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Montag, 10. Januar 2022

Das Heinrich-Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Unter dem Deckmantel von Liebe, Frieden, Wahrheit und Demokratie werden antisemitische und rassistische Verschwörungstheorien verbreitet. Letztlich will man aber nichts anderes als einen faschistischen Staat.

Die demokratische Mehrheit der Stadt trifft sich am 15. Januar 2022 um 15:30 Uhr am Ferdinandstor - coronakonform mit Anstand, Abstand und Maske.

Das Denkmal für Heinrich Heine am Rande des Hamburger Rathausmarktes. 

Auf dem Hamburger Rathausmarkt gibt es ein relativ unscheinbares Denkmal für den am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geborenen Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine. Das Denkmal ist für mich mit Wolf verbunden, denn bei jeder antifaschistischen Stadtrundfahrt stiegen wir hier aus. Wolf berichtete über das Leben Heines, über Hamburgs Umgang mit seinen Denkmäler und rezitierte "Weltlauf". Das Heine-Gedicht ist bis heute das einzige Gedicht, das ich auswendig kann. 

Weltlauf / Heinrich Heine

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazubekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben -
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.

Zwischen 1816 und 1819 lebt Heinrich Heine in Hamburg, so ihn sein Onkel, der Bankier Salomon Heine, unter seine Fittiche nimmt, in der Hoffnung, aus dem jungen Mann werde ein ehrbarer Kaufmann. Aber Henrich Heine hat weder Talent für Geldgeschäfte noch für den Tuchhandel, interessiert sich ausschließlich für Literatur und veröffentlicht 1817 in Hamburg erste Gedichte. 

1819 kehrt Heinrich Heine Hamburg den Rücken, studiert in Bobb, Göttingen und Berlin, ist aber immer wieder in der Hansestadt. Sein Plan, sich hier als Anwalt niederzulassen, scheitert zwar, obwohl er dafür vom Judentum zum Christentum konvertiert, aber in Hamburg sitzt Heines Verleger Julius Campe. Seinetwegen, aber auch wegen seiner Hamburger Familie, bleibt der Dichter bis zu seinem Tode 1856 der Hansestadt eng verbunden.

Erinnerung an die Zerstörung des Heine-Denkmals im Stadtpark durch die Nationalsozialisten.

Anlässlich des 100. Geburtstags Heines 1887 soll dem Dichter auch im Hamburg ein Denkmal gesetzt werden. Kaiserin Sissi wollte der Stadt eine vom dänischen Bildhauer Louis Hasselriis gestaltete Plastik des sitzenden Heine schenken, aber die Stadt lehnt ab. Die Kaiserin lässt das Denkmal in ihrem Schloss auf Korfu aufstellen. Nach ihrem Tode geht der Beitz auf Korfu an Kaiser Wilhelm, der Heine verachtet. Er lässt die Marmorskulptur 1909 entfernen. Nach Intervention des Campe-Sohns wird das Denkmal nach Hamburg verschifft. Julius Campe bietet die Skulptur erneut dem Hamburger Senat an, der das Geschenk mit dem Hinweis auf Heines angeblich „vaterlandsfeindliche Haltung“ ablehnt.   

Das Hasselriis-Denkmal wird schließlich im Hof des Hoffmann und Campe Verlags, dem Barkhof an der Mönckebergstraße, errichtet und erst 1927 im Donners Park in Altona öffentlich aufgestellt. Um es vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten zu schützen, lässt die Tochter Campes es abbauen und 1939 zu ihrem Wohnort, der südfranzösischen Hafenstadt Toulon, verschiffen. Während der deutschen Besetzung Frankreichs versteckt, steht das Denkmal seit 1956 im botanischen Garten Toulons. Vor drei Jahren scheitert eine Initiative des Schauspielers Christian Quadflieg, die Skulptur nach Hamburg zurückzubringen.

Erinnerung an die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten im Mai 1933. In seiner 1823 veröffentlichten Tragödie “Almansor“ schreibt Heine: “Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” 

1926 erhält Hamburg dann tatsächlich ein öffentliches Heine-Denkmal, gestaltet von Hugo Lederer, aufgestellt im Stadtpark. Die Nazis entfernen es 1933 und schmelzen es später ein. Zwar fallen Heines Werke nicht der Bücherverbrennung zum Opfer, aber sie werden 1940 verboten.

1977 gründet der Maler und Publizist Arie Goral die Heine-Gesellschaft. Es gelingt dem jüdischen Hamburger und seinen Mitstreitern, das Denkmal zu finanzieren und die Genehmigung zur Aufstellung am Rande des Rathausmarktes zu bekommen. So hat endlich ein Heine-Denkmal einen zentralen Platz mitten in der Stadt.

Noch ein Blick auf das Heine-Denkmal an der Mönckebergstraße.

Die Bronzeplastik mit dem nachdenklich blickenden Heinrich Heine gestaltet Waldemar Otto. Sie ist der Lederer-Skulptur nachempfinden und steht auf einem Granitsockel mit vier Bronzerelief, die an die Bücherverbrennung und die Zerstörung des früheren Heine-Denkmals erinnern. 

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