sich für Pfingstsonntag das Huhn mit 40 Knoblauchzehen, und ich freue mich über seinen Appetit. Kartoffeln kochen, nachdem der Gatte in der Küche klarschiff machte, und Läuterzucker ansetzen für den Fliederbeerblütensirup

Pellkartoffeln mit Quark zum Abendessen. Der Fliederbeerblütensirup zieht. Sofa, häkeln, lange häkeln, viel zu lange häkeln, dabei mit dem Gatten zusammen fernsehen, die Weste endlich schaffen, die Waschmaschine füttern und für den Morgen programmieren, den inzwischen schlafenden Gatten vom Sofa ins Bett umlagern, dann noch kurz an den PC.

Seit Freitag Abend denke ich oft an das Fräulein auf der grünen Insel, das sich gewaltig verrannte und ziemlichen Mist baute, über dem sich nun neben berechtigter Kritik vor allem aber auch ziemlich üble blaubraune Gülle ergießt. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die ihr Hilfe anbieten, also beschränke ich mich darauf, die blaubraune Gülle zu melden und anzuzeigen, wohlwissend, dass das, was ich finde, nur die Spitze des Güllebergs ist.

Bei aller Verärgerung über den Verstoß des Historiker-Berufsethos, sehe ich hinter den Verfehlungen des Fräuleins doch auch eine große Einsamkeit, die mich dauert. Ansonsten haben Chajm und Juna meine Gedanken bessre in Worte gefasst als ich das könnte.  

Am Ende des Tages ist da noch der 90jährige Jim Radford, ein D-Day-Veteran, über den ich einen Bericht im Heute-Journal sah. Er beeindruckte mich sehr. Dankbarkeit für die Männer und Frauen, die uns vom Faschismus befreiten.

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