Samstag, 7. Mai 2022

#WMDEDGT 05/22: Krankenhaus

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich wache gegen halb drei zum ersten Mal auf, weil der Fernseher noch läuft und die andere Bettseite leer ist. Der Gatte ist nämlich im Krankenhaus, und obwohl ich ihn gut versorgt weiß, schlafe ich unruhig. Den Fernseher ausstellen und bis kurz nach fünf Uhr nochmal einschlafen. Zurzeit wache ich immer um kurz nach fünf Uhr auf. Zum Aufstehen ist es zu früh, also noch etwas dösen, bis um viertel vor sieben der Wecker klingelt. 

Sportklamotten anziehen, Handtuch, Wasserflasche, Maske und Schlüsselkarte schnappen und runter in den Fitnessraum, eine Stunde trainieren. Diese eine Stunde zwischen sieben und acht Uhr gehört in diesem Urlaub nur mir. Bislang war ich da alleine im Fitnessraum, heute trainiert noch jemand - blöd, da ich dann mit Maske trainiere, aber bessa is' (der Raum ist nicht wirklich gut gelüftet, die Fenster lassen sich nur mit Schlüssel öffnen). Während ich rudere und radle, freue ich mich an den Wildkaninchen vor den Fenstern - heute hoppelt da ein knappes Dutzend herum. 

Um acht Uhr telefoniere ich mit dem Gatten, dem es den Umständen entsprechend gut geht. Röntgen und CT waren ohne Befund, die Platzwunde ist genäht, eine Gehirnerschütterung hat er trotz eines Sturzes aus gut anderthalb Metern nicht. Bleibt die retrograde Amnesie. Der Gatte hatte unwahrscheinliches Glück, denn der Unfall hätte wesentlich schlimmer ausgehen können!

Schwiegermutter wecken, dann duschen, anziehen und kurz einen Kaffee auf dem Balkon trinken, bis Schwiegermutter mich zum Frühstück anholt.

Im Restaurant ist es recht voll. Morgen beginnt das Plage-Noire-Festival, und die ersten Gäste reisten schon gestern an. Dementsprechend bunt, also schwarz, ist es im Frühstücksraum. Schwiegermutter kommt aus dem Echauffieren kaum heraus, vor allem, als eine junge Frau in einem schwarzen Tüllrock an ihr vorbei geht. Tüll geht schließlich nur abends! Dass ich befinde, die junge Frau sehe sehr gut aus, macht die Sache nicht besser. Wir reden ansonsten wenig, was Schwiegermutter vermuten lässt, die Tischnachbarn dächten, wir hätten Krach. Das ist mir egal. Wir haben uns schlichtweg gerade nichts zu sagen, aber das Schwiegermutter mal nicht plappert, ist in der Tat ungewöhnlich. Ich bin ganz dankbar dafür, denn normalerweise kritisiert sie ohne Luft zu holen, ohne Punkt und Komma das Leben vom Gatten und mir. 

Nach dem Frühstück begleitet mich Schwiegermutter zu Edeka, damit ich Pfandflaschen abgeben kann, und geht dann weiter zum Strand. Ich gehe zurück ins Hotel und lade schon mal den Koffer des Gatten in den Wagen, denn da er 24 Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben soll, rechnen wir frühestens morgen Vormittag mit einer Entlassung. Kaum ist der Koffer verladen, stehe ich wieder vorm Hotel, ruft der Gatte an: Er wird heute schon entlassen! Ähm, okay ... Also den Koffer wieder aus dem Auto ins Hotelzimmer holen.  

Deich mit Schwiegermutter und Ostsee.

Kurz ausruhen, umziehen, dann zur Massage. Schwiegermutter und ich haben uns entschieden, unsere Termine heute wahrzunehmen, denn der Gatte ist ja im Krankenhaus gut versorgt. 

Nach der Massage wieder umziehen, dann zum Testcentrum, denn im Krankenhaus gilt selbstverständlich 2G+, brauche ich einen negativen Corona-Test. So, wie die im Testcentrum die Abstriche machen, würde es mich wundern, wenn's da positive Tests gibt ... 

Punkt 14 Uhr bin ich zum Beginn der Besuchszeit im Krankenhaus - ich rechne mit einer langen Schlange, aber hier sind nur wenig Menschen vor mir. Impf- und Testnachweis vorzeigen, dann Fragebogen ausfüllen, um zu erfahren, dass der Gatte noch immer auf der Aufnahmestation ist, wo Besuchsverbot ist. Aber es gibt gute Nachrichten: "Ihr Mann wird um 16 Uhr entlassen!"

Vorm Krankenhaus den Gatten telefonisch informieren, dass ich ihn jetzt nicht besuchen kann, ihn aber um 16 Uhr abhole. Er wusste noch nichts davon, und wir beide hoffen, dass die Info stimmt. Die Entlassung heute wäre eine große Erleichterung, umso mehr, da Schwiegermutter darauf besteht, dass wir bis zur Entlassung des Gatten in Oldenburg bleiben, um die medizinische Versorgung des Gatten zu überwachen. Ich hingegen bin der Meinung, wir können am nächsten Tag notfalls auch ohne den Gatten zurückfahren, denn der wird auch ohne Schwiegermutter im Krankenhaus gut versorgt (und ein Hotel gibt es ohnehin nicht). 

Wieder zurück ins Hotel fahren, dann Schwiegermutter eine Notiz an die Tür heften, dass ich den Gatten um 16 Uhr abholen kann und sie deswegen nach ihrer Massage nicht wie abgesprochen am Pool treffen kann, kurz ausruhen bei Kaffee und Keksen, dann wieder ins Auto, damit ich sicher rechtzeitig im Krankenhaus bin. 

Die Damen an der Krankenhauspforte kennen mich inzwischen, bin ich doch mittlerweile schon zum dritten Mal da, und signalisieren mir, dass der Gatte bald kommt. Dann können wir uns endlich wieder in die Arme schließen. Während wir zurück ins Hotel fahren, erzählt der Gatte vom Krankenhausaufenthalt und dass ihm etwa 20 Minuten fehlen. Er weiß nicht mehr, wie es zum Sturz kam und kam erst wieder zu sich, als die Sanitäter ihn auf die Trage legten (er war tatsächlich etwa 30 Sekunden ohnmächtig, dann wieder ansprechbar, nur weiß er davon nichts mehr). Mit den beiden Hasen, die ich ihm am Vortag mit einigen anderen Sachen ins Krankenhaus brachte, fiel er nicht weiter auf: Sein Bettnachbar hatte ein Eichhörnchen dabei ... 

Als wir ins Hotel kommen, wird der Gatte herzlich von den Mitarbeiterinnen, die den Unfall mitbekamen, begrüßt. Im Hotelzimmer richtet er sich wieder ein bisschen ein, freut sich über Kaffee (ein Hoch auf die Nespresso-Maschine im Hotelzimmer!) und möchte sich ausruhen, so dass ich eine Stunde frei habe, um zu schwimmen. 

Ich bin rechtzeitig wieder da, und der Gatte besteht darauf, dass er wie an normalen Tagen im Anzug zum Abendessen geht - okay, das heißt dann für mich kleines Schwarzes und Trittchen. 

Schwiegermutter klopft, um uns zum Abendessen abzuholen. Während des Abendessens erzählt sie freudestrahlend, dass sie im Schwimmbad war und dort viele traf, die den Unfall des Gatten am Vortag mitbekamen. "Und alle erkundigten sich, wie es meinem Mann geht! Ich habe mich natürlich bedankt und gesagt, es geht ihm gut!" Wie sehr es ihren Sohn trifft, für ihren Mann gehalten und damit 30 Jahre älter gemacht zu werden, merkt sie nicht. Das merkt sie nie. Ursache für ihre Probleme mit mir ist, dass ich ihr nach dem frühen Tod ihres Mannes den Sohn wegschnappte, nachdem sie sich schon erhoffte, mit ihrem Sohn den Lebensabend zu verbringen.  

Nach dem Abendessen besteht Schwiegermutter auf einen Barbesuch und ist indigniert, als der Gatte Apfelschorle trinken möchte. Der Gatte ist erschöpft, trinkt seine Schorle schnell und verschwindet dann auf's Zimmer, während ich Schwiegermutter Gesellschaft leiste und mir von ihr das Leben erklären lasse - wieder mal. 

Sonnenuntergang am letzten Urlaubstag.

Als ich vor halb zehn in unser Hotelzimmer komme, ist der Gatte so weit wach, dass wir noch ein letztes Mal zusammen den Sonnenuntergang gucken können - die Sonnenuntergänge waren diese Woche jeden Abend ein Traum. 

Wir haben noch keine Nachrichten gesehen, also schalte ich das heute journal an und gehe ins Bett - wir schlafen schon, bevor es anfängt. Anderthalb Stunden später werde ich so weit wach, dass ich zumindest nach der Fernbedienung tasten und den Fernseher ausstellen kann. 

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Im Mai 2020 war der Gatte noch gesund und in Kurzarbeit, während ich durch die Spontan-Digitalisierung meines Mammutprojekts jede Menge Überstunden ansammelte. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr krank, stand der zweite Krankenhausaufenthalt unmittelbar bevor.   

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