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Sonntag, 7. Juli 2024

Samstagsplausch KW 27/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXV

Es geht doch nichts über einen
ruhigen Schreibtisch-Job ...
Wäre ich nicht mit dem Auto
gefahren, wären es noch 5 km
mehr gewesen.
In dieser Woche fand die Jubiläumsfeier meines Mammutprojektes statt, die ich seit einem dreiviertel Jahr vorbereite, und am Tag danach verlor ich komplett meine Stimme. In der Vorwoche war ich ein bisschen erkältet, aber am Tag davor und am Tag des Festes selbst fühlte ich mich fit, sonst wäre ich zu Hause geblieben. 

Ich bin ja ein Fan von Team-Arbeit, und daher wusste meine Vertretung genauso gut wie ich über alles Bescheid, läuft es auch ohne mich, aber ich fühlte mich ja fit. Meine Vertretung hatte dennoch Angst, dass ich schlapp mache, und da ich den Schlüssel für einen der vielen Veranstaltungsorte hatte, war ihr Mann schon instruiert, notfalls vor Tau und Tag "mal eben" 80 Kilometer zu fahren, um den Schlüssel abzuholen. Das wäre blödsinnig gewesen - im Zweifelsfall wäre ich nur kurz gekommen, um den Schlüssel weiterzugeben, und dann wieder zu fahren.

Am Ende der Veranstaltung sagte die Chefin, ich solle am kommenden Tag zu Hause bleiben, aber auch am Ende der Veranstaltung fühlte ich mich noch fit. Dennoch gab ich den wichtigen Schlüssel meiner Vertretung - sicher ist sicher.

 Am nächsten Tag war ich dann komplett verstummt, so sehr, dass die telefonische Krankschreibung fast daran gescheitert wäre, dass die MFA nicht verstand, wer anrief ... Da ich nach fünf Tagen noch immer keine Stimme habe, muss ich morgen doch nach Hamburg zur Hausärztin fahren. Ich tippe auf eine weitere Krankschreibung und eine gehörige Portion Antibiotika. Mit Corona war ich schneller durch. Okay, da weiß ich nicht, welche Überraschungen dieses Virus noch für mich bereithält, wo es sich ggf. einnistete, um später wie ein Schachtelteufel wieder aufzutauchen. Dann doch lieber eine Erkältung.

Der Gatte, normalerweise alles andere als redselig, plappert wie ein Wasserfall, seitdem ich verstummte. Dusseligerweise erwartet er, dass ich ihm antworte ... Ich bin froh, dass wir auf allen Etagen Telefon haben, denn ihn zum Essen zu rufen, geht aktuell nur per Telefon. Selbst, wenn ich schreie, kommt nur ein Flüstern heraus.

So gesehen, war es eine ruhige Woche. Auf der Jubiläumsfeier hatten alle Spaß, es gab mehrfach die Frage, ob wir das jetzt jährlich machen. Das Team war großartig, und soweit ich das mitbekam, lief nichts großartig schief. Allerdings war ich bei der Auswertung der Veranstaltung ja auch krank. Mal gucken, wie kommende Woche die Rückmeldungen sind. Schade war, dass die Chefs sich nicht so wirklich einbrachten, sondern die meiste Zeit in irgendeinem Lokal saßen. Wertschätzender wäre es gewesen, sie wären mitten im Getümmel gewesen wie der Rest des Teams. Aber da der angekündigte Besuch der Blaumännin ausfiel, es nur einen Presserundgang gab, war alles nach dem Presserundgang uninteressant, kann man sich doch mit Basisarbeit beim Fußvolk nicht profilieren. 

Andererseits machen die Chefs dann auch wieder brav, was ich ihnen sage - so räumte Chef mit einem Kollegen einen der Veranstaltungsorte auf. Da kommt dann wieder meine Autorität durch - ich arbeitete mal für einen Reiseveranstalter, bei dem die Ausbilderin der Reiseleiter sagte, wir führen durch natürliche Autorität, nicht durch Regenschirme. Meine natürliche Autorität bringt schon mal einen Staatsrat dazu, Stühle für eine Veranstaltung zu schleppen - alle um mich herum bekamen Schnappatmung, als ich ihn darum bat, aber er wollte wissen, was noch zu tun wäre, und er bekam was zu tun. Diese Anzugsträger in ihren Blaumännern sehen für mich alle gleich aus - ich wusste schlichtweg nicht, wer das war, der da fragte. Andererseits: Hätte ich es gewusst, hätte ich genauso gehandelt. Ein guter Chef packt mit an. 

Lustig war, dass die Chefs plötzlich auf die Idee kamen, die Pressearbeit übernehmen zu wollen, sie dann aber doch wieder mir überließen. Ich war erst befremdet, weil die Pressearbeit zu meinem Projekt immer in meinen Händen lag, aber gut, unser Institut wurde neu strukturiert, Aufgaben wurden neu verteilt, und mit Pressearbeit kann man sich ja prima profilieren, da überlässt man das lieber nicht mehr dem Fußvolk. Und ich bin ohnehin nicht so scharf, mein ponem vor jede Kamera, mein moyl vor jedes Mikro zu halten. Als die Kamerateams dann aber da waren, hieß es, ich müsse die Interviews geben, denn inhaltlich könne man zu meinem Projekt ja gar nichts sagen. Ja, nee, is klaa. Also stand ich ungeschminkt mit Schlabberpulli da und tat kompetent - natürliche Autorität kann damit um.     

Hier gilt seit mittlerweile 225 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Der Gatte geht aktuell sehr viel zu Fuß, was sehr gut ist, bestes Kardiotraining. Er will üben und Kondition bekommen, denn der Einzug eines Hundes ist anscheinend weiterhin eines seiner Ziele. Was mit seinen Augen los ist, wissen wir immer noch nicht. Die Klinik verlegte den Untersuchungstermin, was ärgerlich ist, denn damit der Gatte den Termin wahrnehmen kann, musste ich einen meiner Arzttermine verlegen, und das hätte nun nicht not getan. Außerdem bedeutet es für den Gatten noch längere Ungewissheit, was denn nun mit seinen Augen los ist. Immerhin gibt es inzwischen schon wieder Momente, in denen er ganz gut sieht. Das macht Mut.

Heute ist das Simchat-Tora-Pogrom neun Monate her. Neun Monate! Noch immer sind 120 Männer, Frauen und Kindern Geiseln der Hamas. Durch welche Hölle ihre Angehörigen gehen! Bring them home now gilt unvermindert. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen sowie den aktuellen Stand beim Einbau unserer neuen Küche berichte ich in der Kombüse

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