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Mittwoch, 9. Februar 2022

Rezension: Talberg 1935 von Max Korn

Nach langer Zeit bewarb ich mich mal wieder um ein Rezensionexemplar: "Talberg 1935*" von Max Korn sprach mich sofort an. Ich wurde nicht enttäuscht.

Talberg ist ein kleines Dorf in der Nähe von Wegscheid und Passau. Das Leben ist hart, die Erträge der kaum fruchtbaren Böden reichen kaum zum Überleben. Die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges sind noch spürbar, da steht der Zweite schon fast vor der Tür. Seit zwei Jahren sind die Nazis an der Macht, und auch, wenn Berlin fern ist, wird das Dorf von den neuen Machthabern und ihrer menschenverachtenden Politik beeinflusst.

Das Schicksal des Dorfes bestimmen seit Jahrhunderten vier Bauernfamilien und ihre Höfe: Da ist der Steiner-Hof, der den Waldbauer gehört. Die Familien ist stolz darauf, dass sie unter den ersten waren, die sich am Fuße des Friedrichsbergs niederließen. Zu den Waldbauern zu gehören, verheißt Wohlstand, aber auch Skrupellosigkeit und Rücksichtslosigkeit. 

Der aktuelle Waldbauer, Josef Steiner, ein Choleriker und Tyrann, hat das Sagen. Die beiden Söhne Wilhelm und Johannes stehen ihrem Vater wenig nach. Wilhelm ist Dorflehrer, Johannes, der im Ersten Weltkrieg einen Arm verlor, soll den Hof übernehmen. Er galt lange Zeit als verschollen, und steht sein Name unter denen der Toten auf dem dörflichen Kriegerdenkmal. 

Ihm gegenüber stehen die Wegebauern. Die Frauen sind als Hexen verschrien, weil sie kräuterkundig sind und sich mit Naturheilmitteln auskennen. Zu ihnen kommen Frauen, die in Not sind, weil sie zum Beispiel eine Abtreibung benötigen. Die Wegebauern-Tochter Elisabeth wurde mit Wilhelm Steiner verheiratet und leidet unter ihrem Mann, der nicht an ihr interessiert und oft grausam ist.

Für die Dorfbewohner ebenfalls sehr sichtig sind der Leiner- und der Hirscher-Hof. Auf dem einen wohnt der Dorfbäcker, sorgt für das tägliche Brot, der andere beherbergt die Gastwirtschaft, sorgt für Bier und Schnaps. Der Dorfbäcker vertritt auch die Nationalsozialisten, ist verantwortlich für die Durchsetzung ihrer Politik. Karl Leiner ist Polizist und soll den Tod Wilhelm Steiners aufklären. Dabei werden ihm von unterschiedlichen Seiten immer wieder Steine in den Weg geworfen, haben doch alle Dörfler etwas zu verbergen.

Das Leben ist hart und trostlos, die Stimmung düster, als sich ein Todesfall ereignet: Der Lehrer Wilhelm Steiner liegt tot am Fuße eines Turmes, den er von seinen Schülern errichten ließ - angeblich, um seine Frau Elisabeth  herunterzustoßen, wie die Dörfler im Wirtshaus munkeln. Sie gerät schnell in Verdacht, gilt sie doch als Hexe. Doch dann gibt es zwei weitere Tote. 

Max Korn gelingt es sehr gut, die düstere, bedrohliche Stimmung im Dorf einzufangen und in Worte umzusetzen. Man kann sich der dichten Atmosphäre kaum entziehen. Allerdings entwickelt sich die Handlung in der ersten Hälfte sehr behäbig, braucht es etwas Durchhaltevermögen. Dann aber nimmt die Handlung Fahrt auf, und wer der Täte ist, ist am Ende überraschend. Ich bin gespannt auf die kommenden beiden Teile der Talberg-Trilogie.

Fazit: Atmosphärisch dichter, packender Thriller - Lese-Empfehlung!

Verlagsangaben zum Buch: Max Korn / Talberg 1935 / Paperback / 400 Seiten / 15 € / ISBN-10: ‎ 345342459X / ISBN-13: ‎ 978-3453424593

Verlag: Heyne

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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