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Samstag, 12. Februar 2022

Samstagsplausch KW 6/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten C

Die Woche begann damit, dass die 89jährige Tante mit kaputter Hüfte ins Krankenhaus kam. Wegen Corona war die örtliche Notaufnahme gesperrt, machte sich der RTW auf den Weg nach München. Unterwegs kam dann die Info, es ist doch vor Ort ein Platz frei - was für eine Erleichterung, denn da kennt man Tante und ihre Krankengeschichte! Inzwischen ist Tante schon wieder zu Hause und wartet auf den OP-Termin für die neue Hüfte. 

Bei mir stand diese Woche der Termin bei der neuen Frauenärztin an. Schwiegermutter machte ja einen Termin für mich in ihrer Praxis, und das Team dort gefällt mir tatsächlich sehr gut. Die Ärztin war sehr nett und zugewandt, ließ aber keinen Zweifel daran, dass nach über zwei Jahren chronischer Metrorrhagie und über einem Jahr vergeblicher Hormonersatztherapie eine Total-OP die einzige Lösung ist. Anders als die Ärztinnen vor ihr und vor allem die Horror-Hormon-Tante geht sie nicht davon aus, dass ich zu fett bin, um eine Vollnarkose zu überleben, zumal ich inzwischen ja auch 30 Kilo abnahm, sondern lernte im Krankenhaus bei einem Arzt, der schon öfter erfolgreich fette Frauen operierte. Zu dem überwies sie mich nun. Die "Goldnetz-Methode", die ohne OP auskommt, ist leider nicht möglich, weil die Myomatose inzwischen weiter fortgeschritten ist.

Diesen Stein sehe ich immer, wenn ich spazieren gehe, während der Gatte beim Herzsport ist, und freue mich jedes Mal.

Ich habe noch keinen Termin gemacht, weil ich die OP nach wie vor nicht will und weil ich noch immer keine Lösung gefunden habe, wie ich mindestens acht Wochen ausfallen kann. Der Gatte braucht laut ärztlichem Gutachten eine 24-Stunden-Betreuung, aber ich kann ihn ja nicht zwei Wochen mit ins Krankenhaus nehmen. Einen Notrufknopf wird er nicht akzeptieren. Mudderns wird durchdrehen, wenn ich zwei Wochen ins Krankenhaus gehe - im günstigsten Falle lässt sie sich selbst ins Krankenhaus einweisen. Und anschließend darf ich mindestens sechs Wochen keine körperlich schweren Tätigkeiten verrichten, nicht schwer heben, nicht Autofahren etc.. 

Hier ist alles darauf ausgerichtet, dass ich alles Schwere wuppe, dass ich für Mudderns jederzeit abrufbar bin (und sie ist nur mit dem Auto oder Taxi erreichbar). Wenn der Gatte zusammenbricht oder stürzt, muss ich ihn hochheben, und das geht dann erstmal ein paar Wochen nicht. Eine Haushaltshilfe von der Krankenkasse bekommen wir nicht, da kinderlos, und wenn ich privat eine engagiere, will der Gatte nicht, dass jemand Fremdes in der Wohnung ist. Außerdem kann ja niemand 24/7 hier sein für den Fall, dass der Gatte stürzt und hochgehoben werden muss. Ich kann natürlich hoffen, dass alles gut geht, aber die Erfahrung zeigt, dass nichts gut geht, wenn's gut gehen muss.

Ich drehe mich im Kreis, finde schlichtweg keinen Weg, die OP zu ermöglichen, aber ich weiß auch, dass ich die Metrorrhagie nicht noch Monate oder Jahre aushalte - Mudderns war mit Ende 60 mit den Wechseljahren durch, das sind noch gut 15 Jahre. Das geht nicht, das weiß ich auch. Diese Ärztin war übrigens die erste, die fragte, wie ich mit einer seit über zwei Jahren andauernden Metrorrhagie lebe, wie ich den Alltag bewältige. 

Hier gilt seit mittlerweile 100 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, kommen mit den Corona-Einschränkungen einigermaßen zu recht, vermissen aber dennoch die Zeit vor Corona sehr und hätten gerne wieder Normalität, Spontaneität. 

Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf wenige Unterbrechungen noch immer. 

Der Besuch bei der Frauenärztin brachte mir übrigens gestern zum ersten Mal eine rote Corona-Warnung ein - großartig! Ich hoffe sehr, ich habe mich nicht angesteckt und versuche, mich nicht verrückt zu machen. In den drei Tagen zwischen Arztbesuch und Warnung war ich zwar nicht unterwegs, aber vom Gatten halte ich keinen Abstand, und ihn angesteckt zu haben, wäre eine Katastrophe. Also am Wochenende neben Abstand und Fiebermessen tägliche Tests und hoffen, dass die negativ bleiben, ansonsten wird's kompliziert. Die Inkubationszeit beträgt aktuell ja wohl drei Tage, insofern bin ich verhalten optimistisch. Nach Symptomen kann ich nicht gehen; die gängigen Corona-Symptome gehören zu meinen üblichen Malaisen. 

Der Gatte kämpft weiterhin mit dem Schlafzimmerumbau. Tatsächlich stehen jetzt alle Schränke, können wir am Wochenende unsere Kleidung wieder einräumen. Die Schiebetüren für seinen Kleiderschrank sind eine Katastrophe. Es gibt zwei zum Teil widersprüchliche Anleitungen. Irgendwann waren dann beide Türe angebracht, nur lassen sich jetzt die Schubladen nicht mehr öffnen, weil die eine Tür nicht ganz aufgeht. Mal gucken, ob unsere Reklamation angenommen wird, denn ein Schrank, bei dem sich die Hälfte der Schubladen nicht öffnen lässt, ist ja kein Zustand (und die Türen kosteten ein Vielfaches des ganzen Schranks, das ist also totaler Murks). 

Für den Gatten war es ja extrem wichtig, das Projekt alleine zu schaffen, und dass er es schaffte, brachte ihm Auftrieb. Wir überlegten dennoch, für die Türen den Montageservice von Ikea zu beauftragen, fanden dann aber heraus, dass das keine Handwerker sind, schon gar keine, die geübt sind, Ikea-Möbel zusammenzubauen, sondern dass sich da jeder melden kann, der meint, das zu können. Die brauchen noch nicht mal Werkzeug mitzubringen, und wenn sie Murks machen, haften sie nicht für Schäden. Der Service ist außerdem nicht erreichbar, hat nur eine Adresse in San Francisco. Och nö.

Jetzt, wo die Schränke bis auf die Türen fertig sind, fehlen noch Beleuchtung und Nachttische. Es wird also, auch wenn es noch dauert, wir noch öfter zu Ikea und zum Recyclinghof müssen. 

Heute fuhr der Gatte zum ersten Mal alleine zum Herzsport! Dass er sich den Weg zutraute, ist ein großer Schritt nach vorne, denn bislang war er danach noch zu fertig, um selbst zu fahren. Ichnutzte die Zeit, um zum Dorfbäcker zu spazieren, damit wir trotzdem frische Brötchen zum Frühstück haben. Die holte ich ja sonst in der Wartezeit. Der Spaziergang bei klarem, kaltem Wetter durch die Osdorfer Feldmark war eine richtige Wohltat! Der heutige Sonnenschein ist auch eine schöne Abwechslung zum tagelangen Regengrau.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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