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Freitag, 29. September 2023

Das Yarncamp 2023: Tag 2 - Der Qualitätssonntag

Am zweiten Yarncamp-Tag ist Zeit, alle Sessions anzufragen oder anzubieten, die einer am Vortag fehlten. Deswegen die interne Bezeichnung "Qualitätssonntag". Der Session-Plan füllte sich zügig, und ich hatte Probleme, mich zu entscheiden, da viel Interessantes parallel lief. 

Am zweiten Yarncamp-Tag durfte auch das Schlafschaf mit, und natürlich musste es nicht in den Koffer, sondern durfte mit in die Sessions.

Ich entschied mich für die Session von Tanja Steinbach, in der sie den "Socktober", verschiedene Lana Grossa-Garne, das aktuelle ARD Buffet-Modell und ihr neues Buch* vorstellte. Die Aktion Socktober kommt aus den USA. Es werden Socken und andere warme Kleidungsstücke gestrickt und an Obdachlose gespendet. Tanja Steinbach widmet ihre "Socktober"-Socken der Aktion Grüne Socke, einer Initiative gegen Eierstockkrebs. Anfang Oktober wird es wieder Lana Grossa-Wolle und ein Steinach-Muster geben, aber du kannst natürlich das ganze Jahr über grüne Socken aus jedweder Sockenwolle in jedwedem Muster stricken und an die Initiative spenden. Die Socken müssen auch nicht vollständig grün sein, sondern nur einen Grünanteil haben.

Tanja Steinbach zeigt die Wolle für den diesjährigen Socktober.

Als ich von einem Raum in den anderen wechselte, fielen mir Snoopy und Woodstock auf, die an einer Tasche baumelten. "Die sind ja süß! Gibt es dafür eine Anleitung?" frug ich die Taschenträgerin. "Ja, in meinem Buch*, das gerade erschien", lautete die Antwort. Ich stand Yvonne Rapp gegenüber, und die Dorf-Buchhandlung erhielt prompt eine weitere Bestellung.  

Schäfchen trifft Little Richard, das myboshi-Alpaka. Die Anleitung von Susanne Evers ist ab Oktober erhältlich. 

Bei "Elkestrickt" lernte ich den "Magic Knot" zum Verbinden auch winzigster Wollreste. Zu meiner Überraschung kannte ich den Knoten schon: Im Schmuckbasteln ist es der "Brezelknoten". Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dem Knoten traue, denn es gibt einen dänischen Wollhersteller, der Farbverlaufsgarn damit verknotet, und seitdem mir mal ein Schal während des Strickens aufging, weiß ich, dass der Knoten mitnichten unlösbar ist. Aber gerade für Mini-Reste ist er praktisch, und bei Sockenwolle hält er sicher besser als bei Baumwolle. Begeistert war ich von Elkes Idee, Taschen so zu häkeln, dass sich ein fertiger Stoffbeutel als Inlay einsetzen lässt - ideal für alle, die wie ich nicht wirklich nähen können!

Ein Teil der Gruppe "Politisches Handarbeiten".

Erfreulicherweise gibt es beim Yarncamp eine große Zahl anständiger, intelligenter Frauen (Männer sind mitgemeint), und die sind ganz in der Definition Gerhard Bronners natürlich gegen AfD und sonstige Nazis. So gründete sich auf dem Yarncamp die Gruppe "Politisches Handarbeiten", inspiriert durch "Rude Embroidery", #wutsticken,  #abschaffungderproblemzonen und #afdnee. Ich finde Stricke gegen Nazis effektiver als Stricken gegen Nazis, aber es schadet nichts, hilft vielleicht, und Knüpfen ist letztlich auch Handarbeit.

#rosesagainstviolence ist eine Initiative, die Handarbeiten politisch einsetzt.

Die Rückfahrt vom Yarncamp war das übliche Wirrwarr. Meine Reisebegleitung wusste schon Wochen vorher, dass ihr Anschlusszug ausfällt, sie eine Stunde warten muss. Schließlich wurde am Reisetag der Zug von Frankfurt nach Altona gestrichen und durch einen verspäteten Ersatzzug ersetzt. Erfreulicherweise wurden die Reservierungen übernommen, nur war die Sitzplatzverteilung anders als im ursprünglichen Zug, waren unsere Plätze nicht wie gebucht gegenüber. Das bekamen wir aber hin. Schließlich wurde der Halt in Harburg gestrichen, hielt der Zug dann aber doch. Ich entschied mich trotzdem, weiter nach Altona in die Wohnung zu fahren und bekam sogar einen Bus, konnte das Geld für's Taxi sparen.

Schäfchen fährt nach Hause. 

Und wer mit mir fährt, muss auch damit klar kommen, dass ich beim Halt in Hanau aus dem Zugfenster blicke und sage: "Ach guck', vom Gleis nebenan fuhren die Deportationszüge ab ..."

Schade ist, dass unklar ist, ob es ein elftes Yarncamp geben wird. Dieses Jahr war es extrem schwer, Sponsoren zu gewinnen und das Barcamp kostendeckend zu organisieren, außerdem sind die Organisatorinnen extrem eingespannt (das Leben neben dem Internet kann gelegentlich extrem lästig sein). Ich wünsche ihnen und uns, dass sich vieles zum Guten wendet und es weiterhin unseren Safe Space geben wird.

Im Rückblick auf das Yarncamp fand ich es schade, dass es dieses Jahr kaum Session zum Inhalt der Goodie-Bag gab, Anleitungen für die enthaltene Wolle fehlten. Natürlich hätte ich spätestens am Qualitätssonntag danach fragen können, aber es fiel mir halt erst nach der Rückkehr auf. Natürlich kann ich mir selber Anleitungen suchen. Es ist mehr so ein Früher-war-mehr-Lametta-Gefühl. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Freutag. Vielen Dank für's Sammeln! / *Affiliate links

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