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Mittwoch, 6. Januar 2021

#WMDEDGT 01/21: Maladien

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich entschließe mich nach dem Weckerklingeln, mich noch einen weiteren Tag krankzumelden und im Bett zu bleiben. Ich bin erkältet, habe aber außer Schnupfen und Schlappheit nichts und entscheide mich daher gegen die Infektsprechstunde meines Hausarztes. Immerhin geht's mir schon besser als am Vortag: Da erwachte ich mit Heißhunger auf Hühnersuppe. Das ist ein schlechtes Zeichen. 

Dem Gatten geht es schon wieder so gut, dass er ein paar Schritte gehen und kleine Strecken mit dem Auto fahren kann, also fährt er morgens  alleine zum Arzt, kann ich im Bett liegen bleiben und wechsle zwischen Schlafen und Lesen. Aktuell lese ich "Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod*" von Elisabeth Florin, das im Schnalstal in Südtirol spielt, genauer gesagt in Katharinaberg, Karthaus und am Vernagt-Stausee. Hier verbrachten der Gatte und vor 13 Jahren unseren letzten gemeinsamen Südtirol-Urlaub, und gerne führe ich wieder mal dort hin. 

Vormittags ruft eine glückliche Tante an, um sich für mein Päckchen mit Glücksklee-Keksen und der Neujahrskarte mit gehäkeltem Glücksklee zu bedanken. Das Telefonat ist voller Wärme und Verständnis für unsere derzeitige Situation, Durchhaltewünschen für mich angesichts des kranken Gatten und Vermissung, denn sonst sehen wir uns ja mindestens drei Mal im Jahr für mehrere Wochen. 

Kurz danach ruft Mudderns an, und das Gespräch mit ihr ist wie eine kalte Dusche. Auch sie bekam wie Tante ein Neujahrspäckchen, packte es aber gar nicht aus, sondern blubberte, wieso ich ihr etwas schicken lasse, sie habe doch nichts bestellt. Da ich keinen passenden Versandkarton hatte, nahm ich einen Eiskarton, so dass sie dachte, sie bekäme Eis, und das Paket in den Kühlschrank legte. Ich bat sie, das Paket doch auszupacken, aber da kam nur: "Will ich nicht! Ich hab' nichts bestellt!" 

Im weiteren lamentiert sie darüber, dass ihr die Beine versagen, dass sie wieder nicht vor der Tür war, aus Angst, wieder zu fallen, dass die Nachbarin sie nicht zum Einkaufen abholte, dass sie nicht zum Arzt will wegen ihrer Beine, weil der ja doch nichts machen könne, sie sei doch ein medizinischer Spezialfall, der alle Ärzte überfordere usw. usf. Immerhin verlässt sie noch das Bett. Ich hoffe, ihre Gesellschafterin bekommt sie aus dieser Phase wieder heraus, sonst wird das kommende Vierteljahr zwischen dem Jahrestag ihres Schlaganfalls, dem Todestag und dem Geburtstag ihres Mannes sehr lang. Ich habe nach über 50 Jahren einfach keine Kraft mehr für ihr Verhalten, werde dieses Mal nicht eingreifen.  

Das Telefonat zieht mich sehr runter.

Der Gatte war auf dem Rückweg vom Arzt beim Bäcker, bringt Frühstück und Kuchen für den Nachmittagstee mit. Ich darf das alles eigentlich nicht essen, da Kohlenhydrate, aber egal. Von so viel Aktivität erschöpft, schläft auch der Gatte erstmal eine Runde, und auch bei mir geht's mit Lesen und Schlafen weiter.

Zum Nachmittagstee treffen wir uns zum Floddern und Hagenbeck-Gucken auf dem Sofa. Das ist eine unserer Corona-Routinen. Irgendwann kommt der neue Nachbar und holt seine Teppich-Lieferung ab. Es ist immer spannend, wenn neue Soldatenfamilien hier einziehen, um sich an der Führungsakademie der Bundeswehr ausbilden zu lassen, aber normalerweise kommt das Mobiliar per Container oder Spedition, nicht einzeln per Post.

Ich bringe das Strickjournal auf Stand, dann kann ich nicht mehr ignorieren, dass die Spülmaschine ausgeräumt werden muss. Sie wird gleich wieder eingeräumt und angestellt, dann bereite ich so weit alles für's Abendessen vor, dass ich nach dem Ende des Vorabendkrimis nur noch den Ofen anstellen muss. Der Krimi fällt aufgrund der PK zu den neuen Corona-Verordnungen aus. 

Abendessen, heute mal auf dem Sofa, dann Tagesschau und Brennpunkt. Wiedermal leise Verzweiflung beim Gatten, weil die Infektionszahlen einfach nicht runter gehen, er sich so sehr nach Normalität sehnt, sich Gedanken um seinen Arbeitsplatz und um die Geschäfte von Bekannten macht, die aktuell geschlossen sind. Wut beim Gatten über die vielen Menschen, die sich nicht an die Corona-Maßnahmen halten - ich bin über das Wut-Stadium schon lange hinaus. Solidaritätsverweigerer und Coronaleugner sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft, gegen die nicht adäquat vorgegangen wird, egal, welche Maßnahmen verkündet werden. Verkünden nützt nichts, wenn der Will zum Durchsetzen nicht da ist.

Nachdem das Strickjournal halbwegs aktualisiert ist, schlage ich Maschen an, um endlich die Yarncamp-Stulpen vom Yarncamp 2018 zu stricken. Das Muster kann ich nicht mindless stricken. Ich bin gespannt, ob ich durchhalte. 

Früh ins Bett, in der Hoffnung, ein paar Stunden zu schlafen, aber ich horche immer wieder in die Wohnung, ob der Gatte vielleicht stürzt und Hilfe braucht, und mache mir Gedanken, wie es mit Mudderns weiter gehen soll. Ich muss unbedingt die diversen Vollmachten finden, falls sie wieder ins Krankenhaus muss. Im letzten Jahr ging's ohne Drama zwischen Januar und März, aber es war vermessen, zu hoffen, dass das so bleibt. 

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse.

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