Montags gegen Nazis. |
Wurde es aber.
In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.
Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Infos zu den Demonstrationen der demokratischen Mehrheit findest Du u.a. beim Hamburger Bündnis gegen Rechts.
In einem früheren Leben arbeitete ich intensiv zu einem Teil-Aspekt des Spanischen Bürgerkriegs. Eigentlich wollte ich darüber auch promovieren, aber das Leben kam anders. Nun, wer weiß, vielleicht mache ich das bald als Rentnerin, denn zu meinem Teil-Aspekt tat sich in den letzten Jahrzehnten in der Forschung nicht viel.
Als klar war, dass unser diesjähriger Herbsturlaub nach Mallorca führt, stöberte ich ein bisschen im Netz und stellte fest, dass in Spanien noch immer um die Aufarbeitung des Themas gerungen wird. Auch auf der Ferieninsel hinterließ der Bürgerkrieg Spuren, die aber kaum sichtbar sind, wenn man nicht gezielt danach sucht. Zwei dieser Orte fanden mich aber auch, ohne dass ich ihnen nachspüren müsste.
Blick vom Aussichtspunkt Mirador Es Colomar zum Talaia d'Albercutx. |
Im Juli 1936 übernehmen auch auf Mallorca die faschistischen Franquisten die Macht. Eine republikanische Gegenoffensive, die Schlacht um Mallorca, scheitert im September. In der Folge wird die Küstenlinie mit Bunkern und MG-Unterständen zur Verteidigung ausgebaut. Dafür werden auch Straßen benötigt.
In der Nähe von Artà wird das Campament dels Soldats eingerichtet, eines der franquistischen Arbeitslager, die in ganz Spanien errichtet werden (die Zahlen schwanken zwischen über 100 und knapp 200 Lagern; auf Mallorca gab es etwa ein Dutzend). Insgesamt werden auf Mallorca etwa 3.000 Menschen, ehemalige republikanische Soldaten, Zivilisten, Hitler- und Franco-Gegner, inhaftiert. Sie werden überwiegend im Straßenbau eingesetzt, wovon bis heute Mallorquiner und Touristen profitieren, aber auch im Bau von Verteidigungsanlagen.
Die etwa 750 Männer, die bei Artà interniert sind, müssen beim Bau von Verteidigungsanlagen zwischen Port de Pollença und Cap de ses Salines körperliche Schwerstarbeit bei unzureichender Ernährung und mangelndem Arbeitsschutz leisten. In Port de Pollença wird ein (bis heute genutzter) Militärflughafen ausgebaut, auf dem unter anderem die deutsche Legion Condor stationiert ist.
Denkmal für den Straßenbauingenieur Antonio Paretti. Eine Erinnerung für die am Bau beteiligten Zwangsarbeiter fehlt. |
Ihre kargen Unterkünfte müssen die Zwangsarbeiter selbst bauen. Die Ruinen der Baracken existieren bis heute am Fuße des Talaia d'Albercutx. Dem Ingenieur Antonio Paretti, der das Meisterwerk vollbrachte, die Region mit Straßen zu erschließen, wird 1968 am Aussichtspunkt Mirador del Mal Pas / Mirador Es Colomer ein Denkmal gesetzt.
Weiterführende Links:
- Website der Initiative Memòria de Mallorca
- Blog eines Vereins, der sich um den Erhalt der Überreste des Campaments dels Soldats kümmert
- Artikel der Zeitung "El Temps" über die Zwangsarbeitslager auf Mallorca
- Zeitungsinterview mit einem ehemaligen Zwangsarbeiter
- Bilder der Ruinen der Zwangsarbeiterunterkünfte
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