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Montag, 1. Oktober 2018

Die Georgsburg, das ehemalige Außenlager des KZ Neuengamme in der Spaldingstraße 156/158

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, im Herbst demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Nachdem sie sich im September die 11. Klatsche  für dieses Jahr von der demokratischen Mehrheit der Stadt abholten, werden sie im Oktober prompt pausieren. 


In dem markanten Klinkergebäude links in der Spaldingstraße 156/158 befindet sich 1944/1945 ein Konzentrationslager.
Vor 75 Jahren tobt der "Hamburger Feuersturm" über der Stadt. Hammerbrook gehört zu den Stadtteilen, die zwischen dem 25. Juli und dem 3. August 1943 dem Erdboden gleichgemacht werden. Mehr als 35.000 Menschen, darunter etwa 5.000 Kinder, sterben. Über 120.000 Menschen werden verletzt, eine Million Menschen flüchtet aus der Stadt. Was von dem Stadtteil noch übrig ist, wird zum Sperrgebiet.


Blick in den schmalen Innenhof, in dem morgens und abends stundenlange, zermürbende  Zählappelle stattfanden. 
Im Oktober 1944 errichtet das KZ Neuengamme in der sogenannten Georgsburg, einer ehemaligen Tabakfabrik in der Spaldingstraße 156/158, ein Außenlager. In dem markanten gelb-weißen Klinkergebäude sind auf sieben Stockwerken bis zu 2.000 Männer aus unterschiedlichen Nationen untergebracht. Es ist das größte Nebenlager des KZ Neuengamme im letzten Kriegsjahr.


Blick auf die Gedenktafeln und den Durchgang zum Innenhof, wo die KZ-Häftlinge morgens und abends zum Appell antreten mussten.
Die Männer werden in der unmittelbaren Umgebung eingesetzt. Sie müssen im Auftrag der Hansestadt Aufräumarbeiten auf bombardierten Grundstücken durchführen, Leichen bergen oder Bomben entschärfen, für das Telegrafenamt Kabelschächte für die Reparatur freilegen, für die Reichsbahn Gleisanlagen reparieren, Pflanzarbeiten im Botanischen Garten (heute Planten un Blomen) verrichten oder für den SS-Führungsstab einen Bunker an der Alster bauen. 


Die beiden Tafeln erinnern an das KZ-Außenlager in der Spaldingstraße.
Angesichts unzureichender Unterbringungen, fehlendem Arbeitsschutz bei lebensgefährlichen Tätigkeiten, schwerster körperlicher Arbeit. mangelnder Ernährung und Krankenversorgung ist die Sterblichkeitsrate des Lagers sehr hoch: Mindestens 800 Männer verloren ihr Leben. Die Toten werden entweder im Krematorium des Stammlager verbrannt oder auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. 

Mitte April 1945 wird das Lager geräumt. Die Männer werden per Bahn in das Auffanglager Sandbostel transportiert, wo die wenigen Überlebenden am 29. April 1945 von britischen Soldaten befreit wurden.

Blick auf die eine Ausstellungstafel im Foyer.
2007 setzen sich Menschen für eine Gedenktafel am Gebäude ein. Nach zwei Jahren stimmt der Besitzer des Gebäudekomplexes, ein Nachfolger der Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie, von welcher die SS das Gebäude 1944 mietete, der Anbringung zu. Bereits während der Einweihung gibt es lautstarke Mieter-Proteste gegen die Gedenktafeln.

Drei Wochen später lässt der Besitzer des Gebäudekomplexes die Tafeln von der Front des Hauses entfernen und stellt sie im Innenhof auf, dessen Betreten verboten ist. Begründung: Die Tafeln wirkten sich geschäftsschädigend aus, Mieter beschwerten sich. Nach Protesten werden die Tafeln wieder an der Frontfassade angebracht.

Blick auf den zweiten Ausstellungsteil.
Nach einem Eigentümerwechsel wird das Gebäude von einem Hostel genutzt. Es eröffnet 2012. Im öffentlich zugänglichen Foyer finden sich zwei zweisprachige Schautafeln, die die Geschichte des KZ-Außenlagers Spaldingstraße darstellen und in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erstellt wurden.

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