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Sonntag, 8. Oktober 2023

Ausgelesen: Bücher im September 2023

Lesen klappt auch im Kaffeehaus.
Mit dem vierten Band der Reihe um Kommissarin Katharina von Hagemann*, die in Lüneburg und in der Lüneburger Heide spielt, geschrieben von Kathrin Hanke und Claudia Kröger, ging ich in den September. In "Heideglut*" treibt ein Serien-Brandstifter sein Unwesen, und mit jedem Brand wird auch ein Mensch ermordet.

"Heidezorn*" ist für mich der spannendste Band: Als mehrere Frauen in Lüneburg brutal getötet werden, verdächtigt Katharina von Hagemann ihren ehemaligen Lebensgefährten. Doch er kann nicht der Täter sein, denn er sitzt hinter Gittern. Sie hatte ihn selbst in einem früheren Fall des Mordes überführt. Während Katharina von Hagemann an ihre Grenzen stößt und sich von allen allein gelassen fühlt, mordet der Täter weiter und kommt ihr dabei gefährlich nahe. 

Ich arbeitete mich weiter über "Mordheide*" und "Heidefluch*" weiter zum achten Band "Heideopfer*" (seit dem achten Band schreibt Kathrin Hanke die Reihe übrigens alleine weiter). Bei Abrissarbeiten auf einem Grundstück in Lüneburg finden Arbeiter ein menschliches Skelett. Die forensischen Untersuchungen ergeben, dass es sich um die Leiche eines Mannes handelt, der bereits Anfang der 1990er Jahre keines natürlichen Todes gestorben ist - damit hat das Lüneburger Ermittlerteam um Katharina von Hagemann und Benjamin Rehder seinen ersten Cold Case auf dem Tisch. Wer ist der Tote? Die Ermittlungen gleichen einem Puzzle, das nur zäh und langsam ein verstörendes und ebenso verworrenes Bild ergibt. Gleichzeitig steht die Beziehung der Kommissarin auf dem Spiel.

Ausgerechnet diesen Monat beschloss ich, nicht ständig Kindle und Tolino zwischen Wohnung und Baustelle hin und her zu schleppen. Band neun der "Heidekommissarin" bekam ich nämlich über die Onleihe, als ich auf der Baustelle war, und der Tolino war in Hamburg. Doof das. Band zehn habe ich über die Onleihe der lindgrünen Hölle bestellt und war gespannt, ob die Übertragung auf den Tolino klappt. Als ich den damals für die Hamburger Bücherhallen einrichtete, war ich ja schon sehr genervt, wie kompliziert und umständlich das ist, und ich habe keine Ahnung, ob ich nicht für jede Onleihe ein eigenes Gerät brauche - die Biester sind ja kapriziös. Die Übertragung klappte, nachdem ich mit mehreren Anläufen das Gerät überzeugen konnte, das Buch nicht im Browser lesen zu wollen.

Jedenfalls las ich in der Zwischenzeit "Inselfeuer*" von Maren Schwarz*. Die bislang vierbändige Reihe um die Rechtsmedizinirin Leona Pirell spielt auf Rügen und in Stralsund. Unter den verkohlten Trümmern eines Ferienhauses auf Rügen wird eine Leiche gefunden. Die von Pirell vorgenommene Obduktion ergibt, dass der Tote ermordet wurde. Schon bald gerät dessen Witwe ins Visier der Ermittler. Die Ehe war alles andere als harmonisch, Gewalt war keine Seltenheit. Pirell glaubt jedoch nicht an die Schuld der Witwe und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Damit bringt sie sich in tödliche Gefahr. Abgesehen von den häufigen Verweise auf die traumatische Kinderlosigkeit von Pirell, die sich auch durch die anderen Bände der Reihe ziehen, gefiel mir das Buch gut. 

Es gibt ja Leute, die denken, ich lese nur Krimis. Das ist falsch. Meistens aber ist mein Kopf zu wattig, um mich auf etwas anderes als Konsum-Literatur zu konzentrieren. Auf "Gefilte Fisch und wie es weiterging*" von Max Fürst stieß ich, als ich nach einem Rezept für Schmand mit Glumse suchte. Max Fürst wurde 1905 in Königsberg in eine deutsch-jüdische Familie geboren. Er entschied sich gegen ein bürgerliches Leben, war in der jüdischen und sozial-revolutionären Jugendbewegung aktiv und machte eine Tischlerlehre. In der Jugendbewegung lernte er auch seine spätere Frau Margot Meisel kennen. Fürst wechselte nach Berlin und wurde aufgrund seines politischen Engagements zusammen mit seiner Frau kurz nach der Machtübernahme inhaftiert. Die beiden kleinen Kinder wurden von Freunden umsorgt. Nach der Entlassung aus Gestapo- bzw. KZ-Haft konnte die Familie 1935 nach Palästina emigrieren. 1950 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart nieder. Fürst arbeitete zunehmend als Schriftsteller. Von der geplanten dreibändigen Biographie erschienen zwei Bände zu seinen Lebzeiten. Posthum veröffentlichte Margot Fürst "Gefilte Fisch und wie es weiterging*" mit dem unvollendeten dritten Band. Das Buch ließ meine Leseliste kräftig wachsen.

Inzwischen bekam ich auch die nächsten beiden Bände der "Heidekommissarin" aus der Onleihe. In "Totenheide*" treibt ein Mörder mit Pfeil und Bogen sein Unwesen, kriselt es zwischen Katharina von Hagemann und ihrem Lebensgewährten. In "Heideangst*" geht's um Stalking. Das Opfer ist die Hebamme von Katharina von Hagemann, die inzwischen Mutter geworden ist. Ich würde mich freuen, wenn die Reihe fortgesetzt wird.

"Erfolg*" von Lion Feuchtwanger erschien 1930 und ist erschreckend aktuell. Einige Passagen und Aussagen könnten direkt aus dem heutigen Bayern stammen. Im Mittelpunkt steht der Münchner Museumsdirektor Martin Krüger. Er hat Gemälde gekauft, die nicht allen gefallen. Einige Leute wären ihn gerne los. Der Meineid-Prozess, den man ihm anhängt, geht deshalb auch nicht gut für ihn aus und er landet im Gefängnis. Doch er hat Freunde, die seine Unschuld zu beweisen versuchen. 

Mit dem Buch gehe ich auch in den Oktober - 700 Seiten sind eine echte Herausforderung für mein wattiges Hirn, und mit "Erfolg*" lese ich ein Buch mit diesem Volumen schon zum zweiten Mal - "Gefilte Fisch" war auch so dick.  

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2 Kommentare:

  1. Ich traue es mich fast nicht zu sagen, aber "Erfolg" ist ja nur der erste Band der Wartesaal-Trilogie ... Allerdings hatte ich mit diesem Teil auch etwas zu kämpfen; es ist ja schon alles sehr bayerisch. Mit "Die Geschwister Oppermann" verlegt sich die Handlung dann nach Berlin. Das und auch das Familienroman-Format dieses Bands lag mir dann doch näher. Bei diesem Buch hat man natürlich das Problem, das man alle Beteiligten ständig beknien möchte, die Familienfirma sofort zu verkaufen und Deutschland zu verlassen. Allerdings glaubte ja Feuchtwanger Anfang der 30er Jahre selbst nicht, dass sich Hitler durchsetzen würde, insofern können seine Figuren natürlich auch nicht in die Zukunft sehen. Das macht natürlich einen Teil der Faszination dieses tollen Romans aus -- nicht nur die Figuren, auch der Autor haben eben nur den Wissensstand von maximal 1933. Als Spätgeborene sieht man auf jeder Seite die Zeichen an der Wand ...

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    1. Ich weiß, dass es nur der erste Teil ist ;o) Der Tolino nahm mir die Entscheidung ab, ob ich "Erfolg" zu Ende lese, denn ab Seite 380 ließ sich das Buch nur noch 10-Seiten-weise umblättern, und den Fehler konnte ich nicht abstellen. Da ich aber gerne alle drei Teile lesen möchte, werde ich sie mir wohl für die Reha auf den Kindle ziehen. So mitten im Winter in der schleswig-holsteinischen Pampa ist hoffentlich viel Zeit zum Lesen. Oder hole ich mir sie als Hörbücher zum Stricken? Hm ...

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