Samstag, 26. September 2020

Samstagsplausch KW 39/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXVI

Hase, frisch gewaschen. Heute
 ist übrigens Tag des Hasen.
In dieser Woche hatte ich endlich den Termin bei einer endokrinologischen Gynäkologin zur Abklärung meines Hormonstatus wegen heftiger Wechseljahrsbeschwerden. In den Termin setzte ich viel Hoffnung. Mein Hausarzt empfahl die Praxis als super kompetent, Erfahrungen im Umfeld kamen zu dem gleichen Ergebnis, auch im Netz wird die Praxis in den höchsten Tönen gelobt.

Der Termin war ein Desaster.

Im Vorfeld machte die Praxis einen sehr guten Eindruck, schickte mir einen Anamnese-Fragebogen zu, was mich dazu verleitete, anzunehmen, die Ärztin ginge dann auch entsprechend vorbereitet in das Gespräch mit mir. Stattdessen pampte mich gleich nach der Begrüßung an, dass ich ihr den Fragebogen nicht aushändigte - den musste ich allerdings an der Anmeldung abgeben. Nachdem sie ihn von der Anmeldung holte, nahm sie sich nicht etwa Zeit, den Fragenbogen durchzulesen. Sie warf kurz einen Blick darauf, nahm sich einen anderen Fragebogen, den sie dann aber auch nicht abarbeitete, und teilte mir ohne jegliche Untersuchung mit, ich bräuchte eine OP zur Magenverkleinerung, um mein Übergewicht zu reduzieren, die Gebärmutter müsste natürlich auch entfernt werden, außerdem hätte ich Diabetes und einen Leberschaden.

Wow.

In der Folge war sie verärgert, weil ich ihr keinen Hormonstatus vorlegen konnte (um den zu bekommen, wurde ich ja zu ihr überwiesen, aber zuhören oder die Überweisung lesen konnte sie wohl nicht), behauptete, bei mir wäre mit jeder Laboruntersuchung ein Hormonstatus erstellt worden, und ich wüsste das nur nicht, weil ich zu dumm wäre, die Erläuterung von Hausarzt oder Frauenärztin zu verstehen. Klar. Ich habe einen Mensa-IQ, ein Einser-Abitur, einen Magna-cum-Laude-Uniabschluss, aber ich kann nicht unterscheiden, ob mein Hausarzt mir Blutfettwerte oder Hormonstatus erläutert - und mein Hausarzt kann das auch nicht, schließlich überwies er mich ja an die Endokrinologin zur Erstellung eines Hormonstatus, obwohl er den doch schon vorliegen hat, es aber nur nicht erkennt. Ja, nee, is klaa.

Die Ärztin stritt ab, dass meine Eltern normalgewichtig waren bzw. sind (Mudderns ist phasenweise sogar untergewichtig), da ich dann schließlich unmöglich übergewichtig sein könne. Ich wartete nur darauf, dass sie mir mitteilte, ich sei adoptiert. Zwischendrin blätterte sie im Anamnesebogen, schüttelte immer wieder den Kopf, meinte, was ich da anführe, stimme alles nicht, und empfahl wiederholt, teilweise sehr aggressiv, die OP zur Magenverkleinerung und die Entfernung der Gebärmutter. Ich vermute inzwischen, die Ärzte bekommen dafür Provisionen. Gleichzeitig wies sie immer wieder darauf hin, dass ich viel zu fett wäre, um die Vollnarkosen der beiden OPs zu überleben. Patientin tot, aber gut Geld kassiert, oder wie?

Ich war nach ein paar Minuten so weit, die Praxis zu verlassen, allerdings wollte ich auch unbedingt den Hormonstatus bekommen, wegen dem ich ja nun mal hier war. Ich hatte keine Lust, nochmal wochenlang auf einen Termin bei einem anderen endokrinologischen Gynäkologen zu warten.

Kommenden Montag wird mir also Blut abgenommen, um Diabetes und Leberschaden nachzuweisen. Den Hormonstatus macht sie auch, nachdem ich mich bereit erklärte, einen Teil der Untersuchungen privat zu zahlen. Das hätte ich auch haben können, wenn ich in das Privatlabor gegenüber dem Büro gegangen wäre, vielleicht sogar stressfreier und günstiger, aber es ging ja auch um die gynäkologische Beurteilung. Die werde ich bei dieser Ärztin allerdings auch nicht bekommen, denn ihre Diagnose steht ja schon ohne jegliche Untersuchung fest.

Kommenden Freitag teilt die Ärztin mir dann telefonisch die Diagnose mit, die ihrer Meinung nach ja schon feststeht, und bespricht das weitere Vorgehen, also ihrer Meinung nach die OP zur Magenverkleinerung und Entfernung der Gebärmutter. Bis dahin werde ich mich eine Woche lang verrückt machen wegen Diabetes und Leberschaden. Wenigstens kann ich mir dann keinen Kopf mehr über die Wechseljahrsbeschwerden machen. Insofern kann der Arztbesuch als erfolgreich angesehen werden.

Sicher ist: Mit dieser Praxis führe ich keine wie auch immer geartete Behandlung durch. Sobald ich den Hormonstatus habe, gehe ich zu meinem Hausarzt und bespreche mit ihm das weitere Vorgehen.

Nach dem Termin verbrachte ich zwei Tage damit, die Laborbefunde der letzten Jahre zusammenzutragen, denn die Ärztin trug mir auf, die Montag mitzubringen, um mir zu beweisen, dass selbstverständlich ein Hormonstatus erstellt wurde. Ich darf die Befunde auch nicht faxen oder mailen lassen, sondern soll sie ihr persönlich übergeben (wobei ich sie ja gar nicht sehe, weil mir eine MFA Blut abnimmt, aber darauf wollte ich sie nicht hinweisen, ich wollte nur noch raus aus der Praxis). Also klapperte ich quer durch die Stadt Hausarzt, Gynäkologin und das Krankenhaus der März-OP ab. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Vermutlich hätte ich mir statt der Laborbefunde besser von Hausarzt, Gynäkologin und Krankenhaus schriftlich geben lassen, dass weder in den letzten Jahrzehnten noch vor der OP im März ein Hormonstatus erstellt wurde, damit die Endokrinologin das glaubt und nicht denkt, ich wäre nur zu dumm, mir den Hormonstatus aushändigen zu lassen.

Eigentlich gilt bei uns immer noch: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 28 Wochen. In dieser Woche war ich allerdings viel unterwegs - normalerweise pendle ich zwischen Zuhause und Büro, gehe gelegentlich mit dem Gatten einkaufen und bin ansonsten zu Hause. Diese Woche war ich zwei Tage u.a. in Altona, Ottensen und Schanze unterwegs, um Termine wahrzunehmen, und das natürlich immer im vollen ÖPNV (und Ottensen und Schanze waren auch proppenvoll, selbst morgens vor 9 Uhr). Prompt warnte die Corona-App vor einer Risikobegegnung. Da sie immer noch grün ist, kann ich allerdings weitermachen wie bisher, solange ich keine Symptome entwickle. Anders als in den Vorwochen würde ich in dieser Woche im Ernstfall aber nicht mehr zusammenbekommen, wo ich überall war.

Die drei Projekte, für die ich beruflich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Der Gatte ist im sechsten Monat Kurzarbeit, denn sein Arbeitgeber gehört zur Veranstaltungsbranche, und die liegt immer noch weitgehend brach. Er ist einen Tag im Büro, ansonsten auf Abruf. Bis Ende August kümmerte er sich um die Haushaltsauflösung und den Umzug seiner Mutter. Inzwischen genießt er die freie Zeit, pütschert in der Werkstatt, butschert durch die Stadt, erledigt Einkäufe, nimmt mir manchen Weg ab ...

Von dem desaströsen Arzttermin abgesehen, war es eine normale Woche. Ich habe mich zur Grippeimpfung getraut. Das machte ich seit 18 Jahren nicht mehr, weil ich zwei Jahre in Folge jedes Mal anschließend eine Lungenentzündung bekam. Ich hatte allerdings immer ein schlechtes Gewissen wegen Herdenimmunität und so. Jetzt bin ich gespannt, wie ich den Impfstoff vertrage.

Die Grippeimpfung bekam ich in einer Corona-Schwerpunktpraxis, bei meinem Lungenarzt. Ich war gespannt, wie's da aussieht, hatte Kopfkino von Mitarbeitern in Vollschutzanzügen, aber dort ging's entspannter zu als beispielsweise bei der Endokrinologin. Das Team trug einfache OP-Masken. Nur die Ärzte trugen FFP2-Masken, und die sahen mehrfach aufbereitet aus. Angesichts der Hysterie, die ich beruflich zum Teil mitbekomme, war das irritierend. Mit Vollschutzanzügen hätte ich eher umgehen können.

Mein Dienstreiseantrag für Dresden wurde aufgrund steigender Infektionszahlen abgelehnt, womit ich angesichts der Entwicklungen der letzten Wochen schon rechnete.

Aktuell überlegen wir, wie wir es schaffen, Tante wiederzusehen. Als Schwiegermutter noch ihr Haus hatte, war sie drei Mal im Jahr für vier Wochen bei uns. Jetzt kann sie nicht mehr kommen, denn wegen Corona gibt es in der Seniorenwohnanlage keine Gästezimmer, und selbst wenn, dürfte Tante den Dackel nicht mitnehmen. Tante und der Dackel fehlen uns, und so überlegen wir, ob sie über Weihnachten und Silvester in unsere Wohnung kommt, die aber nicht barrierefrei ist, oder wir ein paar Tage zu ihr fahren. Mal schauen, auch im Hinblick auf die Infektionszahlen in Bayern, wo Tante wohnt.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen im Urlaub berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

5 Kommentare:

  1. Oh je... und ja, da hilft nur aufstehen und gehen mit dem Satz: "Da bin ich hier wohl verkehrt weil Sie eindeutig überfordert!" ...so oder ähnlich habe ich es einmal gebracht. Tut im Nachhinein gut auch wenn die Odyssee dann trotzdem weiter gehen muss.

    Alles Gute für Dich.
    Herbstbunte Grüße von Heidrun

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    1. Als ich an dem Punkt Aufstehen und Gehen war, dachte ich noch, ich bekäme nach der Blutabnahme die Untersuchung, wegen der ich ja auch da war. Dass es keine Untersuchung geben wird, war erst klar, als der Termin für die Blutabnahme feststand und sie mir mitteilte, sie werde mir die Ergebnisse telefonisch mitteilen.

      Aber ja, Aufstehen und Gehen wäre das Beste gewesen. Ich hoffe, ich bekomme tatsächlich den Hormonstatus, dann hat sich das Generve wenigstens gelohnt.

      Sonnige Grüße von Sabine

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  2. Das ist ja echt krass, sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Die Ärztin war ja echt unfähig. Hoffentlich bekommst du an anderer Stelle Hilfe. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und entspannte Nächte.
    Liebe Grüße
    Annette

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    1. Als fette Frau erlebe ich Vorurteile nicht zum ersten Mal und muss bei neuen Ärzten immer erst mal endlos über mein Gewicht diskutieren. Ein Kardiologe meinte vor der Untersuchung, aufgrund meines Gewichst müsse ich herzkrank sein, kam aber nach der Untersuchung zum Ergebnis, rein von den Werten würde er darauf schließen, dass ich jünger und schlanker wäre, es sei alles okay. Bei einer schlanken Kollegin, die zufällig auch bei ihm war, meinte er vor der Untersuchung, sie sei ja schlank, sie könne unmöglich kardiologische Probleme haben. Nun ja, nach der Untersuchung sah er es anders. Vorurteile sind schon fein.

      Aber bislang bin ich wenigstens immer untersucht worden, bevor ich eine Diagnose bekam. Diagnose ohne jegliche Untersuchung war auch für mich neu.

      Sonnige Grüße von Sabine

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  3. BOAH! die Ärztin hätte ich bei der Ärztekammer angeschwärzt! sowas geht mal gar nicht, ich glaub die hat zu heiss gebadet, aber als kind schon!!! da wendet man sich vertrauensvoll an einen spezialarzt und dann so ein desaster. Ich kenn das, wenn man sich von einem Termin was erhofft und wird dann so derbe enttäuscht (das ist hier in Dänemark der ganz normale Wahnsinn). Ich glaube, ich hätte trotzdem ein deutliches Wort gesprochen und mir einen anderen Arzt gesucht. Man muss sich nicht beleidigen lassen oder mit so fragwürdigen Diagnosen bewerfen lassen und das ohne Untersuchung- Respekt! Ich weiss ja nicht, wie die Dame ihr Studium bestanden hat bzw. auch noch eine Facharztausbildung, tsss! Unglaublich!!! Lass dich bloss nicht niedermachen von so einer, da weiss ich noch nicht mal, ob der Hormonstatus oder überhaupt eine Untersuchung korrekt gemacht wird. Ach herrje!!!!! ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.