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Samstag, 30. September 2023

Samstagsplausch KW 39/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXXV

Sonnabend begann das Yarncamp, endlich wieder live, in Farbe, mit Anfassen und Knuddeln. Das war schön! Ich schaffte es auch, mir immer mal Pausen zu nehmen und war froh, dass das Hotel nur ein paar Meter entfernt war. Mehr zum ersten Yarncamp-Tag kannst du hier lesen.

Der Himmel über der Schirn.

Als ich abends mit dem Gatten telefonierte, meinte er, er käme zu gar nichts, wäre den ganzen Tag nur mit dem Haushalt beschäftigt gewesen, das sei ja so anstrengend usw. Ich sagte nur trocken, das wäre meine Situation seit vier Jahren, seit letztem Jahr getoppt durch zwei Haushalte neben Job, Baustelle und Care-Arbeit. Der Gatte realisierte auch erst Sonnabend, dass wir zehn Tage getrennt sein würden und dass er das nicht will. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm fehle oder meine Arbeitskraft ... Jedenfalls graut ihm jetzt davor, während der Reha fünf Wochen getrennt zu sein. Ich hoffe, wir finden bis dahin eine Putzfrau, denn sonst sehe ich mich jedes Wochenende nach Hause fahren, um den Haushalt zu machen, etwas, was ich ganz bestimmt nicht will, was mir nicht gut täte. 

Vor der Schirn steht gerade die Installation "Luv Birds in toten Winkeln" von Maruša Sagadin.

Mir tat die jetzige Trennung ganz gut. Ich genoss es, mich mal nur im mich kümmern zu müssen, ins Kaffeehaus gehen zu können, wenn mir danach ist, dort solange zu sitzen, wie ich mag, durch Geschäfte zu bummeln und mal nur auf mich zu achten, den Tag in meinem Tempo zu verbringen. Das konnte ich seit Jahren nicht mehr. Ich schaffte es sogar in die Plastic World-Ausstellung in der Schirn! Besonders beeindruckte mich neben einem Leviathan aus Plastikstreifen, von dem ich mir leider nicht den Namen der Künstlerin merkte, die Installation „Anemo­nes: An Air Aqua­rium“ von Otto Piene, eine begehbare Unterwasserwelt - magisch. 

Sonntag war der zweite Yarncamp-Tag, über den du hier mehr lesen kannst. Als der Zug auf der Rückfahrt überraschend in Harburg hielt, überlegte ich kurz, umzusteigen und den Gatten zu überraschen, fuhr dann aber doch nach Altona und in die Wohnung. Das war bequemer.

Reisen in Zeiten von Corona: Der tägliche Test ... 

Montag hatte ich zum Ausruhen frei. Der Gatte kam von der Baustelle und betonte mehrfach, wie sehr ich ihm fehlte. Das ist schon schön. Er fehlte mir auch, auch wenn ich die Zeit alleine genoss. Wir können gut ohne einander sein, aber die letzten vier Jahre schweißten uns noch mehr zusammen als vorher schon. Wir waren ja mehrfach kurz davor, einander zu verlieren und sind dankbar für jeden gemeinsamen Tag. 

Dienstag erwischte mich die Maladie mit Schmerzen und Schüttelfrost. Das war so nicht geplant. Ich vermute, das ist eine Auswirkung des abgesetzten Diabetesmedikaments, das ich drei Jahre lang off label bekam. Mal gucken, was die internistische Endokrinologin in zwei Wochen dazu sagt. Vermutlich, dass ich mir das alles nur einbilde, einfach nur weniger essen und abnehmen soll. Seit Dienstag habe ich zudem latente Migräne. Doof das. Das anhaltende Sommerwetter, viel zu warm für die Jahreszeit und die Region, ist nichts für mich. Meine Schlafstörungen änderten sich auch. Ich wache jetzt immer gegen ein Uhr auf und liege ein paar Stunden wach. Nicht schön, zumal ich aktuell erst gegen Mitternacht müde werde. Wäre ich wie in den letzten Wochen weit vor 22 Uhr müde, hätte ich wenigstens knapp vier Stunden Schlaf bis zum Wachliegen. Übrigens ändern weder frische Luft noch Bewegung etwas an diesen Wachphasen.

Dienstag kam die Stromabrechnung für die Wohnung. Wir waren gespannt, denn dass wir den Abschlag um ein Vielfaches erhöhen sollten, machte uns nervös. Wir bekommen allerdings eine hübsche Rückzahlung. "Wir sind ja auch kaum hier", stellte der Gatte lakonisch fest. Das stimmt zwar, aber der werte Herr Gemahl neigt trotzdem dazu, das Licht brennen zu lassen, und wenn ich vor ihm fahre, merke ich das erst, wenn ich Tage später wiederkomme. Die "Strompreisbremse" machte übrigens gerade mal 30 Euro aus. Für das alt-neue Haus werden wir bei Strom und Wasser reichlich nachzahlen müssen, denn da übernahmen wir den Abschlag meiner Mutter, weil man uns unseren veranschlagten Verbrauch nicht glauben wollte. Im kommenden Jahr haben wir dann hoffentlich einen realistischen Abschlag. 

Hier gilt seit mittlerweile 185 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. Ich testete mich diese Woche sicherheitshalber jeden Tag, weil Husten, Halsschmerzen, Niesen und Schüttelfrost mal wieder mein Normalzustand ist und ich viel unter Menschen war, nicht immer Maske tragen konnte (es isst und trinkt sich damit so schlecht). Auf dem Yarncamp lernte ich einen mobilen Luftfilter kennen, den ich diese Woche kaufte. Ich bin aktuell so oft verabredet, dass mir das Gerät sinnvoll erscheint. 

Zwei Kolleginnen meldeten sich Montag mit Erkältung krank, und Donnerstag kam die erste mit einem positiven Corona-Test (die zweite binnen einer Woche). Aktuell dauert es anscheinend, bis die Tests eine Infektion anzeigen. Generell sind die Infektionszahlen im Gesamt-Betrieb schon jetzt so hoch, dass überlegt wird, wieder allen Mitarbeitenden Tests zur Verfügung zu stellen. Eine Maskenpflicht, einfach und effektiv, wird natürlich nicht erwogen. Seit dieser Woche sitze ich wieder mit Maske in Besprechungen, als einzige. Letzte Woche saß ich einige Stunden neben einer infizierten Kollegin und hatte Glück, aber das will ich nicht zu oft herausfordern. 

Erfreulicherweise tragen in Bus und Bahn immer mehr Menschen Maske. Es gibt also noch ein paar Vernünftige. Die Kollegin, die sich diese Woche infizierte, meinte vor zwei Wochen noch, sie wolle jetzt bald wieder öfter Maske tragen, fühle sich ohne in vollen Bussen zunehmen unwohler. Momentan rotzt und hustet es hübsch im ÖPNV, und es ist noch nicht mal Winter.

Donnerstag kam die monatliche Information über den Gasverbrauch der Heizung in der Hamburger Wohnung vom Vermieter. Demnach haben wir geschmeidige 2.000% mehr Gas verbraucht als im August 2022, und das, obwohl wir nur neun Tage in der Wohnung waren! Im Vergleich zu den Nachbarn haben wir im August 2023 immerhin noch 600% mehr Gas verbraucht. Das ist indiskutabel! Wenn wir nach dem Umzug die Jahresabrechnung erhalten, muss da mal jemand von Fach drauf gucken. Vorsorglich habe ich schon mal Widerspruch eingelegt. Der Vermieter meinte nur, das könne ja mal  vorkommen, man realisiere ja seinen Verbrauch nicht immer, z.B. bei plötzlichem Frosteinbruch ... Frosteinbruch. In Hamburg. Im August. In einem August, dessen Temperaturen zwei Grad über dem Mittel lagen. Ja, nee, is klaa. 

Donnerstag wechselten wir auch wieder "ins andere Zuhause". Angesichts des Zustandes des Hauses war sofort klar: Bevor ich in die Reha gehe, brauchen wir eine Putzfrau - oder nach der Reha eine erneute Kernsanierung. Früher war der Gatte die bessere Hausfrau, aber spätestens seit seinem Schlaganfall kann er Hausarbeit einfach nicht mehr, so viel Mühe er sich auch gibt (und ich bin bei Hausarbeit wirklich nicht mäkelig, kann viel übersehen). Er tut mir so leid! 

Im Briefkasten war die Auftragsbestätigung des Tischlers. Sie liest sich so, als sollten wir besser erst einziehen, wenn er mit dem Austausch von zwei Haustüren und einem Fenster fertig ist, weil sonst die frisch gereinigten Teppiche leiden. Das wird sich aber nicht machen lassen. Auch der Ofenbauer kommt erst nach dem Einzug. Vermutlich sollten die Teppiche danach gleich wieder in die Reinigung. 

Freitag ruckelten sich wieder ein paar Dinge zurecht. Morgens kam erstmal Mudderns Apfelbaumfreundin, um sich Äpfel abzuholen - im Tausch gegen Schokolade. Ein gutes Geschäft. Sie kam gerade von der Wassergymnastik in einem nahegelegenen Hotel und lud mich ein, mich der Viergruppe von Ü80-Damen anzuschließen. Dazu hätte ich wirklich Lust. Mal gucken. Sie erzählte auch von meiner Mutter und war voller Mitgefühl ob meiner Situation angesichts der Entscheidungen, die ich treffen musste. Es tut immer gut, wenn Außenstehende meine Mutter so wahrnahmen wie ich, denn zu oft war ich die Böse, die sich nicht genügend anstrengte, weswegen es Mudderns schlecht ging. 

Freitag meldete sich auch der Fliesenleger. Es scheint, er komme in zwei Wochen. In der Woche kommt auch ein Mitarbeiter vom Umzugsunternehmen zur Vorbesprechung. Es ist das gleiche, das Schwiegermutters Umzug in die Seniorenwohnanlage machte. Das klappte gut, was mich für unseren Umzug positiv stimmt. Ich rief auf Wunsch des Gatten auch noch bei einem anderen Unternehmen an, an das er sich aus seiner Kindheit erinnerte, landete dort aber nur in einem desinteressierten Call Center. Dort wollte man nur meine Kontaktdaten per Mail, um sich zurückzumelden, konnten mir aber noch nicht mal die Mailadresse nennen. Das andere Unternehmen nahm gleich alles auf - alte Adresse, neue Adresse, Quadratmeterzahl, Kubikmeterzahl, Sonderwünsche - und dann rief jemand zurück, um den Besichtigungstermin zu vereinbaren. Das ist doch gleich ein anderer Schnack! Sie wissen auch schon, dass wir das Komplettpaket brauchen inkl. Küchen- und Möbelmontage. "Ich will nur wimmernd in der Ecke sitzen und zugucken", erklärte ich dem Mitarbeiter, der unsere Wünsche aufnahm.

Gärtner III holte sein Geraffel natürlich nicht ab. Bis Mittwoch hat er noch Zeit. Dann übernimmt Gärtner IV und entsorgt alles. Da sich Gärtner III nicht mehr meldet, geht das jetzt zum Anwalt. Ich könnte darauf verzichten, aber er will es ja anscheinend nicht anders. Beim Dachdecker muss ich nachhaken, wo der Kostenvoranschlag bleibt, und beim Heizungsbauer muss ich nachfragen, ob es noch vor dem Winter mit neuen Heizungsventilen klappt. Das wäre schon ganz arg praktisch, denn in einer Handvoll Räumen haben wir sonst keine Heizung. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter kann sich über Tante aufregen. Das macht sie am Liebsten. Tante überstand die Schulter-OP gut und ist jetzt in der Reha. Da von Schwiegermutter nicht wirklich zu erfahren war, wie es Tante geht, besorgte der Gatte ihre Mobilnummer, so dass wir direkt mit ihr reden können. Sie hört sich wirklich gut an - eine Erleichterung!

Die liebe ELFi buk meine Apfel-Streusel-Muffins nach und bloggte dazu - was für eine Freude! Vielen Dank!

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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