Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!
Der Tag beginnt um kurz nach drei, als der Gatte Hilfe braucht. Es gelingt mir irgendwann, wieder einzuschlafen, bis der Gatte gegen halb sechs wieder Hilfe braucht. An Arbeitstagen wäre ich jetzt aufgestanden, aber es ist Wochenende, also versuche ich, nochmal einzuschlafen. Aktuell schlafe ich selten mehr als zwei Stunden am Stück, was mir sehr zu schaffen macht. Ein paar Nächte lang stecke ich das weg, aber momentan geht's so schon seit Wochen. Gegen halb acht wache ich gerädert auf, gehe leise in die Küche, denn der Gatte schläft endlich, und koche Kaffee.
Bis der Gatte aufwacht, den aktuellen Samstagsplausch auf den Weg bringen, dann, als der Gatte wach ist, frühstücken und die Spülmaschine anwerfen. Normalerweise wäre der Gatte heute schon im alt-neuen Haus, aber da er gestern die Grippe-Impfung bekam, gönnt er sich einen Ruhetag, fahren wir heute zusammen in die lindgrüne Hölle. Der Gatte fährt vor, ich warte noch, bis die Spülmaschine durch ist, damit ich sie ausräumen kann, und erledige bis dahin Hausarbeit.
Sachen packen, das Auto beladen und los. Hinter dem Elbtunnel fällt mir ein, dass ich meine Tabletten zu Hause vergaß. Vierzig Kilometer zurückfahren oder riskieren, ob's auch so geht? Ich entscheide mich für letzteres.
Obwohl der Gatte vor mir losfuhr, bin ich vor ihm da. Ich habe Glück und bekomme einen Parkplatz fast vor dem Haus. Die Parksituation in der lindgrünen Hölle ist prekärer als in Hamburgs Szenevierteln. Ausladen, alles verstauen und durch's Haus gehen in der wieder mal vergeblichen Hoffnung, im Laufe der Woche habe sich etwas am Haus getan. Der Gatte ist da, und wir laden gemeinsam aus. Ins große schwarze Auto passt ein Vielfaches von dem, was mein Karlchen transportieren kann, und der Gatte nutzt jeden Millimeter aus.
Kurze Verschnaufpause und den Frust teilen, dass es im Haus einfach nicht weitergeht, dann verschwindet der Gatte in den Keller, während ich mich den Resten der Küche widme und versuche, Ordnung zu schaffen. Dann muss ich auch schon los, denn in der lindgrünen Hölle findet zum ersten Mal ein Repair Café statt. Normalerweise brauche ich so was nicht, weil der Gatte alles repariert, aber der hat gerade keinen Kopf für den defekten Saugroboter. Das Repair Café ist im Jugendzentrum, wo ich vor 38 Jahren zuletzt war. Es ist eine merkwürdige Reise in die Vergangenheit. Gefühlt hat sich nichts an den Räumlichkeiten verändert. Ich muss warten und kaufe schnell beim Bäcker nebenan noch das letzte Brot, denn das vergaß ich auch zu Hause.
Alle Reparateure sind Männer, und alle sehen irgendwie aus wie der Gatte. Das ist spooky, wenngleich ich es von Eisenbahnertreffen kennen sollte. Ein freundlicher älterer Herr misst den Akku des Saugroboters und bestätigt meine Vermutung, dass das Teil tot ist. Er erklärt mir, worauf ich achten muss, wenn ich einen Ersatz-Akku bestelle, zeigt mir, wie ich den anschließen muss, und bietet mir an, den beim nächsten Repair Café im Februar einzubauen, wenn ich es nicht selbst schaffe. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich das hinbekomme.
Für Abwechslung sorgt der Ex-Kollege von der Kreiszeitung, der munter fotografiert - mit Blitzlicht! Blitze sind in einem Raum voller Elektrobastler keine gute Idee ... Auf dem Foto, das später abgedruckt wird, bin ich auch zu sehen - übrigens als einzige mit Maske. Ich bin da strikt: Die Maske bleibt auf!
Eine Stunde später bin ich wieder zu Hause und gehe in den Garten. Als erstes wird ein neues Futterhaus aufgehängt und befüllt. Dann werden Äpfel eingesammelt, und schließlich mache ich mit dem Freilegen des Gartens weiter. Rhododendren werden heruntergeschnitten, bevor ich damit beginne, einen Weg freizulegen, der zum Ende des Gartens führt. Den muss ich aber erstmal suchen. Ich werde fündig, muss mehrere Zentimeter Erde und Efeu abtragen. In den Fugen der Gehwegplatten wachsen zudem Bäumchen.
Ich arbeite bis zum Einbruch der Dunkelheit, was für unseren Geschmack viel zu früh ist, plaudere dabei kurz mit einem Nachbarn, denn ist Teezeit. Es gibt Altländer Apfelkuchen. Durchschnaufen, mit Mudderns telefonieren und dann überlegen, was sich noch erledigen lässt. Ich kann ein paar Sachen von links nach schräg räumen, versuchen, im Esszimmer Platz zu schaffen, aber das war's dann auch schon. Solange die Bauarbeiten nicht fortschreiten, kann ich weder schleifen, tapezieren oder streichen. Das ist ausgesprochen doof. Unser Umzug verzögert sich ins Unendliche. Der Gatte richtet derweil die Fritzbox ein. Ich bin gespannt, wie wir damit zurechtkommen. Ich nutze die Chance zum Fernsehen und Stricken.
Schließlich ist es Zeit, das Abendessen zu machen. Es gibt Kaisergemüse-Auflauf. Damit ist das Kaisergemüse aus Mudderns Vorräten erfolgreich verbraucht. Nach dem Abendessen sind wir einfach nur platt. Der Gatte möchte "Grießnockerlaffäre*" gucken - ich dachte, er kennt wie ich schon alle Eberhofer-Filme. Ich stricke.
Wir sind müde, platt und gehen früh ins Bett. Das ist im alt-neuen Haus einfach: Das Esszimmer geht ins Wohnzimmer über, und da stehen gerade unsere Luftbetten, denn das Schlafzimmer kann aufgrund der Bauarbeiten noch nicht genutzt werden. Noch etwas lesen*, dann einschlafen in der (vergeblichen) Hoffnung, dass die Nacht besser wird.
Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. November 2020 verzweifle ich an der ketogenen Ernährung, ahnen wir noch nicht das Ausmaß der Erkrankung des Gatten und denken, wir können den Advent ganz normal feiern, beschäftigen uns Corona-Regeln. Am 5. November 2021 wissen wir schon um das Ausmaß der Erkrankung des Gatten. überrascht er mich mit roten Rosen.
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