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Montag, 13. Mai 2019

Heute vor 80 Jahren: Kapitän Gustav Schröder und die Irrfahrt der St. Louis

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Aktuell phantasiert das blaubraune Pack darüber, durch Hamburg zu marschieren. Es bleibt also spannend.

Gedenktafel an Brücke 3 für die Passagiere der St. Louis - hamburgtypisch optisch gut der Umgebung 
Am 13. Mai 1939, heute vor 80 Jahren, legt die St. Louis, eines der großen HAPAG-Transatlantikschiffe, in Hamburg ab. Ziel der Sonderfahrt ist Havanna. Kapitän des Schiffes ist der 1885 im dänischen Haderslev geborene Kapitän Gustav Schröder (hier gibt es einen ausführlichen Artikel über ihn).

An Bord sind 937 Passagiere, überwiegend jüdische Deutsche, die hoffen, in Kuba eine Zuflucht zu finden, denn das Land akzeptiert zu diesem Zeitpunkt auch die Einreise von Juden, die nur ein Touristenvisa haben. 

Als das Schiff zwei Wochen später am Ziel ist, haben sich die Visabestimmungen geändert, verweigert Kuba die Einreise. Kapitän Schröder ankert in der Bucht vor Havanna und beginnt mit verzweifelten Verhandlungen, unterstützt von jüdischen Organisationen. Schließlich dürfen 29 Menschen an Land. 

Schröder kreuzt vor Florida und versucht mit wachsender Verzweiflung, einen sicheren Hafen zu finden. Als sowohl die USA als auch Kanada das Schiff abweisen, erhält die St. Louis Order, zurück nach Europa zufahren. Die Passagiere drohen mit Selbstmord und Meuterei, haben Angst vor der Haft in Konzentrationslagern - einige von ihnen haben bereits KZ-Haft hinter sich und ahnen, dass das nur der Anfang war.

Am 17. Juni 1939 darf das Schiff in Antwerpen anlegen, dürfen die Passagiere von Bord gehen. Großbritannien, Belgien, Frankreich und die Niederlande erklären sich zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit. Aber ihre Sicherheit ist trügerisch: Mit dem deutschen Einmarsch in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich geraten viele wieder in die Fänge der Nazis. Über 250 der St.-Louis-Passagiere werden ermordet. 

Zugang zu Brücke 3 mit der Gedenktafel für die St. Louis (rechts, perfekt mit der Wand harmonierend). 
Gustav Schröder wird verhältnismäßig früh für sein Verhalten geehrt: 1957 erhält der 72jährige das Bundesverdienstkreuz. Yad Vashem ehrte den Kapitän posthum 1993 mit dem Titel "Gerechter unter den Völkern". Neben einer Straße in Langenhorn und der Gedenktafel an den Landungsbrücken ist seit gestern der Park zwischen der St. Trinitatis-Kirche und der Kirchenstraße nach Kapitän Schröder benannt. Dort befand sich einst das jüdische Herz Altonas. 

Aber das ist eine andere Geschichte.  

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