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Sonntag, 17. November 2024

Samstagsplausch KW 46/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIV

Ein bisschen Bunt im November-
Grau. Heute scheint nach vielen
grauen Tagen endlich mal
wieder die Sonne!
"Das war ein anstrengender Tag!", seufzte der Gatte Freitag Abend, und ich konnte ihm nur zustimmen. Vormittags musste der Gatte zur Fußambulanz zur Wundversorgung. Er stellte am Morgen fest, dass er eine weitere Wunde hat, die so schmerzhaft ist, dass er mich bat, ihn zu fahren. So was ist selten, denn der Gatte versucht, so viel wie möglich selbst zu machen. Normalerweise ist Fahren und Begleiten kein Problem, wenn ich im Heimbüro bin, denn da kann ich mich meistens herausziehen, trage eine Pause ein und gut. Nur diesmal hatte ich selbst einen Arzttermin. Da kam ich dann mit heißen Reifen eine Minute vorher an - um anderthalb Stunden zu warten. 

Eigentlich sollte ich zum Gastroenterologen, die bevorstehende Magenspiegelung besprechen, aber irritierenderweise führte die Kardiologin der Praxis das Gespräch. Ich war so überrascht, dass ich nicht nach dem Wieso fragte. Der Gatte befand bereits, die Kardiologin wäre merkwürdig, und das konnte ich nur bestätigen. Sie scheint außerdem ein Problem mit den Ärzten im Altonaer Krankenhaus zu haben - sie meckerte schon über die Kardiologie, wo der Gatte in Behandlung war, und jetzt über die Gastroenterologie, wo ich in Behandlung war. Sie ist sich nicht sicher, ob eine Magenspiegelung ausreicht, will mich aber auch nicht ins Krankenhaus überweisen für weitergehende Untersuchungen, sondern macht erstmal die Magenspiegelung. Zu meinen akuten Beschwerden sagte sie nichts. Ich hoffe, dass die Magenspiegelung da was zeigt, dass das Sodbrennen behandelt werden kann, die Tumore weder gewachsen nicht bösartig geworden sind. Wir werden sehen.

Diese Woche war ich auch wieder bei der neuen Frauenärztin, denn entgegen ihrer Zusage gab es kein Rezept für die Hormone, wie ich in der Apotheke feststellte. Ich bekam jetzt ein Privatrezept. Meine Krankheiten werden langsam ein teures Hobby, denn jedes Vierteljahr zahle ich einige Hundert Euro für Medikament, die ich off label nehmen muss, die also bei einer Erkrankung helfen, dafür aber in Deutschland nicht zugelassen sind. Die Praxis versucht nun per Post, die Unterlagen aus der bisherigen Praxis zu bekommen. Ich muss kommenden Monat nachfragen, ob es klappte. Ich würde ungerne bei der alten Praxis bleiben, denn ein Besuch dort kostet mich einen halben Tag, den ich mir mühsam freischaufeln müsste. Ich habe so schon eine 60-Stunden-Woche, denn zur Teilzeit-Arbeit kommen ja Pflege / Betreuung des Gatten. Und jeder Termin muss ja mit den Terminen des Gatten, die Vorrang haben, abgestimmt werden. Das ist Termin-Tetris, und wehe, an irgendeiner Stelle hakt es. Kommende Woche müsste ich mich klonen. Ich weiß noch nicht, wie ich das löse. 

Der Diabetologe des Gatten setzte sich dafür ein, dass der Gatte schon kommende Woche in die Gefäßchirurgie kann. Dem Gatten setzt das sehr zu. Er hat Angst vor Krankenhausaufenthalt und OP, ist panisch, schlägt verbal um sich, kann nicht alle bleiben, wird teilweise panisch, wenn ich nicht in Sichtweite bin. So sagte ich dann auch das Stricktreffen vorgestern ab. Ich habe natürlich alle Termine so umorganisiert, dass ich ihn begleiten kann, so viel Zeit wie möglich zu Hause bei ihm bin, aber mehr kann ich nicht machen (außer endlich zu lernen, mich zu klonen). Zu seiner Angst kommt der Umstand, dass die Männer in seiner Familie nicht älter werden als Mitte 60, und so alt ist er jetzt. Das haben wir beide im Hinterkopf, mit der leisen Hoffnung, noch viele gemeinsame Jahre haben zu dürfen. 

Jedenfalls ist es gut, dass der Gatte nicht in die Reha fuhr, denn dort hätten sie ihn angesichts des Zustands seiner Füße eh wieder nach Hause geschickt, weil die Wunden nicht adäquat versorgt werden könnten. 

Bis zur Wochenmitte ging's dem Gatten gut, räumte er viel im Haus auf und um, nahm mir viel ab. Das tat gut! Ich bin aktuell nämlich mal wieder so erschöpft, dass ich gelegentlich in Tränen ausbreche. Es ist einfach oft viel zu viel. Ich schaffe mein Tagespensum nicht mehr. Mir fehlt schon die zweite Woche ein freier Tag,

Hier gilt seit mittlerweile 244 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Büro wollten meine Kollegin und ich die Winterruhe nutzen, um unser Projekt weiterzuentwickeln. Ich hatte gerade alles angeleiert, als die Arzttermine des Gatten dazwischen kamen. Jetzt muss ich mal sehen, wie ich das alles schaffe. Meine Kollegin nimmt mir zwar vieles ab, hat aber selbst viel um die Ohren, und Projektleitung bin ich, also liegen die letzten Entscheidungen bei mir. Bei vielen Gesprächen muss ich einfach dabei sein. Da kann ich nur hoffen, dass sich der Zustand des Gatten stabilisiert. Davon ab ist im Büro mal wieder Corona-Alarm. Nach einem Kita-Laternenfest mit viel Gesang meldete sich am nächsten Tag alle Erzieherinnen mit Corona krank. Es traf dann auch eine Kollegin, deren Tochter in der betreffenden Kita ist. Ich war sehr froh, dass sie so vernünftig ist und aktuell im Büro Maske trägt. 

Ansonsten kämpfen wir alle mit der neuen Computer-Telefonie. Ich bekam seit zwei Wochen keinen Anruf mehr und frage mich, ob das an der Winterruhe oder an der Technik liegt. Testanrufe klappen jedenfalls. Ich bin außerdem nicht die einzige, die die Computer-Telefonie auf's Taschentelefon umleitet, weil die Gesprächsannahme über's Headset kompliziert ist. Immerhin habe ich es inzwischen geschafft, das kabellose Headset im Büro so zu verkabeln, dass es lädt. Dafür lässt sich der höhenverstellbare Schreibtisch nicht mehr herunterfahren, auch nicht resetten. Der Hausverwaltung ist nicht klar zu machen, dass ein Techniker kommen müsste, dass ich nicht zu blöd für die Bedienungsanleitung bin. So sitze ich wie ein Affe auf dem Schleifstein am Schreibtisch im Echtbüro und freue mich einmal mehr über die Arbeitstage im Heimbüro, wo die Ausstattung ergonomischer ist.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

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