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Sonntag, 10. November 2024

Samstagsplausch KW 45/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIII

Der Kommentar zu aktuellen
Weltlage.
Was für eine Woche!

Montag traf ich mich mit dem Gatten nach seinem Podologen-Termin zum Konditorn und erledigte auf dem Weg zum Bäcker jede Menge Besorgungen, denn wir gingen davon aus, dass der Gatte kommende Woche zur Reha fährt. Die Podologin befand, eine Wunde sei so ernst, da müsse der Diabetologe im Rahmen der Fußambulanz drauf gucken. So weit, so gut.

Dienstag und Mittwoch waren lange, anstrengende Tage. Ich habe Spaß mit Ärzten. Von der Endokrinologin ist kein Arztbrief zu bekommen, und ohne den kann ich nicht zur örtlichen Gynäkologin wechseln. Auch die bisherige Gynäkologin verweigert den Arztbrief. Doch, ich weiß, ich habe einen Rechtsanspruch auf die Befunde, aber ich habe keine Kraft, einen Anwalt einzuschalten. Also werde ich kommende Woche versuchen, einen Termin bei der bisherigen Gynäkologin zu bekommen. Wenn's klappt, muss ich weiterhin 80 km fahren, um meine Tabletten zu bekommen, aber dann ist das halt so. Wenn's nicht klappt, fehlen die Hormone. Als ich das vierteljährliche Rezept bei der Endokrinologin abholte, erfuhr ich, dass sie im kommenden Quartal die Praxis verlässt. Ihre Patienten können dann sehen, wo sie bleiben, denn die anderen Ärzte in der Gemeinschaftspraxis übernehmen die Patienten nicht, und einen Nachfolger gibt es auch nicht. Ein Endokrinologen-Termin ist nicht zu bekommen (ich dehnte die Suche inzwischen bis Hannover, Bremen und Kiel aus). Eine Kollegin, die ebenfalls einen Endokrinologen braucht, hat einen Termin in einem Jahr. Ich stehe also über kurz oder lang ohne zwei notwendige Medikamente da, weil es keinen Facharzt gibt, der sie mir verschreiben kann. Heißt: Hypermenorrhoe und unkontrollierte Gewichtszunahme. Vielleicht kann ich als Selbstzahlerin in der bisherigen Praxis bleiben. Das muss ich noch klären. Dann vermeide ich zumindest die unkontrollierte Gewichtszunahme.

Ja, ich gebe zu, eine Total-OP und eine bariatrische OP wären die einfachere Lösung. Dafür fände ich sofort Ärzte, denn die OPs bringen ordentlich Kohle, im Gegensatz zu den vierteljährlichen Untersuchungen und Rezepten. Gut, ich falle dann Wochen und Monate arbeitsunfähig aus, wir belasten die Pflege- und Krankenkassen, aber egal.

Donnerstag waren wir beim Hausarzt des Gatten, ursprünglich nur wegen des völlig wirren Medikamentenplans, den seine Nephrologin aufsetzte. Dabei stellte sich heraus, dass sie diesmal keine Befunde an den Hausarzt weiterleitete! Sie vergaß auch die eRezepte, so dass der Gatte ohne Medikamente dagestanden wäre, hätte er sich nach ihrem Plan gerichtet. Der Arzt beschloss, solange ihm keine aktuellen Befunde vorliegen, nimmt der Gatte die Medikamente nach dem Plan des Hausarztes ein, zumal nach der Medikation der Nephrologin die Nieren weiter geschädigt würden. So kann man sich auch Patienten heranziehen. Dialysen sind vermutlich auch lohnender als Tabletten. Mit der vom Hausarzt im Sommer geänderten Medikation geht es dem Gatten deutlich besser.  

Der Hausarzt bat dann den Gatten, die Reha abzusagen! Die Beschwerden, die der Gatte hat, würden sich durch die Reha nicht bessern, sondern er muss damit leben lernen. So klar hatte das noch niemand dem Gatten gesagt, und selbst der MDK meinte ja, die Reha würde Besserung bringen. Stattdessen hält der Hausarzt das Risiko, dass sich der Gatte in der Reha infiziert, für zu hoch. Die Klinik ist groß, fast 600 Patienten, über 300 Angestellte. Der Gatte kann aufgrund seiner Erkrankungen nur schwer Maske tragen, und vieles ist mit Maske ja auch nicht zu machen. Ich merkte in den letzten Tagen häufiger, dass der Gedanke, zur Reha zu fahren, dem Gatten sehr zusetzte, dass er Angst hatte, bei den Sportprogrammen nicht mithalten zu können, die Wege in der Klinik nicht zu schaffen usw.. Er sagte also die Reha ab und hadert nun, ob die Entscheidung richtig war. Psychisch hätte es ihm vielleicht gut getan, auch, weil er zwangsläufig ohne mich Kontakte knüpfen müsste, und mir hätten drei Wochen Ruhe auch gut getan, aber er vertraut seinem Hausarzt, was ja gut ist. Und wir würden uns Vorwürfe machen, wenn er sich Grippe, Lungenentzündung, Noro oder sonst was einfängt. Dem Gatten wird langsam bewusst, wie krank er wirklich ist.

Freitag war der Gatte dann wegen der Wunde, die der Podologin Sorgen bereitete, in der Fußambulanz. Ergebnis: Er muss zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus und bekommt vermutlich einen Stent. Er ist milde panisch. Angesichts seiner Herzerkrankung ist so eine OP kein Pappenstiel. Ich hoffe, ich kann morgen einen Termin vereinbaren, denn der Gatte möchte, dass ich ihn begleite. Angesichts der Wunde ist es natürlich gut, dass der Gatte die Reha absagte, denn er muss nun alle paar Tage in die Fußambulanz und soll den Fuß schonen (was er natürlich nicht macht ...). 

Am späten Nachmittag kamen "die Jungs", unser Handwerkerservice. In nur dreieinhalb Stunden zogen sie vieles glatt, woran sich der Gatte und ich in den letzten Monaten aufrieben. Wir haben Licht auf der Kellertreppe! Der Gatte freute sich, dass seine geplante Installation funktionierte. Er konnte sie ja nicht abschließen, weil die Hände (und dann auch die Augen) nicht mehr wollten. Ich bin von der Beleuchtung so begeistert, dass ich sie am Liebsten auch an den beiden anderen Treppen hätte, aber da ist die Umsetzung schwieriger, hätten wir keine Bewegungsmelder. Im Januar sollen "die Jungs" wiederkommen. Bis dahin will ich alles Elektro-Gedöns sortiert haben, wollen wir uns ein Beleuchtungskonzept jenseits von Bewegungsmeldern, Taschenlampen und Baustellenstrahlern überlegt haben, müssen die letzten Umzugskartons verschwinden. 

Der Gatte löste unser Problem mit dem Schuhregal, indem er Schuhsammler* kaufte, die sich über eine der Feuerschutztüren hängen lassen. Die Feuerschutztür darf paradoxerweise nicht geschlossen werden, weil sonst die Heizung zu wenig Luft bekommt, und durch den Schuhsammler lässt sie sich auch nicht mehr schließen. Insgesamt sind jetzt drei dieser Schuhsammler im Einsatz. Mal gucken, wie lange das reicht - der Gatte hat einen Schuhtick.

Hier gilt seit mittlerweile 243 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Badezimmer deutet sich die nächste Katastrophe an, denn es scheint, die Chaos-Baubrigade machte nachhaltig Murks. Jedes Mal, wenn der Gatte duscht, gibt es einen Wasserfall im Treppenhaus, schwimmt das Bad. Keine Ahnung, wieso das nicht passiert, wenn ich dusche. Unser Klempner meinte vor Monaten, als das Problem zum ersten Mal auftrat, das läge am verstopften Abflussfilter, aber der ist frei, wird mehrmals wöchentlich gereinigt. Auch die fehlenden Fugen, die er feststellte, wurden gezogen. "Die Jungs" setzten vorgestern eine Schwallleiste, aber ich fürchte, das Sinnvollste wäre es, die Dusche einmal komplett auszubauen und zu gucken, wo das Wasser eigentlich durchläuft. Mal sehen, woher ich das Geld dafür nehme (und die Nerven). Die Chaos-Baubrigade können wir ja nicht belangen, der Inhaber setzte sich ja ab. 

Ansonsten: Verzweiflung angesichts des November-Graus und der Weltlage. Fassungslosigkeit angesichts des Sauerland-Trumps, der partout Neuwahlen im Januar durchsetzen möchte, auch wenn das allen Regelungen und Fristen widerspricht, damit er einen Tag vor seinem Idol zum Kanzler gekürt werden kann. Wenn der Sauerland-Trump nicht zügig Wahlen streicht, werden zukünftige Bundestagswahlen ebenfalls im Januar stattfinden. Es zeigt sich wieder mal, was Menschen anrichten können, die mit aller Gewalt an die Macht wollen, keine Ahnung von Arbeit haben. Wut angesichts der kommenden CDU-AfD-Koalition, die sich nicht nur in Sachsen, sondern auch im Bund andeutet. Ohnmacht angesichts der Pogrome in Amsterdam und in Berlin (und die Frage, ob ich die geplante Chanukka-Girlande samt Lichterkette* nicht lieber in der Küche aufhängen sollte, weil man sie dort anders als im Esszimmer nicht von außen sieht).  

Der Schal für's Leben ist fertig, endlich! Die 12er Nadeln sind so gar nicht meins gewesen! Nun stricke ich Weihnachtsmützchen für Neugeborene, die bei uns allerdings die Leuchthasen* tragen werden. So wird aus der Osterdeko eine Weihnachtsdeko. Bei der Suche nach leuchtender Weihnachtsdeko, die uns beiden einigermaßen gefällt, stellten wir fest, dass wir auch im Vorgarten eine Außensteckdose hätten legen lassen sollen. Das werden wir beizeiten nachholen, auch für den Laubsauger, den ich auf dem Gehweg gegen das Laub einsetzen kann (anders als im Garten, so es kreucht und fleucht und geharkt wird). 

Im Büro macht's gerade wenig Spaß. Die Arbeit wird immer reglementierter, überwachter. Die Leichtigkeit nach dem Chef-Wechsel ist dahin. Meine Kollegin und ich haben uns jetzt endgültig entschieden, nicht zur Tagung zu fahren, weil wir als Teilzeitkräfte nicht die volle Arbeitszeit angerechnet bekommen. Wir würden anderthalb Tage unbezahlt arbeiten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links

5 Kommentare:

  1. Ich bin so dankbar, dass in meiner Hausarztpraxis ein Endokrinologe angestellt ist. Wenn dich der interessiert ....

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    1. Generell ja, allerdings brauche ich einen internistischen Endokrinologen. Falls der das kann, sehr gerne. Bevor ich mich zwischen gynäkologischer und internistischer Endo aufrieb, wusste ich nicht, wie viele Spezialisierungen es gibt. Eine gynäkologische Endo habe ich, aber die kann nicht das, was die internistische kann, ergo: Kein Labor, keine Medikamente.

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  2. Der ist Facharzt für innere Medizin und Endokrinologie und hat meinen ehemaligen Hyperparathyreoidismus gut unter Kontrolle

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  3. Eine Reha dient nicht nur zur Verbesserung sondern gibt auch Unterstützung beim Umgang mit Erkrankungen. Insofern finde ich die Aussage des Hausarztes etwas schwierig.

    Wollten sie nicht eh bei der alten Gynäkologin bleiben? Vielleicht lassen sich die Termine mit der Teilzeitarbeit kombinieren.

    Alles Gute, auch eine Sabine

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