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Samstag, 3. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 40/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXVII

Post von Mudderns ist immer liebevoll.
"Sach bloß", war das erste, was mir einfiel, als die Horror-Hormon-Tante mir gestern am Telefon mitteilte, sie könne das Ergebnis der Hormonuntersuchung doch nicht telefonisch besprechen, denn das sei derart komplex, dass sie dafür Zeit brauche und mich zudem untersuchen müsse. Also Termin vereinbart, noch mal vier Wochen auf Ergebnis / Diagnose warten, bevor ich einen anderen Endokrinologen suchen kann, denn jetzt ohne Befund / Behandlungsplan zu wechseln, ist doof (und so schnell bekomme ich woanders ja auch keinen Termin).

Ich habe kurz überlegt, ob ich frage, in welche Richtung der Befund denn gehen wird, es dann aber gelassen, weil ich mich sonst vier Wochen lang verrückt mache - und ich war gerade erst eine Woche lang ein Nervenbündel, bis zum Anruf gestern. Ich weiß ja seit Anfang der 1990er, das was nicht stimmt, da kommt es auf vier Wochen nicht an. Und wäre es etwas Lebensbedrohliches, müsste ich nicht vier Wochen auf die Besprechung warten - hoffe ich einfach mal.

In der Zwischenzeit kann ich den Teil der Ergebnisse, der nicht die Hormone betrifft, und der mir schon vorliegt, mit meinem Hausarzt durchsprechen, den Medikamentenplan anpassen und mir eine neue Frauenärztin suchen. Hoffentlich nimmt eine der Praxen hier in der Nähe noch Patienten auf (und die Ärztin ist dann im Idealfall auch noch empathisch und kompetent).

Ab Montag bekomme ich das erste Medikament zur Hormonsubstitution. Da soll ich vier Wochen lang täglich die Wochendosis nehmen. Wow. Jedenfalls bin ich froh, dass ich mich so hartnäckig der Entfernung der Gebärmutter verweigerte (vom Magenbypass ganz abgesehen) und nicht mehr mit "Essen Sie weniger!" abspeisen ließ. Von Diabetes oder Leberschaden war auch keine Rede mehr. Putzigerweise bin ich seit Dienstag quasi beschwerdefrei, also, bis auf die ständigen Schmerzen, und, da gerade keine Wassereinlagerungen, sieben Kilo leichter. Schon schön, trotz der Schmerzen.

Hier gilt immer noch: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 29 Wochen. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht, jetzt, wo er langsam zur Ruhe kommt. Es gibt ja keine Perspektive, niemand weiß, wann es wieder los geht - ob überhaupt. Diese Woche war er zwei Tage im Büro, ist ansonsten auf Abruf.

Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit. Wir haben uns ganz gut eingerichtet, unsere Routinen gefunden. Ich versuche nach wie vor, so Feierabend zu machen, dass wir gemeinsam Tee trinken können, eine Gewohnheit aus der Zeit, als ich ganz im Heimbüro arbeitete. Auf dem Balkon ist es dafür zwar inzwischen zu kalt, aber drinnen ist es ja auch gemütlich.

Seit dieser Woche arbeite ich an zwei Tagen wieder zu Hause - Chef hat sein Versprechen gehalten. Ich bekam sogar meine Wunschtage. Es ist für mich eine unwahrscheinliche Erleichterung und tut mir einfach gut. Ich muss mich nicht durch den Verkehr quälen, denn gerade freitags bricht rund um die A7 gerne mal alles zusammen, und da stehen dann auch meine Busse im Stau (ich kann nur für eine Teilstrecke auf die S-Bahn ausweichen). Oft bin ich sonnabends schon so erholt wie sonst frühestens sonntags.

Die drei Projekte, für die ich beruflich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen. Bei einem Projekt konnten wir die Digitalisierung sechs Monate vorziehen, das zweite digitalisieren wir gerade "so mal eben". Beide bleiben vermutlich digital. Ursprünglich sollte die digitale Version nur ein Zusatz sein. Das dritte Projekt wird gerade neu konzipiert - doppelt, einmal unter Corona-Bedingungen, einmal unter normalen Bedingungen.

Sonnabend war ich bei Mudderns, die erfreulich gut drauf war. Das war also sehr entspannt. Sie nahm es sogar gelassen auf, dass der Gatte und ich unter Umständen Weihnachten nicht da sein werden, wenn wir zur Tante fahren. Mit dem Laufen geht's aber immer schlechter. Sonst bummelte sie immer noch an meinem Arm durch die Stadt, war stolz, dass es ohne Rollator geht, aber jetzt meinte sie nach wenigen Metern, ihr fehle der Rollator. Zukünftig werde ich wieder alle zwei Wochen zu ihr fahren, denn es war deutlich zu spüren, wie gut ihr das tut.

Irritiert war ich, dass bei dem Bäcker, bei dem wir uns normalerweise treffen, Corona anscheinend nicht mehr stattfindet: Alle Tische werden besetzt, die Verkäuferinnen tragen keine Maske, obwohl der Spuckschutz fehlt ... Mal schauen, ob wir nicht besser die Lokalität wechseln.

Dafür hat Mudderns Kirchengemeinde das Corona-Gedöns gut im Griff. Seit letztem Sonntag finden die Gottesdienste wieder in der Kirche statt - mit reichlich Sicherheitsabstand zwischen den Bänken, maximal zwei Personen pro Bank und vorheriger Anmeldung. Gesungen wird nicht, und auf den Wegen gilt Maskenpflicht. Aktuell werden gerade die Konfirmationen nachgeholt, und, was ich sehr traurig finde, die Familien dürfen nicht an den Gottesdiensten teilnehmen, nur die Konfirmanden. Wir leben in besonderen Zeiten.

Schwiegermutter lebt sich weiter in der Wohnanlage ein - und verzweifelt an der Hausordnung. Der Gatte nahm die sonntäglichen Besuche wieder auf, aber in der Wohnanlage ist ab 18:30 Uhr Zapfenstreich, dürfen keine Besucher mehr kommen. Das ist die Zeit, zu der der Gatte normalerweise zu ihr zum Essen kommt. Wir müssen also umdisponieren, vor allem für Weihnachten und Silvester (und alle anderen Feiertage), und ich richte mich schon mal darauf ein, dass Schwiegermutter öfter bei uns ist. Die festlichen Abendessen bei ihr werden mir fehlen, aber es wird sich alles finden. Momentan ist die Anlage ja auch verständlicherweise darauf bedacht, so wenig Besucher wie möglich ins Haus zu lassen.

Seit dieser Woche fahre ich wieder mit Bus und S-Bahn ins Büro, denn durch die diverse Baustellen und ständigen Staus auf der A7 wurde die Busverbindung unberechenbarer als die S-Bahn - und das will was heißen. Die S-Bahn ist zu meinen Fahrtzeiten oft leerer als die Busse, was auch ganz angenehm ist, aber zum ersten Mal fiel mir auf, wie surreal es aussieht, wenn alle Fahrgäste Maske tragen. Nur: Nützt ja nichts. Nach den Herbstferien dürfen Schulklassen wieder Ausflüge machen, und da ich weiß, wie voll die Bahnen zur Weihnachtsmärchenzeit sind, bin ich einmal mehr froh, zwei Tage zu Hause arbeiten zu können.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen im Urlaub berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

4 Kommentare:

  1. Huhu,
    starker Tobak, hab eben schon den Post von der Horrorhormontante gelesen :0) Lass dich nicht irre machen und wenn du am Befund zweifelst hol dir eine weitere meinung ein. Schön, das du wieder ins homeoffice kannst. Meine Mum ist ja momentan in einem Pflegeheim, kann voraussichtlich erst im januar in eine eigene wohnung ziehen. Dort haben sie sie jetzt mit einer dementen Frau zusammengetan :0( Sie meinte wenn sie noch viel länger bleiben müsste als Januar würde das bestimmt abfärben :0) Kopf hoch ich hoffe bei dir pendelt es sich bald alles ein- ohne Gebärmutterentfernung und Magenbypass :0) ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

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    1. Oh man, dass deine Mutter so lange mit einer dementen Frau zusammenleben muss, tut mir leid. Ich wünsche ihr viel Kraft dafür! Sonnige Grüße aus dem einstigen Dänemark, Sabine

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  2. Oh man. Was manche Ärzte einem weiß machen wollen. Frage lieber noch einen anderen im Zweifel.
    Zu Hause arbeiten ist bestimmt auch nicht immer ein Zuckerschlecken.
    Vielleicht wäre es einfacher gewesen die alten Damen in einer Einrichtung unter zu bringen.
    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende
    Andrea

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  3. Warten ist zermürbend. Zu allem anderen Nervenstress ganz schön viel. Ich wünsche dir alles Gute! Liebe Grüsse von Regula

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.