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Montag, 20. August 2018

Stolperstein für Walter Steinbeck an der S-Bahn Hammerbrook

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Mal gucken, wie lange sie den Wind, der ihnen von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.

Stolperstein für Walter Steinbeck, der bis zu seiner letzten Verhaftung in der Hammerbrookstraße 52 wohnte.
Walter Steinbeck macht schon früh die Erfahrung, dass bestraft wird, wer den falschen Menschen liebt: Bereits im Alter von 19 Jahren wurde er aufgrund seiner Homosexualität verhaftet und zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte die Strafe an seinem damaligen Wohnsitz Lüneburg, wo er als Verkäufer arbeitet.

1933 zieht der aus Lübtheen/Mecklenburg stammende Steinbeck zu Schwester und ihrer Familie nach Hamburg, in die Hammerbrookstraße 52. Fortan arbeitet er im Fettwarengeschäft des Schwagers. Ob der junge Mann hoffte, dass seine Homosexualität in einer Großstadt weniger auffällt als in den Kleinstädten und Dörfern, in der er bislang lebte? Sollte es so gewesen sein, gelang es nicht.

Im September 1935 fühlt sich ein Nachbar von dem 27jährigen belästigt und zeigte ihn an. Steinbeck verbüßt eine dreimonatige Haftstrafe. Vier Jahre später erpresst ihn einer seiner Sexualpartner, der dann in die Fänge der Polizei gerät und Steinbecks Namen nennt. Im November 1939 wird Walter Steinbeck aufgrund seiner Homosexualität zu zwei Jahren Gefängnis we­gen Ver­gehens nach § 175 RStGB verurteilt.

Wo heute der Nordausgang der S-Bahn Hammerbrook ist, stand einst das Wohnhaus, in dem Walter Steinbeck lebte.
Steinbeck verbüßt die Strafe in verschiedenen Gefängnissen und Lagern. Im September 1941 soll er eigentlich entlassen werden, kommt aber stattdessen in das Polizeigefängnis Hütten - vorbeugend, falls er es wagen sollte, seine Homosexualität wieder auszuleben. Von Hütten wird der 33jährige ins KZ Neuengamme überstellt.

Im Mai 1942 stimmt Steinbeck seiner Kastration zu, sicher in der Hoffnung, dann freigelassen zu werden. Der Eingriff erfolgt im Krankenhaus des Untersuchungsgefängnisses am Holstenglacis. Steinbeck bliebt weiterhin im KZ Neuengamme inhaftiert, wo er am 22. August 1942 ermordet wird.

Weitere Informationen zum Schicksal von Walter Steinbeck gibt es auf der Stolperstein-Seite.

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