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Samstag, 31. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 44/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXXI

In normalen Zeiten wäre ich seit gestern in Frankfurt beim Yarncamp. Ich hätte gestern die Kleinmarkthalle leergekauft, wäre heute und morgen den ganzen Tag im Haus des Buches gewesen und hätte irgendwie versucht, noch einen wenigstens kurzen Besuch im neu eröffneten Jüdischen Museum reinzuquetschen. Stattdessen sitze ich im verregneten Hamburg und habe mich noch nicht mal um ein Ticket für das virtuelle Yarncamp bemüht, weil ich bei den ganzen Video- und Telefonkonferenzen im Frühjahr merkte, dass mich diese Kommunikationsform viel zu sehr anstrengt. 

Der Hase hilft beim Maskennähen.

Aber die Zeiten sind nicht normal. Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause, inzwischen seit 33 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive. 

Ich bin abwechselnd im echten Büro und im Heimbüro. Ich rechnete spätestens mit den neuen Corona-Maßnahmen diese Woche damit, dass die Präsenzpflicht wieder aufgehoben wird und ich ganz ins Heimbüro kann, aber dem ist nicht so. Stattdessen werden ab kommender Woche die Abläufe im Büro so organisiert, dass in jedem Büro nur eine Person sitzt, wird der Ladendienst auf alle Schultern verteilt, um das Infektionsrisiko für die beiden Laden-Kolleginnen zu senken, bleiben die beiden Kollegen, die am Gefährdetsten sind, strikt zu Hause. Vernünftig wäre es gewesen, den Laden zu schließen, aber die Nachbar-Abteilung, mit der wir uns den Laden teilen, hält Corona für eine chinesische Erfindung und Masken für Maulkörbe. Kommste nich gegen an. Ab kommender Woche bin ich also einen Tag im Laden, einen Tag im Büro und drei Tage im Heimbüro.

Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten, der in der Veranstaltungsbranche arbeitet. Ein sicherer Arbeitsplatz ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit. In dieser Woche war ich einmal mehr sehr dankbar, nicht mehr soloselbstständig zu sein, nicht mehr in der Tourismus- und Veranstaltungsbranche zu arbeiten. 

In dieser Woche begann die Augenbehandlung des Gatten. Die dauert etwa drei Stunden, plus vier Stunden Fahrzeit, würde er mit dem HVV fahren - Autofahren dauert halb so lang, geht aber nicht, weil er nichts sieht. Sein Augenarzt lehnt eine Taxibescheinigung zur Kostenübernahme durch die Krankenkasse ab, und auch, wenn wir uns durch Kurzarbeit kaum einschränken müssen, würden die Taxifahrten so viel kosten wie ein Ferienhaus in Dänemark. Okay, dahin können wir zwar auf absehbare Zeit eh nicht, aber dennoch. 

Also fange ich bis Januar alle zwei Wochen an den Krankenhaustagen sehr früh mit der Arbeit im Heimbüro an, damit ich früh Feierabend machen kann, fahre den Gatten ins Krankenhaus, überbrücke drei Stunden und sammle den Gatten wieder ein. Er würde auch mit dem HVV fahren, aber wenn ich ihn fahre, senkt es das Infektionsrisiko für ihn. Wir sind beide Risikogruppe.

Der Auftakt war sehr entspannt: Die Straßen waren auf Hin- und Rückweg leer, der Gatte überpünktlich im Krankenhaus. Ich fuhr zu einem riesigen Supermarkt in der Nähe, schaffte den Wocheneinkauf in kaum einer Stunde, hatte Glück, dass der Friseur beim Supermarkt gerade frei war, war auch noch tanken, fuhr zum Krankenhaus zurück und hatte es mir gerade im Auto mit Buch, Kakao und Hanseaten auf dem Klinik-Parkplatz kommod gemacht, als der Gatte mitteilte, er sei fertig - nach nur gut zwei Stunden.

Der Gatte, der große Angst vor der Behandlung hatte, war sehr erleichtert, weil das alles nicht so schlimm war wie befürchtet. Zu Hause schlug die Erleichterung in Erschöpfung um: Wir plumpsten erstmal auf's Sofa, das zum Glück so groß ist, dass wir beide darauf liegen können, und schliefen ein.

Diese Woche war auch der Termin zur Besprechung der Laborergebnisse bei der Horror-Hormon-Tante. Angesichts ihres Auftretens stand mir das ziemlich bevor. Sie blaffte mich dann auch erst mal an, weil ich ihr keinen Arztbericht von der März-OP mitgebracht habe. Ich blaffte zurück, den habe sie schon seit fünf Wochen. Danach ging's. Sie bemühte sich sogar, freundlich zu sein.

Die Ärztin erstellte einen Therapieplan, der dem entspricht, was ich erwartete: Ich bekomme jetzt endlich eine ordentliche Hormonersatztherapie. Ich werde wohl auch bei dieser Ärztin bleiben, denn abgesehen von ihrem unmöglichen Umgangston, scheint sie zu wissen, was sie macht, und das ist für mich die Hauptsache. Sie ging die Behandlung detailliert mit mir durch, schrieb mir alles wesentliche auf und schärfte mir ein, bei Komplikationen sofort anzurufen. Inzwischen scheint sie mir auch zu glauben, dass ich mein Übergewicht nicht habe, weil ich unkontrolliert alles in mich hereinstopfe, was ich kriegen kann, sondern sehr genau kontrolliere, was ich esse - das Laborergebnis gibt mir schließlich recht. Da wäre eigentlich 'ne Entschuldigung fällig ...

Das Medikament, das meine Frauenärztin mir verschrieb, war nicht nur sinnlos, sondern wäre auf lange Sicht sogar kontraproduktiv. Die Entfernung der Gebärmutter hätte unweigerlich zur Entfernung der Eierstöcke geführt, und selbst dann wäre die Ursache für meine Beschwerden noch nicht behoben gewesen. Ich bin froh, dass ich mich der OP so hartnäckig verweigerte - und weiß jetzt sicher, dass ich die Frauenärztin wechsle, wenn die nächste gynäkologische Untersuchung ansteht (einstweilen macht das die Horror-Hormon-Tante).

Die Hormonersatztherapie kann allerlei Nebenwirkungen haben, aber ich hoffe, die halten sich in Grenzen. Wird schon - ich hab' ja eh keine andere Wahl. Das erste Hormon nehme ich ja schon seit dem 5. Oktober, täglich eine Wochendosis, bislang ohne Nebenwirkungen. Im Gegenteil: Mein Schüttelfrost ist endlich weg, meine Fingernägel wachsen wieder, das Gewicht geht kontinuierlich runter. Bei den neuen Medikamente wird die Dosis langsam gesteigert. Ich muss in den nächsten Tagen erstmal in einem Regal Platz schaffen für die ganzen Medikamente und brauche eine neue Tablettendose mit Trennung für morgens und abends.

Der Gatte hat seit einer Woche mit einem Blutzuckermesssensor ein neues Spielzeug, und ich fühle mich an die Tamagotchis meiner damaligen Pflegekinder erinnert: Ständig piept's hier irgendwo, weil der Gatte unterzuckert ist oder vergaß, das Lesegerät mitzunehmen, zu weit davon entfernt ist. Aber schon nach zwei Tagen war deutlich, dass ihm das Gerät gut tut, sein Körper zur Ruhe kommt. Das ist auch für mich eine große Erleichterung.

Wir nutzen anscheinend die Corona-Zeit, um unsere diversen Wehwehchen in den Griff zu kriegen ... Bei mir steht für die kommende Woche die Terminierung von drei weiteren Arztbesuchen an, und mit dem Hausarzt muss ich das Ergebnis der Hormonuntersuchung durchsprechen. Und dabei will ich doch Kontakte reduzieren.

Den Müttern geht's Gott sei Dank weiterhin gut, während Tante noch immer auf ihre OP-Termine wartet - vermeidbare OPs werden coronabedingt verschoben. Ich habe angefangen, ihr regelmäßig Postkarten zu schreiben, damit sie weiß, dass wir an sie denken und sie vermissen, denn ein gemeinsames Weihnachtsfest ist ja weiterhin eher unwahrscheinlich.   

Mudderns treffen die neuen Corona-Einschränkungen hart: Café- und Kirchenbesuche fallen weg. Ihre Gemeinde hat die Gottesdienste sofort nach Verlautbarung der Maßnahmen eingestellt. Rechtlich wären sie zwar möglich, aber die Gemeinde ist da sehr verantwortungsbewusst. Im Frühjahr war schon zu sehen, dass Mudderns der Wegfall ihrer Sonntagsroutine - Besuch von Vadderns auf dem Friedhof, Latte und Franzbrötchen beim Bäcker, Gottesdienst - nicht bekommt. Sie versucht aber, das beste daraus zu machen, nur die zwischenmenschlichen Kontakte des Gottesdienstes werden fehlen. Ich überlege, ein Laptop so auszurüsten, dass ich sonntags zur Übertragung des Internetgottesdienstes zu Mudderns fahren kann, auch wenn das die Gespräche mit den anderen Gottesdienstbesuchern nicht auffängt. Mal schauen. 

Ansonsten geht Mudderns mit ihrer Gesellschafterin wöchentlich ins Café, was jetzt auch nicht mehr geht. Ich musste sie gestern erstmal beruhigen, dass der Bäcker aber weiterhin geöffnet ist, sie sich die gewohnten Mett- und Eibrötchen holen kann, sie weiterhin sonntags Latte und Franzbrötchen bekommt. Sie wird sich sonntags unterwegs ein Plätzchen für den Rollator suchen und beides dort verzehren - das ist natürlich im Frühjahr schöner als im Herbst ... 

Der Gatte darf seine Mutter weiterhin sonntäglich besuchen, muss aber eine FFP2-Maske tragen. Die besorgte er gestern erstmal - für mich gleich mit, denn bei den steigenden Infektionszahlen fühle ich mich im ÖPNV damit sicherer. Jetzt hängt also neben dem Beutel für die Stoffmasken im Bad auch ein Beutel für die FFP2-Masken in der Küche, damit sie im Ofen desinfiziert werden können. Beim Gatten im Büro gilt jetzt auch die Maskenpflicht am Arbeitsplatz, nicht mehr nur bei Betriebsversammlungen, heißt: Öfter Masken waschen - nur sonnabends reicht nicht mehr. Außerhalb seines Büros trug der Gatte eh schon Maske, denn niemand beachtet die Abstandsregeln. Sein Chef hält Corona ebenfalls für eine chinesische Erfindung.

Ansonsten: Dankbarkeit für jeden Tag, an dem meine Familie und ich keine Corona-Symptome zeigen, und andauernde Erschöpfung, Müdigkeit, Mag-nicht-mehr, Überforderung mit der Gesamtsituation angesichts fehlender Perspektive. Nur: Nützt ja nichts. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Freitag, 30. Oktober 2020

#pmdd2020: Der 28. Oktober

In diesem Jahr ist an jedem 28. eines Monats Picture my Day-Day, kurz pmdd. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2020 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.
Heute mal ein Bushaltestellen-Warteblick mit Pferden, denn ... 
... es gibt eine Ersatzhaltestelle wegen ... 
... dieser Baustelle, die eigentlich schon seit über zwei Wochen fertig sein soll. Jetzt soll sie angeblich heute fertig werden. Ich bin gespannt.

Für mich ist es in dieser Woche der letzte Bürotag. Ich starte spät, weil ich nicht weiß, ob ich im Laden vertreten muss. Das gäbe Überstunden, und das muss nicht sein.

Die S-Bahn ist mal wieder aus dem Takt.
Büro-Schlüssel und Dienstmaske.
Maskenvorrat.

Kontakt-Tagebuch. Viel steht nicht drin. Wir sind seit Mitte März weitegehend zu Hause.

Schreibtischstilleben.
Trotz Sanierung von Fassade und Dach gibt's in meinem Büro noch immer eine Leckage. Ich müsste mal wieder die Zeitung wechseln.

Der Arbeitstag ist ruhig. Mein Aufgabengebiet besteht aus drei Projekten, die aufeinander folgen, und wenn's gut läuft, ist zwischendrin immer mal eine Ruhephase, so wie jetzt.
Mittagessen.
Büro-Ausblick - wenn ich mich aus dem Fenster lehne. Ansonsten starre ich auf eine weiße Wand. Im Heimbüro sehe ich Bäume, Vögel und Eichhörnchen ...

Ich muss keinen Vertretungsdienst im Laden machen und bin zum Tee zu Hause. Das gemeinsame Teetrinken am Nachmittag ist eine sehr geschätzte Corona-Tradition. Meistens gibt's auch Kuchen dazu.

Herbstfarben auf dem heimischen Acker, diesmal ohne Pferde.

Die Baustelle ist weg!
Mit Gatten und Tee LPK zu den neuen Corona-Maßnahmen gucken. Einmal mehr bin ich froh über unseren böbersten Blaumann mit seiner ruhigen, besonnenen Art und seiner medizinischen Ausbildung.

Die Spülmaschine will geleert werden.
Vorbereitungen für's Abendessen.
Das sollten eigentlich acht Eier und eine Eieruhr* sein ... 
Einkaufszettel für die kommende Woche schreiben.
Füße hoch und stricken. Die andere Sofahälfte wird gleich vom Gatten belegt.
Vorm Einschlafen noch etwas lesen*.
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Dienstag, 27. Oktober 2020

Masken-Nachschub I

Durch die verschärfte Maskenpflicht, die jetzt auch am Arbeitsplatz gilt, brauche ich mehr Masken als die sechs, die ich Ende April nähte. So 'ne Stoffmaske ist ja spätestens nach zwei Stunden durch, wenn sie dauerhaft getragen wird. Ich verstehe die Leute nicht, die ihre Masken länger tragen. Die sind doch eklig, wenn sie feucht sind!

Wir sind sehr diszipliniert: Bei uns tragen auch die Hasen Maske.

Im Sommer räumte der Gatte den Medizinschrank auf und fand diverse Verbandskästen, die er auseinandernahm. Die Dreiecktücher gab er mir: "Vielleicht kannst du ja daraus Masken nähen." Öhm, okay ... Masken sind viereckig und Dreiecktücher  .. na ja, dreieckig halt ... aber den Stoff wegschmeißen, wäre wirklich schade.

Maske mit Mudderns Stadtwappen.

Also habe ich den Stoff erst gewaschen, trocknen lassen, gebügelt, so gefaltet, dass er viereckig ist, gebügelt, zu einem Viereck genäht und Masken zugeschnitten. Die wurden dann bemalt, mit Gummi- und Nahtband versehen und in den Dienst genommen. Gummiband ist hier in den Geschäften übrigens immer noch Mangelware, aber Mudderns hat ihre Vorräte geplündert und bei sich im Dorf 'n büschen was gekauft. 

Lego-Köpfe.

Da weiße Masken langweilig sind, kaufte ich Textilfarbstifte. Bei der ersten Wäsche zitterte ich, weil die eigentlich nur bis 40 Grad waschbar sind, die Masken aber 60 Grad brauchen, aber es passierte nichts.

Masken für den Gatten und für Mudderns.

Als der Gatte mitbekam, dass ich Masken machte, wollte er auch neue. Dabei ist er besser ausgestattet als ich, denn er ist mehr unterwegs. Überraschenderweise macht mir das Stoffmalen aber Spaß, und das Sticheln mit der Hand entspannt mich mehr als Stricken oder Häkeln, weil ich mich sehr darauf konzentrieren muss, was ich gerade mache, um keine Nadel unterm Fingernagel zu haben ... Also habe ich Stoffnachschub, weitere Filzer, Saumband und Gummi bestellt. Die Masken werden uns ja noch viele, viele Monate begleiten.

Dieser Beitrag geht rüber zu den Linkparties Dings vom Dienstag, Creadienstag und Handmade on Tuesday. Danke an alle für's Sammeln!

Samstag, 24. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 43/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXX

Diese Woche war ziemlich rumpelig. Letzten Montag bekam der Gatte ja eine schlechte Diagnose vom Augenarzt inkl. Überweisung in ein auf Augenheilkunde spezialisiertes Krankenhaus. Das bietet nur eine offene Sprechstunde an drei Tagen für je vier Stunden in der Woche an, vergibt keine Termine. Man muss morgens vor Tau und Tag da sein, sich einreihen und hoffen, dass man binnen vier Stunden dran kommt. Das Krankenhaus ist am anderen Ende der Stadt, mit dem ÖPNV braucht der Gatte insgesamt vier Stunden hin und zurück. Also fuhr ich ihn - zwei Mal, denn am ersten Tag konnte ich ihn wegen Streiks gleich wieder einsammeln.

Beim zweiten Mal aber blieb der Gatte viereinhalb Stunden da und wurde untersucht. Die Diagnose des Augenarztes wurde bestätigt. Das nächste Vierteljahr darf der Gatte regelmäßig für drei Stunden zur Behandlung ins Krankenhaus, und damit er nicht vier Stunden mit dem ÖPNV fahren muss, werde ich ihn hinfahren, drei Stunden im Auto warten und ihn wieder mit zurücknehmen. Ein Taxi scheidet aus - wir müssen uns zwar trotz Kurzarbeit des Gatten wenig einschränken, aber die Taxikosten wären so teuer wie eine Woche Dänemark-Urlaub.

Mal schauen, was ich in den drei Stunden mache. Bei gutem Wetter kann ich im nahegelegenen Wald spazierengehen oder ich erledige die Wocheneinkäufe, ansonsten Wolldecke, Thermoskanne, Strickzeug, Buch und im Auto warten. Im Krankenhaus gibt's zwar ein Café, aber ich bezweifle angesichts der steigenden Infektionszahlen, dass ich da hinein darf (oder will). Wir werden sehen. Hauptsache ist, dass dem Gatten geholfen wird, und das auch noch sehr schnell. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er in diesem Jahr noch Termine bekommt.

Es gilt weiterhin: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 32 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive. Ich bin drei Tage im echten Büro und zwei Tage im Heimbüro. Ich warte darauf, dass die Präsenzpflicht wieder aufgehoben wird und ich ganz ins Heimbüro kann. Ich kann gut zu Hause sein.

Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Die fehlende Perspektive macht mir in vielerlei Hinsicht zu schaffen. Wenn wenigstens ein Ende absehbar wäre! Letztens im Bus meinte eine Mutter zu ihrer sechsjährigen Tochter: "Nächstes Jahr musst du auch eine Maske tragen!" In Hamburg gilt die Maskenpflicht im ÖPNV ab sieben Jahre. Ich dachte nur: "Menno, nächstes Jahr auch noch diesen Schiet!" Mir fehlt die Unbeschwertheit, mal einen schnell irgendwo hin zu gehen. Es heißt, ans Brillenband denken, damit die Maske nicht rutscht, an die Maske zu denken, je nach Tagesablauf auch an mehrere, plus Beutel für die sichere Aufbewahrung getragener, und wehe, die Maske wurde vergessen! Zumindest an das ständige Händedesinfizieren habe ich mich inzwischen gewöhnt. Aber es ist alles sehr anstrengend.

Ich habe mich immer sehr auf unsere Urlaube gefreut, aber es ist absehbar, dass wir im Februar nicht nach Dänemark fahren können. Und dass wir Weihnachten zur Tante nach Bayern fahren können, ist auch sehr unwahrscheinlich (dass sie zu uns kommt, ebenfalls). An Urlaub auf Mallorca im September ist nicht zu denken. Sport fehlt mir, Schwimmen und Krafttraining. Beides kann ich zu Hause nicht. Ich würde gerne mal wieder ins Theater, aber auch, wenn das Ansteckungsrisiko dort vergleichsweise gering ist, finde ich es doch immer noch sehr vernünftig, möglichst zu Hause zu bleiben und Kontakte zu vermeiden. Und wie gesagt: Ich kann gut zu Hause sein. Aber manches fehlt mir halt doch.

Ich habe angefangen, ein Kontakttagebuch zu führen, denn inzwischen geht's ja nicht mehr darum, ob wir uns mit Corona infizieren, sondern nur noch, wann. Und da die Kollegen in den Gesundheitsämtern zunehmend mehr belastet werden, setze ich lieber auf Eigenverantwortung. Mir macht zu schaffen, dass weder die Mütter noch Tante, der Gatte oder ich im Falle einer Überlastung der Krankenhäuser, im Falle einer Triage, eine Chance haben, da alt, chronisch krank und schon in normalen Zeiten eine Belastung für das Gesundheitssystem. Ich bin dankbar für jeden Tag ohne Infektion. Ich hoffe, das hält noch möglichst lange an.

#drostenultras-Masken von Carbolution.

Diese Woche trafen neue Masken ein, und der Diabetologe des Gatten reagierte schon begeistert darauf. Meine ist ein stiller Protest gegen die Maskenverweigerer unter den Flurnachbarn und im Laden. Meine direkten Kollegen sind zum Glück sehr disziplinierte Maskenträger, aber unser Chef gehört auch zum Corona-Krisenstab, und viele Kollegen gehören zur Risikogruppe. Auf die Idee mit den "Drosten Ultras"-Masken kam die Firma Carbolution, als die Bild-"Zeitung" eine ihrer Kampagne gegen Drosten fuhr. Die Masken werden verschenkt - vielen Dank dafü! Mehr Infos gibt's in diesem Video:


Einen Masken-Lacher gab's diese Woche: Unterwegs zum Krankenhaus, hielt ich an einer Tankstelle. Im Laden war's 'n büschen wühlig, viele Männer, wenig Abstand, Masken auf Halbmast. Als ich den Laden mit meinem üblichen fröhlichen "Mooiihooiiiin!" betrat, drehten die sich zu mir um, zuckten zusammen, richteten die Masken und bildeten eine Schlange mit Abstand. Ich war irritiert. Wieder im Auto, nahm ich meine Maske ab, und da ging mir auf, dass ich gerade eine der Dienstmasken getragen hatte, die als Notfallmaske im Auto liegt. Meine privaten waren in der Handtasche im Kofferraum, diese lag griffbereit in der Mittelkonsole. Die gleichen Dienstmasken wie ich tragen u.a. auch die Kollegen vom Ordnungsamt bei ihren Kontrollgängen ... Ich sollte die Dienstmasken öfter außerhalb des Büros tragen, wenn die solche Wirkung haben. Oder lag's am Snoopy-Shirt und an den Snoopy-Ohrringen?

Den Müttern geht's gut, Gott sei Dank. Bei Tante stehen OPs an, sind aber noch nicht terminiert. Ihr Krankenhaus meldet erste coronabedingte Überlastungen. Schwiegermutters neue Wohnung in der Seniorenwohnanlage ist inzwischen vollständig eingerichtet. Ich würde gerne mal wieder mit zu ihr, war seit dem 28. August nicht mehr da, aber coronabedingt sind Besuche nur eingeschränkt möglich, und da hat der Gatte den Vorrang. Ich hätte mich gefreut, Schwiegermutter in zwei Wochen bei einer Veranstaltung zu Astrid Lindgren in der Wohnanlage zu sehen - Glögg und Nyckelharpa wären eine perfekte Einstimmung auf die Adventszeit gewesen, aber coronabedingt ist die Veranstaltung exklusiv für die Bewohner, verständlicherweise. 

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Samstag, 17. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 42/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXIX

Im Harburger Binnenhafen.
In dieser Woche hatte ich seit Monaten tatsächlich mal wieder einen dienstlichen Auswärtstermin. Dafür gondelte ich drei Stunden mit dem HVV durch Hamburg. Mit dem Auto wäre es in einem Drittel der Zeit gegangen, aber dann müsste ich monatelang wegen der Übernahme der Parkkosten diskutieren, die die Buchhaltung trotz Genehmigung der Chefs verweigert, weil man in meiner Entgeltgruppe gefälligst den HVV zu nutzen habe. 

Meine Arbeitszeit ist zwar teurer als die Parkkosten, zumal ich auch Überstunden machen muss, wenn ich den halben Arbeitstag in Bus und Bahn sitze, aber das ist der Behörde nicht verständlich zu machen. Vorschrift ist Vorschrift. 

So gondelte ich erst zwei Stunden vom Hamburg Westen in den Hamburger Süden, entdeckte vom Bus aus die idyllischen Seiten von Georgswerder, Kirchdorf und Wilhelmsburg, und landete dann bei dieser Schönheit links im Bild. Zurück nach Mitte ging's dann schneller, denn ich erwischte einen Regionalexpress. 

Der Termin selbst war toll: Engagierte, talentierte Kinder und Jugendliche, ebensolche Teamer - mit dem Projekt habe ich hoffentlich noch öfter zu tun.

Die drei Projekte, für die ich beruflich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Art und Weise von der Pandemie betroffen, und so verfolgte ich auch diese Woche die Entwicklung der Inzidenzzahlen, MPK und KMK ganz genau. Wenn die Weihnachtsferien verlängert, die Sommerferien verkürzt werden, die Frühjahrsferien ausfallen, muss ich zwei Projekte "mal eben schnell" neu konzipieren. Ich habe dieses Jahr schon ein ganzes Alphabet an Alternativ-Plänen konzipiert. Beim dritten Projekt steht in der kommenden Woche eine Veranstaltung an. Meine Kollegin hat schon vorgedacht und ein Hygienekonzept erstellt, so dass wir sie trotz verschärfter Coronaregeln nach derzeitigem Stand durchführen können. Mal schauen, wie's aussieht, wenn spätestens Dienstag der Inzidenzwert bei 50 ist. 

Es gilt weiterhin: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 31 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive. Diese Woche war er drei Tage im Büro, aber bald wird es wieder nur einer sein. Ich bin drei Tage im echten Büro und zwei Tage im Heimbüro. Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Zu Beginn der Kurzarbeit kam sie uns ganz gelegen, weil sich der Gatte um Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter kümmern konnte. Jetzt ist sie gelegen, weil sich der Gesundheitszustand des Gatten verschlechterte. Montag bekam er die sich schon vor vier Wochen ankündigende negative Diagnose. Kommende Woche fahre ich ihn in eine Augen-Klinik, wo er erfährt, wie die Behandlung weitergeht. Selbst fahren kann er nicht, und mit dem HVV wäre er fast zwei Stunden unterwegs (mit dem Auto sind es 30 Minuten). 

In der Klinik gibt es keine Termine, man muss sich morgens um 8 Uhr in eine Schlange einreihen und hoffen, dass man bis 12 Uhr dran kommt - wenn nicht, kommt man am nächsten Tag wieder ... Ich hoffe, die eigentliche Behandlung kann dann bei uns im Westen in einer Arztpraxis stattfinden. Und ich hoffe, der Gatte findet den Rückweg mit dem HVV, denn ich kann ihn in der Klinik wirklich nur absetzen, muss dann zu einer Besprechung ins "echte" Büro. Notfalls muss er ein Taxi nehmen.

Langsam haben ich Lust, mal wieder ins Theater zu gehen, aber bei der aktuellen Infektionslage gilt einmal mehr Einigeln. Ich will weder den Gatten noch die Mütter in Gefahr bringen. Für den kommenden Monat ist ein Betriebsausflug mit Museumsführung und Essengehen geplant. Ich habe erst zugestimmt, finde das inzwischen aber immer unangemessener und bin unsicher, ob ich mitgehe. Notfalls zahle ich meinen Anteil und bleibe zu Hause. Erst dachte ich, ich gehe ja auch privat essen, dann kann ich das auch mit den Kollegen, nur privat bin ich ausschließlich mit den Menschen zusammen, zu denen ich, da Familie, kaum Abstand halte, während wir im Dienst sehr aufs Abstandhalten wert legen. Nur sitze ich im Restaurant ja nicht anderthalb Meter von meinen Kollegen entfernt ... Aber wer weiß, vielleicht sind wir in vier Wochen schon längst wieder im nächsten Shutdown.

Ich habe wieder angefangen, Masken zu nähen. Ich selbst habe ja nur sieben Stück, da ich mehr zu Hause bin als der Gatte, aber da seit Montag im Büro verschärfte Maskenpflicht gilt, brauche ich Nachschub, vor allem, wenn ich im Laden einsetzt werde und gut fünf Stunden durchgehend Maske tragen muss. So eine Maske ist ja nach spätestens zwei Stunden durch und muss ersetzt werden. Ja, ich weiß, es gibt Menschen, die wechseln ihre Maske nicht. Das ist eklig. Als erstes habe ich mir die fünf Dienstmasken, die mir mein Arbeitgeber zur Verfügung stellt, geholt, und  die Bänder so versetzt, dass es Ohrenschlaufen sind, ich sie nicht binden muss. Die Dienstmasken trage ich ungern, weil sie sich nicht gut unter die Brille schieben lassen, aber für's Büro, für den Laden geht's.

Irgendwie hatte ich gehofft, wir würden dieses Corona-Gedöns über den Sommer los, aber dem ist ja leider nicht so. Also Masken nähen. Momentan komme ich nur nicht dazu, welche für mich zu gestalten, denn der Gatte und Mudderns waren von ihren so begeistert, dass sie Nachschub wollen. Die müssen aber erst mal warten, ich muss an mich denken.

Übrigens braucht man sicher nicht so viele Masken, wenn man sie abends bügelt oder heiß durchwäscht. Für mich ist es aber am praktischsten, sie in die Sechzig-Grad-Wäsche zu geben, und das mache ich nicht mit ein oder zwei Stück. Also haben wir so viele Masken, dass sie normalerweise erst am Wochenende alle in einem Rutsch gewaschen werden müssen. Außerdem macht mir das Gestalten und sogar auch das Nähen Spaß.

Sonnabend waren wir bei Mudderns. Sie ist momentan wieder schlechter drauf, verfängt sich in Verschwörungsideen, was Unterhaltungen etwas anstrengend macht. Aber wir konnten miteinander frühstücken, über den Markt bummeln, anschließend dann sogar noch in einen Sonderpostenmarkt - das ist für sie immer ein Highlight, da sie dorthin nicht zu Fuß kommt und den ÖPNV nicht nutzen will. Inzwischen scheint es auch bei ihr angekommen zu sein, dass sie Einmalmasken nicht tragen kann, bis sie zerfallen, dass sie Stoffmasken waschen muss - jetzt muss sie es nur noch umsetzen. Ansonsten ist sie immer schlechter zu Fuß. Und sie möchte, dass ich sie alle zwei Wochen besuchen komme, was ich aktuell nicht schaffe, zumal mein Auto gerade Fehlermeldungstourette hat und erst mal in die Werkstatt muss, bevor ich wieder eine längere Strecke damit fahre. Und ich hätte gerne mal viel Zeit für mich, ohne mich um die Mütter oder den Gatten kümmern zu müssen. Nur: Is eben nich. 

Schwiegermutter lebt sich weiter in der Wohnanlage ein. Ich bin gespannt, wie lange der Gatte sie noch besuchen kann. Aktuell muss er sich nicht nur anmelden und den Zapfenstreich beachten, sondern bekommt auch Zeitfernster zugeteilt, damit nicht zu viele Besucher auf einmal in der Anlage sind. Tante wartet auf zwei OPs, und wir hoffen, beide können zeitnah durchgeführt werden, aber die Krankenhäuser schieben ja vermeidbare OPs schon wieder auf, um Corona-Kapazitäten zu haben. Schwiegermutter fährt dann zu Tante, um sich um sie, vor allem aber um den Dackel zu kümmern. Da Bayern aktuell das Beherbungsverbot ausgesetzt hat, sind wir vorsichtig optimistisch, dass wir zusammen bei Tante Weihnachten feiern können. Wir müssen halt von Tag zu Tag sehen, wie sich die Lage entwickelt.

Zum Glück mucken meine Wechseljahre zurzeit wenig. Ich bin weiter gespannt auf die Diagnose der Hormon-Tante, muss aber noch zuwarten bis zum Termin. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Freitag, 16. Oktober 2020

#12von12 im Oktober 2020

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Oktober-Bilder.

#1: Frühstück im Café.
#2: Briefmarken puzzeln.
#3: Mudderns bekommt 'ne neue Maske.

Ich habe Urlaub, denn der Gatte hat einen Arzttermin, bei dem er gefahren werden muss. Also sind wir früh auf, und während der Gatte beim Arzt ist, warte ich im Café. Der Gatte kommt wie schon befürchtet mit schlechter Diagnose zurück. Nachdem auch er frühstückte, geht's nach Hause.

#4: Erstmal die bei Mudderns geernteten Äpfel auf dem Balkon einlagern. 
#5: Den Feudel schwingen.

#6: Füße hochlegen mit Æblekage und Tee.

Zu Hause wartet Hausarbeit. Der Gatte hat nachmittags noch einen weiteren Arzttermin. Als er wieder da ist, gibt's Tee und Kuchen. Viel los ist heute nicht mit uns. Die Diagnose, die der Gatte bekam, schlägt uns beide nieder.

#7: Vorräte anlegen.
#8: Ein Licht gegen das Dunkel.


#9: Abendbrot.

Da zu viel Brot gekauft wurde, gibt's heute Abend statt den geplanten Fischstäbchen belegte Brote. Auf dem Sofa eingekuschelt "Simpsons" gucken, dabei häkeln, dann Wäsche abnehmen, damit für den kommenden Tag genug Masken da sind (aufgrund der aktuellen Zahlen muss ich nun auch im Büro öfter Maske tragen) und vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

#10: Nach langer Zeit mal wieder die "Simpsons" gucken.
11: Wäsche abnehmen.

#12: Vor dem Einschlafen noch ein paar Seiten lesen*.

Das war's dann auch schon mit dem 12. Oktober. Die Rezepte zum Tag gibt's wie immer in der Kombüse.

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Samstag, 10. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 41/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXVIII

Diese Woche begann mit einem Angriff auf einen jüdischen Studenten vor der Synagoge, wo gerade Sukkot gefeiert wurde. Der Täter wurde gefasst, dem Studenten scheint es den Umständen entsprechend gut zu gehen, und die Tat löste Entsetzen aus. 

Am Tag danach gab's eine Kundgebung vor der Synagoge, an der etwa 500 Menschen zusammenkamen, und anders als beim Angriff auf den Landesrabbiner und seinen Begleiter im letzten Jahr war es diesmal nicht die Gemeinde, die die Kundgebung organisierte, weil es sonst niemand machte, sondern das Hamburger Bündnis gegen Rechts, das sofort reagierte.

Gestern schließlich war der Jahrestag des Halle-Attentats. Ich bin sehr, sehr müde und wütend, dass Antisemitismus und Rassismus Alltag sind, und ich wünsche mir mehr als Lippenbekenntnisse von Politik, Polizei und Zivilgesellschaft - ein entschiedenes Vorgehen bei antisemitischen Äußerungen auf den sogenannten Querdenker-Demos oder bei strukturellem Rassismus, beispielsweise. Ponyhof, ich weiß.

Sehr, sehr müde und wütend bin ich auch angesichts der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen, u.a. durch rücksichtslose Egoisten und Maskenverweigerer. Es ist absehbar, dass es ab Montag schärfere Maßnahmen geben wird, denn in Hamburg liegt der Inzidenzwert seit zwei Tagen über 35. Ich bin gespannt, wann ich nicht mehr nur zwei Tage im Heimbüro bin, sondern fünf. Ich frage mich, wie lange wir die Mütter noch sehen können, ob wir Weihnachten zur Tante nach Bayern fahren bzw. dort im Hotel übernachten können, ob die beiden OPs, die bei Tante anstehen, durchgeführt werden können, wie es beruflich beim Gatten weitergeht ... Mich belastet dieses Corona-Gedöns gerade enorm. Nur: Nützt ja nichts. Sollte ich gehofft haben, dass wir mit diesem Corona-Gedöns in absehbarer Zeit durch sein könnten, war das vergeblich.

Hier gilt weiterhin: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 30 Wochen. Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht. Es gibt ja keine Perspektive, niemand weiß, wann es in der Veranstaltungsbranche wieder los geht - ob überhaupt. Diese Woche war er zwar wieder vier Tage im Büro, aber bald wird es wieder nur einer sein. Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit.

Die drei Projekte, für die ich beruflich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, auch, weil Chef in den betrieblichen Krisenstab abberufen ist, was notwendige Entscheidungen verzögert. Seine Abberufung wurde gerade bis Mitte nächsten Jahres verlängert. Immerhin wurde die Stelle der Chefin für diesen Zeitraum aufgestockt, so dass ich hoffe, die anstehenden Besprechungen können stattfinden, Entscheidungen getroffen werden.

Ich arbeite an zwei Tagen zu Hause, an dreien im Büro. Anders als manche Kollegin mit heimarbeitenden Gatten halte ich es nach einigen Anfangsreibereien meistens ganz gut mit dem Gatten aus. Aber es ist an den Tagen im echten Büro immer noch merkwürdig, morgens vor dem Gatten das Haus zu verlassen, selbst, wenn es diese Woche mal wieder anders war.

Ansonsten war es eine ruhige Woche. Den Müttern geht's gut. Schwiegermutter bekam endlich ihren Stressless-Sessel, auf den sie über ein Vierteljahr wartete. Da sie eine Vorauszahlung leisten musste, dachten wir schon, der Händler sei insolvent und könne deswegen nicht liefern. Sicher ist: Bei dem Händler kaufen wir nicht nochmal. Jetzt braucht sie noch passende Sessel oder ein passendes Sofa, dann ist die neue Wohnung komplett eingerichtet. Sie hat auch erste Kontakte in der Wohnanlage geknüpft und ist viel unterwegs, aber ihre Bridge- und Englisch-Freundinnen, die sie wegen Corona seit Jahresbeginn nicht mehr sah, fehlen ihr. 

Mudderns freute sich, dass sie mal wieder am Abendmahl teilnehmen konnte, denn um das coronakonform durchzuführen zu können, bekommt jeder Kirchenbesucher am Eingang ein Tütchen mit einer Oblate und einer Weintraube. So entfällt das Anstehen vorm Altar, das für Mudderns zu beschwerlich ist. Sie kann sich da ja auch nicht auf den Rollator setzen, denn der parkt an der Kirchentür, kommt erst wieder beim Verlassen der Kirche zu ihr. Ich hoffe, sie kann weiterhin am Gottesdienst teilnehmen, denn die Zeit, als Kirche nur virtuell stattfand, bekam ihr gar nicht gut. Aber auch in ihrem Wohnort steigen die Infektionszahlen.

Es macht mich extrem müde, mit Mudderns über coronakonformes Verhalten diskutieren zu müssen. Immerhin trägt sie ihre Maske, aber dass eine Einmalmaske nicht erst gewechselt werden muss, wenn sie auseinanderfällt, dass Stoffmasken auch mal gewaschen werden müssen, ist ihr nicht zu vermitteln. Gleiches gilt für's Händewaschen - nein, sich alle naslang die Hände einzucremen, ist kein Ersatz für's Händewaschen. Alles wird nur kommentiert mit "Ja, ja, du weißt ja, ich habe eine medizinische Ausbildung." Davon merkt man nur nichts.

Weil es Mudderns zu mühselig ist, beim Bäcker den Fragebogen mit ihren Daten auszufüllen, hat sie es sich jetzt zur Angewohnheit gemacht, zum Mitnehmen zu bestellen, dann mit Kaffee und Brötchen durch den Seiteneingang wieder ins Café zu gehen und sich zu setzen. Als sie dann auch noch sagte, sie verstehe gar nicht, warum die Infektionszahlen so steigen, wurde ich dann doch mal energisch, obwohl ich weiß, dass es verschwendete Energie ist. Sie lebt nun mal in ihrer eigenen Welt.

Seit diesem Montag nehme ich einen Hormonersatz. Gestern bemerkte ich überrascht, dass ich Schmerzen habe - ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie zwischendurch mal weg waren. In den letzten vielen, vielen Monaten war's umgekehrt. Da war ich überrascht, dass ich keine Schmerzen habe. So schnell wirkt der Hormonersatz sicher nicht; meine Beschwerden ließen schon letzte Woche langsam nach. Ich bin gespannt, welchen Befund die Hormon-Tante Ende des Monats stellt, welche Behandlung sie vorschlägt.

Ich habe das Gefühl, dass sich mein Körper langsam erholt - und prompt tun sich neue Baustellen auf: Neben zwei Implantaten und einer Desensibilisierung, die eigentlich gemacht werden müssen, zickt aktuell auch mal wieder mein linkes Auge. Das muss warten, ich habe für so viele Baustellen einfach keine Kraft, möchte erst mal das Wechseljahrsgedöns erträglich bekommen - und außerdem steht in der kommenden Woche erstmal die Entscheidung an, ob dem Gatten eine OP helfen kann oder nicht. Einfach mal gesund sein wäre schon schön.

Langsam muss ich mal wieder Masken nähen. Irgendwie hatte ich doch die Hoffnung, Corona erledigt sich über den Sommer. So ist der Gatte zwar gut mit Masken ausgestattet, ich aber nicht, und die Masken werden uns ja sicher noch ein paar Monate begleiten. Ich könnte Masken kaufen, aber zum einen bin ich geizig, zum anderen sitzen die gekauften selten so gut wie die selbstgemachten. 

Und ich möchte endlich mal wieder ein Blog-Runde drehen und kommentieren, aber irgendwie bekomme ich den Kopf nicht so wirklich frei ... 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen im Urlaub berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Dienstag, 6. Oktober 2020

Häkel-Krawatte aus DMC Natura Just Cotton

Im Februar-Bjerregård-Urlaub war ich wieder bei Uldgården, einem Wollgeschäft mit riesiger Auswahl mitten auf dem platten Land, wo ich Wolle für das Verspätungsschal-Projekt kaufte. Wie üblich, wartete der Gatte erst draußen, kam dann aber doch ins Geschäft, um zu stöbern, und drückte mir ein DMC Tie Kit* in die Hand. "Die Krawatte wünsche ich mir zu Ostern!"

Hase mit Krawatte.

Nun ist die Kleiderordnung seines Arbeitgebers sehr leger und kann mit "Hauptsache Hose!" zusammengefasst werden, so dass der Gatte dienstlich keine Krawatte braucht, und außerdem trägt er dienstlich oder privat ohnehin lieber Fliege, aber bitte. 

Krawatte mit Hase.

Das Kit enthält alles, was es für die Krawatte braucht: Wolle, Häkelnadel, Anleitung und eine Nähnadel, über die ich mich erst wunderte, aber sie macht Sinn, der zum Annähen der Krawattenlasche wird das Garn in einzelne Fäden geteilt, so dass es Nähgarn wird. Übrigens teilt sich das Garn auch während des Häkelns gerne mal, was mich teilweise zur Verzweiflung brachte.

Das Häkelmuster der Krawatte im Detail.

Dieser Beitrag geht rüber zu den Linkparties Dings vom Dienstag, Creadienstag und Handmade on Tuesday. Danke an alle für's Sammeln!

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Montag, 5. Oktober 2020

#WMDEDGT 10/20: Schüttelfrost

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Mein Tag beginnt eine Stunde vor dem Weckerklingeln. Ich werde wach mit Schüttelfrost und weil meine CPAP-Maske kneift. Seitdem die getauscht wurde, habe ich Probleme. Entweder wurde sie größer oder meine Nase kleiner ... Den Maskensitz kann ich korrigieren, gegen den Schüttelfrost bin ich machtlos. Ich bleibe bis zum Weckerklingeln liegen.

Heute ist es etwas hektisch, denn der Gatte muss diese Woche vier Tage ins Büro. Er ist ja seit April in Kurzarbeit und die meiste Zeit auf Abruf, diese Woche aber fest eingeplant. Also den Gatten wecken, Kaffee kochen, frühstücken, den Gatten ins Büro verabschieden und daran erinnern, dass er ab heute fünf Kilometer Umweg fahren muss, weil in unserer Straße mal wieder gebaut wird. 

Ich beschließe, etwas später ins Büro zu fahren und mache mich in Ruhe fertig. 

Die Baustelle entpuppt sich als hübscher Hindernisparcours vor der Tiefgarage. Die Straße ist diesmal wirklich richtig abgesperrt. Wir haben hier seit einem knappen Jahr quasi ständig Baustelle mit Einbahnstraßenregelung, aber die Absperrung an der Hauptstraße hielt nie lange, denn nur wenige Anwohner haben Lust auf fünf Kilometer Umweg für 50 Meter und umfuhren die Absperrung oder legten sie um. Das ist diesmal nicht ohne weiteres möglich.  

Die Fahrt ins Büro ist zurzeit abenteuerlich, denn egal, welche Variante ich wähle, ich stehe im Stau. Gibt es noch irgendeine Straße im Hamburger Westen, die gerade nicht aufgerissen ist? Am besten komme ich ins Büro, wenn ich mit dem Auto zur S-Bahn fahre, aber das mache ich nur bei frühen Terminen, im Notfall. Schließlich habe ich eine Bushaltestelle vor der Tür und eine gute HVV-Verbindung - wenn denn tatsächlich mal alle Straßen baustellenfrei sind und der Elbtunnel bzw. die A7 frei ist ...

Ruhiger Bürotag. Ich bekomme die Info, dass es nachmittags eine Kundgebung vor der Synagoge geben wird für den jüdischen Studenten, der gestern niedergeschlagen wurde. Normalerweise nähme ich teil, aber heute muss ich zur Apotheke, die erste Ladung Hormone abholen. 

Mit dem Bus zur Apotheke im kleinen Ladenzentrum, und da ich sehr pünktlich Feierabend machte, sogar einigermaßen staufrei. Ich gucke kurz beim Friseur rein, aber da sind alle Stühle belegt. Also noch länger Zopf tragen. Mit zwei Bussen zurück nach Hause - der, der über die A7 muss, ist wie üblich zu spät, aber es geht noch.  

Da ich einigermaßen staufrei durchkam, bin ich viel früher als gedacht zu Hause. Der Gatte ist auch schon da. Normalerweise wäre jetzt Tee- und Kuchen-Zeit, aber darauf wollten wir heute verzichten, weil wir beide dachten, wir kämen eine Stunde später, und dann ist ja fast schon wieder Abendbrotzeit. Deswegen brachte der Gatte keinen Kuchen mit, und ich dachte im Ladenzentrum mit der Apotheke nicht daran, beim Bäcker vorbeizugehen. Also Tee ohne Kuchen auf dem Balkon und Austausch über den Tag.

Danach möchte ich eigentlich Hausarbeit machen und etwas bloggen, aber ich bekomme wieder Schüttelfrost und lege mich auf's Sofa unter die dicke Kuscheldecke. Als der Gatte mich als blanket burrito zittern sieht, bringt er das Plumeau und einen Hasen. Ich zittere mich in einen Schlaf und wache erst wieder auf, als das Abendessen fertig ist. 

Ruhiger Sofaabend mit dem Gatten, Fernseher und Häkelzeugs. Früh ins Bett, noch etwas lesen* und schnell einschlafen.

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Samstag, 3. Oktober 2020

Samstagsplausch KW 40/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXVII

Post von Mudderns ist immer liebevoll.
"Sach bloß", war das erste, was mir einfiel, als die Horror-Hormon-Tante mir gestern am Telefon mitteilte, sie könne das Ergebnis der Hormonuntersuchung doch nicht telefonisch besprechen, denn das sei derart komplex, dass sie dafür Zeit brauche und mich zudem untersuchen müsse. Also Termin vereinbart, noch mal vier Wochen auf Ergebnis / Diagnose warten, bevor ich einen anderen Endokrinologen suchen kann, denn jetzt ohne Befund / Behandlungsplan zu wechseln, ist doof (und so schnell bekomme ich woanders ja auch keinen Termin).

Ich habe kurz überlegt, ob ich frage, in welche Richtung der Befund denn gehen wird, es dann aber gelassen, weil ich mich sonst vier Wochen lang verrückt mache - und ich war gerade erst eine Woche lang ein Nervenbündel, bis zum Anruf gestern. Ich weiß ja seit Anfang der 1990er, das was nicht stimmt, da kommt es auf vier Wochen nicht an. Und wäre es etwas Lebensbedrohliches, müsste ich nicht vier Wochen auf die Besprechung warten - hoffe ich einfach mal.

In der Zwischenzeit kann ich den Teil der Ergebnisse, der nicht die Hormone betrifft, und der mir schon vorliegt, mit meinem Hausarzt durchsprechen, den Medikamentenplan anpassen und mir eine neue Frauenärztin suchen. Hoffentlich nimmt eine der Praxen hier in der Nähe noch Patienten auf (und die Ärztin ist dann im Idealfall auch noch empathisch und kompetent).

Ab Montag bekomme ich das erste Medikament zur Hormonsubstitution. Da soll ich vier Wochen lang täglich die Wochendosis nehmen. Wow. Jedenfalls bin ich froh, dass ich mich so hartnäckig der Entfernung der Gebärmutter verweigerte (vom Magenbypass ganz abgesehen) und nicht mehr mit "Essen Sie weniger!" abspeisen ließ. Von Diabetes oder Leberschaden war auch keine Rede mehr. Putzigerweise bin ich seit Dienstag quasi beschwerdefrei, also, bis auf die ständigen Schmerzen, und, da gerade keine Wassereinlagerungen, sieben Kilo leichter. Schon schön, trotz der Schmerzen.

Hier gilt immer noch: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause, inzwischen seit 29 Wochen. Der Gatte ist im siebten Monat Kurzarbeit, was ihm inzwischen ganz schön zu schaffen macht, jetzt, wo er langsam zur Ruhe kommt. Es gibt ja keine Perspektive, niemand weiß, wann es wieder los geht - ob überhaupt. Diese Woche war er zwei Tage im Büro, ist ansonsten auf Abruf.

Mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten. Das ist eine große Erleichterung, und wir wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind. Da wir die Situation nicht ändern können, hilft nur Gelassenheit. Wir haben uns ganz gut eingerichtet, unsere Routinen gefunden. Ich versuche nach wie vor, so Feierabend zu machen, dass wir gemeinsam Tee trinken können, eine Gewohnheit aus der Zeit, als ich ganz im Heimbüro arbeitete. Auf dem Balkon ist es dafür zwar inzwischen zu kalt, aber drinnen ist es ja auch gemütlich.

Seit dieser Woche arbeite ich an zwei Tagen wieder zu Hause - Chef hat sein Versprechen gehalten. Ich bekam sogar meine Wunschtage. Es ist für mich eine unwahrscheinliche Erleichterung und tut mir einfach gut. Ich muss mich nicht durch den Verkehr quälen, denn gerade freitags bricht rund um die A7 gerne mal alles zusammen, und da stehen dann auch meine Busse im Stau (ich kann nur für eine Teilstrecke auf die S-Bahn ausweichen). Oft bin ich sonnabends schon so erholt wie sonst frühestens sonntags.

Die drei Projekte, für die ich beruflich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen. Bei einem Projekt konnten wir die Digitalisierung sechs Monate vorziehen, das zweite digitalisieren wir gerade "so mal eben". Beide bleiben vermutlich digital. Ursprünglich sollte die digitale Version nur ein Zusatz sein. Das dritte Projekt wird gerade neu konzipiert - doppelt, einmal unter Corona-Bedingungen, einmal unter normalen Bedingungen.

Sonnabend war ich bei Mudderns, die erfreulich gut drauf war. Das war also sehr entspannt. Sie nahm es sogar gelassen auf, dass der Gatte und ich unter Umständen Weihnachten nicht da sein werden, wenn wir zur Tante fahren. Mit dem Laufen geht's aber immer schlechter. Sonst bummelte sie immer noch an meinem Arm durch die Stadt, war stolz, dass es ohne Rollator geht, aber jetzt meinte sie nach wenigen Metern, ihr fehle der Rollator. Zukünftig werde ich wieder alle zwei Wochen zu ihr fahren, denn es war deutlich zu spüren, wie gut ihr das tut.

Irritiert war ich, dass bei dem Bäcker, bei dem wir uns normalerweise treffen, Corona anscheinend nicht mehr stattfindet: Alle Tische werden besetzt, die Verkäuferinnen tragen keine Maske, obwohl der Spuckschutz fehlt ... Mal schauen, ob wir nicht besser die Lokalität wechseln.

Dafür hat Mudderns Kirchengemeinde das Corona-Gedöns gut im Griff. Seit letztem Sonntag finden die Gottesdienste wieder in der Kirche statt - mit reichlich Sicherheitsabstand zwischen den Bänken, maximal zwei Personen pro Bank und vorheriger Anmeldung. Gesungen wird nicht, und auf den Wegen gilt Maskenpflicht. Aktuell werden gerade die Konfirmationen nachgeholt, und, was ich sehr traurig finde, die Familien dürfen nicht an den Gottesdiensten teilnehmen, nur die Konfirmanden. Wir leben in besonderen Zeiten.

Schwiegermutter lebt sich weiter in der Wohnanlage ein - und verzweifelt an der Hausordnung. Der Gatte nahm die sonntäglichen Besuche wieder auf, aber in der Wohnanlage ist ab 18:30 Uhr Zapfenstreich, dürfen keine Besucher mehr kommen. Das ist die Zeit, zu der der Gatte normalerweise zu ihr zum Essen kommt. Wir müssen also umdisponieren, vor allem für Weihnachten und Silvester (und alle anderen Feiertage), und ich richte mich schon mal darauf ein, dass Schwiegermutter öfter bei uns ist. Die festlichen Abendessen bei ihr werden mir fehlen, aber es wird sich alles finden. Momentan ist die Anlage ja auch verständlicherweise darauf bedacht, so wenig Besucher wie möglich ins Haus zu lassen.

Seit dieser Woche fahre ich wieder mit Bus und S-Bahn ins Büro, denn durch die diverse Baustellen und ständigen Staus auf der A7 wurde die Busverbindung unberechenbarer als die S-Bahn - und das will was heißen. Die S-Bahn ist zu meinen Fahrtzeiten oft leerer als die Busse, was auch ganz angenehm ist, aber zum ersten Mal fiel mir auf, wie surreal es aussieht, wenn alle Fahrgäste Maske tragen. Nur: Nützt ja nichts. Nach den Herbstferien dürfen Schulklassen wieder Ausflüge machen, und da ich weiß, wie voll die Bahnen zur Weihnachtsmärchenzeit sind, bin ich einmal mehr froh, zwei Tage zu Hause arbeiten zu können.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen im Urlaub berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.