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Sonntag, 3. Januar 2021

Samstagsplausch KW 53/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XL

Eine Schale voller Glück
in Keksform.
Alles Gute, Gesundheit, Glück, Freude und Zufriedenheit für das neue Jahr! 

Sicher war euer Jahreswechsel auch ein bisschen stiller und anders als sonst. "Das ist absolut irreal", meinte der Gatte, als wir Silvester mittags ein bisschen spazieren gingen und uns coronakonform mit seiner Mutter im Park trafen.

Normalerweise wird hier mit Verkaufsstart geböllert, aber diesmal ging's erst gegen 16:30 Uhr los, dann lange Pause, und auch um Mitternacht dauerte das Geböller keine Stunde. Nach den ausgefallenen Osterfeuern war's schon das zweite Mal, dass die Luft nicht rauchgeschwängert war.

Der Gatte ist weiterhin krank, also flodderten wir Silvester auf dem Sofa und guckten Doc Martin*. Ab morgen muss ich wieder arbeiten und zumindest stundenweise den Gatten alleine lassen - mal schauen, ob das klappt. Es gibt eh keine Alternative. Aber so lange er sich nicht zu sehr anstrengt und viel schläft, geht's. Ich muss halt daran denken, dass er alles in Reichweite hat, was er brauchen könnte, bevor ich gehe.  

Mudderns nimmt, wie schon befürchtet, ihre Januar-bis-März-Psychose. Im Januar sind der Jahrestag ihres Schlaganfalls und der Todestag ihres Mannes, im März sein Geburtstag, da dreht sie seit über 20 Jahren ab. Heute rief sei alle zwei Stunden an - wenn das jetzt schon so los geht, werden die kommenden Wochen heftig.

Das sind mehr Baustellen, als ich aktuell bewältigen kann. 

Mein Körper schreit nach Ruhe und scheint eine Erkältung bekommen zu wollen, was aber aktuell schlichtweg nicht geht, denn in den kommenden Wochen habe ich einige Arzttermine, die ich erkältet nicht wahrnehmen kann, verschieben müsste, was kompliziert wäre. Außerdem muss ja eine den Laden am Laufen halten, denn der Gatte wird noch lange ausfallen. Also Augen zu und durch, wie schon seit Monaten, hoffen, dass ich nur grundlos niese, wie ich das immer mal gerne mache, und keine weiteren Erkältungssymptome dazu kommen. Ansonsten bin ich natürlich vernünftig genug, in die Infektsprechstunde meines Hausarztes zu gehen und mich ggf. testen zu lassen, auch, wenn ich keine Ahnung habe, was werden soll, wenn ich ausfalle und wie sich das womöglich auf die anstehenden Behandlungen des Gatten auswirkt. 

Hier gilt seit mittlerweile 42 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im zehnten Monat Kurzarbeit und seit Mitte Dezember krank. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit gehen kann. In den kommenden Tagen beginnt die ambulante Behandlung im Krankenhaus, evtl. muss er auch noch mal stationär aufgenommen werden. Auf jeden Fall täte ihm eine Reha gut (und mir, denn dann käme ich zur Ruhe, weiß ihn in guten Händen). Aber dafür ist er noch lange nicht fit genug. Und da er merkt, dass mir langsam die Kraft schwindet, versucht er, mich zu entlasten, macht mehr, als ihm gut tut, macht sich Sorgen, was dann wieder die Rekonvaleszenz verlangsamt ... 

Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Zwei wurden ad hoc digitalisiert, das dritte ruht weitgehend, solange Theater und andere Kulturbetriebe geschlossen sind. Ich bin zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro. Eigentlich würde ich einen der Bürotage im Laden verbringen, aber der ist geschlossen und bleibt es hoffentlich auch weiterhin. 

Wir sind, gemessen an anderen, privilegiert, und sehr dankbar dafür. Und ich bin dankbar, dass Mütter, Tante und Gatte bislang so gut und coronafrei durch diese Zeit kamen - Mudderns Psychose ist ja ein jährliches Ritual, unabhängig von Corona. Ich wünsche mir, dass sie auch bis zur Impfung weiterhin gut durchkommen. 

Inzwischen sind wir sehr coronamüde und, angesichts der nicht rückläufigen Zahlen, leise verzweifelt. Der Gatte sehnt sich danach, mal wieder essen zu gehen - und nach Mallorca zu fliegen. Luxusprobleme, ich weiß. Aber auch mir fehlt die Aussicht auf's Verreisen. Normalerweise wären wir im Februar über unseren Hochzeitstag in Dänemark, aber das wird dieses Jahr nicht möglich sein. Und Mallorca haben wir ebenfalls für dieses Jahr gestrichen. Wenn's gut läuft, erhalten wir in den Wochen, in denen wir auf der Insel wären, unsere Corona-Impfungen. Dafür verzichten wir gerne auf die Reise. 

Eine Nachricht traf mich diese Woche sehr: Ein Kollege, gerade mal Mitte 40, topfit und durchtrainiert, junger Vater, verstarb Weihnachten ganz plötzlich! Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle. Wie schrecklich ist das für seine junge Familie!

Ein kurioses Ereignis hatte diese Woche auch parat: Wir spielen seit Jahren Farmville, ein Online-Browser-Game, das viele Facebook-Nutzer nervt. Seit dem 31. Dezember allerdings ist es abgestellt, und wir finden keinen adäquaten Ersatz! Das ist absolut lächerlich, ich weiß, aber das Spiel war festes Ritual beim Morgenkaffee und kurz vorm Schlafengehen, und dem Gatten fehlt es jetzt, wo er eigentlich nichts anderes machen darf außer ruhig zu sitzen. Alle Spiele-Alternativen überzeugten uns nicht. Ich vermute, ich lange wieder bei Tetris.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann weiterhin mit einer Covid-19-Erkrankung kämpft. Weiterhin viel Kraft euch beiden und baldige Genesung! Und vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf. 

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