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Samstag, 29. Oktober 2022

Samstagsplausch KW 43/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXXVII

Sonnabend Mittag kam die erfreuliche Nachricht, dass die Toilette auf der Baustelle im alt-neuen Haus wieder problemlos nutzbar ist. Prompt machte sich der Gatte auf, um seine Werkstatt weiter einzurichten. Es wäre klüger, zu warten, bis die neuen Kellerfenster eingebaut sind, aber davon will er nichts hören. Ich entschied mich, in Hamburg zu bleiben und lud die Terrassenmöbel ins Karlchen. So haben wir dann schon mal zwei Stühle für den Küchentisch. Dass ich in Hamburg blieb war gut, denn so fiel mir auf, dass der Gatte beim Ausräumen der Werkstatt versehentlich den Stecker des Keller-Tiefkühlers zog. Der war schon ordentlich abgetaut, aber ich hoffe, einige Lebensmittel waren noch zu retten. Der Tiefkühler soll ohnehin umziehen, sobald die Arbeiten an den Wasserleitungen abgeschlossen sind und wir den Vorratskeller einrichten können. 

Altländer Apfelkuchen für's Pflegeheim (und da ich es doof fand, einen Zettel mit den Zutaten für evtl. Allergiker dazu zu legen, bastelte ich schnell ein Kärtchen mit einem Filz-Apfel).

Im abendlichen Telefonat erzählte Mudderns, dass eine Nachbarin, die mit ihr gemeinsam vor 61 Jahren in die Siedlung zog, in der vergangenen Woche starb. Das war für uns beide ein Schock, denn am 9. Oktober trafen wir sie noch auf dem Weg ins Wahllokal, da war ihr nichts anzumerken. Ich mochte die Dame sehr; sie war immer so fröhlich und lebenslustig. Mudderns freute sich jeden Tag, wenn sie sich im Speisesaal trafen, denn die Dame wohnte schon lange im Betreuten Wohnen. 

Sonntag fuhr ich dann früh in die lindgrüne Hölle, in der Hoffnung, den Schuppen trotz Loch im Dach einigermaßen winterfest machen zu können, damit wir Rasenmäher und Co. unterbringen können, und die Küche provisorisch einrichten zu können. Der Gatte war so umsichtig und baute schon Metallregale auf. Die sind zwar niedriger als gedacht, aber übergangsweise geht's. Sonntag Abend, als ich wieder nach Hause fuhr, hatten wir sogar so etwas wie Wohn-(Schlaf-) und Esszimmer. Nächster Schritt ist das Bestellen für Gardinen für das Esszimmer, denn der Rollladenmotor ist defekt, und wir entschlossen uns, den Monteur erst kommen zu lassen, wenn alle anderen Arbeiten abgeschlossen sind, wir wissen, ob es evtl. noch mehr defekte Rollläden gibt. Wohn- und Esszimmer sind eine Einheit, und da wir gerade im Wohnzimmer schlafen, fehlt der Rollladen. Den Schuppen flickte ich provisorisch mit Müllbeuteln und Marmorbrettchen, die die Entrümpler übersahen. Wenn der Gatte das nächste Mal im Lager ist, bringt er die Dachabdeckung, die wir noch haben, mit.  

Sonntag versuchte ich auch, Mudderns zu besuchen, denn es war unklar, ob sie das unter Quarantäne stehende Heim verlassen darf. Sie darf nicht, was dazu führte, dass sie nicht wählen konnte. Da sie auch nicht bereit war, zum Eingang zu kommen, um mir ihre Wahlbenachrichtigung zu geben, damit ich ihr Briefwahlunterlagen holen konnte, wählte sie gar nicht. Sie beharrte darauf, dass ich ins Heim kommen solle, und die Pflegerin, die an der Tür war, klagte mir ihr Leid, dass man momentan nicht wisse, wie man mit meiner Mutter umgehen soll, weil sie sich an keine Regeln oder Absprachen hält. Das kenne ich. 

Nach Mudderns Erzählung bei unseren täglichen Telefonaten spielt sich im Pflegeheim gerade ein Krimi ab: Vor ein paar Wochen war die Polizei da, und in den letzten Tagen soll angeblich eine Polizistin undercover ermittelt haben. Grund sind wohl Diebstähle - relativ unsinnige, denn einer Mitbewohnerin wurden beispielsweise 20 Schlüpfer geklaut (wenn die Geschichte denn stimmt). 

Gestern war der erste Tag, an dem alle Bewohner wieder in den Garten durften, die negativ getestet sind, und das sind inzwischen die meisten. Mudderns ist Gott sei Dank auch weiterhin negativ. Vielleicht können wir uns am Wochenende ja sogar schon wieder treffen! Mudderns fehlen die Eindrücke außerhalb des Heimes, und da ihre Gesellschafterin auch nicht kommen darf, um mit ihr spazieren zugehen, geht es ihr nicht gut. Nachdem sie sich so lange sträubte, im Speisesaal zu essen, fehlen ihr die Gemeinschaften dort ebenso wie das tägliche Veranstaltungsprogramm. 

Hier gilt seit mittlerweile 137 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich es mir die Wesensveränderungen des Gatten seit seiner Erkrankung gerade mal wieder sehr schwer machen, es viel Streit gibt. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Sanierung des alt-neuen Hauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft.  

Ansonsten war's eine normale, ruhige Arbeitswoche, ausnahmsweise mal wieder mit Überstunden, da ich eine vor zwei Jahren getroffene politisch falsche Entscheidung ja unbedingt rückgängig machen möchte. Da geht's langsam vorwärts, was Mehrarbeit bedeutet. Da ich weiß, es gibt auch Phasen, in denen ich die Überstunden abbummeln kann, ist das okay. Alles so zu lassen, wie es jetzt ist, hieße, Menschen bewusst ins Abseits zu drängen, und das geht nicht.  

Diese Woche bekam ich die fünfte Corona-Impfung, ganz unkompliziert im Einkaufszentrum zwischen Spielzeugladen und Maßschneiderei. Ich habe noch immer Impfarm. Müdigkeit und Erschöpfung sind ja bei mir Dauerzustand, das schiebe ich nicht auf die Impfung. Für die Impfung des Gatten versuchen wir noch den richtigen Zeitpunkt zu finden, denn erfahrungsgemäß liegt er anschließend eine Woche flach. Erstmal schauen wir, wie er die anstehende Grippeimpfung verkraftet. 

Vorgestern kam Schwiegermutter zum Tee. Aktuell sehen wir uns nur selten, da wir am Wochenende ja meist im alt-neuen Haus sind. Ihr geht's gut, und sie brachte die erfreuliche Nachricht mit, dass Tante tatsächlich über Weihnachten und Silvester zu Besuch kommt! 

Vom Grundbuchamt gibt es immer noch keine Nachricht. Dementsprechend bekommen wir keinen Baukredit. Ich rechne für dieses Jahr auch nicht mehr damit. Das örtliche Grundbuchamt ist normalerweise sehr schnell, braucht erfahrungsgemäß drei bis vier Wochen für eine Änderung, und die Zeit ist jetzt vorbei. Wenn der geänderte Grundbucheintrag irgendwann vorliegt, muss die Bank anfangen zu arbeiten, und das wird auch noch dauern. Erfahrungsgemäß wird die Bank dann auch noch Gründe finden, den Kredit hinauszuzögern. Wir brauchen also eine Zwischenfinanzierung, um die Baubrigade zu bezahlen, und kommen jetzt in die Situation, die ich immer vermeiden wollte: Wir nehmen einen Privatkredit auf, den wir dann mit dem Baukredit abzahlen werden. Ich kann nur hoffen und beten, dass das gut geht. In einem früheren Leben hatte ich zu viel mit überschuldeten Menschen zu tun, was mich immer davon abhielt, Kredite aufzunehmen. Nur geht's jetzt nicht anders.

Immerhin gab's diese Woche gute Nachrichten von Finanzamt in Form einer Rückzahlung. Wir haben also wieder so etwas wie eine Rücklage ...    
Die Baubrigade scheint gut voranzukommen. Da Gatte berichtete gestern, zwei von drei Kellerfenstern seien erneuert, das Bad wäre ins Treppenhaus hin ausgekragt (und der Gatte stößt sich dennoch nicht den Kopf, hurra!), im Bad wäre schon die bodengleiche Dusche erkennbar, wären die Armaturen befestigt, das Balkongeländer stünde halbfertig, und in allen Bädern und Küchen gäbe es wieder Wasser. Jetzt, wo der Gatte sieht, dass es vorangeht, ist er auch wieder einigermaßen gut gelaunt. 

Ich soll an diesem langen Wochenende mit dem Streichen anfangen, müsste aber erstmal die Fensternischen im Dachgeschoss tapezieren, und dazu fehlt das Material. Am Sonnabend einen langen Wochenendes in den Baumarkt - kann es Schöneres geben?! Ich hätte mehr Lust, dem Kirschlorbeer zu Leibe zu rücken, aber solange wir noch keine Esszimmergardinen haben, ist der als Sichtschutz praktisch (und ich bin nie passend zur Abholung der Grünabfälle in der lindgrünen Hölle, müsste also alles in Hamburg entsorgen, was unpraktisch ist).   

In dieser Woche bestellten wir die ersten Eintrittskarten für eine Veranstaltung in der lindgrünen Hölle - es ist eine Kaminer-Lesung. Der Gatte ist ebenso vom Programm des Veranstaltungszentrums begeistert wie ich, und das Beste ist, dass wir dorthin zu Fuß kommen. Er möchte jetzt wieder öfter weggehen, und ich hoffe, das klappt. Für mich bedeutet die Lesung, dass ich zum ersten Mal direkt von der Arbeit ins alt-neue Haus fahre, um dann an den kommenden Tagen dort im Heimbüro zu arbeiten. Hoffentlich haben wir bis dahin Bad und Internet. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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