Dienstag, 19. November 2024

(M)Ein Schal für's Leben 2024

Seit zehn Jahren gibt es die Aktion "Ein Schal für's Leben" schon. Es ist eine Kooperation der Hilfsorganisation "Save the Children", der Frauenzeitschrift Brigitte und von Lana Grossa. In diesem Jahr entwarf Guido Maria Kretschmar den Schal. 

Schal, aufgerollt.

Mir gefielen die fröhlichen Farben von Lana Grossas Confetti sofort. Hätte ich allerdings vorher gewusst, dass mit Nadelstärke 12 gestrickt wird, hätte ich den Schal wohl nicht gestrickt, denn die Nadelstärke war ein K(r)ampf. 

Schal, ausgebreitet.

Ich strickte den Schal übrigens ohne die Fransen. Fransen sind nicht so meins. 

Wolle und Muster im Detail.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Montag, 18. November 2024

#12von12 im November 2024

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Seit ungefähr zehn Tagen war keine Sonne mehr zu sehen. Da bin ich froh über das Laub, das ein bisschen Bunt ins Grau bringt.

#2: Bring them home now gilt seit über 400 Tagen. Am nächsten Tag waren die Plakate übrigens mal wieder abgerissen. 

#3: Beim Warten auf den Zug ein neues Buch* anfangen.

Heute ist Dienstag, und ich muss ins Echtbüro. Das heißt, morgens gleich nach dem Weckerklingeln erstmal auf das Taschentelefon gucken, wie es beim Metronom aussieht. Die Züge fallen gerne mal aus. 

#4: Frühstücken und Arbeiten.

#5: Ich schaffe es selten, mein Pfand wegzubringen, denn in Büro-Nähe kann ich zwar Wasser kaufen, aber die Rückgabe ist schwierig. So kommen ein paar Flaschen heute mit nach Hause.

Der Büro-Tag ist ruhig. Die Winterruh eist irritierend, zeigt aber, dass in meinem Arbeitsbereich wieder Normalität eingekehrt ist, nachdem Corona ja angeblich vorbei ist. Unsere Kooperationspartner nutzen die Winterzeit zur Erholung, was sie die letzten vier Jahre nicht taten bzw. konnten. 

#6: Der Gatte ging auf dem Rückweg von der Fußambulanz beim Bäcker vorbei und brachte Kuchen mit. Eigentlich sollte er nicht laufen, sondern ein Taxi nehmen, aber der Gatte ist halt der Gatte.

Pünktlicher Feierabend, pünktlicher Zug, wenn auch von einem anderen Gleis und mit dem Hinweis, nicht einzusteigen. Solange der Hinweis nicht als Durchsage vom Zugpersonal kommt, lässt sich davon niemand irritieren. Irritiert sind nur die, die die Strecke nicht regelmäßig fahren und das tägliche Chaos nicht kennen. Vom Zug aus rufe ich den Gatten an, dass ich auf dem Weg bin, und so ist der Tee fertig, als ich zu Hause ankomme. 

#7: Postkarten an ein paar liebe Menschen schreiben.

#8: Das Abendessen aufwärmen

#9: Während das Abendessen aufwärmt, die Brotdose für den nächsten Tag vorbereiten. Overnight Oats machte ich schon am Vortag für zwei Tage, muss ich morgen einfach nur aus dem Kühlschrank nehmen. 

#10: Füße hoch, stricken und das Tens-Gerät* arbeiten lassen.

#11: Bevor ich schlafen gehe, schreibe ich dem Gatten einen Zettel für den kommenden Tag. Zu oft vergaß er, wo ich bin und wann ich zurückkomme, obwohl wir am Vorabend darüber sprachen. Auf dem Zettel stehen auch kleine Aufgaben, die er erledigen kann, wenn er sich gut genug dafür fühlt. Die Zeiten, in denen wir uns die Hausarbeit teilen konnten, sind leider vorbei. 

Der Rest des Tages ist ruhig und gefüllt mit Hausarbeit. Ich gehe früh ins Bett, denn morgen wird mal wieder ein Zwölf- oder Vierzehn-Stunden-Tag. 

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Am 12. November 2020 dachten wir noch, mit der Behandlung der Augenerkrankung des Gatten wäre das schlimmste ausgestanden, ahnten nicht, was noch kommen sollte, schrieb ich wöchentliche Postkarten an Tante, damit sie nicht so alleine ist, weil sie uns nicht besuchen konnte. Am 12. November 2021 fand eine Tagung noch als Videokonferenz statt, hatte ich die Hoffnung, dass sich Corona irgendwann erledigt. Am 12. November 2022 hatten wir noch die Hoffnung, spätestens im April umziehen zu können. Am 12. November 2023 pendelten wir noch immer zwischen Wohnung und Baustelle, hatten aber immerhin schon mal den Umzug terminiert. / *Affiliate links  

Sonntag, 17. November 2024

Samstagsplausch KW 46/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIV

Ein bisschen Bunt im November-
Grau. Heute scheint nach vielen
grauen Tagen endlich mal
wieder die Sonne!
"Das war ein anstrengender Tag!", seufzte der Gatte Freitag Abend, und ich konnte ihm nur zustimmen. Vormittags musste der Gatte zur Fußambulanz zur Wundversorgung. Er stellte am Morgen fest, dass er eine weitere Wunde hat, die so schmerzhaft ist, dass er mich bat, ihn zu fahren. So was ist selten, denn der Gatte versucht, so viel wie möglich selbst zu machen. Normalerweise ist Fahren und Begleiten kein Problem, wenn ich im Heimbüro bin, denn da kann ich mich meistens herausziehen, trage eine Pause ein und gut. Nur diesmal hatte ich selbst einen Arzttermin. Da kam ich dann mit heißen Reifen eine Minute vorher an - um anderthalb Stunden zu warten. 

Eigentlich sollte ich zum Gastroenterologen, die bevorstehende Magenspiegelung besprechen, aber irritierenderweise führte die Kardiologin der Praxis das Gespräch. Ich war so überrascht, dass ich nicht nach dem Wieso fragte. Der Gatte befand bereits, die Kardiologin wäre merkwürdig, und das konnte ich nur bestätigen. Sie scheint außerdem ein Problem mit den Ärzten im Altonaer Krankenhaus zu haben - sie meckerte schon über die Kardiologie, wo der Gatte in Behandlung war, und jetzt über die Gastroenterologie, wo ich in Behandlung war. Sie ist sich nicht sicher, ob eine Magenspiegelung ausreicht, will mich aber auch nicht ins Krankenhaus überweisen für weitergehende Untersuchungen, sondern macht erstmal die Magenspiegelung. Zu meinen akuten Beschwerden sagte sie nichts. Ich hoffe, dass die Magenspiegelung da was zeigt, dass das Sodbrennen behandelt werden kann, die Tumore weder gewachsen nicht bösartig geworden sind. Wir werden sehen.

Diese Woche war ich auch wieder bei der neuen Frauenärztin, denn entgegen ihrer Zusage gab es kein Rezept für die Hormone, wie ich in der Apotheke feststellte. Ich bekam jetzt ein Privatrezept. Meine Krankheiten werden langsam ein teures Hobby, denn jedes Vierteljahr zahle ich einige Hundert Euro für Medikament, die ich off label nehmen muss, die also bei einer Erkrankung helfen, dafür aber in Deutschland nicht zugelassen sind. Die Praxis versucht nun per Post, die Unterlagen aus der bisherigen Praxis zu bekommen. Ich muss kommenden Monat nachfragen, ob es klappte. Ich würde ungerne bei der alten Praxis bleiben, denn ein Besuch dort kostet mich einen halben Tag, den ich mir mühsam freischaufeln müsste. Ich habe so schon eine 60-Stunden-Woche, denn zur Teilzeit-Arbeit kommen ja Pflege / Betreuung des Gatten. Und jeder Termin muss ja mit den Terminen des Gatten, die Vorrang haben, abgestimmt werden. Das ist Termin-Tetris, und wehe, an irgendeiner Stelle hakt es. Kommende Woche müsste ich mich klonen. Ich weiß noch nicht, wie ich das löse. 

Der Diabetologe des Gatten setzte sich dafür ein, dass der Gatte schon kommende Woche in die Gefäßchirurgie kann. Dem Gatten setzt das sehr zu. Er hat Angst vor Krankenhausaufenthalt und OP, ist panisch, schlägt verbal um sich, kann nicht alle bleiben, wird teilweise panisch, wenn ich nicht in Sichtweite bin. So sagte ich dann auch das Stricktreffen vorgestern ab. Ich habe natürlich alle Termine so umorganisiert, dass ich ihn begleiten kann, so viel Zeit wie möglich zu Hause bei ihm bin, aber mehr kann ich nicht machen (außer endlich zu lernen, mich zu klonen). Zu seiner Angst kommt der Umstand, dass die Männer in seiner Familie nicht älter werden als Mitte 60, und so alt ist er jetzt. Das haben wir beide im Hinterkopf, mit der leisen Hoffnung, noch viele gemeinsame Jahre haben zu dürfen. 

Jedenfalls ist es gut, dass der Gatte nicht in die Reha fuhr, denn dort hätten sie ihn angesichts des Zustands seiner Füße eh wieder nach Hause geschickt, weil die Wunden nicht adäquat versorgt werden könnten. 

Bis zur Wochenmitte ging's dem Gatten gut, räumte er viel im Haus auf und um, nahm mir viel ab. Das tat gut! Ich bin aktuell nämlich mal wieder so erschöpft, dass ich gelegentlich in Tränen ausbreche. Es ist einfach oft viel zu viel. Ich schaffe mein Tagespensum nicht mehr. Mir fehlt schon die zweite Woche ein freier Tag,

Hier gilt seit mittlerweile 244 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Büro wollten meine Kollegin und ich die Winterruhe nutzen, um unser Projekt weiterzuentwickeln. Ich hatte gerade alles angeleiert, als die Arzttermine des Gatten dazwischen kamen. Jetzt muss ich mal sehen, wie ich das alles schaffe. Meine Kollegin nimmt mir zwar vieles ab, hat aber selbst viel um die Ohren, und Projektleitung bin ich, also liegen die letzten Entscheidungen bei mir. Bei vielen Gesprächen muss ich einfach dabei sein. Da kann ich nur hoffen, dass sich der Zustand des Gatten stabilisiert. Davon ab ist im Büro mal wieder Corona-Alarm. Nach einem Kita-Laternenfest mit viel Gesang meldete sich am nächsten Tag alle Erzieherinnen mit Corona krank. Es traf dann auch eine Kollegin, deren Tochter in der betreffenden Kita ist. Ich war sehr froh, dass sie so vernünftig ist und aktuell im Büro Maske trägt. 

Ansonsten kämpfen wir alle mit der neuen Computer-Telefonie. Ich bekam seit zwei Wochen keinen Anruf mehr und frage mich, ob das an der Winterruhe oder an der Technik liegt. Testanrufe klappen jedenfalls. Ich bin außerdem nicht die einzige, die die Computer-Telefonie auf's Taschentelefon umleitet, weil die Gesprächsannahme über's Headset kompliziert ist. Immerhin habe ich es inzwischen geschafft, das kabellose Headset im Büro so zu verkabeln, dass es lädt. Dafür lässt sich der höhenverstellbare Schreibtisch nicht mehr herunterfahren, auch nicht resetten. Der Hausverwaltung ist nicht klar zu machen, dass ein Techniker kommen müsste, dass ich nicht zu blöd für die Bedienungsanleitung bin. So sitze ich wie ein Affe auf dem Schleifstein am Schreibtisch im Echtbüro und freue mich einmal mehr über die Arbeitstage im Heimbüro, wo die Ausstattung ergonomischer ist.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

Sonntag, 10. November 2024

Samstagsplausch KW 45/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLIII

Der Kommentar zu aktuellen
Weltlage.
Was für eine Woche!

Montag traf ich mich mit dem Gatten nach seinem Podologen-Termin zum Konditorn und erledigte auf dem Weg zum Bäcker jede Menge Besorgungen, denn wir gingen davon aus, dass der Gatte kommende Woche zur Reha fährt. Die Podologin befand, eine Wunde sei so ernst, da müsse der Diabetologe im Rahmen der Fußambulanz drauf gucken. So weit, so gut.

Dienstag und Mittwoch waren lange, anstrengende Tage. Ich habe Spaß mit Ärzten. Von der Endokrinologin ist kein Arztbrief zu bekommen, und ohne den kann ich nicht zur örtlichen Gynäkologin wechseln. Auch die bisherige Gynäkologin verweigert den Arztbrief. Doch, ich weiß, ich habe einen Rechtsanspruch auf die Befunde, aber ich habe keine Kraft, einen Anwalt einzuschalten. Also werde ich kommende Woche versuchen, einen Termin bei der bisherigen Gynäkologin zu bekommen. Wenn's klappt, muss ich weiterhin 80 km fahren, um meine Tabletten zu bekommen, aber dann ist das halt so. Wenn's nicht klappt, fehlen die Hormone. Als ich das vierteljährliche Rezept bei der Endokrinologin abholte, erfuhr ich, dass sie im kommenden Quartal die Praxis verlässt. Ihre Patienten können dann sehen, wo sie bleiben, denn die anderen Ärzte in der Gemeinschaftspraxis übernehmen die Patienten nicht, und einen Nachfolger gibt es auch nicht. Ein Endokrinologen-Termin ist nicht zu bekommen (ich dehnte die Suche inzwischen bis Hannover, Bremen und Kiel aus). Eine Kollegin, die ebenfalls einen Endokrinologen braucht, hat einen Termin in einem Jahr. Ich stehe also über kurz oder lang ohne zwei notwendige Medikamente da, weil es keinen Facharzt gibt, der sie mir verschreiben kann. Heißt: Hypermenorrhoe und unkontrollierte Gewichtszunahme. Vielleicht kann ich als Selbstzahlerin in der bisherigen Praxis bleiben. Das muss ich noch klären. Dann vermeide ich zumindest die unkontrollierte Gewichtszunahme.

Ja, ich gebe zu, eine Total-OP und eine bariatrische OP wären die einfachere Lösung. Dafür fände ich sofort Ärzte, denn die OPs bringen ordentlich Kohle, im Gegensatz zu den vierteljährlichen Untersuchungen und Rezepten. Gut, ich falle dann Wochen und Monate arbeitsunfähig aus, wir belasten die Pflege- und Krankenkassen, aber egal.

Donnerstag waren wir beim Hausarzt des Gatten, ursprünglich nur wegen des völlig wirren Medikamentenplans, den seine Nephrologin aufsetzte. Dabei stellte sich heraus, dass sie diesmal keine Befunde an den Hausarzt weiterleitete! Sie vergaß auch die eRezepte, so dass der Gatte ohne Medikamente dagestanden wäre, hätte er sich nach ihrem Plan gerichtet. Der Arzt beschloss, solange ihm keine aktuellen Befunde vorliegen, nimmt der Gatte die Medikamente nach dem Plan des Hausarztes ein, zumal nach der Medikation der Nephrologin die Nieren weiter geschädigt würden. So kann man sich auch Patienten heranziehen. Dialysen sind vermutlich auch lohnender als Tabletten. Mit der vom Hausarzt im Sommer geänderten Medikation geht es dem Gatten deutlich besser.  

Der Hausarzt bat dann den Gatten, die Reha abzusagen! Die Beschwerden, die der Gatte hat, würden sich durch die Reha nicht bessern, sondern er muss damit leben lernen. So klar hatte das noch niemand dem Gatten gesagt, und selbst der MDK meinte ja, die Reha würde Besserung bringen. Stattdessen hält der Hausarzt das Risiko, dass sich der Gatte in der Reha infiziert, für zu hoch. Die Klinik ist groß, fast 600 Patienten, über 300 Angestellte. Der Gatte kann aufgrund seiner Erkrankungen nur schwer Maske tragen, und vieles ist mit Maske ja auch nicht zu machen. Ich merkte in den letzten Tagen häufiger, dass der Gedanke, zur Reha zu fahren, dem Gatten sehr zusetzte, dass er Angst hatte, bei den Sportprogrammen nicht mithalten zu können, die Wege in der Klinik nicht zu schaffen usw.. Er sagte also die Reha ab und hadert nun, ob die Entscheidung richtig war. Psychisch hätte es ihm vielleicht gut getan, auch, weil er zwangsläufig ohne mich Kontakte knüpfen müsste, und mir hätten drei Wochen Ruhe auch gut getan, aber er vertraut seinem Hausarzt, was ja gut ist. Und wir würden uns Vorwürfe machen, wenn er sich Grippe, Lungenentzündung, Noro oder sonst was einfängt. Dem Gatten wird langsam bewusst, wie krank er wirklich ist.

Freitag war der Gatte dann wegen der Wunde, die der Podologin Sorgen bereitete, in der Fußambulanz. Ergebnis: Er muss zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus und bekommt vermutlich einen Stent. Er ist milde panisch. Angesichts seiner Herzerkrankung ist so eine OP kein Pappenstiel. Ich hoffe, ich kann morgen einen Termin vereinbaren, denn der Gatte möchte, dass ich ihn begleite. Angesichts der Wunde ist es natürlich gut, dass der Gatte die Reha absagte, denn er muss nun alle paar Tage in die Fußambulanz und soll den Fuß schonen (was er natürlich nicht macht ...). 

Am späten Nachmittag kamen "die Jungs", unser Handwerkerservice. In nur dreieinhalb Stunden zogen sie vieles glatt, woran sich der Gatte und ich in den letzten Monaten aufrieben. Wir haben Licht auf der Kellertreppe! Der Gatte freute sich, dass seine geplante Installation funktionierte. Er konnte sie ja nicht abschließen, weil die Hände (und dann auch die Augen) nicht mehr wollten. Ich bin von der Beleuchtung so begeistert, dass ich sie am Liebsten auch an den beiden anderen Treppen hätte, aber da ist die Umsetzung schwieriger, hätten wir keine Bewegungsmelder. Im Januar sollen "die Jungs" wiederkommen. Bis dahin will ich alles Elektro-Gedöns sortiert haben, wollen wir uns ein Beleuchtungskonzept jenseits von Bewegungsmeldern, Taschenlampen und Baustellenstrahlern überlegt haben, müssen die letzten Umzugskartons verschwinden. 

Der Gatte löste unser Problem mit dem Schuhregal, indem er Schuhsammler* kaufte, die sich über eine der Feuerschutztüren hängen lassen. Die Feuerschutztür darf paradoxerweise nicht geschlossen werden, weil sonst die Heizung zu wenig Luft bekommt, und durch den Schuhsammler lässt sie sich auch nicht mehr schließen. Insgesamt sind jetzt drei dieser Schuhsammler im Einsatz. Mal gucken, wie lange das reicht - der Gatte hat einen Schuhtick.

Hier gilt seit mittlerweile 243 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Im Badezimmer deutet sich die nächste Katastrophe an, denn es scheint, die Chaos-Baubrigade machte nachhaltig Murks. Jedes Mal, wenn der Gatte duscht, gibt es einen Wasserfall im Treppenhaus, schwimmt das Bad. Keine Ahnung, wieso das nicht passiert, wenn ich dusche. Unser Klempner meinte vor Monaten, als das Problem zum ersten Mal auftrat, das läge am verstopften Abflussfilter, aber der ist frei, wird mehrmals wöchentlich gereinigt. Auch die fehlenden Fugen, die er feststellte, wurden gezogen. "Die Jungs" setzten vorgestern eine Schwallleiste, aber ich fürchte, das Sinnvollste wäre es, die Dusche einmal komplett auszubauen und zu gucken, wo das Wasser eigentlich durchläuft. Mal sehen, woher ich das Geld dafür nehme (und die Nerven). Die Chaos-Baubrigade können wir ja nicht belangen, der Inhaber setzte sich ja ab. 

Ansonsten: Verzweiflung angesichts des November-Graus und der Weltlage. Fassungslosigkeit angesichts des Sauerland-Trumps, der partout Neuwahlen im Januar durchsetzen möchte, auch wenn das allen Regelungen und Fristen widerspricht, damit er einen Tag vor seinem Idol zum Kanzler gekürt werden kann. Wenn der Sauerland-Trump nicht zügig Wahlen streicht, werden zukünftige Bundestagswahlen ebenfalls im Januar stattfinden. Es zeigt sich wieder mal, was Menschen anrichten können, die mit aller Gewalt an die Macht wollen, keine Ahnung von Arbeit haben. Wut angesichts der kommenden CDU-AfD-Koalition, die sich nicht nur in Sachsen, sondern auch im Bund andeutet. Ohnmacht angesichts der Pogrome in Amsterdam und in Berlin (und die Frage, ob ich die geplante Chanukka-Girlande samt Lichterkette* nicht lieber in der Küche aufhängen sollte, weil man sie dort anders als im Esszimmer nicht von außen sieht).  

Der Schal für's Leben ist fertig, endlich! Die 12er Nadeln sind so gar nicht meins gewesen! Nun stricke ich Weihnachtsmützchen für Neugeborene, die bei uns allerdings die Leuchthasen* tragen werden. So wird aus der Osterdeko eine Weihnachtsdeko. Bei der Suche nach leuchtender Weihnachtsdeko, die uns beiden einigermaßen gefällt, stellten wir fest, dass wir auch im Vorgarten eine Außensteckdose hätten legen lassen sollen. Das werden wir beizeiten nachholen, auch für den Laubsauger, den ich auf dem Gehweg gegen das Laub einsetzen kann (anders als im Garten, so es kreucht und fleucht und geharkt wird). 

Im Büro macht's gerade wenig Spaß. Die Arbeit wird immer reglementierter, überwachter. Die Leichtigkeit nach dem Chef-Wechsel ist dahin. Meine Kollegin und ich haben uns jetzt endgültig entschieden, nicht zur Tagung zu fahren, weil wir als Teilzeitkräfte nicht die volle Arbeitszeit angerechnet bekommen. Wir würden anderthalb Tage unbezahlt arbeiten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links

Freitag, 8. November 2024

#WMDEDGT 11/24: My Anxieties Have Anxieties

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich muss heute eine Stunde früher los als sonst, denn ich habe tatsächlich einen dienstlichen Termin vor zehn Uhr. Das kommt selten vor. 

Die Nacht war unruhig, der Gatte brauchte Hilfe, und dementsprechend stehe ich etwas gerädert auf. Immerhin halfen die Schmerztabletten, die ich vorm Einschlafen nahm, kann ich mich einigermaßen schmerzfrei bewegen.

Kaffee kochen, Tabletten und den Tageszettel für den Gatten zurecht legen, anziehen, den Rucksack kontrollieren, Brotdose* und Lunch Pot* aus dem Kühlschrank holen, Kaffeebecher* füllen, schnell eine Scheibe Roggenbrot mit Honig auf die Hand, damit ich meine Tabletten besser vertrage - und dann ist der Gatte plötzlich wach: "Ich wollte dich noch sehen, bevor du gehst!" Das ist schön, denn so muss ich mir keine Gedanken machen, ob es mit seinem Wecker klappte, damit er rechtzeitig zu seinem Termin kommt. Normalerweise wecke ich ihn, aber heute geht das nicht, weil ich in einem Termin bin und nicht telefonieren kann.  

Einen Schluck Kaffee mit dem Gatten trinken, dann den Riesen-Rucksack* schultern und anderthalb Kilometer zum Bahnhof laufen. Als ich aus dem Haus komme, winkt mir die 90jährige Nachbarin zu, die gerade ihre Zeitung aus dem Briefkasten holt. Am Bahnhof komme ich rechtzeitig an. Ausnahmsweise fährt der Zug vom angekündigten Gleis, ist einigermaßen pünktlich und einigermaßen leer. 

Pünktlich im Büro. Ein neuer Kollege fing Freitag an, was ich in meiner üblichen Verpeiltheit vergaß, was mir aber einfiel, als ich ihn im ehemaligen Chef-Büro sitzen sah. Ihn willkommen heißen, kurzer Austausch, macht einen sympathischen Eindruck, mal gucken, wie es wird. 

Pünktlich zur Telefonkonferenz den Klapprechner aufgebaut und gestartet. Während der Telko kann ich frühstücken - Mikro und Kamera sind ausgeschaltet, ich muss nur zuhören. Ich freue mich, dass ich es gestern noch schaffte, die Brotdose zu packen und nun Käsebrote mit Gurke und Weintrauben habe. In der Telko wird verkündet, dass künftig jedes Druckerzeugnis von einer Kollegin abgenommen werden muss. Oh Freude! Angeblich haben wir zu viele Rechtschreibfehler, weswegen sie kontrollieren will. Die Erfahrung aus dem Sommer zeigt aber: Es werden nicht nur Rechtschreibfehler überprüft, sondern Texte komplett umgeschrieben. Nochmal: Oh Freude! Die Fehler fanden sich überwiegend in den Druckerzeugnissen der Chefin, die u.a. Werbematerialien mit falscher Adresse drucken ließ. Ausbaden darf es das ganze Team.

Die Leichtigkeit, die vor fünf Jahren mit dem Wechsel des Chefs einzog, ist schon lange dahin. Abstimmungsprozesse werden immer schwieriger, das Desinteresse seitens der Vorgesetzten immer größer, die Produktivität immer weniger. Inzwischen erfasst mich auch der Frust meiner Kollegen, weil auch in meinem Projekt Entscheidungen schon lange auf Eis liegen. 

Nach der Telko brauche ich Luft und Bewegung und gehe zu Globetrotter. Der Gatte braucht einen Karabiner für seine Schlüssel, und einmal hier, bestelle ich bei der netten Crew Stiefelspikes. In der lindgrünen Hölle werden die Gehwege und Straßen nicht geräumt. Bei den täglich drei bis fünf Kilometern, die ich so laufe, könnten die Spikes im Winter gute Dienste leisten. Der Gatte bekommt auch ein Paar.

Wieder im Büro, beschäftige ich mich mit dem neuen Telefon, denn wir telefonieren ab sofort per Klapprechner. Heißt: Ich kann erstmal gar nicht telefonieren, denn mein Headset will nicht. Am kommenden Tag werde ich dank eines hilfsbereiten Kollegen feststellen, dass das kabellose Headset nicht per USB geladen werden kann, sondern ein Stromkabel braucht. Das ist zwar mitgeliefert worden, aber die einzige verfügbare Steckdose ist am anderen Büro-Ende. Ich muss mir also erstmal eine Verlängerungsschnur besorgen, um kabellos telefonieren zu können. Immerhin lässt sich das Telefon auf ein Taschentelefon umleiten. Das soll angeblich nur bei App funktionieren, aber mein Zweit-Taschentelefon ist so alt, dass es davon nichts weiß. Ich beschließe, die neue Technik doof zu finden. 

Schulung zur neuen Telefon-Technik, und bin ich erfreut, dass ich nicht die einzige bin, die Probleme hat. Ich finde ja grundsätzlich alles doof, was sich nicht intuitiv bedienen lässt. Ich bin gespannt, wann ich das erste Mal mit der neuen Technik telefonieren kann. Erstmal setze ich auf das alte Taschentelefon. Das funktioniert wenigstens.   

So lange arbeiten, dass ich die Letzte im Büro bin, dann mit dem Bus zur Hausarztpraxis. Dank neuem Terminmanagement ist es dort erfreulich leer. Die Ärztin auf den aktuellen Stand bringen, feststellen, dass es mit der Übermittlung der Befunde und Laborwerte aus der Endokrinologie mal wieder nicht klappte, ich da hinterher sein muss, und nach diversen Impfungen fragen. Für Gürtelrose bin ich laut Stiko noch zu jung, aber "Sie haben ja diese Angststörung, da kann ich das dann machen". Guck an, ist das Teil doch für was gut. Als die Ärztin hört, dass ich inzwischen Pflegeperson für den multimorbiden Gatten bin, ist die Impfung gegen Gürtelrose eh kein Thema mehr. Sie warnt aber sehr nachdrücklich vor den Nebenwirkungen, genau wie der Arzt des Gatten, weswegen wir die Impfung erstmal verschieben. Heute wollte ich eh nur die Impfung gegen Diphterie, Keuchhusten und Tetanus haben, die es in dieser Praxis in Kombination mit Polio gibt. 

Die Ärztin ist fasziniert von meinem kleinen Luftfilter*. Ich bin in der Praxis mal wieder die einzige mit Maske, aber immerhin liegt die der Ärztin griffbereit auf dem Schreibtisch. Sie ist außerdem entsetzt, dass ich nach dem Umzug noch immer bei ihr Patientin bin, viele Ärzte weiterhin in Hamburg habe, also jedes Mal 80 km fahre, weil die meisten Ärzte in Buchholz Aufnahmestopp haben, Hausarztpraxen total dicht sind. "Was machen Sie, wenn Sie einen Hausbesuch brauchen? Rufen Sie die 116117?" Nein, denn die Notfallpraxis im Krankenhaus ist nur zwei bzw. vier Stunden am Tag geöffnet. Selbst über die 112 kommt kaum ein RTW, es sei denn, man erklärt sich bereit, die Kosten zu übernehmen, sollte der Einsatz kein medizinischer Notfall sein. Abgesehen davon wäre ich selbst in Hamburg nicht auf die Idee gekommen, einen Hausbesuch in Anspruch nehmen zu wollen. Klar, ich könnte mir einen Hausarzt in Seevetal, Buxtehude oder Rotenburg suchen, aber auch da muss ich fahren. Da bleibe ich lieber in der Praxis, in der ich mich seit fast 20 Jahren wohlfühle.

Ich bekomme einen Zug früher als erhofft und bin nach zwölf Stunden endlich wieder zu Hause! Abendessen in Form von Klopsen, Kartoffeln und Möhrchen, zum Glück schon fertig, muss also nur aufgewärmt werden, dann ab auf's Sofa, den Kamin einheizen, stricken und "Die Spaltung der Welt" gucken. Sehr spannend, aber ich muss leider ziemlich schnell ins Bett, da morgen wieder ein langer Tag ist. Daher fällt das Lesen* vorm Einschlafen auch ziemlich kurz aus. 

Margot Friedländer feiert heute ihren 103. Geburtstag. Mazel Tov, und bis 120! 

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. November 2020 verzweifle ich an der ketogenen Ernährung, ahnen wir noch nicht das Ausmaß der Erkrankung des Gatten und denken, wir können den Advent ganz normal feiern, beschäftigen uns Corona-Regeln. Am 5. November 2021 wissen wir schon um das Ausmaß der Erkrankung des Gatten. überrascht er mich mit roten Rosen. Am 5. November 2022 war ich zum ersten Mal im Repair Café, waren wir gefrustet, weil im Haus nichts vorwärts geht, obwohl die Baubrigade schon seit Ende September fertig sein sollte, wir schon mitten in den Umzugsvorbereitungen stecken sollten. In denen stecken wir am 5. November 2023.

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