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Samstag, 27. November 2021

Samstagsplausch KW 47/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXIX

In dieser Woche wurde ich nicht täglich mit den Corona-Inzidenzen geweckt, denn wir waren fünf Tage an der Ostsee. Der Gatte hatte mir einen Wellnessurlaub geschenkt, und den traten wir nun an. Ich zögerte lange angesichts der steigenden Infektionszahlen, aber jedes Mal, wenn ich das Thema Verschiebung ansprach, war klar, dass das den Gatten mehr treffen würde als mich. 

Möwe vor Deich.

Passend zu unserem Reisetermin führte Schleswig-Holstein 2G ein, was einigermaßen sicher sein sollte, aber dennoch war's mir oft komisch. Am Frühstücksbüfett war mir zu viel Gedränge, also Maske. Bei Massagen kann kein Abstand gehalten werden, zudem sind die Räume fensterlos mit abgeschalteten Lüftern, und wenn Fenster da sind, sind die geschlossen. Also Maske, auch wenn ein Masseur da sehr komischen fand: "Sie atmen doch nach unten, wenn Sie liegen." Ähm, ja, schon, aber daran halten sich die Aerosole nur bedingt. Und abends direkt an der Bar war's mir auch zu kuschelig. 

Spatzen in Pampasgras.

Außerdem heißt 2G nicht, dass alle Angestellten geimpft sind, denn die können sich auch mit Tests behelfen, zumindest bis zu einem Impftermin. Im Hotel waren sehr viele Sachsen und Schwaben, und angesichts der niedrigen Impfquoten dort macht mich das automatisch misstrauisch. Beim Einchecken wurde zwar der Impfstatus geprüft, aber so ein Nachweis lässt sich ja leicht fälschen. Na ja, und wer beruflich im Hotel ist, wie die zahlreichen Soldaten, die dort tagten, für den gilt 2G eh nicht, denn wenn man beruflich unterwegs ist, verbreitet sich Corona nicht. 

Spatz im Pampasgras.

Von Corona mal abgesehen, war der Urlaub aber sehr erholsam. Es war tatsächlich der erste Urlaub seit Februar 2017, in dem ich mich nicht um den kranken Gatten kümmern musste. Es tat uns beiden gut, uns mal wieder angemessen anzuziehen, abends im Anzug und im kleinen Schwarzen unterwegs zu sein. Okay, im Vergleich zu anderen Gästen waren wir absolut overdressed, aber ich schlappe selbst als Stammgast im Vier-Sterne-Hotel nicht in Schlafanzug und Puschen ans Büfett, selbst, wenn der Schlafanzug als Lounge Wear verkauft wird und die Puschen als Comfy Boots, also gehörten wir zu den wenigen, die angemessen angezogen waren. 

Das Hotel verfügte über einen großen Wellnessbereich mit zwei Pools, diversen Saunen, Kraftraum und Fitnessstudio, so dass wir es kaum verließen. Der Gatte erkundete einmal das Gelände, einmal waren wir an der Glühweinbude für ein bisschen Weihnachtsmarkt-Feeling, und einmal machten wir einen kleinen Spaziergang. Wir kennen die Gegend, und natürlich dachte ich daran, dass wir früher mal eben mühelos die sieben Kilometer von Hohwacht nach Weißenhäuser Strand und zurück liefen, während es jetzt schwerfällt, einen Kilometer zu gehen. Aber es ist gut so, wie es ist. Ich bin dankbar. 

Es klappte sogar zwei Tage lang, mich nicht um Mudderns zu kümmern, nicht mehrmals täglich von ihr angerufen zu werden. Am dritten musste ich allerdings einen Impftermin für sie organisieren, weil sie nicht ohne Termin an einer Impfstelle anstehen will. Das kann ich gut verstehen, nur wenn's da gerade ganz leer ist, wenn sie da vorbei geht, so wie vorgestern, könnte sie doch mal eben rein ... Aber nein, da hatte sie ihre Unterlagen nicht mit. 

Also zerschießt Mudderns mal wieder meinen eng getakteten Zeitplan. An einem der nächsten Wochenenden fahre ich morgens den Gatten zum Rehasport, warte, bis er fertig ist, gucke, dass er sich irgendwie ausruht, denn anschließend geht's für ihn gleich weiter zum Impfen, bringe ihn nach Hause, gucke, dass er versorgt ist, fahre dann zum Testzentrum, damit ich am kommenden Tag Mudderns zum Impfen begleiten kann (was an dem Tag alleine schon über 100 km zu fahren sind). Als ich ihr sagte, dass das ein anstrengendes Wochenende für mich wird, dass ich die Kraft dafür nicht habe, entgegnete sie, ich täte ja sonst nichts für sie, da könne ich mich ja mal anstrengen. Ja, nee, is klaa. Ich hätte nicht wenig Lust, tatsächlich mal nichts zu tun. Es ist eigentlich egal, ob ich mich kümmere oder nicht, denn ich werde ohnehin als schlechte Tochter dargestellt. Das ist schon so, seit ich denken kann, ich bin es gewohnt, aber gelegentlich wird's einfach zu viel. 

Mudderns Garten ist wieder einigermaßen in Form. Er sieht jetzt sehr kahl aus, aber sie sagt, sie ist zufrieden. Ich fände es schön, wenn ein paar Farbtupfer gesetzt würden, aber sie lehnt das ab, weil sie ja ohnehin nicht in den Garten geht oder aus den Fenstern dort guckt. Schade, aber wenn sie nicht will, ist das eben so. Der Garten könnte ansonsten sehr schön sein, mit sonnigen Sitzplätzen, aber sie will halt nicht. Die Nachbarn, die den Garten ohne Erlaubnis rodeten und Mudderns verklagen wollen, weil sie sich weigert, dafür zu zahlen bzw. weil Muddern Bäume in den Nachbargarten wurzeln, haben sich noch nicht gerührt. Mudderns sprach inzwischen mit einem Anwalt für Baurecht, der ihr zum Abwarten riet. Nun gut, soll sein. 

Hier gilt seit mittlerweile 89 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Seitdem wir alle geimpft sind, fuhren wir die sozialen Kontakte kurzzeitig wieder hoch. Angesichts der aktuellen Zahlen fahren wir sie aber wieder runter.

Wieder im Heimbüro, erwartete mich eine eMail, dass wir verstärkt zu Hause arbeiten sollen, um Kontakte zu reduzieren, auch im ÖPNV. Ich bin also künftig wieder nur einen Tag im Büro bzw. im Laden und nutze dafür das Auto. Parken kostet zwar ein Vermögen, aber momentan fühle ich mich im Auto wohler als in vollen Bussen. Erstaunlicherweise bleibt unser Laden geöffnet, dabei wären viele von uns schon lange froh, wenn wir auf Click & Collect umstellten. Unsere Chefs haben jetzt zusätzlich Spaß mit neuen Formularen, müssen den Impfstatus erfassen, bei Ungeimpften täglich Tests überprüfen. Bei uns ist das Team klein und, nachdem unser Azubi zur nächsten Station wechselte, komplett durchgeimpft, zum Teil auch schon geboostert, aber in größeren Teams wird das anstrengend. 

Der Gatte war heute das erste Mal beim Rehasport, wurde gut aufgenommen, scheint in einer netten Gruppe zu sein und war nach einer Stunde fix und alle, aber total stolz, es geschafft zu haben. "Die machen da viel für's Gleichgewicht, Schultern und Nacken, so was, was du mit mir in Dänemark gemacht hast." Ach, sach bloß, da lag ich richtig mit meinen Sturzprophylaxe-Übungen. Der Kurs ist sehr früh, weswegen es auch einfach war, einen Platz zu bekommen, und da der Gatte noch zu schwach ist, um selbst zu fahren oder mit dem Bus, fahre ich ihn. In der Wartezeit gehe ich spazieren. In der Nähe ist ein sehr guter Bäcker, also ist für anschließende Frühstück gesorgt. Für den Gatten ist es psychisch schwierig zu realisieren, wie schwach er ist, denn vor nicht all zu langer Zeit machte er ja noch Krafttraining. Aber er ist wieder stabil genug für Sport. Es geht also aufwärts.

Ansonsten macht uns die aktuelle Corona-Politik bzw. das völlige Fehlen selbiger einmal mehr wütend. Ich hatte gehofft, mit der neuen Regierung zöge Kompetenz ins Gesundheitsministerium ein, aber einmal zeigt sich, Kompetenz ist hinderlich. Warum sollte man einen Epidemiologien zum Minister berufen, wenn man auch eine Juristin haben kann?! Vor notwendigen, aber unbequemen Entscheidungen wie Impfpflicht oder endlich mal einen Lockdown drückt man sich weiter hartnäckig. Wir gehen jetzt ins dritte Corona-Jahr, und es wird sicher nicht das letzte sein. Meine Toleranz ist einmal mehr mehr als erschöpft.

Es gibt so viele Déjà-vus, dass ich mich wie in einer Zeitschleife fühle. Da gibt es eine neue Corona-Mutante, aber Reiserückkehrer werden nicht wirklich erfasst, müssen nicht direkt am Flughafen in Quarantäne, sondern können weiterreisen. Da wird zur Impfung und zum Boostern aufgerufen, aber wieder mal gibt es nicht genug Impfstoff. Aus Angst, dass unsere Booster-Termine wegen fehlenden Impfstoffes abgesagt werden, habe ich zwei Termine bei der staatlichen Impfstelle blockiert, denn dort soll es keine Impfstoff-Rationierung geben. Ich fühle mich schlecht, weil ich zwei Termine blockiere, die jemand anderes braucht, aber ich weiß ich auch nicht, was ich sonst machen soll (außer zu warten, bis es irgendwann mal wieder ausreichend Impfstoff gibt). Da dürfen Fußballspiele vor vollen Zuschauerrängen stattfinden, weil die Infektionszahlen ja noch nicht hoch genug sind. Da wird auf Eigenverantwortung gesetzt, weil das ja in den letzten Monaten so gut klappte. Da wird geduldig gewartet, bis eine unvernünftige, unsolidarische, unmoralische Minderheit vielleicht doch noch zur Einsicht kommt, anstatt eine vernünftige Mehrheit endlich ernst zunehmen und zu schützen. 

Bei uns fiel immer noch keine Entscheidung über die anstehende Bayern-Reise. Ich fände es vernünftiger, zu Hause zu bleiben, weniger wegen einer möglichen Corona-Infektion als wegen des herzkranken Gatten, für den es im Notfall kein Bett gäbe. Gedanken an einen möglichen Autounfall schiebe ich ohnehin beiseite. Wir sind alt und vorerkrankt, wir sind bei jeder Triage raus. 

So bereiten wir uns sowohl auf Weihnachten bei Tante als auch auf Weihnachten daheim vor. Durch das letzte Weihnachten bin ich ja Improvisieren gewohnt. Es gäbe die Option, bei Schwiegermutter in der Seniorenwohnanlage im Restaurant zu essen, aber da wird pandemiebedingt gerade wieder eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt, nachdem man sich gerade wieder vorsichtig für Besucher öffnete. So fällt morgen der Weihnachtsmarkt aus (was vor allem für die Bewohner, die nicht mobil sind, traurig ist, aber wir freuten uns auch darauf), fallen auch andere Veranstaltungen aus. Obwohl die Anlage sehr umsichtig ist, gibt es einen Corona-Fall. Noch sind aber Besuche unter 2G möglich (und angesichts unseres Urlaubs diese Woche testen wir uns natürlich, bevor wir Schwiegermutter besuchen). 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Samstag, 20. November 2021

Samstagsplausch KW 46/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXVIII

"Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen hat den achten, neunten, zehnten, xten Tag in Folge einen neuen Höchststand erreicht.", ist der Satz, mit dem ich diese Woche Tag für Tag geweckt wurde, und ich weiß, in den kommenden Wochen wird's so weitergehen. 

Einmal mehr mag ich schlichtweg nicht mehr. Es ist mir unverständlich, wie man es auch am Ende des zweiten Pandemiejahres nicht schaffen kann, rechtzeitig zu handeln, Verantwortung zu übernehmen. Seit Sommer ist bekannt, dass eine Drittimpfung notwendig ist, aber anstatt die Infrastruktur dafür zu schaffen, wartet Deutschland ab, schließt die Impfzentren, prüft, ob Deutsche tatsächlich eine Drittimpfung brauchen, obwohl das durch die Erfahrungen anderer Länder schon lange bestätigt ist. 

Seit Sommer ist auch absehbar, dass es angesichts der zu geringen Impfquote zu vermehrten Infektionen im Herbst kommen wird, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Stattdessen wird geöffnet, rennen wir sehenden Auges in Unglück, finden Großveranstaltungen, Weihnachtsmärkte und Co. statt, wird mitten in einer Pandemie die epidemische Notlage beendet. Jetzt erkennt die Politik, dass das vielleicht doch unklug war, rudert hektisch in alle Richtungen, nur nicht zurück, übernimmt wieder einmal keine Verantwortung. Plötzlich gibt es halbgare Lockdowns, werden Weihnachtsmärkte abgesagt - zu einem Zeitpunkt, zu dem die Schausteller schon aufbauten, die Märkte teilweise schon laufen. Kein Wunder, wenn da Menschen verzweifeln, weil ihnen wieder mal so unerwartet der Lebensunterhalt genommen wird! 

Statt endlich eine Impfpflicht zu beschließen, zumindest für bestimmte Berufsgruppen, schiebt man mit der Überprüfung der 2G-, 2Gplus- und 3G-Regeln der Privatwirtschaft die Einhaltung der Corona-Regeln in die Schuhe. Eine absolute Lachnummer ist doch 3G im ÖPNV. Sollen an den über 10.000 Hamburger Bushaltestelle nun rund um die Uhr Wachleute stehen und Impf- oder Testzertifikate prüfen? Es klappt ja noch nicht mal mit der Fahrscheinkontrolle durch die Busfahrer, zumal die Einstiegspflicht beim Busfahrer wegen Corona aufgehoben ist. Und Kontrollen im ÖPNV finden ohnehin kaum statt. 

Einmal wird an die Vernünftigen appelliert, weil man gegen die Unvernünftigen nicht vorgehen will. Man hofiert eine tumbe Minderheit und lässt die vernünftige Mehrheit leiden, weil man keinen Mors in der Hose hat, um Verantwortung zu übernehmen und zu handeln. 

Sagte ich schon, dass ich nicht mehr mag?

Hier gilt seit mittlerweile 88 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Seitdem wir alle geimpft sind, fuhren wir die sozialen Kontakte kurzzeitig wieder hoch. Angesichts der aktuellen Zahlen fahren wir sie aber wieder runter. Der Gatte, der sich so auf die Weihnachtsmärkte freute, will da jetzt doch nicht hin, trotz 2G-Konzept. Er überlegt auch, ob wir zur bayerischen Tante fahren. Aktuell ist die Inzidenz dort bei knapp 600, gibt es kein freies Krankenhausbett. Letzteres macht mir mehr Sorgen als eine eventuelle Corona-Infektion, denn bis zur geplanten Reise werden wir dreifach geimpft sein und in Bayern sehr für uns sein. Aber kein freies Krankenhausbett bedeutet, dass der herzkranke Gatte im Notfall nicht oder nur sehr verspätet medizinisch versorgt wird. 

Der Gatte war lange in coronabedingter Kurzarbeit, wurde vor ziemlich genau einem Jahr schwer krank und ist inzwischen verrentet. Ich arbeite seit 16. März 2020 weitgehend zu Hause, womit ich meistens gut klarkomme, zumal ich jederzeit ins Büro kann. Unser Chef gibt uns da alle Möglichkeiten, und meine Kollegen sind sehr umsichtig beim Einhalten der Corona-Schutzmaßnahmen, gehören wir alle doch entweder zu einer Risikogruppe oder sind familiär für Risikogruppen-Menschen verantwortlich. Angesichts der aktuellen Corona-Lage herrscht bei uns latenter Frust, weil absehbar ist, dass wir auch kommendes Jahr unsere Projekte nicht normal umsetzen können. Vielleicht übernächstes Jahr? Ich hätte nicht gedacht, dass wir nach Vorliegen eines Impfstoffes noch immer nicht mit dieser Moppelkotze durch sind. Für mein Projekt gelten bis Sommer 2022 besondere Pandemie-Bedingungen. Als ich die einführte, dachte ich, der Zeitraum ist sehr großzügig bemessen. Zwischendrin wollte ich ihn schon verkürzen. Inzwischen überlege ich, ihn auf Sommer 2023 zu verlängern. 

Aktuell wundere ich mich seit Tagen, dass unser böberster Blaumann uns noch nicht wieder komplett ins Home Office schickte, dass unser Laden noch geöffnet ist. Hamburgs Corona-Politik war ja bislang recht umsichtig, weswegen mich dieses Zögern einmal mehr wundert. Immerhin gab Hamburg inzwischen die Booster-Impfungen für alle frei. Nachdem ich Termine für uns bei unserem HNO-Arzt bekam, sagte ich die anderen Termine ab, muss den Gatten also nicht ins Nachbarbundesland fahren, muss selbst nicht durch die halbe Stadt fahren, sondern fahre einfach eine Viertelstunde mit Bus oder Auto. 

Diese Woche war ich mal wieder in der Schanze unterwegs und fand dieses Kunststückchen.

Vor zwei Wochen drangen Nachbarn von Mudderns unerlaubt auf ihr Grundstück ein, holzten Büsche und Bäume ab. Der Garten ist jetzt kahles Kleinholz. Dann boten sie ihr an, die Grünabfälle abzufahren - natürlich gegen Geld. Mudderns stimmte zwangsläufig zu, weil sie nicht wusste, wie sie der Massen sonst Herr werden sollte (ich wäre zwar zu ihr gekommen, aber selbst dann hätte es Tage gedauert). Die Summe für die Abfuhr wurde von Tag zu Tag höher, weil die Gebühren des Recyclinghofs angeblich so hoch sind, aber immerhin entsorgten die Nachbarn die Grünabfälle. Der örtliche Recyclinghof nimmt private Grünabfälle zudem kostenlos an. Mudderns wäre noch mit der Zahlung von Benzinkosten einverstanden gewesen, hätte den Betrag auch großzügig bemessen, aber wie gesagt: Die Nachbarn wollten von Tag zu Tag mehr Geld. 

Angeblich haben die Nachbarn für alles auch einen Gärtner beauftragt, nur als Mudderns nach dessen Kontaktdaten fragte, konnten die Nachbarn ihr keine nennen. Vermutlich gibt's diesen Gärtner nicht. Mein Ex ist Gärtner, und ich weiß, kein Gärtner, der etwas auf sich hält, würde so eine schlechte Arbeit abliefern und die Grünabfälle liegen lassen. Mudderns hat inzwischen einen Gärtner beauftragt, aus dem Kleinholz wieder einen Garten zu machen und zukünftig die Pflege zu übernehmen.

Gefragt, warum die Nachbarn Kahlschlag ohne Mudderns Genehmigung machten, sagten sie, sie hätten doch geklingelt, aber Mudderns hätte nicht geöffnet. Also stiegen sie über den Zaun. Klar, was auch sonst?!

Gestern bestand die Nachbarin auf Bezahlung. Mudderns weigerte sich - endlich, denn Tacheles zu reden, war schon lange überfällig. Die Nachbarin will sie nun verklagen, weil die Wurzeln der Pflanzen aus Mudderns Garten auf das Grundstück der Nachbarin wachsen. Nun, Grundstück und Bewuchs sind 60 Jahre alt, waren schon da, als Nachbarin das Haus kaufte, und die Nachbarin kannte Haus und Grundstück seit Jahren, weil sie es von der alten Dame, die sie pflegte, nach deren Tod übernahm. Ja, genau, die Frau, die meine über achtzigjährige Mutter drangsaliert, ist von Beruf Altenpflegerin! Die gleiche Nachbarin verlangte vehement nach den Kaufunterlagen von Mudderns Haus, angeblich, um Leitungen zu überprüfen - ein Jahr nach Abschluss der Umbauarbeiten an ihrem Haus. Wir vermuteten sofort, sie wolle sich irgendwie Mudderns Haus unter den Nagel reißen. Immerhin gab sie auf, als Mudderns sagte, die Unterlagen wären bei mir. Und so ziemlich das erste, was die Nachbarn taten, als sie das Haus übernahmen, war, Mudderns Apfelbaum quasi zu halbieren, die Wurzeln auf ihrem Grundstück abzuhacken und alle überstehenden Äste abzuschneiden. Dass der Nachbarsgarten nur aus weißem Schotter besteht, verwundert da nicht. 

Mudderns ist natürlich aufgelöst, hat Angst, dass die Nachbarn ihr die Scheiben einwerfen oder schlimmeres, fühlt sich in ihrem Haus nicht mehr sicher, und das ist vermutlich auch der Sinn und Zweck des Handels der Nachbarn. Nur: Wenn Mudderns aus dem Haus auszieht, ziehen der Gatte und ich ein. Wir haben gute Musikanlagen, hören gerne laut Punk und Techno, haben Hobbies, die den Einsatz lauter Gerätschaften bedingen, Gehörschutz und gute Nerven. 

Mudderns zögert noch vor rechtlichen Schritten, hat aber immerhin schon mal die Unterlagen ihrer Rechtsschutzversicherung parat gelegt, und sobald sie zustimmt, werde ich mit einem Anwalt sprechen, denn unabhängig von einer Klage der Nachbarn muss deren Treiben Einhalt geboten werden. Normalerweise hätten wir sofort eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung gestellt, aber das wollte Mudderns nicht, und ich versuche, ihre Wünsche zu respektieren. Aber bei den Nachbarn helfen anscheinend nur harte Geschütze.

Ansonsten war's eine ruhige Woche. Der Gatte und ich genossen wieder unsere gemeinsamen Teezeiten. Ich kann zu Schwiegermutters Frauenarztpraxis wechseln, so dass das Hin und Her zwischen Endokrinologin und Frauenärztin beendet ist, denn diese Praxis kann auch gynäkologische Endokrinologie. Da ich momentan noch so viele Termine habe, so oder so mit der permanenten Metrorrhagie leben muss, wechsele ich erst im Februar, muss mal schauen, wie es bis dahin mit der Tablettenversorgung klappt, aber das wird sich finden. 

Zum Sport kann ich mich immer noch nicht aufraffen, hoffe aber, dass ich nach dem bevorstehenden Kurzurlaub mit Wellness und Sport wieder den Dreh finde. Im Sportstudio gilt seit heute 2G, das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, und zusätzlich werden ich beim Training Maske tragen, selbst, wenn ich es nicht muss. 

Ich hab's auch endlich geschafft, mir neue Brillen machen zu lassen, habe endlich eine Computerbrille. Das ist so fein! Okay, außer, ich vergesse, dass ich sie trage und wundere mich, warum alles so verschwommen ist, wenn ich damit durch die Wohnung gehe. Ich muss mich dringend um einen Augenarzttermin kümmern. Da war ich seit zwei Jahren nicht mehr, und mindestens ein Auge muss sicher gelasert werden. 

Aktuell lese ich gerade die Gregor-Mandelbaum-Reihe*. Das hatte ich schon länger vor und freue mich, dass ich das endlich umsetze. Außerdem meldete ich mich zu einer Aktion, bei der Söckchen und Mützchen für Frühchen gestrickt werden. Wenn die Hüttenschuhe, das Geburtstagsgeschenk für Mudderns Gesellschafterin, fertig sind, habe ich nur noch Strickprojekte, die ich schieben kann, und der Schal für's Leben kann auch etwas später fertig werden. Momentan ist Sofasitzen und Stricken eh meine Lieblingsbeschäftigung, da kann ich dann auch mal was Sinnvolles stricken.  

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Montag, 15. November 2021

#12von12 im November 2021

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Büro-Proviant. Zum Glück muss ich heute nicht auch noch den Dienstrechner mitschleppen, denn der ist vom Vortag noch im Büro.

Normalerweise (Hilfe, jetzt betrachte ich Corona schon als normal ...) wäre ich heute im Heimbüro, aber ich fahre ins echte. Ich habe eine Videokonferenz und brauche dafür mehr Platz, als ich zu Hause habe. Außerdem will ich ein paar Kolleginnen wiedersehen, die ich an meinen normalen Bürotagen nicht sehe. 

#2: Bushaltestellenwarteblick.

#3: Es gibt anscheinend eine neue Buslinie ...

Ich muss anderthalb Stunden früher los als sonst und hoffe, die Busverbindungen klappen. Am Vortag fielen zwei Busse aus. Heute klappt's, kann ich vor der VK noch Tee kochen und in Ruhe ankommen. Pünktlich zu Beginn der VK ruft die IT an, um meinen Drucker zu installieren. Dabei hatte ich am Vortag gesagt, dass ich genau in diesem Zeitfenster nicht erreichbar bin. Wir finden kein anderes Zeitfenster, denn entweder ist der IT-Kollege in Feierabend oder ich bin nicht im Büro. Nun, ich habe seit 16. März 2020 keinen Arbeitsplatzdrucker mehr, also kann das noch weiter warten ... Irgendwann muss diese dösige Pandemie ja mal vorbei sein.  

#4: Nervennahrung für vier Stunden Videokonferenz.

#5: Heute wird es nicht richtig hell. Daran ändern die beiden roten Lampen in meinem Büro zwar auch nichts, aber ich mag sie sehr. Sie sind Erbstücke meiner Vorgängerin.

#6: Mal wieder die Zeitung auswechseln. Ob die Ursache für die Leckage noch mal gefunden wird, so lange ich dieses Büro nutze?!

Nach der Arbeit bin ich mit dem Gatten im Einkaufszentrum verabredet. Während er seine neue Lesebrille abholt, denke ich daran, dass wir vor genau einem Jahr zum zweiten Mal in der Augenklinik waren. Inzwischen ist die Behandlung abgeschlossen, kann der Gatte wieder besser sehen. Was für eine Erleichterung! Nun sollte ich mich mal um meine Augen kümmern ... 

#7: Die Spülmaschine wurde ausgeräumt. Wir haben wieder alle Tassen im Schrank.

#8: Abendessen. Zu den Kartoffeln gibt's Convenience.

#9: Ich blicke beim Einkaufszettel nicht mehr durch, und da ich morgen früh nochmal los muss, schreibe ich den ins Reine.

Eigentlich wollten wir den kompletten Wocheneinkauf erledigen, aber der Gatte schwächelt, also ab nach Hause, Tee trinken, ausruhen und für mich noch ein bisschen Hausarbeit. Nach dem Abendessen verschwindet der wieder einigermaßen fitte Gatte in die Werkstatt, während ich die Beine hochlege. Sofasitzen und stricken ist ja momentan eh meine Lieblingsbeschäftigung.

#10: Beien hoch und stricken. Das werden Beinstulpen.

#11: Ob die kommende Nacht besser wird? Spoiler: Nein. Ich habe aktuell mal wieder Probleme mit dem korrekten Maskensitz, warum auch immer. 

#12: Noch etwas lesen*.

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen* und nicht versehentlich den Wecker ausstellen, denn ich will früh los, um die zweite Hälfte des Wocheneinkaufs zu erledigen.

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Sonntag, 14. November 2021

Samstagsplausch KW 45/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXVII

"Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen hat einen neuen Höchststand erreicht.", ist der Satz, mit dem ich diese Woche Tag für Tag geweckt wurde. Ich mag einfach nicht mehr. Bilder von Karnevalsauftakt machen mich einfach nur noch fassungslos. In wenigen Tagen werden wir über 100.000 Infizierte täglich haben und über 100.000 Tote, aber notwendige Gegenmaßnahmen werden nicht ergriffen. Vor einem Jahr hatte ich die Hoffnung, dass uns der Impfstoff aus Corona herausbringt. Jetzt richte ich mich auf ein weiteres Corona-Jahr ein. Planlos durch die Pandemie, weiterhin.

Dieses Wochenende wäre ich eigentlich auf einer Tagung in Basel - abgesagt wegen Corona. Letztes Jahr um diese Zeit wäre ich auf einer Tagung in Dresden gewesen - abgesagt wegen Corona. Nächstes Jahr um diese Jahr war eine Tagung in Wien geplant - jetzt schon abgesagt wegen Corona. Gut, so eine Video-Tagung ist sehr effektiv, der Moderator ein Goldstück, aber das ist kein wirklicher Ersatz für den analogen Austausch.

Hier gilt seit mittlerweile 87 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Seitdem wir alle geimpft sind, fahren wir die sozialen Kontakte wieder hoch, ich allerdings mit einem schlechten Gefühl. Angesichts der aktuellen Zahlen wird inzwischen sogar der Gatte, der sonst gerne auf den Swutsch geht, zurückhaltender, und das will was heißen.

Der Gatte war lange in coronabedingter Kurzarbeit, wurde vor ziemlich genau einem Jahr schwer krank, ist inzwischen verrentet und bekam in dieser Woche den Bescheid, dass er zu 100% schwerbehindert ist. So schwarz auf weiß zu lesen, dass Grund u.a. ist, dass er es nicht schafft, 2 Kilometer in 30 Minuten ohne Pause zu gehen, ist schon heftig. Was hat der Gatte früher für Wanderungen gemacht, wie viele Höhenmeter hat er geschafft! Und heute sind wir froh, wenn wir es an guten Tagen um die Weide schaffen, also etwas über 3 Kilometer in anderthalb Stunden - mit vielen Pausen.

Schwiegermutter machte mir für diese Woche einen Termin in ihrer Frauenarztpraxis, weil ich mit dem Hin und Her zwischen Frauenärztin und Endokrinologin so unzufrieden war. Nach einem Jahr Hormonpillen fände ich nämlich mal einen Hormonstatus ganz spannend, um zu gucken, ob sich was tat, denn meine Metrorrhagie hält ja an. Nur meint die Frauenärztin, so gut sei sie nicht in Hormonen, dafür müsse ich zur Endokrinologin, während die Endokrinologin sagt, für Hormone sei die Frauenärztin zuständig.

Nun landete ich beim einzigen Mann in der Praxis, weil die Ärztin, bei der ich den Termin hatte, sich gerade die Gräten brach. Ich bin zwar der Überzeugung, Männer werden nur Gynäkologe, weil sie für die Chirurgie zu klein sind, aber beggars can't be choosers. 

Der Arzt war sehr fokussiert, keine Anamnese über den Fragebogen hinaus, kein Geplauder, keine Untersuchung, nur die Feststellung, dass ich sehr viele Tabletten nehme und die Frage, wie die Diagnose lautet. Die wüsste ich auch gerne. Die Endokrinologin warf mir ja nur "Diabetes, bariatrische OP, Gebärmutterentfernung" an den Kopf. Alles weitere musste ich mir anhand der verschriebenen Medikamente zusammenreimen. Er fragte, bei welcher Ärztin ich sei. Als ich den Namen nannte, meinte er: "Von der Ärztin habe ich schon so viel Schlimmes gehört, so viele schlechte Diagnosen gehabt, dass ich denke, sie dürfte gar nicht mehr praktizieren!"

Oh, okay. Wow.  

Ich warf zwar ein, dass die Endokrinologin ja vielleicht nicht ganz falsch liegt, weil ich seit der Hormoneinnahme immerhin 30 Kilo abnahm und das gerne so weitergehen dürfte, aber das fand er irrelevant. 

Ich war an dem Tag total verpeilt, bezweifle, dass ich verständlich machen konnte, dass ich wegen der Behandlung der Metrorrhagie da war, und bin gespannt, wie's weitergeht, nachdem das Laborergebnis da ist. Ich denke, ich werde bei der Praxis bleiben, denn bei der neuen Frauenärztin, bei der ich bislang einmal war, war ich nicht wirklich glücklich, und inzwischen stellte sich heraus, dass sie zum weiteren Querdenker-Umfeld gehört. Das muss ja nun nicht sein. 

Im Büro sind viele Kolleginnen genervt, weil notwendige Entscheidungen von den Chefs nicht kommen, was Arbeitsabläufe verzögert. Ich kenne die beiden Chefs ja schon von früher und hätte nie gedacht, dass es sich bei uns mal so entwickelt. So wäre unser Kalender normalerweise schon seit September gedruckt und verteilt, liegt aber noch immer nicht vor, und ich bezweifle, dass es bis Jahresende klappt. 

Mein Projekt sollte eigentlich im August abgenommen werden. Ich mache ohne Abnahme weiter, wurschtle mich durch. Dadurch, dass komplett auf Digitalisierung gesetzt wird, werden in meinem Bereich Menschen abgehängt, die von der Digitalisierung überfordert sind, Print brauchen. In anderen Bundesländern sah man das ein, kehrt im kommenden Jahr zu Print zurück, sieht in der Digitalisierung nur einen zusätzlichen Benefit, aber bei uns bleibt man stur. Für meine Kolleginnen sieht es so aus, als wäre ich nicht frustriert, aber das täuscht. 

Außerdem müssen wir bis Ende des Jahres unseren Teil des Ladens geräumt haben, was dazu führt, dass die Nachbarabteilung, mit der wir uns Laden, Seminarräume und Büroetage teilen, frei dreht (mit Ausnahme der Lieblingsladenkollegin). Ich bin gespannt, wie lange wir uns noch die Büroetage teilen. Auch hier wäre die Durchsetzungskraft der Chefs gefragt, aber die sind ja so gut wie nie da. 

Den Müttern und Tante geht's gut. Schwiegermutter entschied, dass wir Weihnachten nicht wie geplant essen gehen, denn der Bayer an sich ist ein ungeimpfter Ausländer. Ja, nee, is klaa. Stattdessen will sie in Tantes Küche kochen. Ich schlug Abholung im Restaurant, Raclette oder Fondue vor, aber vergeblich. So wird das alles viel anstrengender als geplant. Ich bin ohnehin gespannt, ob wir nach Bayern fahren werden, so, wie die Coronazahlen explodieren. Dass es in Bayern keine freien Intensivbetten gibt, sorgt mich schon, denn im Notfall bräuchte der Gatte eins. Nun, abwarten.

Mudderns hühnert weiter mit den Nachbarn herum, die ohne Erlaubnis ihr Grundstück betraten, Bäume und Büsche ohne Fachverstand zu Kleinholz verarbeiteten, die Grünabfälle einfach liegen ließen und sich das jetzt auch noch sehr, sehr teuer bezahlen lassen wollen. Muddern will kein Tacheles reden, will auch nicht, dass ich das mache. Sie ist keinerlei Argumenten zugänglich, auch nicht denen von ihrer Gesellschafterin, und das will was heißen. Stattdessen biedert sie sich plötzlich bei den Nachbarn an, will ihnen was schenken etc. 

Immerhin scheinen die Nachbarn davon abgekommen zu sein, die Originalunterlagen von Mudderns Hauskauf bekommen zu wollen, seitdem Mudderns sagte, dass die bei mir liegen. Und ich hoffe, dass Mudderns endlich einen Gärtner beauftragt, den Garten wenigstens zwei Mal im Jahr zu pflegen, denn das Grundstück sieht wirklich verwahrlost aus. Ich könnte mich über sie hinwegsetzen und das beauftragen, aber solange irgend möglich, respektiere ich ihre Entscheidungen, egal, wie irrational sie sind. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen g-Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 7. November 2021

Samstagsplausch KW 44/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXVI

Gefühlt war diese Woche sehr ruhig, aber das zeigt nur, welche Schlagzahl ich gewohnt bin. Der Gatte hat aktuell eine Reihe von guten Tagen, wo es sich fast so anfühlt wie früher, und wie immer, wenn ich merke, dass ich nicht permanent funktionieren muss, ist es, als wäre bei mir der Stecke gezogen, merke ich, wie erschöpft ich bin. Gestern war der Gatte sogar vor mir auf und weckte mich mit Kaffee - das gab's seit Monaten nicht mehr! Ich wünsche ihm sehr, dass die guten Tage anhalten. 

Es ist sehr schön, einen gemeinsamen Tagesablauf zu haben oder nach Hause zu kommen und auf einen Mann zu treffen, der viel schaffte, stolz darauf ist, viel zu erzählen hat. 

Nachmittagsstimmung am Jungfernstieg. Bald wird die Fontäne von der Alstertanne abgelöst.

Ansonsten gab's viel Orga-Kram: Die Restaurantzeiten im Hotel, in dem wir ein paar Tage urlauben werden, sind gebucht, ebenso wie die Wellness-Anwendungen. Coronabedingt kann das alles nicht spontan vor Ort gemacht werden, sondern im Voraus und nur online. Ich hoffe, ich muss uns dann nicht auch noch zusätzlich per Luca einchecken, denn die App verweigere ich noch immer hartnäckig. Ich verstehe nicht, was so schwer daran ist, zusätzlich zu den Luca-QR-Codes auch noch welche für die Corona-Warn-App auszuhängen. Auf die analoge Datenerfassung verzichten hier zunehmend mehr Betriebe, was im Umkehrschluss heißt, dass ich auf die Betriebe verzichte, aber in einer Ferienanlage geht das ja nicht. 

Für die Tage mit Tante sind jetzt alle Hotels gebucht, habe ich einen Plan für unseren München-Tag und für die Tage mit Tante und Schwiegermutter, damit wir nicht nur bei Tante aufeinander hocken und essen. Laut Gatte ist genau das geplant, befürchtet er, dass aus unserem München-Tag nichts wird, aber wir sind wild entschlossen, den mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, fahren wir doch extra dafür einen Tag früher, was Tante und Schwiegermutter noch nicht wissen. 

Außerdem sind die Tische für die Geburtstagsfeier mit Mudderns Gesellschafterin und die Weihnachtsfeier mit Mudderns gebucht. Mudderns kann schlecht damit umgehen, dass wir in den Urlaub fahren, wie sie aktuell überhaupt schlecht damit umgehen kann, wenn ich telefonisch mal nicht erreichbar bin. Im Urlaub werde ich daher mein Telefon auf lautlos stellen.

Letzte Woche musste Tante ihren Dackel gehen lassen. Die Kleine war 17 Jahre alt, ein langes, erfülltes Leben, aber wir hatten dennoch die Hoffnung, sie nächsten Monat nochmal knuddeln zu können. Tante geht's sehr schlecht. Sie ist fast 90, da wird es in ihrem Leben keinen weiteren Hund mehr geben. Gleichzeitig sterben in ihrem Umfeld immer mehr Menschen, wird es einsamer. Eigentlich wollte sie wie Schwiegermutter in einer Seniorenwohnanlage ziehen, aber das steht schon länger nicht mehr zur Diskussion. Mal schauen, wie es sich entwickelt. 

Hier gilt seit mittlerweile 86 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Seitdem wir alle geimpft sind, fahren wir die sozialen Kontakte langsam wieder hoch. Der Gatte war lange in coronabedingter Kurzarbeit, wurde schwer krank und ist inzwischen verrentet. 

Die steigenden Inzidenzen machen uns zu schaffen, wobei der Gatte da sorgloser ist als ich. Aber genervt sind wir beide. Corona wird uns noch lange begleiten. Ich bin gespannt, wie lange wir noch ohne Tests und ohne Voranmeldung zu Schwiegermutter können. Besonders erschreckend finde ich es, wenn die Inzidenzen aufgedröselt werden nach Geimpften und Ungeimpften. In Hamburg liegt sie bei Geimpften aktuell etwas über 20, bei Ungeimpften hingegen satt über 400!

Seit vorgestern ist wieder Dom. Anders als der Sommerdom, der mit 3G-Regeln und vorabgebuchten Zeitfenstern stattfand, gilt für den jetzigen 2G ohne Höchstbesucherzahl. Es gab sogar ein Eröffnungsfeuerwerk! Die Glacischaussee ist wie früher Dom-Parkplatz, und ich vermute, auf meiner Buslinie wird's voller als sonst. Der Gatte fragte sogar schon nach einem Dombummel! Einen vorweihnachtlichen Stadtbummel mit Weihnachtsmarktbesuchen hat er eh schon eingeplant. 2G ist ja schließlich schon fas wieder so was wie Normalität, wie vor Corona ... 

In der kommenden Woche habe ich mit dem Besuch bei einer neuen Gynäkologin meinen hoffentlich letzten Arzttermin für dieses Jahr (von dem für die Booster-Impfung und der regelmäßigen Rezeptabholung mal abgesehen). Ich mag nach dem Ärzte-Marathon einfach nicht mehr, möchte endlich zur Ruhe kommen. Ich habe mich an den Gedanken gewöhnt, dass die Metrorrhagie noch etwa 10 Jahre anhalten wird, da die Total-OP für mich ja noch immer kein Weg ist. Insofern setze ich keine Hoffnung in den Termin.

Momentan bin ich einfach wieder nur total erschöpft, mag am Liebsten Sofasitzen und stricken. Immerhin habe ich es schon wieder geschafft, die Sporttasche zu packen, aber ich konnte mich noch nicht wieder aufraffen. Ich weiß aber, dass Sport die beste Methode ist, wieder auf die Beine zu kommen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen g-Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Samstag, 6. November 2021

#WMDEDGT 11/21: Rote Rosen

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Aufstehen, duschen, in die Küche schlappen zum kaffeekochen und dabei daran denken, wie schön es war, als der Gatte noch gesund war, morgens vor mir aufstand, das Kaffeekochen übernahm und mich morgens in der Küche Milchkaffee erwartete ... Nein, es ist schon gut so, wie es ist.

Den Gatten wecken, dann Kaffee trinken und den Dienstrechner hochfahren, denn heute arbeite ich zu Hause. Heute steht Beschaffung auf dem Plan. Es gibt wenig, was ich lieber mag. Das Bestellsystem ist umständlich, und grundsätzlich ruft nach dem Abschicken der Bestellung eine schlecht gelaunte Kollegin an, die mich anschreit, was ich alles falsch gemacht habe. Wir sind ja schließlich alle Beamte und haben keine Ahnung von der freien Wirtschaft. Ja, nee, is klaa. Bei dem Benehmen, dass sie an den Tag legt, wundert es mich nicht, dass sie nicht mehr in der freien Wirtschaft arbeitet. 

Im Gegensatz zu besagter Kollegin habe ich nur zwei Mal im Jahr mit Beschaffung zu tun, weil das bei uns in der Abteilung nicht zentral gemacht wird, sondern jede Kollegin für ihre Projekte zuständig ist. Weil ich das Beschaffungssystem so selten brauche, bringt es mich jedes Mal an den Rande des Nervenzusammenbrauchs, vor allem, wenn so eine unfreundliche Rückmeldung droht.

Frühstückspause, dann Freigaben machen und Mails beantworten. Überraschenderweise trudelt die Freigabe meiner Bestellung ein - wow!

Telefonat mit Mudderns, anstrengend, denn Nachbarn drangen in ihren Garten ein, schnitten Bäume und Büsche herunter, ließen die Grünabfälle liegen und erwarten nun, dass Mudderns für den Beschnitt zahlt (und natürlich für die Entsorgung der Grünabfälle). 

Mittagspause, mit dem Gatten ins Einkaufszentrum zum Optiker. Während er mit Sehtest und Brilleaussuchen beschäftigt ist, erledige ich den ersten Teil des Wocheneinkaufs. Als ich den Gatten wieder einsammeln will, erwartet der mich mit einem Strauß roter Rosen - was für eine schöne Überraschung!

Wieder zu Hause, gehe ich wieder ins Heimbüro, nachdem die Blumen und die eingekauften Lebensmittel versorgt sind. Der Gatte holt die Post aus dem Briefkasten. Ich zucke zusammen, als ich den mit dem Mammographie-Befund sehe, denn den erwartete ich frühestens kommende Woche. Wenn der befund so früh kommt, kann es nichts Gutes bedeuten. Doch! Die Untersuchung war ohne Befund - aufatmen! Ich merke, dass mir die sechs Monate mit dem unklaren Tumorverdacht noch in den Knochen stecken. 

Der Gatte, erfreulicherweise ungewöhnlich fit, erledigt ein paar Telefonate und teilt mir mit, dass wir am kommenden Tag ausschlafen können, ich ihn nicht zum Herzsport fahren muss, denn aus Versicherungsgründen besteht der Verein darauf, dass erst die Genehmigung der Krankenkasse vorliegen muss. Soll sein. Da der Gatte so fit ist, fährt er nochmal los, den zweiten Teil des Wocheneinkaufs erledigen. 

Feierabend und Teezeit, nachdem der Gatte vom Einkaufen zurück ist. Die gemeinsame Teezeit ist unsere Coronatradition, die uns lieb geworden ist. Am Ladentag fehlt sie mir, und wenn ich ins echte Büro muss, versuche ich die Arbeitszeit so zu legen, dass ich zum Tee wieder zu Hause bin, wartet der Gatte oft mit Tee auf mich. 

Der Abend ist ruhig: Hausarbeit, Sofasitzen und stricken. Zwischendrin klingelt es: Ein Teil von Mudderns Weihnachtsgeschenk wird geliefert. Sie bekommt neues Bettzeug, mehr als überfällig. Ihre Gesellschafterin wird dann dafür sorgen, dass es auch auf's Bett kommt und das alte gleich entsorgt wird, denn Mudderns ist da widerspenstig. Ihr ist sonst zuzutrauen, dass sie das neue gegen das alte, eklige Bettzeug austauscht. Außerdem bestelle ich Wolle* für das Geburtstagsgeschenk* für Mudderns Gesellschafterin. 

Abendessen, dann geht der Gatte in die Werkstatt, und ich gucke eine neue Folge der Teagarden-Mysteries*. Mit Mühe und Pralinen schaffe ich es noch über's Heute Journal zur Heute Show, dann muss ich ins Bett, wenngleich ich gerne noch Böhmermann guckte. Der Fernseher im Schlafzimmer fehlt, wird aber mit dem anstehenden Umbau sicher reaktiviert. 

Den Wecker ausstellen (der Gatte kann ja noch nicht zum Herzsport) noch etwas lesen* und dann schnell schlafen.

Donnerstag, 4. November 2021

Yarncamp-Handstulpen aus Lana Grossa Meilenweit 50 Late Night

Beim Yarncamp ist es Tradition, dass es Material und Anleitung für ein spezielles Projekt im Goodie Bag gibt. Bei meinem ersten Yarncamp, an dem ich 2018 teilnahm, waren es diese Armstulpen. Ich wusste, dass ich sie stricken würde, wenn ich mal viel Zeit habe, denn in der dazugehörigen Session verknotete ich mir ordentlich die Finger beim Bündchen mit verschränkten Maschen - und da wartete das winzige Zopfmuster erst noch auf mich! 

Stulpen mit Engel.

Stulpen ohne Engel.

Das Muster im Detail.

Zum Ende des ersten Corona-Jahres hatte ich dann endlich die Muße, mit den Stulpen anzufangen. Das Muster lässt sich wirklich nicht mindless stricken - mein grundverpeiltes und ausgebranntes Hirn wurde also echt gefordert, und ich machte einige Fehler. Nicht immer ribbelte ich, sondern beschloss, das gibt meinen Stulpen Individualität. Mir gefällt besonders gut, dass sie so lang sind - das ist ideal am Schreibtisch.

Schöner arbeiten mit dem Yarncamp.

Ich haderte erst mit der Farbe, denn braun ist so gar nicht meins, aber dann fiel mir ein, dass ich einen sandfarbenen Pulli habe - inzwischen hatte, denn durch die Abnahme schwimme ich in dem Teil und gab's in die Kleiderkammer. Aber jetzt habe ich ja diesen Schal, zu dem ich noch keine Stulpen strickte, und da passen die Yarncamp-Stulpen farblich. Außerdem passen sie zum diesjährigen Schal für's Leben. Ich mag's, wenn sich die Dinge fügen.

Jetzt könnte es los gehen.

Die Anleitung für die Stulpen gibt es im Woolplace. Dieser Beitrag geht rüber zu Du für Dich am Donnerstag - danke für's sammeln! 

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