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Samstag, 11. Februar 2023

Samstagsplausch KW 6/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLII

"Langsam wird's hektisch", sagte der Gatte, als wir Dienstag eine ruhige Minute hatten - also, ich hatte eine ruhige Minute, er hatte einen ruhigen Tag nach einer arg unruhigen Nacht. Diese Woche war selbst für unsere Verhältnisse ausgesprochen ereignisreich.

Der Himmel kann Drama.

Sonnabend war's noch einigermaßen ruhig, erledigte ich den Wocheneinkauf alleine und zu Fuß, ein Vorteil des Wohnens in der Innenstadt. Danach ging's auf der Baustelle weiter.

Der Sonntag war anstrengend. Mudderns machte ungewollt eine wahre Feststellung. Angesprochen auf eine Flasche Multivitaminsaft, die ich auf ihrem Tisch entdeckte und über die ich sagte, sie zu trinken würde ihr bestimmt gut tun, schrie sie mich an, sie wolle nicht, dass ihr etwas gut tut. Genau das ist das Problem.  

Montag telefonierte ich mich durch die Innungsliste der SHK-Gewerke, um einen Heizungsbauer zu finden. Nach unzähligen Absagen, weil man entweder keine Neukunden mehr nimmt oder, wenn doch, nur, wenn gleich die komplette Heizungsanlage ausgetauscht wird, sagte eine Büro-Dame dann doch tatsächlich: "Also, diese Woche wird's leider nichts mehr. Geht nächste Woche?" Ich war inzwischen schon froh über einen Termin in diesem Jahr, überlegte bereits, die Suche auf Hamburg und Schleswig-Holstein auszudehnen, und konnte kaum glauben, was ich hörte. In zwei Wochen kommt also ein Heizungsbauer! Er macht einen Hydraulikabgleich, wechselt die Thermostate aus und guckt, ob ansonsten alles okay ist. Überraschungen sollte es nicht geben, denn der Schornsteinfeger war ja schon da, aber evtl. muss der eine oder andere Heizkörper ausgewechselt werden. Ich lernte, dass der Heizungsbauer nicht für den alten Kohleofen zuständig ist, dass wir dafür einen Kamin- und Luftheizungsbauer benötigen. Da ohnehin ein Kamin eingebaut werden soll, wird das die nächste Innungsliste sein, die ich abtelefoniere, gleich nachdem ich einen Elektriker fand.  

Montag sorgte ich auch noch für den Austausch meines CPAP-Geräts, bekam spontan einen taggleichen Zahnarzttermin und koordinierte de nächsten Aufträge des Gärtners. Der fuhr diese Woche den "Komposthaufen" ab, also den Haufen, auf den Mudderns alles warf, was sie nicht mehr haben wollte, und suchte dann vergeblich nach der kleinen Terrasse, die es darunter geben sollte. Da muss also gepflastert werden, bevor wir ein Gartenhäuschen aufstellen lassen können, aber das macht der Gärtner auch, sobald wir uns entschieden haben, welches Gartenhäuschen wir haben wollen. Bislang wissen wir allerdings nur, welches Gewächshaus wir wollen, nur ehe das aufgebaut werden kann, musst der alte Asbestschuppen entsorgt werden, was erst geht, wenn wir ein neues Gartenhäuschen haben ...  Als nächstes kümmert sich der Gärtner um die kleine Gartentreppe, die so verbreitert werden soll, dass man nicht nur Rasenmäher und Mülleimer kommod herunterschieben kann, sondern später auch eien Rollator. 

Das neuen CPAP-Gerät kam schnell - die Corona-Hochphase ist vorbei, Beatmungstechnik ist wieder verfügbar. Das sah vor einem Jahr noch anders aus. Da wartete ich vier Wochen auf eine neue Maske. Das Gerät ist digital und kommunikativ, nutzt keine Smileys, sondern ganze Sätze, wird am liebsten mit App genutzt und muss auf Standby laufen, lässt sich nicht abschalten ... Aber das Design ist schon hübsch.

Hier gilt seit mittlerweile 152 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Vor vier Wochen hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte.  

Dienstag meldete sich der Bodenleger, den wir frühestens im Mai erwarteten. Er kommt jetzt in vier Wochen, dusseligerweise gerade in der Woche, in der der Gatte und ich unverschiebbare Termine haben. Aber gut, das kriegen wir irgendwie hin. Wir wollen ja, dass es schnell weitergeht, und der nächstmögliche Termin wäre Wochen später. Nur wird's jetzt halt hektisch, weil möglichst alle Wände gestrichen sein sollten, bevor der Bodenleger kommt. Hoffentlich schaffen wir das in meiner Urlaubswoche. Falls nicht, müssen wir halt abdecken und mit Farbflecken auf dem frisch verlegten Boden leben. Früher hätten wir das problemlos geschafft, jetzt richtet sich das Tempo nach dem Gatten, und der ist schließlich nicht umsonst berufsunfähig. Es geht also nur in kleinen Schritten vorwärts, aber es wird. Meine Eltern ließen das Treppenhaus und Teile des Wohnzimmers mit dunklen Holzpaneelen auskleiden, die Stück für Stück geweißt werden. Wenn die Sonne scheint und man zum Dachgeschoss hochgeht, ist man schon richtige geblendet - kein Vergleich zu früher! Mit dem Profi-Farbsprüher sind wir nicht wirklich zufrieden. Das Gerät verbraucht unwahrscheinlich viel Farbe, und ich finde, es wird fleckig, trotz der Airbrush-Erfahrung des Gatten. Ich vermute auch, dass ich mit Farbroller schneller bin als der Gatte mit dem Sprüher. Wir sollten mal ein Duell austragen. 

Die Treppen bleiben übrigens weiterhin schwierig. Dass der Bodenleger keine offenen Treppen kann, war ja inzwischen klar, aber aus irgendwelchen Gründen ist auch die Kellertreppe schwierig. Da war jetzt schon der zweite Bodenleger da und guckte ratlos, außerdem musste ich einen Film drehen. Mal gucken, was das wird. Am Dienstag meldete sich außerdem der Versicherungsmensch, um wegen der Haftpflicht- und Hausversicherung zu klären, wann wir umziehen, denn ursprünglich dachten wir an März/April. Wir peilen jetzt Mai an.  

Dienstag traf ich auf dem Heimweg die 90jährige, die uns gegenüber wohnt. Sie fiel mir spontan um den Hals: "Ich dachte, Sie wären schon umgezogen!" Immer, wenn ich zu Ihnen rüber gucke, ist es dunkel!" Ich mag die Dame wirklich gerne. Im ersten Corona-Jahr unterhielten wir uns von Balkon zu Balkon, winkten uns oft zu und freuten uns später, wenn wir uns im Park trafen. Ich versicherte ihr, dass wir nicht umziehen, ohne uns von ihr zu verabschieden. 

Der Rest der Woche war vergleichsweise ereignislos. Ich war wieder mal im Wesentlichen mit Mudderns beschäftigt. Wir fuhren einen Tag früher als sonst ins Haus, was für mich hieß, dass ich im Feierabendverkehr über die Autobahn musste, aber da ich früh genug aus dem echten Büro los kam, ging das sehr gut. Ich merkte richtig, wie Druck und Anspannung von mir abfielen, als ich ins Haus kaum, und wir konnten beide endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen. 

Wenn der Bodenleger fertig ist, werde ich mir eine Woche frei nehmen, um in der Wohnung zu entrümpeln und damit wir schon ein paar fehlende Möbel kaufen können. Wir brauchen beide neue Schreibtische, ich brauche auch einen neuen Schreibtischstuhl, zudem muss das Bad eingerichtet werden. Wenn dann auch noch die Wände gestrichen sind, können wir einen Umzugstermin festlegen. Es sieht also so aus, als zögen wir noch in diesem Jahr um. 

Im Büro ist viel zu tun. Kommende Woche wird endlich offiziell, dass Kollegin Copycat mein Projekt kaperte, muss ich nicht mehr so tun, als wäre ich immer noch Projektleitung. Es muss eine Broschüre erstellt werden, es steht Pressearbeit an, was dann die Kollegin übernehmen darf, denn ich bin ja nur noch Hilfskraft. Die Stimmung ist in der ganzen Abteilung angespannt, selbst die Kollegin, die immer noch alles irgendwie möglich machte, lernt inzwischen, Nein zu sagen. Es gibt inzwischen zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer. Die Häuptlinge planen spannende Projekte, für die Indianer fehlen, denn die, die da sind, sind ausgelastet und erinnern immer öfter daran, dass sie zukünftig gerne den Projekten entsprechend bezahlt werden möchten. Aktuell sollen wir prozentgenau angeben, womit wir beschäftigt sind, um zu gucken, ob noch Ressourcen da sind. Normalerweise hätte ich gesagt, ich bin mit meinem Projekt ausgelastet, aber da ich bei dem Projekt zukünftig nur noch zu Hilfstätigkeiten herangezogen werde, warte ich ab. 

Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Beendigung meiner Hormonersatztherapie erfolgreich ist. Wenn ich es richtig verstand, schaffte es die Horror-Hormon-Tante, die Östrogendominanz in einen Progesteronüberschuss umzukehren, was bedeutet, dass meine Beschwerden gleich blieben, halt nur von einem anderen Hormon verursacht wurden. Ohne den Arztwechsel wäre das nicht aufgefallen, denn die Überwachung durch die bisherige gynäkologische Endokrinologin war ja gleich null. Es gibt Tage, an denen bin ich fast beschwerdefrei, und die Hitzewallungen blieben bislang auch aus. Es sind allerdings erst zwei Wochen der vierwöchigen Testphase rum, und ich kenne meinen Körper gut genug, um zu wissen, dass der für Überraschungen gut ist. 

Da ich mich für Mudderns um die Zuzahlungsbefreiung bei ihrer Krankenkasse kümmern muss und die entsprechenden Bescheinigungen ihrer Apotheken erhielt, fiel auf, dass sie seit über einem halben Jahr nicht mehr alle Medikamente bekommt. Ein Medikament wurde tatsächlich von ihrem Hausarzt abgesetzt, aber es wurde übersehen, dass sie ein Psychopharmakon nimmt. Das Fehlen könnte ihr immer extremer werdendes Verhalten erklären. Mudderns hat zwar immer wieder behauptet, es fehle eine Tablette, nur konnte sie nicht sagen, welche, und laut Medikamentenplan bekam sie alle. Dass der Medikamentenplan nicht vollständig übermittelt wurde, damit rechnete niemand. Ab kommende Woche bekommt sie ihre Mackendrops wieder, und vielleicht bringt es ja was - sofern sie die Einnahme nicht verweigert, denn sie ist der Meinung, sie braucht sie nicht wieder. Unabhängig davon ist laut Hausarzt inzwischen von Demenz auszugehen. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Diskutiert wird noch immer, wo Tantes 90. Geburtstag gefeiert wird. Schwiegermutter möchte an die See, Tante möchte zu Hause feiern. Der Gatte fand deutliche Worte, dass es Tantes Entscheidung sei, wo gefeiert wird. Mal gucken, ob's hilft. 

Montag war ich das erste Mal nach Beendigung der Maskenpflicht mit dem ÖPNV unterwegs und überrascht, wie wenig Menschen noch Maske tragen. Selbst offensichtlich vulnerable Personen verzichten darauf. Dass die Corona-Zahlen weiterhin steigen, das weiterhin täglich über 100 Menschen an Corona sterben, hat natürlich nichts mit aufgehobenen Schutzmaßnahmen zu tun ... Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist, denn getestet wird ja kaum noch. Ende des Monats wird auch die Testpflicht für Pflegeheime und Krankenhäuser aufgehoben. In Mudderns Pflegeheim wird schon jetzt nicht mehr getestet. Der Gatte muss kommenden Monat zur Untersuchung ins Krankenhaus, möchte, dass ich ihn begleite, und ich bin gespannt, ob es das Testzentrum, in dem ich schon einen Termin habe, dann noch gibt. Der Gatte wird ja vor der Untersuchung im Krankenhaus getestet. Ich teste mich auch zunehmen seltener, bin aber auch wenig unter Menschen und wenn, trage ich weiterhin strikt Maske. Ich sehe schließlich beim Gatten jeden Tag, wohin eine simple Erkältung führen kann und lege keinen Wert darauf, Corona auszuprobieren.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

2 Kommentare:

  1. Oh man, da habt ihr ja immer noch ganz schön den Kopf voll.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ich rechne nicht mehr damit, dass es in diesem Leben ruhiger wird ...

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.