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Samstag, 27. August 2022

Samstagsplausch KW 34/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXVIII

Oft denke ich, es war eine ruhige Woche - bis ich sie für den wöchentlichen Samstagsplausch Revue passieren lasse. 

Sonnabend war der Gatte alleine beim Herzsport! Bislang war der Rückweg problematisch, weswegen ich ihn fuhr, aber jetzt schaffte er beide Wege selbst - ein Fortschritt! Ich nutzte die Zeit, um wenigstens schnell mal ein bisschen durchzuputzen. Später machten wir uns nach einem ruhigen Tag einen ruhigen Fernsehabend beim Themenabend "Lüneburger Heide". Da ist das alt-neue Haus, da ist unsere neue Heimat. Für den Gatten ist das alles neu, denn er kennt dort kaum etwas. Ich wuchs dort auf, aber auch für mich ist vieles neu, denn seit 38 Jahren war ich nur selten dort. 

Sonntag fuhr ich alleine in die lindgrüne Hölle, fand tatsächlich die ominöse Münzsammlung meines Vaters - im Tresor, wo sie aller Logik nach auch hingehört, womit aber angesichts des Ordnungssinnes meiner Mutter nicht zurechnen war - und kam abends mit 9 Müllsäcken voller Textilien zurück. Da dachte ich noch erfreut, endlich mit den Textilien durch zu sein, aber am kommenden Tag fand der Gatte noch welche ... Wir machen drei Kreuze, wenn das Haus leer ist. 

Nachmittags war ich mit Mudderns zum Eisessen. Sie war körperlich in schlechter Verfassung, schaffte den Hinweg nur mit Mühe und bestand beim Rückweg darauf, im zufällig geöffneten Kirchencafé zu warten, bis ich das Auto holte. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis sie es sonntags wieder in die Kirche schafft, falls sie es überhaupt wieder schafft, denn sobald sie außerhalb des Heimes unterwegs ist, ist sie unsicher, meint, vertraute Wege nicht mehr zu kennen. Für die zweimal drei Stunden, in denen sie mit ihrer Gesellschafterin unterwegs ist, reißt sie sich anscheinend extrem zusammen, aber für mehr reicht die Kraft nicht.

Montag begann mit der Krankmeldung einer Kollegin - Corona, was sonst?! Sie weiß genau, wo sie sich infizierte: Bei einer als sicher geltenden Veranstaltung. 

Der Gatte fuhr ins alt-neue Haus und kam mit acht Müllsäcken zurück. 

Ich musste zur Horror-Hormontante, und der Termin war, wie nicht anders zu erwarten, unerfreulich. Leider gibt es keine Alternative zu dieser Ärztin. Die Endokrinologin beschimpfte mich, weil ich nicht regelmäßig zu ihr in die Sprechstunde gekommen bin, sondern mir nur Rezepte abholte - ich versuchte seit September 2020 vergeblich, herauszubekommen, in welchem Rhythmus ich zu ihr soll, erhielt aber keine Antwort auf entsprechende Fragen bzw. nur die Info, ich solle zu Hausarzt und Gynäkologe gehen, sie sei für regelmäßige Konsultationen nicht zuständig. Also dachte ich irgendwann, sie solle sich halt melden, wenn sie was will ... Sie besteht auf der bariatrischen OP, die nichts mit meinen gynäkologischen Beschwerden zu tun hat, aber ich bin nur zu dumm, um ihr Behandlungskonzept zu verstehen. 

Sie bestand zudem überraschend auf einer gynäkologischen Untersuchung - bislang betonte sie, als gynäkologische Endokrinologin sei sie nicht für gynäkologische Untersuchungen zuständig. Sie sieht nicht mehr eine Total-OP als einzige Option, sondern will erstmal klären, woher die Hypermenorrhoe eigentlich kommt, denn angesichts von Endometriose und Myomatose gibt's dafür mehrere Möglichkeiten. Sie will für mich einen Termin in einer poshen Privatklinik arrangieren, damit die sich ein Urteil bilden und ggf. minimalinvasiv operieren. Sie selbst sei dazu nicht in der Lage, weil ihre Ultraschallgeräte zu klein seien, um jemanden mit meinem Gewicht zu untersuchen. Ähm, ja, nee, is klaa. Ich bezweifle, dass die in der Privatklinik zu einem anderen Urteil kommen als mittlerweile fünf Gynäkologinnen, deren Ultraschallgeräte nicht zu klein waren, aber bitte. Zumindest ist die Klinik auf Endometriose und Myomatose spezialisiert, und normalerweise bekäme ich als Kassenpatientin dort keinen Termin. Ich bin gespannt, ob die Hormontante sich an den Telefontermin erinnert - den im Frühjahr 2021 vergaß sie. 

Mit den verschriebenen Hormonen komme ich ganz gut zurecht, aber niemand kann mir die Frage beantworten, wie lange ich die nehmen kann. Alle sehen in einer OP die einzige Lösung, nur kann ich es mir nicht leisten, mindestens acht Wochen nicht körperlich belastbar zu sein. Okay, aktuell geht's dem Gatten gut, sind die Mütter versorgt, aber die Erfahrung zeigt, dass alles außer Balance gerät, sobald ich Schwäche zeige, nicht mehr funktionieren kann. 

Dienstag hatte ich die vierte Asthmanacht in Folge und blieb zu Hause. Nachmittags rief erst Mudderns an mit der erfreulichen Nachricht, dass sie in zwei Tagen in ein Einzelzimmer umzieht, dann Schwiegermutter mit der wenig erfreulichen Mitteilung, sie habe Corona. Irgendwie bestätigt war das nicht. Ihr Hausarzt kam darauf, machte aber keinen Antigentest, sondern schickte sie ins Krankenhaus - wo sie zum einen ohne vorherige Onlineregistrierung keinen Termin bekommt, zum anderen nur symptomfrei getestet wird, und Symptome hatte sie reichlich. An dem Tag war ihr der Weg ins Krankenhaus zu anstrengend. Wir konnten sie zumindest überzeugen, dass die Hausdamen ihrer Seniorenwohnanlage einen Termin für sie vereinbaren, den sie vorgestern hatte, und in Begleitung ihres Lieblingstaxifahrers klappte dann auch das Onlinegedöns - Schwiegermutter hat nämlich weder Internet noch Smartphone. Der Test war negativ, Gott sei Dank. Sie hat eine sehr heftige Halsentzündung, die mit Antibiotika schnell besser wird. 

Mittwoch hatte ich einen sehr langen Bürotag, auch, weil ich mich mit einer Kollegin verquatschte, mir erst kurz vor Feierabend einfiel, dass ich ja am Vortag versprach, eine Aufgabe der coronakranken Kollegin zu erledigen. Der Heimweg war anstrengend, weil Die Ärzte auf der Trabrennbahn spielten, Massen an Menschen auf den Straßen und im ÖPNV unterwegs waren - wie vor Corona. Abends waren gute Nachrichten in der Post: Die private Zusatzrente des Gatten ist nach acht Monaten Bearbeitungszeit endlich bewilligt! Wir hatten uns schon auf einen Rechtsstreit mit der Lebensversicherung eingestellt. Das Geld ist sehr willkommen, wird zudem rückwirkend bezahlt.

Donnerstag waren wir beide im alt-neuen Haus. Der Statiker kam, um unseren einsturzgefährdeten Balkon zu begutachten. Wir sprachen über verschiedene Möglichkeiten, entschieden uns dann dafür, den bestehenden Balkon zu sanieren. Es gelang dem Statiker sogar, einen Handwerker zu finden, der an einem "so kleinen" Auftrag interessiert ist, weil ihm gerade ein anderer Auftrag wegbrach. Der Handwerker kam sogar noch am gleichen Tag, nahm Maß, rief gestern an und sagte, das Material käme über's Wochenende aus Polen, und schon Montag ginge es los! Wir waren total geplättet ob des Tempos und vergaßen vor lauter Freude, dass der Gatte Montag einen nicht verschiebbaren Arzttermin hat - zum Glück konnte ich spontan einen freien Tag nehmen. Jetzt sind wir gespannt auf Montag, wissen noch gar nicht, wie lange die Arbeiten dauern, rechnen schon damit, den Geburtstag des Gatten im alt-neuen Haus zu feiern, und werden mal fragen, ob der Handwerker auch neue Kellerfenster und einen neuen Durchlauferhitzer beschaffen kann. Den gewünschten Wanddurchbruch macht er, daran dachten wir Donnerstag, denn auch dafür brauchten wir den Statiker. 

Mudderns bezog mit Hilfe ihrer Gesellschafterin das Einzelzimmer, das in der gleichen Wohngruppe ist, so dass sie in der gewohnten Umgebung bleibt. Sie ist froh, dass sie jetzt alleine sein kann, wenn sie alleine sein möchte, kann das Zimmer abschließen, wenn sie weg geht. Jetzt kann sie wirklich im Pflegeheim ankommen. Ihr Sturz ist jetzt acht Wochen her. Sie hat sich im Heim ganz gut eingelebt, während die Welt draußen sie zunehmend zu überfordern scheint. Im Heim bewegt sie sich sicher. Langsam versteht Mudderns auch, dass wir das Haus sanieren, und wenn sie etwas aus dem Haus braucht, setzt sie oft "wenn das noch da ist" dazu.

Ich würde ihr gerne ein paar Kleinmöbel ins neue Zimmer stellen, damit etwas Vertrautes da ist, aber bislang hat sie daran kein Interesse. Ich habe Fotos von den möglichen Möbelstücken gemacht, damit ihre Gesellschafterin mal mit ihr guckt, ob nicht doch etwas umziehen soll. Ich hatte die Hoffnung, dass Mudderns sich wieder selbst um ihre Bankgeschäfte usw. kümmert, die Unterlagen mitnimmt, aber sie hat daran kein Interesse, keinen Spaß mehr. Mal schauen, ob ich es schaffe, mich da einzuarbeiten, denn mir wurde Zeit meines Lebens gesagt, ich wäre dafür zu dumm. Ich habe ihr auch Schmuck, Bücher und persönliche Unterlagen beiseite gestellt, aber auch die möchte sie nicht haben. Ich werde das alles beizeiten noch mal durchsehen und dann im Keller lagern, was unbedingt bleiben muss. Ich habe auch viel zu viel Kleidung aufgehoben, weil ich nicht weiß, was sie zum Winter hin tragen möchte. Ihr Kleiderschrank ist gar nicht so groß, aber vielleicht wechseln wir die Kladage einfach zweimal im Jahr.  

Der Gatte hat endlich die Kammer leer, schaffte es auch, die letzten Kisten, die anscheinend mit einem Regal verwachsen waren, herauszuziehen. Um sie zu transportieren, packte ich sie in Ikea-Taschen um, und war entgeistert, als ich alle Schulhefte meiner Mutter und Briefe ihrer Mutter und ihrer Schwester seit 1948 fand! Nicht nur, dass sie abstritt, Erinnerungen von früher zu haben, sie zog auch mehrfach damit um ... Dass ihre Unterlagen in der hintersten Ecke der Kammer verkeilt waren, während die meines Vaters wie Heiligtümer behandelt wurden, spricht Bände. Ich habe kurz überlegt, die Sachen aufzubewahren und in Ruhe durchzusehen, kam aber zu dem Ergebnis, dass es besser ist, nicht daran zu rühren. 

Ich vermute, das Haus atmet erleichtert auf, dass es diese Papiermassen, überhaupt die Massen an Geraffel los ist, und auch ich bin erleichtert. 

Abends fuhren wir mit sechs Müllsäcken und vier Ikea-Taschen voller Altpapier nach Hause. 

Freitag machten wir uns einen ruhigen Tag und waren erleichtert, dass es endlich mal wieder regnete, auch wenn es nicht wirklich abkühlte. 

Hier gilt seit mittlerweile 128 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Dienstag, 23. August 2022

Mütze und Schal aus Regia Color Pure Sky Blue

Ziemlich genau vor einem Jahr kaufte ich Wolle* für Werkstatt-Botties* für den Gatten, aber meine Farbwahl gefiel ihm leider so gar nicht. Er wollte lieber ein fröhliches Steingrau ... 

Schal im Zickzack-Muster.
Schal im Zickzack-Muster.

Nachdem ich anfing, die Wolle zu verstricken, verstand ich meine Farbwahl auch nicht mehr. Also gingen Schal und Mütze in die Spendenkiste.

Das Zickzack-Muster im Detail.

Den Schal strickte ich im Zickzack-, Pfauen- oder Missoni-Muster, das ich schon lange mal ausprobieren wollte. Für die Mütze wählte ich das Glomma-Muster, das ich sehr gerne und inzwischen mindless stricke.  

Mütze im Glomma-Muster.

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Handmade on Tuesday und Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Wolle und Glomma-Muster im Detail.

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Samstag, 20. August 2022

Samstagsplausch KW 33/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXVII

Diese Woche hatte der Gatte einen Untersuchungstermin im Krankenhaus, und erst, als der Termin vorbei war, realisierten wir beide, wie angespannt wir doch waren. Es gibt gute Nachrichten: Auf die geplante Untersuchung konnte verzichtet werden, weil die Voruntersuchung ergab, dass der Gatte zu fit dafür ist! Das heißt, die Stürze, die ihm so zu schaffen machen, die ihn im Mai ins Krankenhaus brachten, kommen nicht vom Herzen, sondern von Polyneuropathie und Diabetes. Das macht sie zwar nicht weniger lästig und gefährlich, heißt aber, dass die Herzerkrankung des Gatten gut eingestellt ist. Jetzt müssen sich noch Kardiologe und Diabetologe über die richtige Diabetesbehandlung einig werden ... 

Sonntagabend fuhr ein Heißluftballon über den Garten des alt-neuen Hauses.

Hier gilt seit mittlerweile 127 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Eigentlich wollten wir dieses Wochenende ins Kino, Guglhupfgeschwader gucken, aber der Gatte befand, keine Lust aufs Masketragen im Kino zu haben und ohne Maske nicht ins Kino zu wollen, weil Corona ... Es sind diese Momente, in denen wir die Pandemie einfach über haben. Nur: Nützt ja nichts. Dass er auf der Anreise nach Mallorca bald bummelig acht Stunden Maske tragen wird, ignoriert der Gatte geflissentlich. 

Bei der Sanierung des alt-neuen Hauses kämpfen wir uns Schritt für Schritt vorwärts. Der Statiker, der den einsturzgefährdeten Balkon beurteilen soll, kommt tatsächlich schon kommende Woche! Beim Vorgespräch hielt er sich ja bedeckt, ob er es dieses Jahr überhaupt noch schaffe. Bei seinen Stundensätzen bekam ich als Geisteswissenschaftlerin allerdings mal kurz Schnappatmung ... Das wird ein teures Vergnügen, das wir uns hätten sparen können, wenn Mudderns die Reparaturbedarfe nicht ignoriert hätte. Immerhin gab sie inzwischen tatsächlich zu, dass sie Reparaturen ignorierte, während sie bislang meinte, wir wollten alles Alte ersetzen, nur, weil es alt sei. Die Kosten müssen wir nun tragen, und der Balkon wird einen Großteil der Hypothek verschlingen (so wir denn eine bekommen). Wir möchten aber beide einen Balkon haben - mal gucken, ob wir noch immer so denken, wenn die Kosten feststehen.  

Internet bekommen wir vermutlich schon im Oktober (und damit einhergehend auch Telefon und Fernsehen), weil wir auf den Montageservice verzichteten - andernfalls gäbe es frühestens im kommenden Jahr einen Termin. Aber der Gatte meint, die Verkabelung bekommt er selbst hin, machte er hier in der Wohnung ja auch. Dann kann ich zumindest vom alt-neuen Haus aus arbeiten. Länger als zwei Tage werden wir dort aber kaum bleiben wollen, denn es gibt noch kein Heißwasser zum Duschen, bis der Durchlauferhitzer erneuert wird (und wann das ist, steht in den Sternen). 

Als ich diese Woche einen Besichtigungstermin mit dem örtlichen Entrümpler für Oktober vereinbaren wollte, stellte sich heraus, dass der noch immer Corona-Probleme hat - deswegen kamen wir schon im Juli nicht zueinander. Momentan kann eine Vorbesichtigung frühestens im November stattfinden, und das auch nur mit Glück, und wann dann genug Personal für die Entrümpelung da ist, steht in den Sternen. So kommen wir nicht weiter. 

Mir wurde dann eine Firma empfohlen, die zwar nicht vor Ort ist, aber einen weiten Aktionsradius hat, und beim Telefonat zur Terminabsprache schon einen sehr guten Eindruck machte. Allerdings hätte sie es gerne gehabt, wenn wir nicht schon vieles in Umzugskartons verpackt hätten, damit sie die Kosten besser schätzen können. Die ursprünglich angedachte Firma hingegen wollte alles verpackt und zerlegt haben. Heißt, wir hören ab sofort mit dem Packen auf, entsorgen nur noch Müll, und für das Dutzend Umzugskartons mit Porzellan und Glas finden wir hoffentlich vor Ort eine Lösung. Die Firma nimmt auch Bücher und Schallplatten mit - eine wirkliche Entlastung. Falls die dänischen Designermöbel und die afghanischen Teppiche niemand haben möchte, gehen sie auch dorthin. 

Der Gatte kann schon mal anfangen, den Keller zu fliesen, und mit Glück kann er sich dann ab November Raum für Raum hocharbeiten. Ich kann mich darauf konzentrieren, die ominösen Münz- und Briefmarkensammlungen zu finden und die Papiermassen zu sichten. Darunter finden sich Schätzchen wie eine Projektarbeit meiner Mutter zu Adenauers Moskaureise 1955 oder ein Zeitungsartikel zur Goldenen Hochzeit meiner Großeltern, in dem auch stand, wie sie sich kennenlernten. Diese Sichtung würden mir die Entrümpler auch abnehmen, nur weiß ich gar nicht, was sich in dem Chaos verbirgt, muss deswegen selbst da durch. Mudderns kann nichts Bedrucktes wegwerfen, und ich bin froh, dass sie die Zeitungen an einen Nachbarn weitergab. Sonst wären da auch noch 61 Jahrgänge dreier Tageszeitungen zu entsorgen. Inmitten von Papiermüll finde sich dann plötzlich Rentenunterlagen oder Wertpapiere, also muss alles durchgesehen werden. 

Diese Woche holten wir aus dem Haus 4 Ikea-Taschen voller Altpapier, 2 Müllsäcke voller Müll, diverse Taschen, 8 Müllsäcke voller Textilien und einen Kofferraum samt Ladefläche voller Sperrmüll. 

Da noch ungewiss ist, wann Mudderns in ein Einzelzimmer umziehen kann, überlege ich, die wenigen Möbel, die sie mitnehmen könnte, einlagern zu lassen. Davor muss der Gatte aber prüfen, ob sie sich zwei Schränke ab- und wieder aufbauen lassen oder ob sie dann auseinanderfallen, denn die sind auch schon bummelig 50 Jahre alt. Der Gatte schlug zu recht einen Neukauf vor, aber es geht ja darum, dass Mudderns etwas Vertrautes hat, und den Sessel, den sie gerne mitnehmen möchte, bekommt sie nicht, weil sie selbst sagt, mit dem kippt sie immer um. Bleiben noch ein paar kleine Tischchen, Lampen, Bilder, Stehrümchen, Bücher und ihre geliebte Puppe. Ich hoffe, für die finde ich noch jemanden, der sie repariert. 

Wenn das alt-neue Haus entrümpelt ist, geht's in der Wohnung weiter, und da werden die gleichen strengen Maßstäbe angesetzt - andernfalls ziehe ich noch mit 400 Kronkorken um. 

Mudderns realisiert langsam, dass sie im Pflegeheim nicht eingesperrt ist. Sonntag verzichteten wir auf das Eisessen, weil es einfach zu heiß war, aber dann bat sie mich, sie bis zur Tankstelle zu begleiten, um sich eine Zeitung zu kaufen. Das sind zwar nur 300 m, aber sie schaffte sie nicht ganz, also ging ich den Rest alleine und holte uns neben der Zeitung Eis am Stiel, das wir auf der Straße aßen - nicht das Geplante, aber es tat ihr gut. Ich hoffe, sie traut sich auch bald wieder in die Kirche. Mudderns ist wieder in der Phase, dass sie mit mir nicht zu Fuß gehen möchte, während sie mit ihrer Gesellschafterin auch weiteste Strecken zu Fuß macht ... 

Im Pflegeheim hat sie viele Kontakte geknüpft, und der strukturierte Tagesablauf tut ihr weiterhin gut. Die Personalsituation ist aber weiterhin desolat, die Tablettenversorgung klappt nicht. Wir haben überlegt, die Heimaufsicht einzuschalten, was Mudderns aber nicht möchte. Sie will ihre Tablettenversorgung wieder selber machen - chaotischer als die durch's Heim kann das auch nicht werden ... Ein anderes Heim kommt für sie nach wie vor nicht in Frage. Die beiden Alternativen liegen zu dezentral; sie möchte die Möglichkeit haben, alleine in die Stadt, zur Kirche oder zum Friedhof zu gehen. 

Die Dame, mit der sich Mudderns das Zimmer teilt, bekommt nie Besuch. Als ich dem Gatten sagte, wie traurig ich es fände, dass sich niemand kümmert, gab er zu bedenken, dass es vielleicht niemanden gibt, der sich kümmern kann, dass sie vielleicht ganz alleine ist, keine Angehörigen hat. Das führte uns vor Augen, dass uns genau das auch erwarten wird, da wir kinderlos sind. Nun, es ist ja, wie es ist, und wir hoffen, dass wir noch lange zusammen sein können.   

Im Büro sind wir inzwischen wieder vollzählig und coronafrei. Zum September kommt eine neue Kollegin, und die Stelle der seit einem Jahr verrenteten Kollegin wird hoffentlich auch bald wieder ausgeschrieben. Wenn die Stelle wieder besetzt ist, kann ich einige zeitfressende administrative Aufgaben wieder abgeben. Ansonsten gab's viel Lob für meine Arbeit am Mammutprojekt - so was höre ich ja immer gerne. 

Die Hitze machte uns auch diese Woche sehr zu schaffen - und nicht nur uns: Mittwoch, als ich im Garten gießen wollte, fand ich eine völlig entkräftete Meise, die hechelte! Piepsen konnte sie nicht mehr, zur Wasserschale oder zum Futter schaffte sie es nicht mehr. Ich goss ihr erst Wasser vor die Füße, stellte ihr dann eine zweite Wasserschale und ein paar Mehlwürmer hin - keine Ahnung, ob das richtig war. Jedenfalls hatte  sich die Meise irgendwann soweit berappelt, dass sie ins Spalier am Hochbeet flattern konnte. 

Gedanken machen uns weiterhin die gestiegenen Lebenshaltungskosten, vor allem bei Gas und Strom. Wie viele andere auch haben wir keine Ahnung, wie wir die Preissteigerungen wuppen sollen. Auch deswegen möchten wir baldmöglichst ins alt-neue Haus einziehen, denn so bleibt uns wenigstens der volle Zeitraum der Gasumlage erspart. Ich rechne täglich mit einem Schreiben unseres Vermieters wegen einer höheren Nebenkostenvorauszahlung. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 14. August 2022

#12von12 im August 2022

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine August-Bilder.

#1: Morgenkaffee auf der Terrasse. Unser grünes Paradies werde ich vermissen, wenn wir im alt-neuen Haus leben, denn der Garten ist weitläufiger, die Terrasse nicht so zugewachsen. Vögel, Eichhörnchen, Mäuse. Igel und Siebenschläfer fehlen dort auch.

#2: Es verspricht, eine reiche Traubenernte zu werden. Wo der Wein wohl im nächsten Jahr wächst? Mit Glück sind wir dann schon im alt-neuen Haus, aber wo wir welche Pflanzen unterbringen, wissen wir noch nicht. Vieles aus dem jetzigen Garten kommt aber tatsächlich mit.

Der Tag verspricht, sehr heiß zu werden, und da der Wocheneinkauf ansteht, hätte ich den gerne morgens um sieben erledigt, als es gerade mal 20 Grad hat, aber da der Gatte mitkommt, fahren wir nachmittags los, wenn's weit über 30 Grad sind. Der Gatte darf ausschlafen, denn er schleppte gestern den ganzen Tag Fliesen ins alt-neue Haus und soll sich ausruhen. Für mich beginnt der Tag früh. Ich arbeite zum Glück im Heimbüro, wo es kühler ist als in der Innenstadt.

#3: Bis auf Anlage R ist die Steuererklärung fertig! Anlage R ist neu, denn der Gatte ist erst seit letztem Dezember in Rente. Ich bin gespannt, was wir nachzahlen müssen, denn das letzte Jahr war mit Kurzarbeiter- und Krankengeld knackig.

#4: Arbeiten.

Am frühen Nachmittag geht's zum Einkaufen. Das dauert länger als gedacht, und die Hitze macht uns beide gereizt. Danach ist nur noch irgendwie die Hitze aushalten angesagt. 

#5: Schon mal überlegen, was wir kommende Woche essen können und was wir einkaufen müssen.

#6: Die tierischen Mitschläfer genießen leicht verstört die Sommerfrische. Sie wurden ausquartiert, weil ich die Betten frisch beziehe.

Ein bisschen Hausarbeit, dann das Abendessen zubereiten - ein Kohlrabi-Cabanossi-Eintopf ist nicht das richtige für dieses Wetter, aber nun ja. Abends Sofa und unser Freitagsritual: Gemeinsames "Hubert und Staller"-Gucken. Zu spät ins Bett und vorm Einschlafen noch etwas lesen*.

#7: Pfand und Retoure wegbringen, dann einkaufen. 

#8: Pause mit Wassermelone.

#9: Das Bett ist frisch bezogen, die bisherige Bettwäsche hängt zum Trocknen.

#10: Die beinahe tägliche Spülmaschine.

#11: Das wird das Abendessen. Zwei Kohlrabi wurden allerdings gewürfelt eingefroren, da es sonst einfach zu viel geworden wäre.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Das Rezept zum Tag gibt's bald in der Kombüse. Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 12. August 2020 war der Gatte noch gesund, arbeitete in Kurzarbeit, und es war auch sehr heiß. Am 12. August 2021 war der Gatte schon krank, musste in einer Klinik durchgecheckt werden, war Gott sei Dank ohne Befund - und es war sehr heiß. / *Affiliate link

Samstag, 13. August 2022

Samstagsplausch KW 32/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXVI

Im Garten blühen die Gladiolen.
Handwerkernotstand? Welcher Handwerkernotstand? Wir sind über den Handwerkernotstand hinaus. Es sind schlichtweg keine Termine für die Sanierung des alt-neuen Hauses zu bekommen, weder in diesem noch im kommenden Jahr. Inzwischen ist es soweit, dass der Gatte selbst fliest, Laminat legt und Massen an Holzpaneelen streicht. Letztere sollten eigentlich rausgerissen werden, nur dann müsste tapeziert werden, und ein Maler/Tapezierer ist nicht zu bekommen. Also werden die Paneele geweißt. Das kennen wir aus dänischen Ferienhäusern. Damit haben wir dann quasi ganzjährig Urlaubsgefühl. Außerdem stehen außer im Treppenhaus Bücherregale davor.

Wenn der Gatte damit fertig ist, lernt er auf Youtube Bad- und Sanitärinstallation. Der Installateur für's Bad und marode Bleileitungssystem kann nämlich nicht sagen, ob er es in diesem Jahr noch schafft, überhaupt erstmal einen Kostenvoranschlag abzugeben. Kein Plan, wann die Arbeiten beginnen können. Bis dahin haben wir kein Heißwasser. Ein Lichtblick ist, dass der Installateur auch Heizung kann und befand, die Heizung müsse nicht erneuert werden. Sie darf nur nicht kaputt gehen, denn der Einbau einer neuen Ölheizung ist nicht so einfach. Und er muss uns zum Herbst hin zeigen, wo sie eingeschaltet wird, wie sie funktioniert - möglichst zum Herbst 2022. Während uns bei anderen Gewerken egal wäre, wer kommt, weil wir in der lindgrünen Hölle eh niemanden kennen, möchten wir beim Installateur keine Alternative, denn der jetzige kennt das Haus seit Jahrzehnten.

Ein Energieausweis für die Hypothek ist auf absehbare Zeit nicht zu bekommen. Ob wir ohne Energieausweis die Hypothek bekommen? 

Inzwischen wissen wir, dass der Balkon nicht saniert werden kann, sondern einsturzgefährdet ist. Mit Pech ist auch der Boden des dahinterliegenden Zimmers gefährdet. Als Damsel in Distress und per Gruß von einer Firma an die andere bin ich beim einsturzgefährdeten Balkon zumindest schon so weit, dass sich ein  Bauingenieur das Haus schon mal auf Google Maps anguckte, ich ihm die Bauunterlagen mailen darf. Vor-Ort-Termin? Nächstes Jahr. Okay, vor März könnte der Balkon eh nicht saniert werden, weil Winterpause in der Sanierungsfirma und vorher keine Termine mehr. Muss der Balkon komplett ersetzt werden, sieht's ähnlich aus. Bis zur Balkonsanierung gibt's kein Balkonsolar. Module sind ja aktuell eh nur zu Mondpreisen zu bekommen. 

Wenn der Statiker da ist, guckt er auch, ob eine Tür umgesetzt werden kann. Vielleicht kann er das auch schon anhand der Pläne. Dann könnten wir zumindest schon mal versuchen, einen Maurer zu finden. Und nach dem Umsetzen der Tür passt das Bett ins zukünftige Schlafzimmer, sofern der Boden des Zimmers noch stabil ist, weil davor der marode Balkon hängt und alles aus einem Guss ist. Kragbodenplatte nennt sich das, habe ich gelernt. Ohne umgesetzte Tür passt es nur rein, wenn wir über den einsturzgefährdeten Balkon klettern oder eine Hechtrolle von der jetzigen Tür aus machen.

Wir überlegen, auch dort, wo neu tapeziert werden müsste, auf's Tapezieren zu verzichten oder es irgendwie selbst zu machen, damit es vorwärts geht. Für's Streichen der Paneele kaufte Gatte ohnehin schon ein Profi-Farbsprühsystem. Und vermutlich werden wir monatelang ohne heißes Wasser und ohne richtige Küche leben müssen, wenn wir doppelte Kosten sparen wollen. Der alte Herd funktioniert, das ist viel Wert, außerdem haben wir einen Grill auf der Terrasse. Bis wir einen Elektriker bekommen, der herausfindet, wo in der Küche ein Kabel durchtrennt wurde, können wir die Küche eh nicht neu einrichten. Wir werden versuchen, wenigstens zeitnah einen neuen Durchlauferhitzer montiert zu bekommen. Der jetzige ist seit Jahren defekt, Mudderns wusste schon gar nicht mehr, dass es einen gibt. Dann könnten wir schon einziehen, sanieren Bad, Bleileitungen und Küche halt später. Nicht optimal, aber besser als doppelte Kosten auf unabsehbare Zeit.    

Spaßig wird auch die Demontage des Gartenschuppens aus Asbest. Das steht zwar ganz hinten auf der Liste, und eigentlich sollten es Fachleute machen, aber die sind ja nicht verfügbar. Wo der Schuppen steht, sollen ein neues Fallrohr und eine weitere Regentonne hin, und dadurch rückt es nach vorne. Was ist schon 'ne Asbestose gegen jahrzehntelange Bleivergiftung im Trinkwasser durch alte Rohre?! Dumm nur, dass wir beide Höhenangst haben und deswegen nicht bis zur Dachrinne kommen, um das neue Fallrohr zu installieren, aber 'ne Konfrontationstherapie gegen Höhenangst geht schneller, als einen Handwerker zu bekommen. 

Ich vermute, wenn der Gatte mit allem durch ist, was er jetzt schon selbst machen kann, absolviert er mal eben das Statikstudium für den maroden Balkon. Dafür gibt's bestimmt auch was auf Youtube. Den Kamin könnte er auch jetzt schon selbst setzen, nur braucht es für die Inbetriebnahme einen Schornsteinfeger, und der ist so schnell nicht zu bekommen. Wie lange dauert es eigentlich, Schornsteinfeger zu werden?! Der Gatte könnte uns dann auch selbst den Energieausweis für die Hypothek ausstellen.

Irgendein systematisches Vorgehen habe ich schon lange aufgegeben. Wir sind in allen Räumen gleichzeitig beschäftigt, was mich irre macht, aber momentan ist es die einzige Möglichkeit, vorwärts zu kommen. Wir machen, was wir selbst machen können, und dann warten wir, bis die Handwerker Zeit haben - irgendwann übernächstes Jahr, vielleicht. Letzte Woche war ich optimistisch, dass wir spätestens im nächsten Sommer umgezogen sind. Diese Woche bezweifle ich, dass es bis Ende kommenden Jahres klappt. 

Ich habe Sorge, dass sich der Gatte bei dem ganzen Projekt übernimmt, aber er scheint gut auf sich aufzupassen, arbeitet langsam, teilt seine Kraft ein. Man merkt recht schnell, wenn er überfordert ist. Ich hoffe, alles geht gut, denn ich mag keine weiteren Katastrophen, egal, welcher Art. 2020 hatte Schwiegermutter zwei Schlaganfälle, lösten wir ihren Haushalt auf, zog sie in eine Seniorenwohnanlage, wurde der Gatte schwerkrank. 2021 war dann sicher, dass der Gatte nicht mehr gesundet, berufsunfähig ist. Er ist schwerbehindert und verrentet. 2022 stürzte meine Mutter so schwer, dass sie sich nicht mehr alleine versorgen kann, kam gegen ihren Willen ins Pflegeheim, und das Jahr ist noch nicht vorbei. Ja, ich bin pessimistisch. Die Erfahrung lehrte mich, dass Ruhephasen selten lange andauern. Ich bin mehr als erschöpft und kann nicht mehr, aber ich habe keine Wahl. Ich muss funktionieren.  

In dieser Woche war der Gatte drei Tage im Haus, wovon ich ihn einen Tag begleiten konnte. Ich packte 6 Umzugskisten mit Porzellan, Gläsern und Stehrümchen. Wir entsorgten 8 Müllsäcke, 6 Reisetaschen, 2 Riesen-Plüschtiere, 6 Ikea-Taschen mit Altpapier, 1 Sack Grünabfälle und 7 Müllsäcke voller Textilien. Ein Kleiderschrank ist so leer, dass er zerlegt werden kann, und in den begehbaren Kleiderschrank kommt man schon wieder hinein. Inzwischen sind die Fliesen für den neuen Kellerboden im Keller. Vermutlich zieht der Keller als erstes um, denn der Gatte braucht seine Werkstatt.

Dass es im Haus noch Bleirohre gibt, entsetzte mich sehr. Mudderns ist ja sehr originell darin, ominöse Nebenwirkungen von Medikamenten oder Nahrungsmitteln zu finden (so isst sie keinen Fisch und Kohl, weil beides bei ihr einen Schlaganfall auslöst, und von Vitamin D bekommt sie offene Füße), nimmt ständig wechselnde homöopathisch-esoterische Mittelchen, aber die Bleirohre werden hartnäckig ignoriert. Gleichzeitig trinkt Mudderns ausschließlich Leitungswasser, weil das so eine gute Qualität hat.   

Hier gilt seit mittlerweile 126 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter - und seit dieser Woche auch Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Im Büro sind die Ferien zu spüren. Es ist ruhig. Die Kollegin, die mich beim Mammutprojekt unterstützt, ist im Urlaub. Die beiden zuletzt an Corona erkrankten Kolleginnen sind wieder im Dienst. Im Team und auf unserer ganzen Büro-Etage bin ich die einzige, die strikt weiterhin Maske trägt, was gelegentlich für Irritationen sorgt, aber egal. 

Der ÖPNV ist aktuell mal wieder ziemlich anstrengend. Es ist weiterhin brechend voll in Bussen und Bahnen, und das, obwohl ich zu Randzeiten fahre. Zu den Bauarbeiten und coronabedingten Linienverkürzungen / Taktanpassungen kommt die Hitze. Masketragen fällt bei den Temperaturen schwer - es würde niemanden stören, ließe ich sie weg, denn die Maskenpflicht wird kaum kontrolliert, weder von Hochbahn- noch von S-Bahn-Wache, jedenfalls nicht, solange kein Pressetermin ansteht. Aber ich bin vernünftig, klar.

Diesen Monat läuft das 9-Euro-Ticket aus, und ich bin gespannt, wie voll es dann in Bus und Bahn wird. Ich würde mich freuen, wenn es weiterhin ein günstiges Ticket gäbe. Bis zum Umzug fahre ich weiterhin mit Einzelfahrscheinen, das ist günstiger als das Profiticket für über 90 Euro im Monat. Es gibt zwar ein Angebot für 36 Euro / Monat für Neueinsteiger beim Profiticket, aber das gilt nur bei Firmen, die einen Zuschuss zahlen, und das macht mein Arbeitgeber nicht. Der HVV hat eine neue App entwickelt, mit der man nur das günstigste Ticket zahlt, und wie es aussieht, bin ich eine von 1.000 Testerinnen der Beta-Version und fahre zwei Monate kostenlos. Ich bin gespannt, ob ich das richtig verstand und wie ich mit der App zurecht komme.   

Der Gatte war diese Woche zum vierteljährlichen Kontrolltermin und kam mit der erfreulichen Nachricht, dass seine Blutzuckerwerte besser sind, nach Hause. Die Ärztin sagte sogar, so eine deutliche Verbesserung habe sie noch nicht gesehen! Dass der Gatte seine Kohlenhydrate per App berechnen lässt und entsprechend spritzt, zahlt sich also aus, wenngleich es immer wieder schwere Unterzuckerungen gibt, vor allem nachts, so dass wir kaum eine Nacht durchschlafen können. Das ist sehr anstrengend. Der Gatte kann sich am Folgetrag ausruhen, aber ich muss ins Büro, egal, wie kurz die Nacht war. Ernährungsberaterin und Diabetologe sind hier leider nicht hilfreich - im Gegenteil: Folgte der Gatte ihren Anweisungen, spritzte er sich in ein diabetisches Koma.   

Mudderns versucht weiterhin, sich mit dem Pflegeheim zu arrangieren. Sie hat ja auch keine andere Wahl. Leider ist immer noch nicht absehbar, wann sie eines der leerstehenden Einzelzimmer beziehen kann, so dass sie nicht wirklich ankommen, sich nicht einrichten kann. Dass sie permanent unter Menschen ist, ist schwer für sie. Sie ist viel im Haus unterwegs, betrachtet einen Strandkorb im Garten als ihren, sitzt dort gerne und liest. Ich hoffe, dass sie zum Herbst umziehen kann, denn irgendwann wird's zu ungemütlich für den Strandkorb, und sie braucht ein eigenes Zimmer, einen Rückzugsort.

Mudderns erzählte, sie wäre zusammen mit einer Mitbewohnerin spazieren gewesen - ganze 100 Meter außerhalb der sicheren Heimumgebung, das ist ein Erfolg! Sie will sich auch einer Dame anschließen, die regelmäßig spazieren geht. Mudderns bekommt der strukturierte Tagesablauf sehr gut, was an Kleinigkeiten zu merken ist wie dem Wetter angepasste Kleidung. Dass sie regelmäßig isst, tut ihr ebenfalls gut. Ansonsten gibt es klare Momente und weniger klare, und natürlich spielt sie weiterhin ihre Psychospielchen, will, dass ich alles mögliche für sie erledige, auf Abruf parat stehe. Die Erledigungen könnte sie mit ihrer Gesellschafterin selbst machen, aber das will sie nicht. Ein Nein akzeptiert sie nicht. Sie will einfach durchsetzen, dass ich sie pflege. Jedes Gespräch, jede Begegnung kostet mich ungemein viel Kraft, die ich nicht habe.

Ansonsten bleibt das Pflegeheim einfach chaotisch. Inzwischen haben wir immerhin eine korrekte Rechnung. Letzte Woche buchte das Pflegeheim den dreifachen Betrag ab, ich ließ die Buchungen zurückgehen. Jetzt ist das Heim anscheinend so verschreckt, dass es trotz Erlaubnis noch nicht den korrekten Betrag abbuchte ... Das Heim ist einfach ein krasser Unterschied zu Schwiegermutters Seniorenwohnanlage, wo alles durchstrukturiert ist, sie noch vor dem Umzug einen Ordner mit allen wichtigen Infos bekam, eigentlich permanent eine Hausdame da ist, die Fragen beantwortet etc. 

Ich wünschte so sehr, Mudderns könnte geordneter ankommen, aber da sie sich partout dem Gedanken verweigerte, aus dem Haus auszuziehen, wenn es irgendwann nicht mehr geht, ist jetzt alles ruckelig. Ich versuche so gut wie möglich zu entscheiden, was sie vielleicht mitnehmen möchte, denn von Mudderns gibt es dazu keine klare Auskunft. Sie verweigert den Gedanken, dass wir ihren Haushalt auflösen (und das kann ich verstehen, das wäre einfach zu viel für ihre Seele), denkt, wir leben in ihren Sachen, versteht nicht, dass wir Reparaturen vornehmen lassen. 

Ich habe permanent ein schlechtes Gewissen, höre aber von allen Seiten, dass Menschen mit ihren Eltern ähnliches erlebten. Das hilft. Mir ist halt eingetrichtert worden, dass ich eine schlechte Tochter bin, mich nicht genügend kümmere, und ich weiß, dass viele Nachbarn im alt-neuen Haus das gleiche denken.  

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutters Bahnfahrt und das Hotel für den gemeinsamen Urlaub sind gebucht. Ich hoffe, der Shuttle von Dachau nach Füssing klappt ebenfalls. Genau wie der Gatte freut sich Schwiegermutter auf den Einzug eines kleinen braunen Hundeviehs nach Umzug ins alt-neue Haus, und wir witzeln schon, dass sie ihre Wohnung in Hamburg aufgibt, um in die leerstehende Wohnung von Mudderns Seniorenwohnkomplex zu ziehen, wo eine Hälfte Betreutes Wohnen, die andere Pflegeheim ist. Dann wäre sie auch nur 220 m von uns entfernt. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Montag, 8. August 2022

#WMDEDGT 08/22: Milde Panik

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Wir schlafen unruhig, wie so oft, seitdem wir wissen, dass wir ins alt-neue Haus in der lindgrünen Hölle ziehen. Gestern hatte ich ein erstes Vorgespräch mit der Bank wegen einer Hypothek, und es sieht gut aus, aber jetzt macht es mir Angst, dass ich erstmals Schulden haben werde, die ich nicht auf einen Schlag zurückzahlen kann. Nur: Nützt ja nichts. 

Vom Schlaf hält mich auch Mudderns ab, die gestern ihrer Gesellschafterin gegenüber äußerte, sie wolle nun doch in eine Wohnung ziehen, nicht mehr im Pflegeheim bleiben. Der Gatte und ich sind uns einig, dass sie dafür von uns keinerlei Unterstützung bekommt, denn sie ist schlichtweg nicht mehr in der Lage, sich alleine zu versorgen. Sie kam vor vier Wochen ins Pflegeheim.

Duschen, während der Kaffee kocht, dann mit Mudderns telefonieren. Siehe da: Vom Umzug in eine Wohnung ist keine Rede mehr. Ihre Gesellschafterin fände es zwar toll, wenn Mudderns in einer Wohnung lebte, aber sie selbst fühle sich im Pflegeheim viel wohler. Ja, nee, is klaa. Das Umzugsgerede ist also mal wieder eines ihrer Psychospielchen. Das muss ich aussitzen.

Mudderns ist ängstlich, sich das Pflegeheim nicht leisten zu können (es ist preiswerter als eine Wohnung mit entsprechenden Betreuungsleistungen), und ihre Angst wurde gestern kräftig geschürt, weil das Pflegeheim geschmeidig das Dreifache der Beträge für Juli und August abbuchte. Da weder sie noch ich eine Rechnung für diese Beträge bekamen, auch keine Rechnung über die korrekten Beträge, beschließen wir, dass ich die Abbuchungen zurückgehen lasse, denn im Pflegeheim-Chaos ist kein Ansprechpartner zu finden (und die Abbuchungen erfolgen vermutlich von der Zentrale in Berlin, wo ich erst recht keinen Ansprechpartner habe). Sobald eine Abrechnung vorliegt, werden die korrekten Beträge überwiesen, richte ich einen Dauerauftrag ein, damit das nicht wieder passiert. 

Balkon- und Gartenpflanzen wässern (es scheint hier gestern nicht geregnet zu haben, während in der lindgrünen Hölle ein Unwetter mit Starkregen war), dann ab an den Schreibtisch. Ich arbeite heute zu Hause. Der Tag ist ruhig. Die Ferien sind endlich zu spüren. Ich kann regelmäßige Bildschirmpausen machen und zwischendrin frühstücken. 

Nach der Arbeit werden die Mülltüten aus dem alt-neuen Haus entsorgt, denn wir waren gestern zu schlapp, um sie noch aus den Autos zu holen. Da es nichts ist, was gammeln kann, konnten sie gut über Nacht in den Autos bleiben. Dann geht's zum Fairteiler, Lebensmittel aus dem alt-neuen Haus abgeben, und zu zwei Packstationen. Das Geburtstagsgeschenk für den Gatten ist ebenso da wie die FFP3-Masken für den anstehenden Mallorca-Flug und der Fliesenlack für den Windfang des alt-neuen Hauses. Der Gatte vermisst die bestellte Funkklingel, stellt zu Hause fest, dass er sie noch gar nicht bestellte ... Wir arbeiten also weiter mit einer offenen Haustür und "Bitte eintreten und rufen"-Zettel, wenn wir im alt-neuen Haus sind. 

Die Waschmaschine füttern und dann ein Nickerchen machen. Ich bin einfach sehr erschöpft.  

Telefonat mit Schwiegermutter, Nachfrage, ob ihre Fahrkarte ankam und sie bitten, die Tageszeitungen für uns zu sammeln, damit wir etwas an den Unmengen Packmaterial sparen, die wir für's Entrümpeln brauchen. Sie bestätigt, dass es hier gestern tatsächlich nicht regnete. Schwiegermutter sagt, wir sollten uns keine Sorgen über die Rückzahlung der Hypothek machen, denn das sei erst in zehn Jahren, das könnten wir leicht aus ihrem Erbe machen, sie sei schließlich schon 87 Jahre alt. So viel Realismus macht mich traurig. 

Balkonpause bei Wassermelone und Käseblättchen - wir wollen schließlich wissen, welche Angebote es gibt. Wir kaufen gerne nach Angeboten ein, und aktuell ist einiges dabei, das wir für's alt-neue Haus brauchen können. 

Erstes Sichten des Hypothekenantrages. Die Bankfrau sagte gestern schon, ich solle keinen Schrecken bekommen, weil es viele Unterlagen wären, aber letztlich haben wir schon alles außer Energieausweis, Entwurf des Schenkungsvertrags, aktuellen Grundbuchauszug und Gehaltsnachweise für die letzten drei Monate. Bis auf den Energieausweis sollte das alles bis zum Banktermin zu beschaffen sein, nur Energieausweise sind gerade nicht zu bekommen, weil die Nachfrage so groß ist. 

Hausarbeit, die zweite Waschmaschine auf den Weg bringen, dann ein frühabendliches Telefonat mit Mudderns, die ganz stolz ist, dass sie es endlich schafft, das Telefon alleine zu bedienen! 

Abendessen vorbereiten, dabei "Last Exit Kabul" hören, essen und anschließend gemeinsames Fernsehen - freitags gucken wir gerne "Hubert ohne Staller". Fäden verziehen bei einem Paar Handschuhe, ein neues annadeln - schließlich möchte ich mit möglichst wenig Wolle umziehen. Früh ins Bett - ich bin unwahrscheinlich erschöpft, und morgen muss der Gatte zum Herzsport, also kann ich nicht ausschlafen - und vor dem Einschlafen die letzten Seiten von "Die Erfindung des Jazz im Donbass*" lesen.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. August 2020 lebte Mudderns noch in ihrem Haus und ärgerte sich über die linken Nachbarn, mit denen wir auch schon eine unerfreuliche Begegnung hatten. Der Gatte war noch gesund und hatte einen Bürotag in Kurzarbeit. Am 5. August 2021 war der Gatte schon krank, hatte ich noch Kraft, vor der Arbeit schwimmen zu gehen.

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Samstag, 6. August 2022

Samstagsplausch KW 31/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXXV

Habt ihr mal versucht, Massen an Kleiderbügeln zu entsorgen? Viel Spaß! Kleiderbügel, die mit der Kleidung kommen, sind Verpackungsmüll. Metallbügel aus der Reinigung sollen dorthin zurück. Alle anderen sind Hausmüll. Wie soll ich das bei zum Teil 80 Jahre alten Bügeln wissen und mit zum Teil nicht mehr existierenden Geschäften ausdiskutieren?! Die Massen an Bügeln, die wir bei Mudderns im Haus finden, gehen also komplett in den Hausmüll. Aktuell haben wir einen Umzugskarton nur mit Kleiderbügeln, und es sind noch lange nicht alle Schränke auch nur ansatzweise leer ... 

Langsam ahnt man, wer hier wohnt.

Der Hausumbau bestimmt momentan unseren Alltag, und wir fragen uns weiterhin, ob wir das richtige tun. Aber alles andere als selbst in das Haus zu ziehen, macht keinen Sinn. Erste Gespräche mit der Bank wegen der Finanzierung verliefen positiv - was für uns eine Unsumme ist, ist für die Bank unter dem Mindestbetrag, um über eine Hypothek zu reden, wodurch wir eine größere Hypothek aufnehmen, als wir eigentlich möchten. So müssen wir nicht an unsere Rücklagen, haben etwas Puffer für Unvorhergesehenes, und davon gibt es reichlich, weil Mudderns das Haus systematisch verwahrlosen ließ. Letzte Woche war der einsturzgefährdende Balkon die böse Überraschung, diese Woche nicht schließende Kellerfenster - zum Glück waren wir beim Unwetter am Donnerstag vor Ort und bekamen mit, wie die Waschküche langsam voll lief. 

Wenn ich Mudderns darauf anspreche, heißt es: "Ja, das weiß ich. Deswegen gehe ich ja schon lange nicht mehr auf den Balkon." und "Ja, das weiß ich. Das Kellerfenster schließt nicht, damit die Ölheizung atmen kann." Ja, nee, is klaa. Sie hörte anscheinend irgendwann auf, mir zu erzählen, was kaputt ist, weil sie wusste, dass ich mich um Reparaturen kümmern würde, und da sie nur noch das Wohn- und Schlafzimmer nutze, konnte sie alles Defekte ignorieren. Und auch jetzt ignoriert sie, dass wir Reparaturen ausführen müssen, meint, wir würden alles Alte rauswerfen, weil wir dächten, es taugt nicht mehr. Es ist weiterhin schwierig, Informationen von ihr zu bekommen, zumal die klaren Momente selten sind.

Diese Woche nahm sich der Gatte des Heizungskellers an, der seine Werkstatt werden soll und den er deswegen als erstes braucht. In zwei Tagen schaffte er viel, entsorgte vier Ikea-Taschen voller Altpapier und sechs Müllsäcke voller Schlüssel und Schrauben. Irritiert war er von unzähligen einzelnen Schuhen - wir fragen uns, was Mudderns mit den Gegenstücken machte ... Ich war einen Tag da und kümmerte mich um Bücher, Kleidung und Geschirr. Wir haben immer wieder das Gefühl, kein Land zu sehen. Da hilft das Vorher-Nachher-Album, das der Gatte anregte, viel, genau wie meine Müllbeutel-Statistik. Langsam sind wir soweit, dass die dänischen Designklassiker, mit denen das Haus zum Teil eingerichtet ist, in den Verkauf gehen. Findet sich kein Käufer, werden wir das eine oder andere Möbelstück behalten. Im Herbst sind wir hoffentlich soweit, dass alle Schränke und Schubladen leer sind, ein professioneller Entrümpler kommen kann. Wir fanden inzwischen auch einen Altpapierhändler für die Massen an Büchern. Es dauert mich zwar, die wegzuwerfen, vor allem die aus dem 18. und 19. Jahrhundert, aber sie haben trotz ihres Alters keinen antiquarischen Wert.

Ich packe meine Jugendbücher für den Altpapierhändler ein und widerstehe tapfer der Versuchung, sie vorher alle noch einmal zu lesen. 

Ich bin sehr froh, dass der Gatte mir das Wegwerfen abnimmt, denn wie Mudderns neige ich zum Horten und würde bei jedem 50 Jahre alten Schulheft überlegen, ob ich es nicht doch aufbewahren möchte. Der Gatte ist da skrupellos, weiß aber gleichzeitig, dass Mainzelmännchen-Mobile, Kuscheldackel und Puppenstube nicht in den Müll dürfen, und wenn er unsicher ist, fragt er. Er rettete sogar eine Tüte mit Puppenstubenmöbeln!

Hier gilt seit mittlerweile 125 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, und gerade in der aktuellen Situation merken wir wieder einmal, welch ein gutes Team wird sind.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist sie aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Im Büro ist eine von zwei infizierten Kolleginnen wieder fit. Die zweite ist immerhin schon negativ getestet, hat aber noch heftigste Erkältungssymptome und verzweifelt an der Erreichbarkeit der Ärzte. Einen Tag, nachdem wir darüber sprachen, wurde die telefonische Krankschreibung wieder eingeführt, was ihr aber auch wenig hilft, da ihre Ärzte ja nicht telefonisch erreichbar sind. Bei dieser Kollegin lässt sich faszinierenderweise die Infektionskette lückenlos nachvollziehen: Eine Barfrau steckte Gäste an. 

Ansonsten ist es in meinem Bereich im Büro gerade recht ruhig - die Ferien sind endlich spürbar. Vor der Digitalisierung war mit dem ersten Ferientag nichts mehr los, konnte sich meine Vorgängerin um den Einkauf für das Weihnachtsgeschäft kümmern. Mit der Digitalisierung ist kaum noch zu merken, dass Ferien sind, und ich bin froh, dass ich anderes als meine Vorgängerin nur noch das Mammutprojekt habe, nicht mehr drei, wodurch u.a. der Einkauf für's Weihnachtsgeschäft wegfällt. 

Das neue Infektionsschutzgesetz nahmen wir nur am Rande war. Wenn ich es richtig verstehe, wird es ab 1. Oktober schwieriger für uns, essen zu gehen oder auszugehen, weil wir dann einen Test brauchen, denn unsere vierte Impfung liegt länger als drei Monate zurück, und eine fünfte ist ja noch nicht geplant. Tests bleiben kostenpflichtig, die offiziellen Infektionszahlen sollen schließlich niedrig bleiben. Maskenpflicht in einigen Bereichen ist gut, allerdings tragen wir ohnehin immer Maske, wenn wir unter Leuten sind. Heimarbeitspflicht wird's allenfalls geben, um Gas zu sparen, nicht, um Infektionen zu verhindern. Die Maßnahmen sind vermutlich das Maximum, das unter der FPD-Regierung möglich ist, da die anderen Parteien in der Regierungskoalition keine cojones haben. 

Im Pflegeheim, in dem Mudderns seit vier Wochen lebt, zeigen sich immer öfter die negativen Seiten. In dieser Woche wurden Mondbeträge von Mudderns Konto abgebucht, die sich überhaupt nicht nachvollziehen lassen, zumal wir keine Rechnung bekommen haben. Ich ließ erstmal alle Abbuchungen zurückgehen, und sobald ich eine ordentliche Rechnung habe, stelle ich einen Dauerauftrag. Ich bin gespannt, wann diesem Chaos-Haufen die Rückbuchungen auffallen ... Mudderns war angesichts der Höhe der Abbuchungen natürlich sofort panisch, glaubt, sich das Pflegeheim nicht leisten zu können, und will in eine Wohnung ziehen. Ich werde sie nicht daran hindern, aber ich werde sie dabei nicht unterstützen, denn sie ist definitiv nicht mehr in der Lage, alleine zu leben. 

Bislang dachte ich, wenn jemand in einem Pflegeheim lebt, werden die Angehörigen entlastet. Stattdessen kümmere ich mich um Rezepte, Verordnungen, Arzttermine, soll mal eben 80 km fahren, um die Krankenkassenkarte zum Arzt zu bringen - ist das normal? Bei mir sind es nur 80 km - wie machen das Angehörige, die weiter weg sind? Von der Apotheke gelieferte Medikamente verschwinden irgendwo im Heim, genauso wie Post und Zeitungen, und eine richtige Auskunft bekomme ich nicht, auch, weil es keine Ansprechpartner gibt. Ich wüsste beispielsweise gerne, ob ich Mudderns Wäsche etikettieren muss, jetzt, wo sie vollstationär aufgenommen wurde, für sie gewaschen wird, und wann sie in eines der vielen leerstehenden Einzelzimmer umziehen kann. Zum Glück kommt Mudderns Gesellschafterin weiterhin zwei Mal in der Woche, was eine große Unterstützung ist. Mudderns allerdings versucht, uns beide gegeneinander auszuspielen und will durchsetzen, dass ausschließlich ich mich um sie kümmere. Sie verfolgt weiterhin die Idee, dass ich den Gatten ins Heim einweise, meinen Job kündige und zu ihr in ihr Haus ziehe, verkennt, dass da niemand mitspielt.   

Sorge macht, dass Mudderns die falschen Medikamente bekommt, wobei sich nicht sagen lässt, ob das tatsächlich so ist, denn sie kann nicht sagen, welche Tabletten fehlen, außer, dass es "die kleinen" sind. Der Gatte schlug vor, dass wir ihr Wochenboxen fertig machen, aber da sich Mudderns nicht merken kann, welcher Wochentag ist, hilft das nur bedingt. So nahm sie teilweise täglich 20.000 mg Vitamin D, weil sie dachte, es wäre schon wieder Sonntag. Da ist die tägliche Zuteilung durch das Heim sinnvoller - wenn sie denn die richtigen Medikamente bekommt. 

Der Wechsel des Pflegeheims ist keine Alternative. Mudderns akzeptiert nur dieses, weil es als einziges mitten im Dorf ist, sie in der gewohnten Nachbarschaft bleibt, alleine zur Kirche gehen kann, wenn sie es sich wieder zutraut. Momentan verlässt sie das Heim nur in Begleitung, was gut ist, denn so kommt sie nicht auf die Idee, in ihrem ehemaligen Haus vorbeizuschauen. Sie würde einen Schock bekommen, denn sie glaubt, wir leben in ihren Möbeln und Sachen. Gerade verlangte sie nach einem Buch, "das blaue, das rechts auf dem Sofa liegt" - dusseligerweise sind die Bücher schon gepackt. Kommende Woche suche ich die betreffende Bücherkiste durch und hoffe, ich werde fündig.      

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide machen im September zusammen Urlaub, was Tante aufgrund ihrer Einschränkungen sichtlich mehr fordert als Schwiegermutter. Ich hoffe, die beiden verbringen schöne Tage, obwohl die Reise für Tante sehr anstrengend wird. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Donnerstag, 4. August 2022

Ausgelesen: Bücher im Juli 2022

Abends lese ich immer
in Gesellschaft.
Diesen Monat las ich zuerst die fünfbändige Reihe um den Hamburger Privatdetektiv Dr. Marten Hendriksen von Ole Hansen*. Seine Jeremias-Voss-Reihe* gefiel mir mit Abstrichen alles in allem ja ganz gut. Die Hendriksen-Reihe* beginnt, wo die Voss-Reihe aufhört, denn Hendriksen übernimmt Voss' Detektei nach dessen Heirat. So bleiben denn auch ein paar Protagonisten wie die Rentner-Gang, die Pathologin Silke Moorbach oder Hund Nero erhalten. 

Ärgerlich fand ich wie bei der ersten Reihe, das schlampig korrigiert wurde - wobei: Einige Fehler hätte schon der Autor merken müssen, selbst, wenn er nicht in Hamburg wohnt. So heißt der Hamburger Stadtteil "Rotherbaum" und nicht "Roter Baum". Und manches ist einfach nur blöd, zum Beispiel die Frage zu einem schwulen Paar, wer von beiden die Frau sei. Darüber sollten wir inzwischen weg sein (und bei dem lesbischen Paar, das ebenfalls vorkommt, wird auch nicht gefragt, wer von beiden der Mann sei). 

Ansonsten ist Hansens Stil gewohnt langatmig und detailliert, womit mein wattiges Hirn gut umgehen kann, und am Schluss folgt Hendriksen seinem Vorgänger, beginnt eine Beziehung zu einer reichen Unternehmerin.  

Mit "Mord auf dem Golfplatz: Falsches Spiel auf Mallorca*" las ich den sechsten Band der Reihe um den kochenden Polizisten Carlos, geschrieben von Carsten Philipp*. Diesmal geht es um einen Golflehrer, der mitten auf dem Golfplatz ermordet aufgefunden wurde. Es gibt keine Zeugen oder Hinweise, und die Frau des Ermordeten hat nicht den geringsten Verdacht, wer ihren Mann umgebracht haben könnte. Auch der Zwillingsbruder des Toten kann Carlos keine Hinweise geben. Doch dann stellt sich heraus, dass der Tote gerne gewettet hat. Hat seine Leidenschaft für Sportwetten etwas mit seinem Tod zu tun? Oder hat vielleicht der Zwillingsbruder etwas mit der Sache zu tun? Carlos muss verschiedenste Spuren verfolgen, um den Mörder zu finden. Laut Klappentext ist am Ende wie immer alles anders, als man denkt, aber tatsächlich ist der Plot vorhersehbar. Wie bei den anderen Bänden gibt es auch hier lange Beschreibungen der Umgebung bzw. der gefahrenen Strecken - nett als Urlaubserinnerung oder für die Urlaubsplanung. Neben den langatmigen Schilderungen muss natürlich auch langatmig begründet werden, warum Carlos selbst fährt, nicht etwa seine Frau, obwohl sie selbstverständlich eine gute Autofahrerin sei - unnötig.

Durch das ukrainische Kinderfest im Rathaus Anfang des Monats landeten drei Bände der Alster-Detektive im Büro. Die Kolleginnen hatten keine Kinder im passenden Alter, also bekam ich sie mit für das Nachbarskind im alt-neuen Haus. Vorher las ich die Bücher natürlich, denn ich will ja wissen, was ich weitergebe. 

In den August gehe ich mit "Die Erfindung des Jazz im Donbass*" von Serhij Zhadan*. Der Klappentext las sich spannend: Herman, ein junger Werbeunternehmer, wird von einem ominösen Anruf aufgeschreckt: Sein Bruder, der am Rande der Steppe eine Tankstelle betreibt, ist spurlos verschwunden. Am Ort des Geschehens trifft Herman auf die Angestellten seines Bruders, verliebt sich in Olga, die eigenwillige Buchhalterin, und versucht, die Tankstelle vor den Attacken eines einheimischen Oligarchen zu retten. Dabei wird ihm klar, dass weit mehr auf dem Spiel steht: nämlich das Glück und der Sinn des Lebens. Allein: Das Buch ist größtenteils so gar nicht mein Geschmack. Ich kämpfe mich Seite für Seite durch. 

Immerhin: Nachdem ich im Juni so genervt war vom eigensinnigen Tolino, bekam ich aus der Stadtbibliothek Köln den Tipp, zum Runterladen aus der Onleihe das Beta-Feature "Tolino Leseerlebnis" zu aktivieren, es zum Lesen aber wieder zu deaktivieren. Das half! Ich konnte 193 Seiten lesen, bevor der Tolino das erste Mal zickte. Bislang schaffte ich kaum 10 Seiten ohne Gerätegezicke. 

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