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Donnerstag, 1. September 2022

#pmdd2022: Der 28. August 2022

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2022 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Blick aus dem zukünftigen Schlafzimmer in den noch völlig verwilderten Garten.

Dieser freundliche Geselle guckt mir beim Aufwachen zu. Wie der Schaukelstuhl sucht er ein neues Zuhause.

Heute ist Sonntag, und wir haben zum ersten Mal im alt-neuen Haus geschlafen. Die Nacht war unruhig. Das gewohnte Bett fehlt, Schlafcouch und Couch sind für unsere alten Rücken nicht so optimal. Im Laufe des Tages werden wir für den Gatten ein Luftbett bestellen, auf dem er hoffentlich besser schläft als auch der viel zu schmalen und kurzen Couch (nicht, dass ich es ihm nicht gesagt hätte ...). Mein Luftbett kommt, wenn die Schlafcouch abgeholt wurde, denn solange halte ich es für ein, zwei Nächte darauf aus. Für zwei ist die Schlafcouch allerdings zu schmal, und der Gatte möchte nicht, dass ich sie ihm überlasse und selbst auf dem Sofa schlafe.

Vor dem Frühstück erstmal einen Kaffee. 

Frühstück, sehr improvisiert, weil wir immer nur auf Stippvisite im alt-neuen Haus sind. 

Morgenkaffee, dann Frühstück, bevor der Gatte mit dem Fliesen beginnt und ich mit dem Ausräumen weitermache.

Äpfel aufsammeln für den Fairteiler und einen Geburtstagskuchen für den Gatten.

Unterlagen schreddern. Ich sehe schnell ein, dass es zu viele sind und werde eine Datenmülltonne bestellen.

Wir arbeiten bis zum frühen Nachmittag, dann machen wir uns stadtfein, um Mudderns zum Eisessen abzuholen. Mudderns ist schlecht drauf, das Zusammensein wird anstrengend und schwierig. 

Im Eiscafé. Der Gatte isst zum ersten Mal in seinem Leben Spaghetti-Eis!

Bislang waren wir meistens an Markttagen in der lindgrünen Hölle, und dann ist das NS-Mahnmal mit Marktständen umlagert. Heute kann ich es mir mal kurz anschauen und finde es so schwierig wie nach den bisherigen flüchtigen Blicken vermutet. 

Nach dem Eisessen zeigt Mudderns uns ihr Einzelzimmer im Pflegeheim, wo sie seit fünftem Juli wohnt. Es ist klein, aber ich habe wieder mal das Gefühl, sie ist froh, das große Haus losgelassen zu haben. Ihr Aktionsradius wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Wir versuchen herauszufinden, was sie aus dem Haus an Erinnerungsstücken mitnehmen möchte - vergeblich. Mudderns hat mit diesem Teil ihres Lebens so sehr abgeschlossen, dass sie sich an kaum noch etwas erinnert. 

Es ist noch Kuchen vom Vortag da, und wir brauchen Nervennahrung und Seelenfutter ... 

Als meine Großeltern 1949 nach Hamburg kamen, eröffneten mein Großvater und mein Onkel eine Bett- und Liegemöbelfabrik. Dieser Schaukelschemel stammt noch aus ihrer Produktion. Ich entdeckte ihn durch Zufall und werden ihn aufarbeiten. 

Wie vor vier Wochen blühen die Herbstanemonen. 

Der Abend ist ruhig. Der Gatte fliest noch ein bisschen, während ich schlichtweg von der Begegnung mit Mudderns erschöpft bin und am liebsten schliefe. 

Schon mal langsam das Abendessen vorbereiten. Weil es bei Mudderns kein scharfes Messer gibt, ich die vorhandenen auch nicht geschärft bekam, zog mein knapp 30 Jahres altes Kibbuz-Messer mit um. Das bekommt alles klein.

Im Heizungskeller liegen die ersten Fliesen! 

Uns macht diese Puppe eher Angst, aber Mudderns liebt sie, und so wird sie repariert, zieht mit ins Pflegeheim. 

Beim Abendessen lassen wir nochmal die Begegnung mit Mudderns Revue passieren. Sie baut zunehmend ab, körperlich und geistig. Der Gatte, der sie zuletzt Ostern längere Zeit sah, ist entsetzt und teilt meinen Eindruck. Wir beschließen, dass Mudderns keine Möbel mitnimmt. Es wäre eh kein Platz, und den einzigen Platz, an dem ein gemütlicher Sessel stehen könnte, hat sie für ihren Gehwagen reserviert. Also werde ich die Kisten mit ihren zurückbehaltenen Sachen nochmal durchgehen und mehr zum Entrümpler geben als ursprünglich gedacht. Sicher bleibt nur die alte Schildkröt-Puppe, die sie Weihnachten 1947 geschenkt bekam. Ein anderes Mädchen war damals sehr traurig, denn deren Vater tauschte die Puppe bei meinem Großvater gegen Kohle ein, um seine Familie über den Winter bringen zu können. Ein Teil von Mudderns Familie arbeitete im Bergbau, brauchte sich um Kohle wenig Sorgen zu machen. 

Wenn der Marienkäfer klingelt, ist das Abendessen fertig.

Das Abendessen ist fertig. Es gibt Salat mit den Resten des Grillhuhns vom Vorabend und gebackene Brötchen mit Kräuterbutter. Für beides gibt es kein Rezept in der Kombüse.

Eigentlich wollten wir noch etwas Scrabble spielen, aber wir sind mit Einsetzen der Dunkelheit schlagartig müde. Das alt-neue Haus ist nicht wirklich gemütlich, weswegen wir uns meistens auf der Terrasse aufhalten. Dafür wird's abends aber langsam zu kalt. Die einzige intakte Stehlampe hat Mudderns mit ins Heim genommen (und wir vergaßen, eine von uns aus der Wohnung mitzunehmen), überall stehen Kartons und Kisten ... Der Fernseher funktioniert nicht, weil ich nicht damit rechnete, dass die Fernbedienung für den Receiver Mudderns Logik entsprechend an einem völlig anderen Ort liegt als Fernseher und Receiver stehen, sie deswegen nicht dem Receiver zuordnete und als Elektroschrott entsorgte. Da muss eine neue bestellt werden, zumindest, solange wir noch keinen digitalen TV-Anschluss haben.

Darf ich am kommenden Tag nicht vergessen. Spoiler: Der kommende Tag entwickelt sich rasant anders als gedacht.

Den Abend verbringe ich lesend* in einem vollgestellten Zimmer, das eines Tages hoffentlich meines wird. 

Und weil ich davon überrascht wurde, dass "Operation Werwolf*" eine mehrbändige Reihe ist, habe ich die anderen Bände natürlich nicht auf dem Tolino ... Also fange ich noch "Als die Flut kam*" an. Schlafschaf und Kleiner Großfußhase lesen natürlich mit. 

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. August 2020 lebte sich Schwiegermutter gerade in der Seniorenwohnanlage ein, war der Gatte noch gesund, fuhren wir am kommenden Tag nach Dänemark. Am 28. August 2021 war der Gatte schon krank, wartete auf die Entscheidung über seine Verrentung, musste ich arbeiten, holten wir abends Tante ab, um in der kommenden Woche einen runden Gatten-Geburtstag zu feiern.

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