Wurde es aber.
In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.
Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Mal gucken, wie lange sie den Wind, der ihnen von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.
Wenn man sich die Zeit nimmt und die Reeperbahn mal bei Tag besucht, abseits von Glitzer, Glitter und Leuchtreklamen, wenn man sich dann auch noch die Fassaden anschaut, merkt man schnell, dass da einige Häuser mit Geschichte stehen. Eines davon ist der Gebäudekomplex Reeperbahn 152 / 154.
Das ehemalige Logierhaus Concordia an der Reeperbahn 152/154. |
Hier kommen die unter, die keine andere Möglichkeit haben: Seeleute, die auf die nächste Heuer warten; Männer vom Reichsarbeitsdienst auf dem Weg zum nächsten Einsatz, Reisende ohne Geld ... Übernachten durften ausschließlich Männer, die nicht in Hamburg gemeldet waren.
Die Zimmer sind mehr als günstig und sprechen schnell auch die an, die nicht vor haben, eine ganze Nacht zu bleiben: Huren und ihre Freier oder schwule Paare, die sich nicht in Parks, auf öffentlichen Toiletten oder unter Brücken herumdrücken wollen. Die Männer werden vor allem in der NS-Zeit häufig von den Portiers denunziert und verhaftet.
Für August 1940 ist ein Zwangsarbeitslager der Deutschen Werft AG unter dieser Adresse nachgewiesen. Das Unternehmen beschäftigt ab 1940 insgesamt mehrere tausend Kriegsgefangene, Zwangs- bzw. Arbeiter aus den besetzten Gebieten und ab 1944 auch KZ-Häftlinge. Drei Lager befinden sich direkt auf dem Firmengelände, fünf im Stadtteil Finkenwerder, sechs im Hafengebiet und neun im Stadtgebiet, zum Beispiel an der Reeperbahn 152/154. Weitere Details zum Lager in der Reeperbahn 152/154 sind unbekannt.
Nach der Befreiung wird das Gebäude wieder zum Fremdenheim. Als der Hamburger Senat 1964 beschloss, die Straßenprostitution einzudämmen, machte Willi Bartels, ein Unternehmer, dem zahlreiche Grundstücke und Hotels rund um die Reeperbahn gehören, daraus ein Groß-Bordell. Das "Eros-Center" gilt lange Zeit als "das größte Freudenhaus der Welt" mit vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen für die Frauen.
Nachdem das "Eros-Center" ein paar Häuser weiter in einen Neubau zieht, wird aus dem Gebäude Reeperbahn 152/154 das Hotel "Inter-Rast". Das Hotel mit dem laut Eigenwerbung "Schlüssel zum Herzen der Stadt" hat nie den besten Ruf.
Ende der 1980er Jahre, als sich viel Geld mit Zuwanderern, Spätaussiedlern und Flüchtlingen verdienen ließ, wird das Hotel zur öffentlichen Unterkunft. Die Zustände sind erbärmlich: Die Menschen sind auf engstem Raum eingepfercht, die Wände schimmeln, es gibt Kakerlaken. Die Miete, gezahlt von der Sozialbehörde, ist Wucher, die Vertragsbedingungen suspekt. Ende der 1990er Jahre schließlich wird die prekäre Unterkunft geschlossen und das Gebäude renoviert. Es zieht wieder ein Billig-Hotel ein.
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