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Samstag, 1. Februar 2020

Ausgelesen: Bücher im Januar 2020

Angeregt durch verschiedene Berichte über Hans Fallada las ich "Kleiner Mann, was nun?*" und "Jeder stirbt für sich allein*". Bislang schaffte ich es tatsächlich, nichts von ihm zu lesen, erinnere mich aber immer noch an die TV-Serie "Ein Mann will nach oben*" mit Ursela Monn als Arbeitergöre Rieke Busch (ich erinnere mich tatsächlich nur an Monn). Die Serie sah ich im Frühjahr 1978 sonntags mit den Eltern, war aber noch zu klein, um die Handlung zu verstehen, und die Eltern nahmen sich auch keine Zeit, sie mir zu erklären. Falladas Werken standen (und stehen) zwar im Bücherschrank meines Vaters, aber es reizte mich nicht, sie zu lesen.

Nun wollte also endlich "Kleiner Mann, was nun?" gelesen werden - in der 2016 erschienenen Urfassung, denn 1932 erschien der Roman um ein Viertel gekürzt, und Neuauflagen in der NS-Zeit wurden bearbeitet, damit der Roman nicht verboten wurde. Der Roman spielt in den Jahren zwischen 1930 und 1932, während der Weltwirtschaftskrise.

Im Mittelpunkt stehen der Verkäufer Johannes Pinneberg und seine Freundin Emma Mörschel, genannt Lämmchen, die heiraten, weil sie ein Kind erwarten. Mit der Heirat gibt Lämmchen ihre Arbeit auf und zieht zu ihrem Mann. Das Geld wird immer knapper, beide versuchen irgendwie, über die Runden zu kommen. Trotz Weltwirtschaftskrise und erstarkender Nazis nimmt Lämmchen beherzt das Leben ihres verzweifelnden Mannes in die Hand. Die Kraft Lämmchens ist wirklich beeindruckend, ebenso wie ihre Fähigkeit, sich mit den ändernden Situationen zu arrangieren, egal, wie schlecht sie auch sein mögen. So hat die Geschichte der kleinen Familie einerseits zwar kein Happy End, andererseits vermittelt sie aber die Botschaft, dass nur die Liebe wichtig ist.

"Jeder stirbt für sich allein" spielt im Berlin der NS-Zeit und schildert den Widerstand des Arbeiter-Ehepaares Quangel. Fallada schrieb diesen seinen letzten Roman auf Anregung von Johannes R. Becher, der ihm die Fallakten des Ehepaares Otto und Elise Hampel zur Verfügung stellte. Die beiden Berliner verteilten zwischen 1940 und 1942 Postkarten mit Parolen gegen Hitler und den Nationalsozialismus, wurden denunziert, vor Gericht gestellt und am 8. April 1943 hingerichtet.

Fallada lehnte es erst ab, den Roman zu schreiben, war er doch in der NS-Zeit ein erfolgreicher Schriftsteller, und meinte, ein Werk über den Widerstand stünde ihm deswegen nicht zu. Dann aber entstand das 700 Seiten starke Buch Ende 1946 binnen vier Wochen und erschien 1947. Es gilt als einer der besten Romane über den deutschen Widerstand.

Unmittelbar nach der Befreiung entstanden, ist es erschreckend, wie viel doch von den NS-Verbrechen, von denen kurze Zeit später niemand etwas gewusst haben wollte, bekannt war. "Jeder stirbt für sich allein" ist trotz mancher Längen unwahrscheinlich beeindruckend! Ich muss mal schauen, ob ich die Defa-Verfilmung mit dem sehr geschätzten Erwin Geschonneck bekomme.

Auf "Das verlassene Haus*" von D.M. Pulley freute ich mich sehr, denn ihre anderen Bücher gefielen mir trotz diverser Kritikpunkte gut. Hier aber kam all das, was mich bei den anderen Büchern im Ansatz störte, geballt zusammen: Verwickelte, verworrene Handlungsstränge, Sprünge zwischen den einzelnen Zeitebenen, so dass ich phasenweise die Protagonisten kaum auseinanderhalten konnte,  manches wird angerissen, aber nicht weitergeführt, anderes ist unnötig grausam detailliert beschrieben, vieles wiederholt sich und ist vorhersehbar … Da ich wissen wollte, wie die Geschichte zu Ende geht, hielt ich durch.

Worum geht's? Pulley verwebt in 64 Kapiteln fünf Familienschicksale von den 1920er Jahren bis heute miteinander. Hunters Eltern wollen mit der Vergangenheit abschließen – in einer neuen Stadt, in einem neuen Zuhause. Sie kaufen das renovierungsbedürftige Anwesen Rawlingswood. Doch das alte Haus scheint sich gegen die Familie zu sperren. Während die Eltern nicht zur Ruhe kommen, beginnt Hunter, Fragen nach Rawlingswoods Vergangenheit zu stellen. Wer waren seine früheren Besitzer und warum gilt es als "Mordhaus"? Liegt auf dem Haus wirklich ein Fluch oder gibt es natürliche Gründe dafür, dass die Familie sich ständig beobachtet fühlt?

Zufällig entdeckte ich die Reihe um die besonderen Kinder (Miss Peregrine's Peculiar Children) von Ransom Riggs für mich und las zügig nacheinander alle vier Bände - lange Fahrzeiten, viel Zeit in Wartezimmern und Maladie, die kein Weggehen ermöglicht, sind manchmal ganz praktisch.

Ich war ganz froh, dass ich alle Bände nacheinander lesen konnte, denn die Bücher bauen aufeinander auf und sind so spannend, dass es toll war, gleich zum nächsten Band greifen zu können. Jetzt muss ich auf die deutsche Übersetzung des gerade auf Englisch erschienenen fünften Bandes, "The Conference of the Birds*", warten - oder meine Faulheit, Englisch zu lesen, überwinden.

Im ersten Band, "Die Insel der besonderen Kinder*", entdeckt Jacob (Jake) nach dem Tode seines Großvaters Abraham (Abe), dass er besondere Fähigkeiten hat: Er kann Hollowgasts sehen, langbeinige, stinkende Kreaturen, die auf der Suche nach den Besonderen sind, um ihre Augäpfel zu verzehren und wieder eine menschliche Gestalt anzunehmen.
Abraham erzählte seinem Enkel Jacob von einer Insel, auf der abenteuerlustige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben, und von Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind. Erst Jahre später, als sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt, erinnert Jacob sich wieder an die Schauergeschichten und entdeckt Hinweise darauf, dass es die Insel Cairnholm wirklich gibt. Er macht sich auf die Suche nach ihr und findet sich in einer Welt wieder, in der die Zeit stillsteht und er die ungewöhnlichsten Freundschaften schließt, die man sich vorstellen kann. Doch auch die Ungeheuer sind höchst real – und sie sind ihm gefolgt.

Jacob und seine Freunde können sich von der Insel retten und landen im London des Jahres 1940, in der ""Stadt der besonderen Kinder*". Miss Peregrine, ihre Ymbryne (Schutzpatronin), kann sich nicht mehr in ihre menschliche Gestalt zurückverwandeln, und die Freunde suchen verzweifelt nach einer Möglichkeit, sie zu retten. Ausgerechnet, als sie glauben, eine sichere Zuflucht gefunden zu haben, müssen sie feststellen, dass sie verraten worden sind. Jacobs und Emmas Freunde, aber auch alle Ymbrynen, werden entführt. Die beiden machen sich auf eine gefährliche Suche nach der "Bibliothek der besonderen Kinder*".

Sie landen schließlich über die Zeitschleife Devil’s Acre, wo der Abschaum der Gesellschaft der Besonderen lebt, zur geheimen Festung der Wights, der weiterentwickelten menschlichen Form der Hollowgasts. Dort decken sie ein noch größeres Geheimnis auf: Caul, Miss Peregrines böser Bruder, will die sagenumwobene „Seelenbibliothek“ Abaton finden und sich mithilfe der dort verborgenen Kräfte zum Herrscher der Besonderenwelt aufzuschwingen. Jacob ist der Schlüssel dazu.

Der vierte Band "Der Atlas der besonderen Kinder*"führt zurück ins heutige Florida, wo Jacob lebt. Seine Eltern wollen ihn einweisen lassen, halten ihn für psychisch krank, weil sie mit seinen Erlebnissen nichts anfangen können. Glücklicherweise entdecken Miss Peregrine, Emma und die anderen besonderen Kinder eine Zeitschleife ganz in Jacobs Nähe. Sie retten ihn und wohnen bei ihm, nachdem seine Eltern nach einer Gedächtniskorrektur auf eine Asienreise geschickt wurden. Gemeinsam versuchen sie, sich in die moderne Zeit einzufügen – inklusive langen Strandspaziergängen und anderen normalen Tätigkeiten.

Dann findet Jacob heraus, dass sein Großvater Abe nicht alleine gegen die Monster gekämpft hat, die die besonderen Kinder jagen - und dass Abes Partner noch lebt. Aber auch altbekannte Feinde sind lebendiger, als es Jacob lieb ist, und Miss Peregrine muss alles aufbieten, um die Freunde zu retten.

Zwischen dem dritten und dem vierten Band erschien "Die Legenden der besonderen Kinder*", eine Sammlung vorn Erzählungen und schöne Ergänzung zu den Abenteuern.

So viel Spaß die Reihe um die besonderen Kinder auch macht, eines störte mich nachhaltig: Das schlampige Korrektorat der deutschen Ausgaben! Über Flüchtigkeitsfehler wie "in" statt "ich" (kommt mehrfach vor) kann ich hinweglesen, aber wenn eine Aufforderung "Jagd sie in die Luft!" lautet, kräuseln sich mir die Fußnägel - und zwar nicht aus Angst vor Hollows und Wights. Gleiches gilt, wenn es heißt, Abe habe eine Schwäche für Automobile der 1950er und 1060er Jahre gehabt. Ich frage mich, mit welchen Autos wohl beispielsweise die Normannen 1060 zur Eroberung Süditalien fuhren. Solche Nachlässigkeit ist wirklich ärgerlich und schmälert den Genuss der ansonsten wirklich schön gestalteten Bände!

Okay, ein paar Logikfehler gibt's auch. So soll Jake um 19.15 Uhr bei Miss Peregrine sein, beginnt um 18.45 Uhr mit dem Lesen des Logbuchs seines Großvaters, ist um 19.07 Uhr fertig und las dennoch fast eine Stunde. Das muss 'ne besondere Uhr sein, ebenso wie der Akku von Jakes Handy, der auch nach Wochen in diversen Zeitschleifen noch Saft hat. Ist sicher 'n Nokia.

Mit "Kamasutra in Unterfilzbach*" von Eva Adam tat ich mich 'n büschen schwer. Der Regionalkrimi spielt in Niederbayern und hat deutliche Anklänge an die Eberhofer-Reihe von Rita Falk*

In dem Dorf ereignen sich innerhalb weniger Tage sich zwei Todesfälle, bei denen nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Doch während die Polizei sowohl beim Dorfapotheker als auch bei der Metzgereiverkäuferin von Unfällen ausgeht, stellt der naive und bodenständige Familienvater und Bauhofangestellte Hansi Scharnagl, der die beiden Leichen entdeckt hat, eigene Ermittlungen an. Mit seinem Freund und Kollegen Sepp nimmt er schon bald den Esoterik-Guru Ashanti ins Visier, dessen Kamasutra-Kurse im Dorf Furore machen.

Zugegeben, die Krimikomödie hat eine komische Momente und die schrulligen Dorfbewohner sind sympathisch, aber die Längen überwiegen, so sehr, dass ich mir nicht gleich den nächsten Band* antat.

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