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Samstag, 12. August 2023

Samstagsplausch KW 32/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXVIII

"Voraussichtlich Mitte / Ende Februar", antwortete die nette Dame, als ich in der Reha-Klinik anrief, um mal vorsichtig nachzufragen, wann ich mit dem Beginn der Reha rechnen könne, denn wir wollen ja umziehen und meine Büro-Vertretung muss ja auch planen können. Ich schnappatmete kurz ob der Wartezeit, weiß aber, dass selbst akut Erkrankte aktuell sehr lange auf Reha-Plätze warten müssen, und bei mir ist die Reha ja präventiv, um eine erneute Langzeiterkrankung zu vermeiden. Mal schauen, ob ich bis Februar durchhalte oder aus der Erkrankung in die Reha gehe. Jedenfalls bin ich froh, zum Frühjahr in die Reha zu gehen und nicht zum Winter. So sehr ich mich darauf freue, in eine Klinik mitten in der Natur zu sein, so schwierig kann das im Novembergrau werden. "Bei der Geschwindigkeit kann ich dir dann meinen Lieblingsspargelbauern zeigen", meinte die in Kliniknähe wohnende Kochfreundin, und auch das ist ein Vorteil einer Reha im Frühling.

In der lindgrünen Hölle gibt es ein kulturelles Sommerprogramm, und nachdem es vorgestern endlich mal nicht regnete, war ich mit der Sandkastenfreundin beim Konzert der Monday Street Band.

"'Hoffentlich ist das keine Alu-Tür', dachte ich gestern Abend noch. Die wurden hier in der Siedlung ja viel verbaut", meinte der Eisenhöker, als er uns Montag zu Hilfe eilte, weil wir Sonntag plötzlich nicht mehr aus dem Haus kamen. Natürlich ist die Haustür eine Alu-Tür. Sie musste komplett ausgehängt werden und saß selbst dann noch so fest im Rahmen, dass letztlich nur ein Windstoß half, wodurch die Tür gegen den frisch gestrichenen Windfang fiel, der jetzt zwei Macken hat. Das Timing der Tür war ausgesprochen schlecht, denn die neue ist ja schon bestellt und kommt im Herbst. Die Ursache für die widerspenstige Tür war eine gebrochene Feder im Schloss. Hätte meine Mutter das Haus nicht systematisch verwahrlosen lassen, sondern die Scharniere von Fenstern und Türen mal geölt, wäre das nicht passiert. Aber sie sagte immer, sie interessiere es nicht, wenn etwas kaputt ginge, und wenn uns das störe, sollten wir das mit dem Geld aus ihrem Erbe reparieren lassen. Das müssen wir auch, aber wir hätten gerne darauf verzichtet, vor allem auf den Erbfall. 

Wo der Eisenhöker dann schon mal da war, sprachen wir kurz über eine Gegensprechanlage. Durch die Gehbehinderung des Gatten hätte ich gerne auf jeder der vier Etagen die Möglichkeit, dass er sehen kann, wer vor der Tür steht, und Kontakt aufnehmen kann, sei es auch, um bloß zu sagen, dass er einen Moment braucht, bis er an der Haustür ist. Die Lösung ist ungewöhnlich und nicht ganz billig, erscheint uns aber sinnvoll. Sobald die neue Haustür eingebaut ist, kommt die Gegensprechanlage.

"Es regnet ja gerade nicht, und da dachte ich, ich frage mal, ob Sie zu Hause sind, damit wir die Scheiben in Ihren Windfang einsetzen können", frug der Glaser am Donnerstag. Drei Stunden später hatten wir neue Glasscheiben. Das satinierte Glas sieht richtig schick aus zu den anthrazitfarbenen Rahmen, und es gelang sogar, die Scheibe in der Spezialkonstruktion des Außen-Windfangs so zu erneuern, dass es so aussieht, als wäre nie eine andere Scheibe verbaut gewesen. 

Nat King Thomas beschloss den Abend. Ich kannte ihn bislang nicht, dabei müssen wir eine Zeitlang Nachbarn gewesen sein, gemessen an den Lokalitäten, die er besuchte, als er hinter der Hamburger Holstenstraße lebte. Ich wohnte zu der Zeit direkt an der Holstenstraße.  

Hier gilt seit mittlerweile 178 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Der Gärtner verbummelte das Gartenhaus. Er hatte ja wochenlang Wetter, so dass das bestellte Haus zurückging. Wir hatten uns so was schon fast gedacht. Jetzt geht's erstmal mit den Zäunen weiter, und Ende des Monats ist dann hoffentlich das nächste Gartenhaus da. Hoffentlich ist dann nicht wieder Wetter. Im Vorgarten werden Schneeball und Magnolie entfernt, die ja leider verdorrten, warum auch immer, und dann warten wir erstmal ab. Ich fürchte, wir brauchen da eine größere Lösung mit ordentlich verlegten Platten, Platz für eine weitere Mülltonne und perspektivisch auch für eine Wärmepumpe.

"Was passiert, wenn die AfD die Mehrheit bekommt?" frug der Gatte am Montag. Ich erschrak, denn mir war nicht klar, dass ihn das Thema so beschäftigt. Er ist da meistens gelassener als ich. Die Mehrheit brauchte die AfD gar nicht. Ihre Vorgängerpartei hatte 1932 auch keine Mehrheit und schaffte dennoch die Demokratie ab. Klar ist: Der Gatte und ich sind Ballastexistenzen und haben unter einer AfD-Regierung keine Lebensberechtigung mehr. Wir können nur hoffen, möglichst lange verschont zu bleiben. Inzwischen ist Auswandern auch keine Perspektive mehr, nicht wegen des Hauses, sondern wegen der Gesundheit des Gatten. Aber es ist hohe Zeit, mal wieder zu gucken, ob die Reisepässe noch gültig sind. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante hat ihren OP-Termin, ist sich aber unsicher, ob sie ihn wahrnehmen wird. Wir reden ihr gut zu, denn die OP würde ihr Schmerzfreiheit ermöglichen, und die Ärzte sind trotz ihres hohen Alters optimistisch. Dem Gatten geht's nicht wirklich gut. Ihm macht das Wetter zu schaffen, und er müsste auch schon längst mal wieder zum Kardiologen, hat aber Angst davor - nur hilft das auch nicht weiter. Einmal mehr mache ich mir Sorgen und frage mich, wie es gehen soll, wenn ich zur Rehe bin. Nun, es wird sich finden. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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