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Montag, 23. September 2024

Ausgelesen: Bücher im August 2024

Das Rudel liest.
Mit dem Schmachtfetzen "Mit dir für immer – Max Schmeling und Anny Ondra*" von Jan Steinbach* aus der Reihe "Berühmte Paare – große Geschichten" des Aufbau Verlags. Der Roman beschreibt die Beziehung zwischen dem Boxer Max Schmeling und der Schauspielerin Anny Ondra. Beide werden zum Traumpaar der deutschen Öffentlichkeit. Doch der Ruhm birgt seine Schattenseiten: Die NS-Führung will Schmeling für ihre Propaganda inszenieren, und die Versuche, seine jüdischen Freunde zu schützen, bringen ihn immer mehr in Gefahr, bis er dann an die Ostfront geschickt wird. 

Schmeling und Ondra waren in meiner Kindheit oft präsent durch verschiedene Geschichten meiner Eltern. Für mich war Schmeling der "Coca-Cola-Mann", erwarb er doch die deutsche Lizenz für die Brause. Mehr wusste ich nicht, und so war es eine Entdeckung, dass er ein stiller Held war, ein "Gerechter unter den Völkern" ist, zwei jüdischen Kindern das Leben rettete, vielen half, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, ehemalige Box-Gegner finanziell unterstützte. 

"Kriminaldauerdienst: Team Ost-West*" heißt die zweite Reihe von Frank Goldammer*, dessen Max-Heller-Reihe* ich gerne las. Die Reihe spielt im Dresden nach Nachwendezeit. Der zweite Band "Die Verbrechen der anderen*" spielt im Februar 1990. Ein junger Mann, ein ehemaliger Grenzsoldat, wird als vermisst gemeldet. Zeitgleich ermittelt das KDD-Team um Tobias Falck, Edgar Schmidt und Stefanie Bach in einem Fall von Kunstraub. In der Dresdner Galerie der Alten Meister ist ein wertvolles Gemälde durch eine Fälschung ersetzt worden. Kurz darauf wird der Fälscher ermordet. Handelt es sich womöglich um alte Stasi-Machenschaften? Die westdeutsche Ex-Kommissarin Sybille Suderberg, die inzwischen Privatdetektivin im Osten ist, spielt dabei eine undurchsichtige Rolle. Ihretwegen kommen die Dresdner Polizisten zu einer Dienstreise in den unbekannten Westen, die sie nach Köln, aber auch in eine gefährliche Falle führt.

Ich kämpfte mich ziemlich durch und verlor öfter den Faden. Verwechslungen von Namen, was im Korrektorat nicht auffiel, taten ein Übriges.  

Absolut entzückend ist "Der Buchspazierer*" von Carsten Sebastian Henn* (auch, wenn's am Schluss ebenfalls zu Namensverwechslungen kam)! Es sind besondere Kunden, denen der Buchhändler Carl Christian Kollhoff ihre bestellten Bücher nach Hause bringt, abends nach Geschäftsschluss, auf seinem Spaziergang durch die pittoresken Gassen der Stadt. Denn diese Menschen sind für ihn fast wie Freunde, und er ist ihre wichtigste Verbindung zur Welt. Als Kollhoff überraschend seine Anstellung verliert, bedarf es der Macht der Bücher und eines neunjährigen Mädchens, damit sie alle, auch Kollhoff selbst, den Mut finden, aufeinander zuzugehen. 

Das Buch wanderte schnell auf die Liste mit den Büchern, die ich unbedingt haben möchte. Nach dem Umzug ist das Bücherregal ja sehr viel leerer ... Ich bin gespannt auf das Buch "Der Geschichtenbäcker*", das ich vormerkte, un dich freue mich auf die Verfilmung mit Christoph Maria Herbst. 

Die Reihe um den oberfränkischen Polizisten Georg Angermüller, der schon seit einigen Jahren in Lübeck lebt, lese ich sehr gerne, und auch der zwölfte Band "Wintermondnacht*" gefiel mir gut. Autorin ist Ella Banz*. Beim weihnachtlichen Klassentreffen, an dem auch Angermüller teilnimmt, gibt es Streit, als Simone die wilden Vollmondpartys von vor mehr als zwanzig Jahren erwähnt - und sie ziemlich schräg, ja übergriffig nennt. Rico, ein unverbesserlicher Sexist, hatte sie organisiert. Am nächsten Morgen liegt er tot hinterm Gasthof Greiner. Angermüller wird wie alle anderen als Zeuge vernommen. Zurück im Norden erhält der Lübecker Kommissar nicht nur einen überraschenden Anruf, sondern auch Besuch aus der Heimat …
 
Mit "Der Wind kennt meinen Namen*" las ich seit langer Zeit mal wieder etwas von Isabel Allende*. Es gibt zwei Erzählstränge: Einer spielt in Wien im Jahre 1938, der andere in Arizona im Jahre 2019. Samuel Adler ist sechs Jahre alt, als sein Vater und die Familie alles verlieren. In ihrer Verzweiflung verschafft Samuels Mutter ihrem Sohn einen Platz in einem Kindertransport, aus dem von den Nazis besetzten Österreich nach England. Samuel macht sich allein auf die Reise, außer einer Garnitur Wechselkleidung und seiner Geige hat er nichts bei sich – die Last der Einsamkeit und Ungewissheit wird ihn ein Leben lang begleiten. Acht Jahrzehnte später steigen Anita Díaz und ihre Mutter in den Zug, um der Gewalt in El Salvador zu entkommen und in den Vereinigten Staaten Zuflucht zu finden. Doch ihre Ankunft fällt mit der neuen brutalen Einwanderungspolitik zusammen: Die siebenjährige Anita wird an der Grenze von ihrer Mutter getrennt und landet in einem Lager. Allein und verängstigt, weit weg von allem, was ihr vertraut ist, sucht sie Zuflucht in Azabahar, einer magischen Welt, die nur in ihrer Fantasie existiert. Wie aber soll sie zurückfinden zur Mutter? Es ist ein sehr berührendes Buch, das ich nur empfehlen kann!

Der Roman "Kochen im falschen Jahrhundert*" von Teresa Präauer* hingegen war so gar nicht meins! Laut Klappentext ist es der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen, voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den "Foodporn"-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne "heutige" Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei soll in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt werden. 

Ja, es steht sicher viel Kluges drin, aber das Buch war einfach nicht meins. Ich empfand es oft belanglos, beliebig, dahin plätschernd. 

"Hochmut kommt vor dem Farn*" ist ein Schrebergartenkrimi aus einer bislang dreibändigen Reihe von Mona Nikolay*.  Ausgerechnet eine Fabrik für Indoor-Gardening-Systeme soll auf dem Gelände der Schrebergarten-Kolonie Harmonie in Berlin entstehen – das Schicksal hat offenbar Sinn für schwarzen Humor. Das Lachen ist Ex-Polizist Manne Nowak und Partnerin Caro von Ribbek allerdings längst vergangen, denn es sieht so aus, als hätten die Kleingärtner bereits verloren. Trotz zahlreicher Protestaktionen müssen sie ihr grünes Reich räumen. Dann wird auch noch die Senatorin, die das Projekt auf politischer Ebene betreut hat, tot in der Nähe der Kleingarten-Anlage gefunden. Ist einer der Laubenpieper etwa ein eiskalter Mörder?

Der Krimi ist nett, aber ich verspürte nicht den Drang, sofort die ersten beiden Bände zu lesen. 

"Alma und der Gesang der Wolken*" ist ein biographisch geprägter historischer Roman von Heinrich Thies*, der zudem in der Lüneburger Heide spielt. In den Wirren des Kriegsjahres 1943 wächst die Bäuerin Alma über sich hinaus. Als ihr Bruder Franz eingezogen wird, führt sie den Hof allein weiter – unterstützt von dem französischen Kriegsgefangenen Robert. Trotz aller Widerstände verlieben sich die beiden ineinander. Alma wird schwanger und damit im Dorf noch mehr zur Außenseiterin. Als der Krieg vorbei ist, kehrt Robert nach Frankreich zurück. Alma führt ihren Hof auch allein durch die Nachkriegszeit – bis ihr Bruder heimkehrt und sie wieder in den Hintergrund drängt. 

Es wird sicher nicht der letzte Roman von Thies gewesen sein, den ich las.

"Ein Sommer in Niendorf*" von Heinz Strunk* war ein klitzekleines bisschen eine Reise in die Kindheitssommer in Niendorf. Ein Mann namens Roth begibt sich für eine längere Auszeit in das Ostsee-Dorf. Er will ein wichtiges Buch schreiben, eine Abrechnung mit seiner bürgerlichen Familie. In dem geruhsamen Badeort gerät er aber bald in den Bann eines trotz seiner furchtbaren Banalität dämonischen Geists: ein Strandkorbverleiher, der Mann ist außerdem Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts, aufdringlich wie ein Insekt. Doch nach und nach beginnt Roth, seine Nähe zu suchen. Als Dritte stößt Simone hinzu, die Freundin des Schnapshändlers, in jeder Hinsicht eine Nicht-Traumfrau – eigentlich. Und am Ende dieser Sommergeschichte ist Roth seiner alten Welt abhandengekommen, ist er ein ganz anderer.

"Zwischen Schutt und Asche*" von Thomas Herzberg* fand ich phasenweise ziemlich ärgerlich und zusammengeschustert. Es ist absolut unverständlich, warum jemand wie der Protagonist Thiesen mit einer englischen Mutter die Sprache nicht mal ansatzweise spricht, gleichzeitig für die Briten spioniert haben soll, trotzdem aber unter erbärmlichen Verhältnissen lebt. Was wurde aus seinen Eltern, wie erging es seiner britischen Mutter in der NS-Zeit? Außerdem nervt die permanent falsch Schreibweise von Planten un Blomen. 

Zum Inhalt: Das Buch spielt in Hamburg im Jahre 1946. Im Mai werden in einer Ruine nahe dem Bahnhof Altona die Leichen von drei jungen Frauen gefunden. Die Bevölkerung ist anfänglich schockiert, regelrecht in Aufruhr. Doch in einer nahezu vollständig zerbombten Stadt, die sich nur sehr schleppend von ihren Wunden erholt, geraten selbst abscheuliche Verbrechen schnell wieder in Vergessenheit – Hunger und Elend beherrschen den Alltag fast aller. Allein die Kommissare Thiesen und Pfeiffer suchen immer verbissener nach einem Mörder, der sich hinter Korruption, Gleichgültigkeit und Habgier bestens zu verstecken weiß. Als sich ausgerechnet den britischen Besatzern plötzlich ein Mann stellt, der die schrecklichen Taten gesteht, scheint der Fall gelöst zu sein. Nur wenige ahnen, dass damit erst die wahren Verantwortlichen aus ihrer Deckung gezwungen werden. Die Ereignisse überschlagen sich, ein tödlicher Wettlauf beginnt, dessen Ausgang bis zum Schluss völlig ungewiss bleibt.

Es ist der erste Band einer bislang zweibändigen Reihe.

Auch mit "Der Junge im gestreiften Pyjama*" von John Boyne* hatte ich so meine Probleme. Bruno ist mir einfach zu naiv für einen Jungen, der unter der NS-Diktatur ausgebildet wird und - Achtung, Spoiler! - dessen Vater Auschwitz-Kommandant ist. Ich kämpfte mich durch das Buch. Immerhin: Das Ende überrascht. Ich bin gespannt, wie mir "Der Junge auf dem Berg*" gefällt, das ich mir für den kommenden Urlaub auf den Tolino lud. 

Der Roman "James*" von Percival Everett* war eine Entdeckung durch die Reihe "#12von12", auch wenn ich nicht mehr weiß, durch welchen Blog ich darauf aufmerksam wurde. Geschildert wird quasi die Geschichte von Huckleberry Finn aus der Sicht des Sklaven Jim bzw. James.

Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. 

Ein sehr beeindruckendes Buch - Lese-Empfehlung!

Mit "Bitterkaltes Land*", einem Krimi von Regine Seemann*, gehe ich in den September. 

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